Angebote der Hersteller |
||||
Navigation durch das Thema | ||||
Die von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB gestellte
Konstruktionsaufgabe wurde zu einem richtigen Ideenwettbewerb, bei dem von
der Industrie gegen 20 unterschiedliche Projekte eingereicht wurden.
Deutlicher kann man nicht erkennen, wie schwer es war, die Ideen der
Staatsbahn
umzusetzen. Es wurde eine noch nie dagewesene
Lokomotive
erwartet. Das war damals jedoch nur mit einer langen Maschine möglich. Besonders die engen Kurven der Gotthardstrecke waren bei der gigantischen Lokomotive ein Problem, das an die Konstrukteure eine grosse Herausforderung stellte. Die errechnete Länge von 35 Meter und die Radien von bis hinunter auf 100 Meter passten nicht so richtig zusammen.
Ein Punkt, der beim Bild zu einer ungewöhnlichen Lösung geführt hätte.
Doch man musste eine Lösung finden und da halfen oft die vorhandenen
Muster.
Selbst die als Ideenmuster dienende Ae
4/7 konnte nicht verwendet werden, denn die grosse
Lokomotive
sollte sich um die
Kurven
schleichen, wie eine Schlange. Das bedeutete, dass die vier starren
Achsen
in einem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten. Im mechanischen Teil
musste man daher neue Ideen umsetzen und das führte letztlich zu den 20
unterschiedlichen Entwürfen für die neue Lokomotive der Gotthardstrecke. Unter den eingereichten Ideen der Industrie befanden sich wahre Ungeheuer, die mit langen Vorbauten, analog der Ce 6/8 II arbeiteten oder schwere Triebdrehgestelle aufwiesen. Selbst Lösungen, die mit weniger Triebachsen auskommen wollten, gab es. Es kam aber auch ein Vorschlag, der auf bewährten Bauteilen der Ae 4/7 basierte und sich nur bei der Achsanordnung von der Maschine unterschied.
Die schweizerischen Bundesbahnen SBB entschieden sich für den Bau eines
Prototyps
nach Entwürfen von der Schweizerischen Maschinenfabrik in Winterthur (SLM)
und Brown Boveri und Co in Münchenstein (BBC). Gleichzeitig sollte aber
auch die Maschinenfabrik in Oerlikon MFO zusammen mit der Schweizerischen
Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM einen Prototyp liefern. Wenn sich diese
Modelle auch unterscheiden sollten, hatten sie gemeinsame Punkte.
Wir wollen uns nun die Entstehung der
Prototypen
ansehen. Selbst den Punkt, warum es letztlich bei zwei bestellten
Prototypen zu drei
Lokomotiven
kam, werden wir nun näher angesehen. Erst danach sehen wir uns dann die
drei Lokomotiven im Detail an. Doch beginnen wir mit den beiden
Prototypen, die von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB bestellt wurden.
Dabei folgen wir den Nummern. |
||||
Die Ae 8/14 Nummer 11 801 |
||||
Baujahr: | 1931 | Leistung: |
5 408 kW / 7 500 PS |
|
Gewicht: | 246 t | V. Max.: |
100 km/h |
|
Normallast: | 770 t bei 70 km/h | Länge: |
34 000 mm |
|
Wenn wir uns den Steckbrief der
Lokomotive
ansehen, fallen zwei Punkte ins Auge. Die
Lokomotive hatte eine grosse
Leistung
erhalten. Jedoch ist das Gewicht der Lokomotive mit 246 Tonnen schlicht so
schwer geworden, dass sie genau den Vorgaben entsprach. Wir sollten daher
die schwerste je in Mitteleuropa eingesetzte Lokomotive kennen gelernt
haben. Es sollte in diesem Bereich keine Lokomotive diesen Wert
überschreiten.
Der Entwurf der Schweizerischen
Lokomotiv und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur und der Brown
Boveri und Co (BBC) in Münchenstein sah vor, zwei der bewährten
Ae 4/7 zu einer
grossen Doppellokomotive zu vereinen. Dabei vergriff man sich bei der MFO,
da man nun eine
elektrische
Bremse für die Lokomotive vorsah. So gesehen verfolgte man
den Weg, den man bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB bei der
Ausarbeitung des
Pflichtenheftes
verfolgte. Durch Änderung der Achsanordnung wurde die Kurvengängigkeit der Vorgängerin jedoch verbessert. So wollte man der Lokomotive in den engen Kurven des Gotthards einen Vorteil verschaffen. Die Lösung war aus den Federn der SLM entstanden, wenn auch der verwendete Antrieb von der BBC stammte und den Ae 4/7 entsprach.
Die
Lokomotive
war jedoch eine neue Kon-struktion, die mit den
Ae 4/7 nur den
Antrieb
gemeinsam hatte. Die BBC war für den elektrischen Teil zuständig. Durch den Einbau von neuen Motoren konnte die Leistung gegenüber den Ae 4/7 noch etwas erhöht werden. So wollte man der neuen Lokomotive gegenüber dem Muster noch einen weiteren Vorteil verschaffen. Dabei sollte die Lokomotive der BBC jedoch die Schwächste der drei grossen bleiben.
