Inbetriebnahme und Einsatz |
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Beim Betriebseinsatz der Baureihen BCFe 4/8 und ABDe 4/8 behandeln
wir nun alle
Triebwagen
als eine Einheit. Da wir hier einen zeitlichen
Ablauf
haben, können so die Veränderungen mit den zusätzlichen Triebwagen schön
aufgezeigt werden. Die lange Zeit der Ablieferungen und die Veränderungen,
die sich aus den neuen Herausforderungen ergaben, führten aber dazu, dass
immer wieder ein neuer Triebwagen dazu kam. Der Auftrag an die Industrie erging während des zweiten Weltkrieges. In dieser Zeit waren Rohstoffe in der Schweiz nur beschränkt verfügbar. Es fehlte Kupfer und Stahl. Selbst die benötigten Rollenlager konnten nicht beschafft werden. So wurden die Pläne notgedrungen in die Schubladen gelegt.
Man musste bei der
Industrie warten, bis genügend Metall vorhanden war und man mit dem Bau
der neuen
Triebwagen
beginnen konnte. Die BLS-Gruppe musste notgedrungen auf die neuen Triebwagen warten. Zwar hätte man sie dringend benötigt, aber ohne Rohstoffe konnte man nicht arbeiten.
Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB behalfen sich mit
ausgemusterten
Lokomotiven.
Aus den alten Dampflokomotiven wurden so neue elektrische
Triebfahrzeuge.
Diese Lösung konnte die BLS zwar auch anbieten, nur hätte das im Bestand
empfindliche Lücken hinterlassen.
Als die Not nach dem Krieg gelindert war und die Rohstoffe wieder
importiert werden konnten, wurde mit dem Bau begonnen. Die Arbeiten wurden
bevorzugt, denn die Wartezeit sollte aufgeholt werden. Schliesslich konnte
der
Triebwagen
gegen Ende des Jahres 1945 fertiggestellt werden. Die Feiertage über
Weihnachten sorgten jedoch dafür, dass der erste Zug in den ersten Tagen
des Jahres 1946 ausgeliefert wurde.
Angeliefert wurde der
Triebwagen
von Genève, wo die SAAS die Endmontage durchführte. Die Reise führte
unweigerlich über die Strecken der Schweizerischen Bundesbahnen SBB.
Längst konnten die
Triebfahrzeuge
der BLS-Gruppe
diese Fahrten in eigener Kraft absolvieren. So war das keine grosse
Überraschung und vielleicht nahmen die Leute den Zug bei der Fahrt nicht
bewusst wahr. Nur, mit seinen Farben war er nicht zu übersehen. Sofort nach der Ankunft in Spiez begann man damit, den Zug auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Probefahrten wurden auf dem ganzen Netz der BLS-Gruppe durchgeführt. Die Strecke über den Lötschberg diente der Bestimmung der Anhängelast und die Fahrten über die GBS nach Bern und Neuenburg waren für die Laufeigenschaften wichtig.
Besonders die engen und verschlungenen Weichen-strassen des
Bahnhofes
Bern waren immer wieder eine Herausforderung. Der Bahnhof Bern und die Züge der GBS und der BN waren für die Hersteller immer wieder eine Herausforderung. So fuhren die Züge der BLS-Gruppe im gebogenen Bahnhof ausgerechnet in den hintersten Geleisen ein.
Dort wurden die
Kurven
besonders eng. Gewisse Weichenstrassen im
Vorbahnhof
konnte man ge-linde gesagt als unmöglich bezeichnen. Ausge-rechnet die GBS
musste über diese Hindernisse fahren, was schon öfters bei den
Triebwagen
Probleme verursachte.
Dabei zeigte sich sehr früh, dass der lange Wagenkasten in diesen
Weichenstrassen gefährliche Situationen hervorrufen könnte. Da die
Triebdrehgestelle
sehr nahe montiert wurden, war der Achsstand zu den
Laufachsen
sehr gross. Das führte dazu, dass der
Stossbalken
zur Seite gedrückt wurde. Die Folge waren gefährlichen
Überpufferungen.
Ein Problem, wenn
Reisezugwagen
zur Verstärkung mitgeführt wurden.
Die runden
Pufferteller
waren zu klein, um die Aufnahme der
Stosskräfte
in jedem Fall zu garantieren. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB hatten
vor Jahren ähnliche Erfahrungen mit den
Lokomotiven
der Baureihe Ae 4/7
gemacht. Dort führten rechteckige Pufferteller zum Erfolg. Die BLS-Gruppe
musste daher bei den neuen BCFe 4/8 ebenfalls solche Pufferteller
montieren. So konnten die Probleme gelöst werden.
Nur beim letzten der drei
Triebwagen
konnte das noch im Werk erfolgen, so dass er im Frühjahr 1946 mit
rechteckigen
Puffertellern
abgeliefert wurde. Die beiden anderen Triebwagen wurden sehr schnell damit
ausgerüstet, so dass man drei einheitliche Triebwagen erhalten hatte. Die
Probefahrten
konnten weitergehen und so auch die letzten Einstellungen vorgenommen
werden. Damit konnte die
Inbetriebsetzung
noch im Frühjahr 1946 abgeschlossen werden.
Die drei
Triebwagen
wurden dem regulären Betrieb auf den entsprechenden Bahnen zugeführt. So
wurde die Nummer 741 der Spiez – Erlenbach – Zweisimmen Bahn SEZ
übergeben. Diese
Bahngesellschaft
entstand vor Kurzem aus der SEB und EZB. Der reguläre Verkehr zwischen
Spiez und Zweisimmen und somit im Simmental, sollte mit einem weiteren
modernen Triebwagen beehrt werden. Der BCFe 4/8 war dabei etwas kräftiger. Ähnlich zeigten sich die Einsätze auch bei den anderen Triebwagen. Speziell an den beiden war, dass sie sich im Raum Bern durchaus begegnen konnten. Da jeder aber eine andere Richtung einschlug, blieben die Kabel der Vielfachsteuerung dort, wo sie hingehörten. Es fehlte dazu schlicht der zweite baugleiche Triebwagen auf einer Strecke.
Das war jedoch nicht der Fall und so wurde die Einrichtung nie
benutzt. Selbst entsprechende Tests gab es nicht. Während die Reise bei der BN klar war, müssen wir uns die GBS etwas genauer ansehen. Auf der Linie nach Schwarzenburg verkehrte der relativ neue Triebwagen BCFe 2/6. Daher wurde der neue BCFe 4/8 in Richtung Belp und Thun eingesetzt. Dort konnte man die alten Lokomotiven ablösen.
Daher wurde die Nummer 742 nahezu ausschliesslich im Gürbetal
verwendet. Die
Trieb-wagen
hatten ihre Strecken erhalten.
Der
Regionalverkehr
konnte mit den
Triebwagen
auf den
Fahrplanwechsel
1946 übernommen werden. Dabei wurden sie im regulären Betrieb auf den
jeweiligen Strecken eingesetzt. Wobei hier nicht mehr von einer festen
Zuteilung zu den mitbetriebenen Bahnen der BLS-Gruppe
gesprochen werden konnte, wenn irgendwo Not herrschte und einer dieser
Triebwagen wegen einem Defekt ausfiel, half man aus.
So kam es, dass plötzlich der
Triebwagen
mit der Anschrift GBS auf der SEZ verkehrte und umgekehrt. Nur zwei
Triebwagen zusammen auf ein und derselben Strecke sah man nicht. Wenn ein
Triebwagen im Unterhalt war, musste wieder Ross und Wagen her. Die
langsame
Lokomotive
übernahm dann den Verkehr wieder. Die Einhaltung eines
Fahrplanes
war so nahezu unmöglich, denn man hatte sich auf die neuen Triebwagen
eingestellt. Natürlich stürmten die Leute zu Beginn die neuen Triebwagen förmlich. Der neue blau/creme Triebwagen wirkte einladend. Schnell wurde aus den drei Triebwagen der neue «blaue Pfeil».
Eine Annäherung an die bereits zur Legende gewordenen
Roten Pfeile der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Man suchte im Raum Bern förmlich nach
modernen neuen Fahrzeugen, auch wenn diese nach dem Krieg noch fehlten.
Im Einsatz zeigte sich dann, dass die für drei Personen gedachten
Sitzbänke in der dritten
Wagenklasse
nur mit zwei Personen besetzt wurden. In Stosszeiten konnte man
beobachten, dass die Leute lieber standen, als das sie sich zu dritt auf
eine Sitzbank niedergelassen hätten. Entsprechende Hinweise vom
Zugpersonal
wurden schlicht ignoriert. Meistens war das kein Problem, aber wenn der
Triebwagen
gut besetzt war, ging man davon aus, dass die Sitzplätze auch genutzt
würden.
Die Reaktionen der Leute blieben nicht aus, sie schätzten den
Komfort, den der neue
Triebwagen
bot. Sie bemängelten aber die engen Sitze in der dritten
Wagenklasse.
Man bezeichnete die Lösung schon als Zumutung, oder «Hühnerkäfig». Wobei
das sicherlich noch die schöneren Worte waren. Die Leute waren dabei mit
ihren Worten sicherlich sehr kreativ. Die Lösung waren neue Sitze, denn
damit konnte man nicht arbeiten.
Warum waren die Proteste der Leute so umfangreich? Bisher waren solche
Bestuhlungen in der dritten
Wagenklasse üblich und niemand störte sich
daran.
Es musste etwas
während dem zweiten Weltkrieg passiert sein. Den Grund fand man bei den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Dort wurden seit einigen Jahren neue
Leichtstahlwagen eingesetzt, die auch in der dritten Wagenklasse nicht so
eng bestuhlt wurden. Das freundliche und elegante äussere Erscheinungsbild unter-stützte den Effekt des modernen komfortablen Triebwagens noch zusätzlich. Stieg man jedoch in den Zug, befand man sich im letzten Jahrhundert wieder.
Hier
erachteten die Leute schlicht nichts als modern. Was vor wenigen Jahren
bei den BCFZe 4/6 noch akzeptiert wurde, war jetzt ein Ärgernis. In den
letzten Jahren gab es einen Auf-schwung und den wollte man auch im Zug
spüren.
Auch das
Lokomotivpersonal war über den neuen
Triebwagen nicht nur erfreut. Die
enge Kabine, in die man sich zwängen musste, war nicht überall beliebt.
Lies man die Tür offen, rückten die Fahrgäste dem Lokführer schon mal auf
die Pelle. Machte man die Tür zu, konnte man sich kaum bewegen. War dann
noch ein
Heizer dabei gab es immer wieder Ärger mit den Fahrgästen. Die
offenen
Führerstande waren daher nicht so beliebt.
Die Züge, die regelmässig in Bern einfuhren, wurden immer wieder gesehen.
Besonders von Leuten, die in die Bundeshauptstadt reisten um dort für ihre
Bahnen um ein paar Franken Bundeshilfe zu ersuchen. Das neue Fahrzeug
wurde daher sicher immer wieder genauer untersucht und bewundert.
Besonders die Tatsache, dass er alleine verkehren konnte, gefiel den
Fachleuten aus dem Inland. Im Ausland wirkten die
Triebwagen nicht so gut.
Immer wieder wurden diese
Triebwagen offiziell begutachtet, aber keine
andere Bahn bestellte solche Triebwagen. Man setzte bei diesen Bahnen
meistens auf die
Pendelzüge mit
Vielfachsteuerung, wie es sie bei den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB gab. Die sehr flexiblen
Kombinationsmöglichkeiten, die auch ein Einsatz der Triebwagen als
Lokomotive erlaubte, passten besser zu den meisten Bahnen der Schweiz. Die BLS-Gruppe war mit ihren alleine fahrenden Triebwagen alleine. Wer einen sehr flexiblen Fuhrpark haben wollte, fand bei den Staatsbahnen sehr flexibel wirkende Lösungen vor.
Während der
Triebwagen im Raum Bern vier
Wagen mitführte, schleppte im Raum Zürich der gleiche Triebwagen sechs
Wagen durch die Gegend. Mit einem passenden
Steuerwagen musste man
lediglich die Wagen auswechseln und diese waren billiger als ein
Triebwagen.
Wir müssen hier jedoch bedenken, dass die meisten
Privatbahnen in der
Schweiz einen alleine fahrenden
Triebwagen einsetzten. Dieser reichte für
die Nachfrage durch den Tag meistens aus. Besonders
Leistungen, wie es sie
auf der BLS gab, waren selten. Um einen Zug am Tag zu verstärken, reichte
oft der alte zweiachsige Wagen aus den Zeiten der Eröffnung. So eine
Bahngesellschaft braucht keinen grossen Doppeltriebwagen.
Als sich der Erfolg dieser
Triebwagen auf der GBS abzuzeichnen begann, war
klar, dass auch auf der BLS solche Triebwagen eingesetzt werden sollten.
Der dort eingesetzte BCFZe 4/6 war immer weniger in der Lage die Leute
aufzunehmen. Unterstützt wurde er von den alten Modellen und immer wieder
griff man zu Ross und Wagen. Die
Lokomotive
Be 5/7 mit zwei Wagen auf der
Südrampe wirkte nicht sehr modern.
Gerade an schönen Tagen im Sommer reisten sehr viele Wanderer aus dem
Mittelland mit den
Triebwagen der BLS-Gruppe in die Berge des Berner
Oberlandes. Das sorgte somit auch an den Wochenenden für einen guten
Umsatz. Die Triebwagen platzten jedoch aus allen Nähten. Zudem wollte man
diesen Gästen nicht das alte
Rollmaterial zumuten. Was für die
einheimische Bevölkerung ausreichte, war für weiter entfernte Leute eine
Zumutung.
Zudem konnten so auch
Triebwagen als Reserve vorgehalten werden, was den
Einsatz dieser
Triebfahrzeuge vereinfachte. Schliesslich stellte die BLS,
die Fahrzeuge der Reserve. Wenn der Zug auf der SEZ in den Unterhalt
musste, sollte ein Triebwagen der BLS einspringen können. Nur, die BLS
hatte keine vergleichbaren Triebwagen und musste immer wieder mit
Lokomotive und Wagen aushelfen. Ab und zu zog man auch den
BCFZe 4/6 ab.
Der zusätzliche Bedarf wurde mit drei
Triebwagen errechnet. Ein Zug sollte
als Reserve für alle anderen Triebwagen im Bestand der BLS sein. So hätte
man besser auf kurzfristige Schwierigkeiten reagieren können. Jedoch
machte man den Handel ohne den Reisedienst der BLS. Dieser stellte
ebenfalls Anforderungen an diese Triebwagen, die dann im
Pflichtenheft
einflossen. Mit drei Triebwagen wurde es wieder eng, trotzdem blieb es bei
dieser Menge.
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