Bedienung des Triebwagens |
|||
Navigation durch das Thema | |||
Die Bedienung des
Triebwagens
oblag natürlich dem
Lokomotivpersonal.
Dabei musste dieses den Zug übernehmen und die Fahrten durchführen. Die
erste Herausforderung, war der Weg zum Arbeitsplatz. Der Zugang erfolgte
über die
Einstiegstüren.
Da jedoch die Steuerung nicht aktiv war, konnten die Türen nicht auf
normale Weise geöffnet werden. Daher mussten die Türen mit dem Verfahren
der Notöffnung geöffnet werden. Um die ersten Massnahmen zur Inbetriebnahme durchzuführen, mussten die Arbeiten im Trieb-wagen verteilt ausgeführt werden. Das bedeutet, dass sich das Lokomotivpersonal durch das ganze Fahrzeug bewegen musste. In der Mitte waren im Apparateschrank die Hähne zu den Hauptluftbehältern zu öffnen und die Batte-rie einzuschalten.
Ab sofort stand nun etwas Licht zur Verfügung.
Sie haben richtig gelesen, denn bisher war es schlicht dunkel. Nachdem diese Handlungen ausgeführt worden waren, konnte sich das Personal in einen der Füh-rerstände begeben. Die weiteren Arbeiten waren daher am eigentlichen Arbeitsplatz auszuführen.
Betrachten wir deshalb den
Führerstand
und somit den Arbeitsplatz des Lokführers genauer. Wobei wir genauer
genommen von einer beengten
Führer-kabine
sprechen, denn viel Platz stand dem
Loko-motivpersonal
nicht zur Verfügung.
Der Zugang zur
Führerkabine
war mit einer Türe verschlossen. Diese war in der Regel zu und wurde nur
geöffnet, wenn der
Führerstand
mit einem Lokführer besetzt war. Damit der Zugang zur Kabine nicht von
unbefugten oder neugierigen Personen geöffnet werden konnte, war die Türe
nicht mit einer Türfalle ausgerüstet worden. Daher konnte der Riegel nur
mit dem speziellen Schlüssel mit einem Vierkant geöffnet werden.
In der Kabine für den Lokführer mussten die
Steuerschalter,
der
Steuerkontroller
und die
Bremsventile
untergebracht werden. Das war nicht leicht, denn bei allen erwähnten
Punkten handelt es sich um Handlungen, die auch während der Fahrt
verändert wurden. Schalter, wie für die
Beleuchtung
und die
Heizungen
im
Führerraum
wurden an die Rückwand verschoben und befanden sich daher im Rücken des
Lokführers. Dank dem Verriegelungskasten, der vor wenigen Jahren einge-führt wurde, waren zumindest die Steuerschalter kleiner gewor-den und benötigten daher deutlich weniger Platz.
Zudem konnten diese Schalter nun auch an
schmalen Stellen montiert werden, was gerade bei engen
Führerständen
genutzt wurde. Der Führerstand wirkte aufgeräumt und daher über-sichtlich.
Zudem war die Handhabung dem Personal bekannt. Mit den diversen Steuerschaltern wurde der Triebwagen schliess-lich in Betrieb genommen. Dazu wurde der Führerstand besetzt, der Stromabnehmer gehoben und schliesslich der Hauptschalter eingeschaltet.
Der Lokführer musste mit dem
Hauptschalter
warten, bis der
Stromabnehmer
den Fahrdraht berührte. Eine direkte Rückmeldung, ob dieser den
Fahrdraht
berührte und ob
Spannung
in der
Fahrleitung
war, gab es jedoch nicht.
Es musste daher ein Einschaltversuch
unternommen werden. Daher wurde der
Steuerschalter
für den
Hauptschalter
betätigt. Wegen dem Befehl schaltete der Hauptschalter ein. War keine
Spannung
vorhanden, wurde dieser jedoch nach kurzer Zeit wieder ausgeschaltet. Es
musste erneut ein Einschaltversuch unternommen werden. Bei einer Störung
konnte der Hauptschalter nicht eingeschaltet werden, oder schaltete
automatisch wieder aus.