Doch im Vergleich mit anderen
Lokomotiven
auf der Welt, waren die Werte schlicht gigantisch. Der Preis für diese Lokomotive wurde von der BBC berechnet. Die SLM trat als Unterlieferant auf und wurde daher durch die BBC bezahlt. Bei einer so grossen Maschine konnte man aber davon ausgehen, dass ein Prototyp für eine Lokomotive sehr teuer werden könnte. Nur schon das verbaute Material hatte einen hohen Wert. So wurde dieser Prototyp von der Industrie zum Preis von 990 000 Schweizer Franken angeboten.
Die
Lokomotive
aus dem Hause Brown Boveri und Co (BBC) wurde bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB mit der Bezeichnung Ae 8/14 und der Nummer 11 801
geführt. Damit führte man eine neue Nummerngruppe ein, die nie mehr
erreicht werden sollte. Die Nummer 11 801 war somit die erste Lokomotive
einer neuen Serie Lokomotiven für die
Staatsbahn.
Die Nummer 11 801 zeigte das deutlich auf.
Eigentlich war diese
Lokomotive
auf den ersten Blick nichts anderes, als zwei in
Vielfachsteuerung
verkehrende
Ae 4/7. Da diese aber
nur in der Werkstatt getrennt werden konnten, war es eine
Doppellokomotive. Erst später sollte es zu zwei
Ae 4/7 in
Vielfachsteuerung kommen. Die Ae 8/14 mit der Nummer 11 801 war aber davon
nicht mehr betroffen und wurde immer als Doppellokomotive in den
Unterlagen geführt. |
||||
Die Ae 8/14 Nummer 11 851 |
||||
Baujahr: | 1932 | Leistung: |
6 070 kW / 8 250 PS |
|
Gewicht: | 244 t | V. Max.: |
100 km/h |
|
Normallast: | 770 t bei 70 km/h | Länge: |
34 000 mm |
|
Der zweite
Prototyp
berücksichtigte mit der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) einen anderen
Elektriker. Der Hersteller des mechanischen Teils blieb jedoch gleich. So
baute die Schweizerische Lokomotiv und Maschinenfabrik in Winterthur den
mechanischen Teil beider
Lokomotiven.
Nur wurde bei dieser Lokomotive eine andere Lösung für den
Antrieb
umgesetzt, so dass man die nahe Verwandtschaft der Lokomotiven nie
erkennen konnte.
Das Grundkonzept der
Lokomotive
unterschied sich kaum vom Modell der BBC. Das heisst, dass die
Achsanordnung
der zweiten Lokomotive identisch war. Nur kam an Stelle des
BBC-Einzelachsantriebs
nach Buchli, ein neu entwickelter
SLM-Universalantrieb
zum Einsatz. Dabei muss jedoch erwähnt werden, dass dieser
Antrieb
ebenfalls von Jakob Buchli entwickelt worden war. Jedoch arbeitete er nun
für die SLM und nicht mehr für die BBC. Bei den berechneten Kosten lag die MFO etwas höher als die BBC. Das war eine direkte Folge des neu entwickelten Antriebes und den damit ver-bundenen Kosten. So wurde die Lokomotive von der MFO den Schweizerischen Bundesbahnen SBB zu einem Preis von 1 000 600 Schweizer Franken verkauft.
Erstmals sollte in der Schweiz eine einzige
Lokomotive
mehr als eine Million Franken kosten. Die Lokomotive der Maschinenfabrik Oerlikon MFO erhielt bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB die Nummer 11 851. Das überrascht, denn man hätte erwarten können, dass diese Lokomotive die Nummer 11 802 bekommen hätte. Nur, damals sollte es nicht bei den beiden Prototypen bleiben und wir erfahren gleich, warum die Staatsbahn sich diese Verteilung der Nummern ausgedacht hatte, denn man arbeitete nach System.
Die Nummern der beiden
Prototypen
zeigen deutlich auf, dass sich die Schweizerischen Bundesbahnen SBB die
Beschaffung von bis zu 50
Lokomotiven
nach dem Muster von SLM und BBC vorstellen konnten. Weitere 50 Lokomotiven
sollten von der der MFO geliefert werden. Damit war klar, bei den
Schweizerischen Bundebahnen SBB sah man zu diesen Zeitpunkt 100
Lokomotiven dieser beiden Baureihen vor.
So konnten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB bei einer Bestellung der
Serie von zwei Lieferanten profitieren, was die Lieferzeit der neuen
Lokomotive
reduziert hätte. Damit hätte man bei den
Staatsbahnen
die Lokomotiven der ersten Stunde ablösen wollen und am Gotthard nur noch
einen universellen Typ einsetzen. Eine Idee, die so extrem nie mehr
verfolgt wurde, auch wenn grössere Stückzahlen erreicht wurden.
Dass diese Bestellung der Serie letztlich ausblieb, hatte nichts mit den
beiden
Lokomotiven
zu tun. Die beiden
Prototypen
zeigten den Vorteil von grossen Doppellokomotiven auf. Die
Weltwirtschaftskrise, die letztlich zum zweiten Weltkrieg führen sollte,
sorgte für einen markanten Rückgang beim Verkehr am Gotthard. So lohnten
sich grosse Doppellokomotiven schlicht nicht mehr. Die vorhandenen Modelle
reichten aus.
Somit wurden die grossen
Lokomotiven
am Gotthard schlicht ein Opfer der Wirtschaft. Als der Verkehr wieder
anzog, galten die gigantischen Lokomotiven bereits wieder als veraltet,
denn nun sollte die
Vielfachsteuerung
solche Giganten überflüssig machen. Damit haben wir nun mit der 11 851 die
stärkste Lokomotive der Welt kennen gelernt. Nur damit machen wir die
Rechnung ohne den in den 30er Jahren aufkommenden Nationalstolz. |
||||
Die Ae 8/14 Nr. 11 852 |
||||
Baujahr: | 1940 | Leistung: |
8 170 kW / 11 100 PS |
|
Gewicht: | 236 t | V. Max.: |
110 km/h |
|
Normallast: | 770 t bei 70 km/h | Länge: |
34 010 mm |
|
Auf die Landesausstellung von 1939, bauten die Schweizerische Lokomotiv
und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur und die Maschinenfabrik Oerlikon
(MFO) auf eigene Rechnung noch eine dritte gigantische
Lokomotive
mit der Nummer 11 852. Sie haben richtig gelesen, es gab für die
Lokomotive keine Bestellung der Schweizerischen Bundesbahnen SBB, denn
dort, waren die gigantischen Lokomotiven am Gotthard bereits von Tisch.
Die
Lokomotive
wurde speziell für die Landesausstellung entworfen und gebaut. Eine
entsprechende Bestellung der Schweizerischen Bundesbahnen SBB gab es aber
nicht. Die Maschine sollte an der Landesausstellung die Kunst der
Schweizer Lokomotivbauer eindrücklich unter Beweis stellen. Dies entsprach
dem damaligen Zeitgeist und überraschte damals eigentlich niemanden. Nur
die Nummer verwirrte die Fachwelt ein wenig. Daher erhielt die Lokomotive ein neues futuristisches Design und eine bei Lokomotiven bisher noch nie eingebaute Leistung von 8 170 kW oder 11 100 PS. Die Schweiz und Europa sollte keine Lokomotive mit dieser Leistung mehr erleben.
Selbst die grossen Dm3 der SJ sollten in diesem Punkt hinter der
Lokomotive
bleiben. Da auch der Big Boy hier nicht mithalten konnte, blieb die 11 852
die leistungsfähigste Lokomotive der Welt. Die Re 6/6 der Schweizerischen Bundesbahnen SBB schaffte es dabei mit 7 850 kW oder 10 600 PS Dauerleistung in der Schweiz noch am nächsten. Der erfolgreiche Einsatz der Vielfachsteuerung verhinderte grössere Leistungen in einer Lokomotive. Auch wenn die IORE der LKAB grössere Werte hat, sind es zwei halbe Lokomotiven in Vielfachsteuerung.
Die Ae 8/14 mit der Nummer 11 852 wurde damit weltweit bis zu ihrer
Ausrangierung
nie mehr geschlagen. Diese dritte und letzte Lokomotive war und somit die stärkste Lokomotive der Welt. Eine Bahngesellschaft, die dieses Monster einsetzte gab es aber nicht.
Die Industrie dachte dabei nach der Ausstellung natürlich an eine
Übernahme der
Lokomotive
durch die Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Das zeigte sich bei der
Nummer, die mit verchromten Ziffern an der gigantischen Lokomotive
angebracht wurde.
Jedoch war nicht sicher, ob die Schweizerischen Bundesbahnen SBB die
Lokomotive
letztlich auch übernehmen. Mittlerweile war klar, dass sich das Konzept
mit Doppellokomotiven in der Schweiz nicht durchsetzen konnte. Die Technik
hatte sich in der Zwischenzeit so weit entwickelt, dass eine vergleichbare
Lokomotive mit
Vielfachsteuerung
möglich geworden war. Diese Idee wurde nun verfolgt, so dass die 11 852
bereits überholt war als sie gebaut wurde.
Letztlich führten langwierige Verhandlungen dazu, dass die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB als
Staatsbahn
die
Lokomotive
zu einem Preis von 1 320 000 SFr. übernahm. Einen sinnvollen Einsatz für
diese dritte Lokomotive gab es jedoch nicht mehr. So haben wir drei Ae
8/14 erhalten, die sich in kaum einem Punkt miteinander vergleichen
lassen. Trotzdem gab es Gemeinsamkeiten, die dazu führten, dass es
eigentlich drei
Prototypen
waren.
|
||||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | ||
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt | |
Copyright 2017 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |