Betriebseinsatz Teil 3

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Nachdem sich die Triebwagen mit den Nummern 741 bis 743 aus dem aktiven Einsatz zurückgezogen hatten, blieb die Arbeit bei den vorhandenen zehn Triebwagen hängen. Zwar standen sie noch in irgendeinem Gleis, aber an einen Einsatz war nicht zu denken. Ihre Leistung war zu schwach geworden und mit 110 km/h selbst auf den Strecken der BLS-Gruppe zu langsam geworden. Daher rechnete niemand mehr mit den drei Fahrzeugen.

Die mit Vielfachsteuerung versehenen zehn Triebwagen verkehrten meistens zusammen mit einem Steuerwagen. Bei den umgebauten Nummern 746 bis 750 war das sogar zwingend nötig. Daher wurden sie auf den nachfragestarken Strecken eingesetzt. Das waren neben der Lötschbergstrecke auch die Linie von Bern nach Neuchâtel. Ab und zu liess sich einer dieser fünf Triebwagen auch im Gürbetal blicken.

Lediglich die Nummern 751 bis 755 traf man gelegentlich noch in alleiniger Fahrt an. Aus dieser Reihe nahm man auch die Reserve. So nutzte man den Vorteil dieser fünf Triebwagen optimal. Das soll aber nicht heissen, dass bei besonderen Anlässen nicht auch zwei Triebwagen mit einigen Zwischenwagen der Bauart Einheitswagen verwendet wurden. Die wenigen vorhandenen Steuerwagen konnten so optimal verwendet werden.

Blicken wir auf die Strecken der BLS-Gruppe im Jahre 1993. Die Strecken waren mit den passenden Triebwagen abgedeckt worden. Die Nummern 746 bis 750 verkehrten dabei auf der Hauptstrecke zwischen Thun und Kandersteg, sowie auf der Linie zwischen Bern und Neuchâtel. Dort mussten die dreiteiligen Züge immer wieder mit zusätzlichen Wagen verstärkt werden. Lediglich auf der Lötschbergstrecke musste man dabei auf die Anhängelast achten.

Die Nummern 751 bis 755 verkehrten ins Simmental und nach Interlaken Ost. Daneben gehörte auch die Strecke nach Zweisimmen zum Einsatzplan. Einer bildete zudem die erforderliche Reserve. Man nutzte somit den Vorteil, den diese Modelle boten. Im Gegensatz zu den älteren Modellen konnte man auch auf die Mitgabe des Steuerwagens verzichten. Das war auch seltener der Fall, weil die Strecken nicht so ausgelastet waren.

Mehr oder weniger verloren war das Gürbetal. Dort hatten die neuen Triebwagen der Baureihe RBDe 4/4 die älteren Triebwagen längst verdrängt. Die immer zahlreicheren Modelle breiteten sich auch immer mehr auf den anderen Strecken aus. Nicht selten wurden die ABDe 4/8 im Wechsel mit den RBDe 4/4 eingesetzt. Jedoch so harmonisch sollte das nicht mehr lange zu und hergehen, denn man begann die neuen Modelle zunehmend zu bemerken.

Für etwas Aufsehen im Einsatz der Triebwagen sorgte der ABDe 4/8 mit der Nummer 755. Der Triebwagen war mit dem Steuerwagen Nummer 950 damit beschäftigt die Strecke zwischen Spiez und Zweisimmen zu befahren.

Wie jeden Tag verliefen diese Fahrten ohne nennenswerte Störungen. Die Fahrzeuge und das Personal kannten die Strecke gut. Doch am Dienstag den 09. November 1993 sollte diese Reise kein gutes Ende nehmen.

Während der Triebwagen das romantische Simmental erkundete, war die Schweizer Armee damit beschäftigt den grossen Krieg im Berner Oberland zu proben. Das erfolgte in der Regel ohne grössere Zwischenfälle für den Bahnverkehr. Die Schweizer Bahnen und die Armee verstanden sich recht gut. Zudem simulierte die Armee ja nur und daher war kein Beschuss des fahrenden Zuges zu befürchten. Man konnte von einem normalen Tag sprechen.

Jedoch befuhren die ungeübten Fahrer mit den grossen Lastwagen auch die Landstrasse ins Simmental. Diese war eng und bei Gegenverkehr eines anderen Lastwagens mit einem geübten Fahrer musste man sich gefährlich dem Strassenrand nähern. Der Verkehr im Simmental war an diesem Tag recht stark befahren und so mussten sich die Fahrer konzentrieren. Schnell war da ein kleiner Fehler passiert. Oft ohne grössere Folgen.

Ein unglücklicher Vorfall führte dazu, dass an diesem Dienstag der Lastwagen der Armee von der Strasse geriet. In der Folge rutschte er die nahe Böschung gegen das Bahntrassee ab und blieb gefährlich nahe am Gleis liegen. Viel war dabei nicht passiert. Die Angehörigen der Armee kletterten aus dem Fahrzeug und wollten Hilfe anfordern. Zudem versuchte man den Bahnverkehr anzuhalten, was jedoch nicht so leicht war.

Unglücklicherweise war der Zug schon zu nahe, um noch angehalten zu werden. Der Triebwagen kollidierte seitlich mit dem Lastwagen. Was grundsätzlich kein zu grosses Problem war, da bei der Kollision niemand zu Schaden kam.

Beide Fahrzeuge hätten zwar Schäden davongetragen, aber das war nicht sonderlich schlimm, denn solche Vorfälle gab es an Bahnübergängen immer wieder. Jedoch sollte an diesem Dienstag wirklich alles schiefgehen.

Als hätte sich die ganze Welt gegen diese Fahrzeuge ver-schworen, war der Lastwagen der Armee mit Treibstoffen beladen. Diese gerieten durch die Kollision in Brand und steckten dabei den Lastwagen an.

Unverzüglich wurde die Feuerwehr aufgeboten. Die Wartezeit dauerte lange und das Feuer hatte Zeit, sich auszubreiten. So war der Zug ebenfalls in Brand geraten, als die Feuerwehr eintraf. Die Löscharbeiten konnten schliesslich das Feuer eindämmen und löschen.

Die Betrachtung der Trümmer liess erkennen, dass es um den Lastwagen geschehen war. Doch auch der Triebwagen und sein Steuerwagen trugen schwere Schäden davon. Die genaueren Untersuchungen ergaben dann, dass es sich nicht mehr lohnte, den Triebwagen zu retten. Auch der Steuerwagen musste aufgegeben werden. Neue Triebwagen der Baureihe RBDe 4/4 machten auch den neusten ABDe 4/8 für die BLS entbehrlich.

So führte dieser recht harmlos wirkende Unfall zum Verlust des ganzen Zuges. Somit verblieben noch neun Triebwagen im Einsatz der BLS. Dumm war eigentlich nur, dass einer der neueren Triebwagen verschwand. Es zeigt sich aber auch, dass ein Feuer auch neuere Triebfahrzeuge schnell rettungslos vernichtet. Die Metalle werden glühend heiss und verziehen sich. Die Festigkeit ist nicht mehr gegeben. Das bedingt schnell einen Neubau.

Damit weiter ein Ersatz vorhanden war, zog man einen Triebwagen aus dem aktiven Verkehr ab. Der Ersatz stellte dann ein RBDe 4/4. So rückten die älteren Triebwagen immer wieder ins hinterste Glied. An einen Einsatz der schwachen Triebwagen der Nummerngruppe 741 bis 743 war nicht zu denken, denn diese waren abkommandiert oder standen zum Verkauf. Auch sonst standen die Karten für die Baureihe ABDe 4/8 nicht mehr so gut.

Bei der BLS-Gruppe waren nur noch ABDe 4/8 mit Vielfachsteuerung im Einsatz. Jedoch wurden sie im Berner Oberland zusehends durch die zusätzlich abgelieferten Triebwagen RBDe 4/4 bedrängt.

Damit schlug der Verlust eines Zuges in den Dienstplänen nicht mehr so stark zu. Zumal der Regionalverkehr zwischen Frutigen und Kandersteg seit kurzer Zeit mit Bussen abgewickelt wurde. Damit benötigte man zusätzlich weniger Züge, denn die Fahrt führte ja nur noch bis Frutigen.

Die Zeichen bei den Triebwagen der Reihe ABDe 4/8 standen auf Sturm. Sie waren mittlerweile der älteren Generation angehörig. Die neuen Pendelzüge, zeigten die Vorteile von einzelnen Fahrzeugen sehr gut auf.

Auch wenn der RBDe 4/4 zwingend einen Steuerwagen benötigte, war er flexibler. Zudem erfreuten sich die Leute an den modernen Fahrzeugen. Die Doppeltriebwagen empfand man als älter und daher unangenehmer.

Trotzdem sollte es vorerst bei diesem Vorfall bleiben. Die Triebwagen hatten sich auf Abschnitte zurückgezogen, wo sie noch eingesetzt werden konnten. Neben der Südrampe, waren das die Strecken nach Zweisimmen und Interlaken Ost. Das Gürbetal war beinahe in der Hand der RBDe 4/4. Nach Zweisimmen reichte ein Triebwagen ABDe 4/8 aus. So blieb noch die BN, welche zu einem grossen Teil mit ABDe 4/8 abgedeckt wurde.

Wenn wir genauer hinsehen, erkennen wir, dass die Nummern 746 bis 750 immer mehr auf der BN und somit auf der Strecke zwischen Bern und Neuchâtel verkehrten. Dort konnten die langen Züge optimal eingesetzt werden. Die neueren Nummern, die auch alleine eingesetzt werden konnten, fand man auf der Südrampe und auf der Strecke nach Interlaken Ost. Immer seltener traten diese Triebwagen im Raum Bern in Erscheinung.

Als die BLS-Gruppe die neue Nummerierung, wie sie bei den neu abgelieferten Lokomotiven der Reihe Re 465 verwendet wurde, auch bei den älteren Fahrzeugen einführte, kamen die ABDe 4/8 zur neuen Bezeichnung ABDe 535.

Die drei letzten Ziffern entsprachen den bisherigen Betriebsnummern. Auch die Anschriften an den Triebwagen blieben gleich. Man hatte einfach die Nummern in den Datenbanken eingeführt.

Die Situation bei den Triebwagen bei der Baureihe ABDe 4/8 hatte sich etwas beruhigt. Der Grund war, dass die Auslieferung der neuen Modelle eingestellt wurde.

Kamen keine neuen Triebwagen, gerieten die älteren Modelle schlicht und einfach nicht in Gefahr. Längst waren die ABDe 535 die ältesten Triebwagen der BLS geworden und so war klar, dass es nicht mehr lange dauern sollte, bis ein Ersatz vorgesehen war.

Im Jahre 1999 machte sich die Welt um die Computer sorgen. Sollten diese das neue Jahr schadlos überstehen? Diese Geschichte und die Tatsache, dass er mit 535 747-0 eine Computernummer hatte, veranlassten den ABDe 4/8 dazu den Dienst zu quittieren. Ein Schaden führte ihn in die Werkstätte. Dort bemühte man sich nicht um eine baldige Reparatur. Im Gegenteil, der Triebwagen wurde abgestellt und als Ersatzteilspender missbraucht.

Man benötigte ihn einfach nicht mehr. Die Züge konnten mit den neueren Triebwagen abgedeckt werden. So kam es, dass bei der BLS-Gruppe zum Beginn des Jahres 2000 noch acht Triebwagen der Baureihe ABDe 535 in den Dienstplänen geführt wurden. Es war aber abzusehen, dass es dabei nicht bleiben sollte. Doch noch konnten sich die Leute vor Problemen mit Computern fürchten. Den Triebwagen drohte aber andere Gefahr.

Bei der BLS wurden seit 1999 neue Triebzüge angeliefert. Diese wurden als Baureihe RABe 525 geführt und mit «NINA» be-zeichnet.

Diese nagelneuen RABe 525 funktionierten gut und kamen daher schnell in den Einsatz. Dabei verdrängten sie die RBDe 565 von ihren Strecken. Die machten sich auf die Suche nach Arbeit und fand diese in den Dienstplänen der ABDe 535. Diese wurden somit arbeitslos und neue Arbeit war nicht mehr zu erwarten.

Das neue Jahrtausend brachte den ABDe 535 daher nicht mehr viel Gutes. Die guten Wünsche waren vergessen, als der Triebwagen mit der Nummer 535 746-2 abgestellt wurde. Damit er nicht so alleine war, gesellten sich die ABDe 535 mit den Nummern 535 750-4, 535 752-0 und 535 754-6 dazu. Damit wurden innerhalb weniger Monate insgesamt fünf Triebwagen der Baureihe ABDe 535 arbeitslos abgestellt. Die Zukunft für diese Fahrzeuge sah gar nicht gut aus.

Alle fünf Triebwagen wurden schliesslich nach Kaiseraugst überführt. Damit traten sie eine weite Reise an, ohne zu wissen, dass gleichzeitig ein gewissenhafter Mitarbeiter der BLS einen Strich über ihre Nummern zog. Die Triebwagen wurden aus den Listen gestrichen, oder wie man neu sagte, gelöscht. Die in Kaiseraugst ansässige Firma machte mit den Triebwagen aus dem Berner Oberland kurzen Prozess. Sie fielen der Presse und nicht mehr dem Schneidbrenner zum Opfer.

Damit verblieben nur noch vier ABDe 535 im Bestand der BLS. Der Einsatz dieser Triebwagen war jedoch auch fraglich geworden. Sie wurden im Berner Oberland eingesetzt und immer mehr als Reserve verwendet. Oft wurden sie nur noch eingesetzt, wenn die zahlreichen Pendler schnell zur Arbeit und am Abend wieder nach Hause wollten. Die Kilometerleistungen sanken auf einen bedenklich tiefen Wert, was kein gutes Zeichen sein sollte.

Die verbliebene Flotte geriet daher immer mehr in Bedrängnis, denn die weitere Bestellung von Triebzügen der Baureihe RABe 525 stellte wieder RBDe 565 für das Oberland frei.

So wurde der Triebwagen ABDe 535 748-8 im Frühjahr 2004 im aargauischen Kaiseraugst dem bekannten Schrotthändler übergeben und aus den Listen gestrichen. Wieder ein Doppeltriebwagen war ein Opfer des Schrotthändlers geworden.

So blieben nur noch drei Einheiten übrig, wobei das auch nicht mehr lange Bestand haben sollte, denn das Ende der ABDe 4/8 war besiegelt worden. Die BLS hatte einfach keine Verwendung für diese Triebwagen mehr. So wurde der ABDe 535 749-6 im Jahre 2004 dem Zivilschutz in Goppenstein übergeben. Im Gegensatz zur BLS-Gruppe, hatte man dort noch eine Verwendung für den alten ungeliebten Triebwagen gefunden.

Er konnte noch eine Zeit lang für Rettungsübungen benutzt werden und wurde so immer etwas mehr abgebrochen. Doch auch dort war die Zukunft dem Triebwagen nicht wohl gesinnt. Die Leute brauchten ihn nicht mehr, so dass auch er seine Letzte Reise nach Kaiseraugst antrat. Die Rettung eines ABDe 4/8 der Nummerngruppe 746 bis 750 war misslungen. Die Schäden waren einfach zu gross, dass sich ein Aufbau gelohnt hätte.

Das Jahr 2004 war noch nicht zu Ende, als es auch um die restlichen beiden ABDe 4/8 geschehen war. Sie wurden vorübergehend in Heustrich-Emdthal abgestellt. Die Räder der beiden Züge waren abgefahrenen und eine Erneuerung kam nicht mehr in Frage. Zusätzlich hätte man die mit Asbest verseuchte Isolation ersetzen müssen. Kosten, die dem Wert der Züge einfach nicht mehr gerecht wurden. Noch wollte man sich aber nicht davon trennen.

Zwar blieben diese beiden Triebwagen in den Listen vorhanden und hätten bei Bedarf wieder aktiviert werden können, aber man konnte ahnen, dass das Jahr 2004 das letzte Jahr sein würde, wo ein ABDe 4/8 bei der BLS noch verkehrte. Den planmässigen Verkehr hatten längst die RBDe 565 und die RABe 525 übernommen. Die im freien abgestellten Züge litten unter der Witterung. So verbesserte sich ihr Zustand nicht mehr und man musste von einem Freiluftschrottplatz ausgehen.

Im Jahr 2005 wurden sie dann noch nach Interlaken Ost verschoben, wo sie weiterhin Wind und Wetter ausgesetzt, auf eine weitere Zukunft warteten. Diese Zukunft sollte alles andere als gut sein, denn man erwartete, dass diese beiden Triebwagen ebenfalls den Weg nach Kaiseraugst antreten würden. Nur eben, noch waren sie vorhanden und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Sollte ein Zug erhalten bleiben?

Damit können wir den Betriebseinsatz abschliessen. Ein Einsatz der beiden verbliebenen Triebwagen war nicht mehr vorgesehen. So blieben die Triebwagen mit den Nummern 751 und 753 übrig. Still und leise rosteten sie vor sich hin. Längst wurde der berühmte Strich über die Nummer in den Listen ausgeführt. Vergessen und sich selbst überlassen, waren die beiden Triebwagen verloren. Wahrlich kein schöner Abgang.

Letztlich musste aber befürchtet werden, dass das Wetter dafür sorgte, dass die Triebwagen kaum mehr gerettet werden konnten. Letztlich gerieten diese beiden aus den Listen gestrichenen Triebwagen in Vergessenheit. In einer kaum bemerkten Aktion entledigte man sich auch noch von diesen beiden Triebwagen. Die Bücher der Baureihe BCFe 4/8 und ABDe 4/8 konnten geschlossen werden. Übrig blieb ausgerechnet die erste Serie.

 

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