Nachdem der
Triebwagen mit Hilfe der
Steuerschalter in
Betrieb genommen wurde, standen nun alle Funktionen zur Verfügung. Das
galt auch für die Türen, die nun auf normale Weise geöffnet werden
konnten. Bevor jedoch die Fahrt aufgenommen werden durfte, mussten die
Bremsen in Betrieb genommen werden. Diese Reihenfolge war geregelt und
unterschied sich bei den einzelnen
Triebfahrzeugen der BLS-Gruppe nicht.
Die pneumatischen
Bremsen des
Triebwagens wurden, wie
es der Name schon sagt, mit
Druckluft betrieben. Diese wurde im
Kompressor
erzeugt und in den
Hauptluftbehältern gespeichert. Über die
Apparateleitung konnte diese Druckluft von den Bremsen genutzt werden.
Damit deren Funktion geprüft werden konnte, musste zugewartet werden, bis
der Kompressor den normalen Betriebsdruck erreicht hatte. Um die direkte Bremse des Triebwagens zu prüfen, wurde mit dem entsprechenden Ventil von Westinghouse eine Bremsung eingeleitet. Dabei drehte man am Handrad im Uhrzeigersinn und am Manometer stieg der Druck im benachbarten Bremszylinder an.
Anschliessend drehte der Lokführer
in die andere Richtung und die
Bremse löste sich wieder. Es war für diese
einfach aufgebaute Bremse auch ein einfaches
Ventil verwendet worden. Mit der Regulierbremse konnte ein maximaler Druck von 3,9 bar erzeugt werden. Damit war es möglich, dass der Triebwagen alleine mit der direkten Bremse angehalten werden konnte.
Der Grund war simpel,
denn beim erwähnten Druck handelte es sich um den maximal im
Bremszylinder
zugelassenen Druck. Jedoch war es schwer diesen End-druck zu erreichen, da
mit zunehmendem Druck die Bedienung anstrengender wurde.
Bei der Prüfung der indirekten
Bremse nach
Westinghouse, konnte man nicht sofort beginnen. Zuerst musste die
Hauptleitung gefüllt werden. Erst wenn dort der Enddruck von fünf
bar
erreicht wurde, konnte mit der Prüfung begonnen werden. Daher verbrachte
der Lokführer das
Führerbremsventil zuerst in die Fahrstellung oder nutzte
bei einem längeren Zug sogar die
Füllstellung. In der Regel reichte beim
Triebwagen die Fahrstellung.
Speziell war, dass die Rückmeldung der gelösten
automatischen Bremse nur anhand des vordersten
Bremszylinders geprüft
werden konnte. Der Grund war die Anzeige im
Führerstand, denn diese war
lediglich für diesen Bremszylinder vorhanden. Die anderen
Zylinder
befanden sich in den Apparateschränken und im hinteren Führerstand. Eine
Kontrolle der
Bremsen des hinteren Teiles musste daher manuell erfolgen. Beim Führerbremsventil handelte es sich um ein Bremsventil der Bauart Westinghouse W4. Diese war bei den meisten Fahrzeugen in der Schweiz eingebaut worden und es war damit dem Personal bekannt.
Das
Ventil besass eine Nachspeisefunktion, aber keine
Druckregelung. Das erforderte eine etwas erhöhte Aufmerksamkeit auf den
Druck in der
Hauptleitung. Besonders beachtet werden musste das bei
Bremsungen. Mit dem Führerbremsventil wurde schliesslich die vor der Fahrt erforderliche Bremsprobe durchgeführt. Die korrekte Funktion war vorhanden, wenn die Bremsklötze angelegt wurden und wieder gelöst werden konnten.
Kontrolliert wurde das anhand des Manometers der ersten
Achse der
besetzten Hälfte. Jedoch fehlte diese von der zweiten Hälfte. Deren
Bremsen mussten von aussen kontrolliert werden, was bei den Schürzen nicht
leicht war. Mit dem Abschluss der Bremsprobe war der Triebwagen fahrbereit und die Sicherung, die bisher mit der Handbremse sichergestellt wurde, konnte gelöst werden. Bevor dies jedoch erfolgte, wurde die Sicherung von der Regulierbremse übernommen.
So war der
Triebwagen immer
mit einer
Bremse gesichert, wenn er nicht gefahren ist. Eine
Sicherheitsmassnahme, die sich seit Jahren bewährt hatte und die daher
nicht verändert wurde. Im Gegensatz zu den anderen Bedienelementen fand die Handbremse jedoch in der Führerkabine keinen Platz mehr und musste auf der anderen Seite, also bei der Sitzbank für die Reisenden, montiert werden.
Das hatte einen Nachteil, denn ein besonders hinterlistiger Reisender
konnte die
Handbremse im unbesetzten
Führerstand anziehen. Diese Handlung
blieb unbemerkt und führte schliesslich zu einer
Bremsstörung.
Es wird nun Zeit, dass wir mit dem
Triebwagen an den
Bahnsteig fahren. Schliesslich musste der
Fahrplan eingehalten werden.
Damit das erfolgen konnte, musste die Fahrrichtung mit dem Griff zum
Wendeschalter gewählt werden. Das war keine sehr schwere Handlung. Schob
man den Griff nach vorne, fuhr der Triebwagen auch in diese Richtung. Man
baute daher logische
Abläufe ein und verhinderte so, dass es zu
fehlerhaften Handlungen kam.
Um die Fahrt zu beginnen musste auch noch die letzte
Bremse gelöst werden. Gleichzeitig verdrehte der Lokführer den zentral
angeordneten
Steuerkontroller im Uhrzeigersinn um eine Rastrierung. Die
Fahrmotoren begannen unverzüglich mit der Arbeit und der
Triebwagen
bewegte sich. Je nach Situation mussten dazu aber auch mehrere Stufen
eingeschaltet werden. Welche es war, wusste das
Lokomotivpersonal sehr genau.
Je weiter der Lokführer den
Steuerkontroller im
Uhrzeigersinn bewegte, desto höher war die gewählte
Fahrstufe und somit
die
Zugkraft. Diese Zugkraft wurde vor dem Lokführer an einem Ampèremeter
angezeigt. Es war somit die Aufgabe des Lokführers, dass die zulässigen
Werte nicht überschritten wurden. Bei zu viel Mut konnte es passieren,
dass ein
Relais die Zugkraft schlagartig abschaltete. Man durfte danach
wieder von vorne beginnen.
Wegen der verwendeten
Hüpfersteuerung, wurden die
einzelnen
Fahrstufen nicht zugeschaltet, sondern sie wurden ausgewählt.
Der Befehl des Lokführers wurde daher unverzüglich umgesetzt. Verbrachte
man den
Steuerkontroller von der Mitte in die Position der Stufe drei, war
diese sofort zugeschaltet. Diese direkte Ansteuerung erlaubte schnelle
Schaltfolgen, was gerade im
Regionalverkehr ein grosser Vorteil war.
Drehte man den
Steuerkontroller in die entgegengesetzte
Richtung, wurde die
Zugkraft reduziert und beim Erreichen der mittleren
Stellung ausgeschaltet. Die
Hüpfer reagierten daher auch jetzt
unverzüglich, so dass man keine
Trennhüpfer benötigte um die Zugkraft
schlagartig abzuschalten. Die normalen Hüpfer der
Hüpfersteuerung
übernahmen diese Aufgabe. So war eine schnelle und zuverlässig
funktionierende Steuerung vorhanden. Um Warnsignale zu erteilen, oder um das Personal im Gleis auf den fahrenden Triebwagen aufmerksam zu machen, war eine Lokpfeife vorhanden. Diese wurden mit einem Knopf im Steuerkontroller aktiviert.
Je stärker auf den Knopf gedrückt wurde, desto höher war der
Druck der
Druckluft. Dadurch entstanden in der
Lokpfeife unterschiede Klänge.
Die akustische
Signalbilder der Schweiz waren daher der Geschicklichkeit des
Personals zu verdanken. Um eine bestimmte Geschwindigkeit zu fahren, musste der Lokführer mit der richtigen Fahrstufe die passende Zugkraft wählen. Eine automatische Regelung derselben war nicht vorhanden.
Mit der notwenigen
Erfahrung wusste das
Lokomotivpersonal jedoch, welche Stufe wo eingestellt
werden musste. Wenn dies jedoch nicht gelang, war die
Zugkraft sehr
schnell korrigiert, da man schnell schalten konnte. Damit der Lokführer die Geschwindigkeit nicht schätzen musste, war an der rechten Wand ein Geschwindigkeitsmesser montiert worden. Dabei kamen in den beiden Führerständen unterschiedliche Modelle zur Anwendung.
So wurden in einem
Führerstand die von der Geschwindigkeit
abhängigen Funktionen aktiviert und im anderen Führerstand die Fahrdaten
aufge-zeichnet. Diese Aufzeichnung musste nach der Arbeit entnommen werden.
Verzögert werden konnte der
Triebwagen mit einer der
pneumatischen
Bremsen. Diese Bremse stand in jedem Fall zur Verfügung und
wurde deshalb vor der Fahrt geprüft. Da der Triebwagen jedoch über eine
elektrische
Widerstandsbremse verfügte, war das nur der Fall, wenn
angehalten werden musste, oder wenn die elektrische
Bremskraft wegen einer
Störung nicht zur Verfügung stand. So konnten die
Bremsklötze geschont
werden. Um die elektrische Widerstandsbremse des Trieb-wagens zu aktivieren, musste mit dem Steuerkon-troller gearbeitet werden. Dazu wurde der Steuer-kontroller einfach aus der Mittelposition gegen den Uhrzeigersinn verdreht.
Die Wendeschalter gruppierten nun die
Fahrmotoren
so um, dass der elektrische Bremsbetrieb möglich wurde. Anschliessend
konnte die
Bremskraft auf ähnliche Weise, wie die
Zugkraft geregelt
werden. Das heisst, der Lokführer konnte mit dem Steuer-kontroller die Bremskraft im vorgesehenen Rahmen erhöhen oder reduzieren.
Damit war jedoch keine Bremsung bis zum Stillstand möglich, so
dass die
elektrische
Bremse vor dem Halt abgeschaltet wurde, und der Zug
mit der pneu-matischen
Bremse angehalten werden konnte. Je-doch hatte dazu
der Lokführer eine zweite Hand und konnte die pneumatische Bremse parallel
bedienen.
Hielt der Zug an einem
Bahnsteig, musste der Lokführer
vor dem Halt die Verriegelung der Türen lösen. Daraufhin konnten die
Fahrgäste die Türen öffnen und aussteigen. Nach dem Aufenthalt fertigte
der
Zugführer den Zug mit dem Schalter ab und stieg ebenfalls ein. Jetzt
schloss der Lokführer die Türen wieder. Die nun verriegelten Türen konnten
nicht mehr geöffnet werden und Fahrt konnte fortgesetzt werden.
Nach dem Einsatz wurde der
Triebwagen wieder
abgestellt. Dazu musste die
Druckluft auf den maximalen Druck erhöht
werden. Danach wurde das Fahrzeug ausgeschaltet. Zum Schluss der Arbeiten
waren schliesslich wieder die Hähne zu den
Hauptluftbehältern an der Reihe
und wurden geschlossen. Anschliessend konnte der Lokführer den Zug
verlassen indem er eine Türe manuell öffnete. Zum Schluss schloss er sie
wieder.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2018 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |