Bedienung der Lokomotive |
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Bevor man mit der
Lokomotive
losfahren konnte, musste das
Lokomotivpersonal
zuerst einmal in diese gelangen. Dazu wurde einer der Einstiege genutzt.
Dieser musste zuerst bestiegen werden, denn nur so gelangte das Personal
zur Türfalle. Diese öffnete die Türe nach innen und gab so den Zugang zum
Führerstand
frei. In der Regel waren zwei Aufstiege notwendig, da das Personal
bekanntlich für die Arbeit eine Tasche mitführte. Verschaffen wir uns im Führerstand zuerst einen Überblick. Der Boden wurden mit Holz bedeckt und gegen die Front waren, nur durch den Zugang zur Türe unterbrochen zwei Führerpulte montiert worden.
Diese waren an den
senkrechen Flächen, wie die Wände in hellgrüner Farbe gestrichen. Die
Ablage des Pultes wurde hingegen schwarz gestrichen. Abgerundet wurde
dieses harmonische Bild mit der weiss eingefärbten Täfelung der Decke. Die Arbeitsseiten des Personals waren analog der vorhandenen Dampflokomotiven ge-wählt worden. Das bedeutete, dass das linke einfacher bestückte Pult für den Heizer bestimmt war. Rechts positionierte man den Lokführer.
Beide mussten dabei
die Arbeit stehend verrichten, denn die Sitzgelegenheit an der Rückwand
durfte nur im Stillstand genutzt werden. Wobei diese wirklich nur
gelegent-lich genutzt werden sollte. Nachdem die üblichen Kontrollgänge und Handlungen aussen und im Maschinenraum vor-genommen wurden, konnte die Lokomotive in Betrieb genommen werden. Das ging jedoch nur, wenn der Luftvorrat nicht unter einen Wert von drei bar gesunken war.
War dies der Fall,
musste das Personal im
Führerstand
eins notgedrungen zur
Handluft-pumpe
greifen. Mit dieser konnte schliesslich der Druck für die
Stromabnehmer
erzeugt werden. Um die Lokomotive einschalten zu können, musste mit dem Steuerschalter zum Strom-abnehmer auf die Position «Hoch» gewechselt werden. So lange sich dieser in der Position «Abschluss» befand, konnte er leicht abgezogen werden, nun war er jedoch gefangen.
Auf der Maschine war
dieser Griff zum
Steuerschalter
des
Stromabnehmers
nur einmal vorhanden. Damit bestimmte dieser Griff, welcher
Führerstand
besetzt war und welcher nicht.
Wenn die
Stromabnehmer
gehoben waren und den
Fahrdraht
berührten, konnte mit dem zweiten
Steuerschalter
der
Hauptschalter
eingeschaltet werden. Auch dieser Griff hatte drei Positionen. Dabei blieb
der Griff bei «Ein» und «Aus» stehen. In die Position «Einschalten» konnte
er jedoch nur gedrückt werden. Damit schaltete der Hauptschalter ein und
die
Lokomotive
wurde mit
Spannung
versorgt. Der Griff konnte nun losgelassen werden. Daraufhin wechselte
dieser auf «Ein».
Die
Kompressoren
nahmen die Arbeit jedoch nur auf, wenn der auf dem Korpus des
Heizers
befindliche Griff dazu, in der Position «Automat» oder «ein» befand. In
der Regel liess man diesen Schalter in der automatischen Position und
bediente ihn nur, wenn
Druckluft
zusätzlich ergänzt werden sollte. Ausgeschaltet wurden die Kompressoren
jedoch nur, wenn deren Lärm vom
Lokomotivpersonal
als störend empfunden wurde.
Bevor nun aber mit
der
Lokomotive
losgefahren werden durfte, mussten die
Bremsen
geprüft werden. Deren Bedienelemente befanden sich beim Lokführer und
waren gegen die Wand mit der Türe montiert worden. Dabei fiel zuerst das
aus Messing bestehende
Handrad
des
Bremsventiles
W2 für die direkt wirkende
Regulierbremse
auf. Dieses konnte jedoch nur bedient werden, denn die an Boden montierten
Hähne der Zuleitung geöffnet wurden. Um mit der Regulierbremse eine Bremsung einzuleiten, wurde diese gegen den Uhrzeigersinn verdreht. Dabei stieg der Druck im Bremszylinder an. Diesen konnte das Loko-motivpersonal mit Hilfe der Anzeigen über dem Steuerkon-troller ablesen.
Dort befand sich
auch gleich der Druck im
Hauptluftbe-hälter und jener der
Hauptleitung, die
jedoch nur auf fünf
bar gefüllt war, wenn auch der entsprechende Hahn
ge-öffnet worden war. Für die Hauptleitung und damit für die automatische Brem-se, war das Bremsventil W4 von Westinghouse vorhanden. Jedoch wurde der Druck von fünf bar nur in der Stellung «Fahren» gehalten. Damit konnte sich hier das Lokomotiv-personal jedoch auf ein bestehendes Ventil verlassen.
Der Grund war einfach, denn sowohl das W2,
als auch das
W4 wurden schon bei den Dampflokomotiven verwendet. Auf der
elektrischen
Lokomotive änderte sich an der Be-dienung der
Westinghousebremse schlicht
nichts.
Welche
Bremse jedoch aktiv
war, musste an der Wand ein-gestellt werden. Dort wurde der entsprechende
Wechsel montiert. Der Griff stand nun auf «Abschluss» und musste auf «P»
gestellt werden. Nun war die
Personenzugsbremse aktiviert. Nur wenn die
Lokomotive vor einen
Güterzug gespannt wurde, wechselte das
Lokomotivpersonal
mit dem Griff auf die langsamere
G-Bremse. Dazu wurde logischerweise die
Position «G» benutzt.
Die
Lokomotive war nun bereit
zur Fahrt. Bevor diese jedoch losgehen konnte, musste der
Heizer, also der
zweite Mann auf dem
Führerstand seine Arbeit aufnehmen. Dazu musste er mit
der Kurbel die
Handbremse
lösen. Diese war im angezogenen Zustand mit
einer Arretierung versehen worden. Letztlich musste der Heizer auch noch
die
Ventilatoren einschalten. Damit kann gesagt werden, dass der Heizer die
Hilfsbetriebe bediente.
Nun konnte, sofern die
Beleuchtung richtig eingestellt worden war und die Erlaubnis erteilt war,
mit der
Lokomotive losgefahren werden. Dazu musste der Griff zum
Wendeschalter in die Stellung «V» verbracht werden. Damit standen nun die
Wendeschalter in der Position «Fahren vorwärts». Mit der Stellung «R»
konnte zudem rückwärtsgefahren werden. Eine Beschränkung der
Geschwindigkeit gab es dabei jedoch nicht. Damit kommen wir nun zu der zentral auf dem Führerpult mon-tierten Kurbel. Diese war für die Ansteuerung des Stufenschalters. Mit dem verdrehen der Kurbel im Uhrzeigersinn, wurden die Fahr-stufen zugeschaltet.
Dabei konnte der
Lokführer mit der Kurbel eine bestimmte Stufe vorwählen. Der
Stufenschalter
folgte mit seiner Geschwindigkeit bis zur vorgewählten
Stufe. Eine automatische Beschränkung der
Fahrmotorströme
gab es jedoch
nicht. Die Lokomotive setzte sich nun in Bewegung. Die gefahrene Ge-schwindigkeit konnte der Lokführer an der rechten Ecke ablesen. Dieser Geschwindigkeitsmesser wurde mechanisch angetrieben und war von der Firma Hasler geliefert worden.
Während in einem
Führerraum
lediglich die Anzeige erfolgte, wur-de im
Führerstand eins, die
Geschwindigkeit mit einem blauen Stift auf einem weissen
Registrierstreifen aufgezeichnet. Dieser Registrierstreifen musste das Personal nach der Fahrt abge-ben. Die vom V-Messer erzeugten Aufzeichnungen wurden vor der Abgabe vom Lokomotivpersonal zusätzlich beschriftet und dann gefaltet.
Die Zuführung zu Obrigkeit besorgte
schliesslich das Personal des
Depots. Verstösse gegen die vorgeschriebene
Geschwindigkeit wurden, wie andere Vergehen des Personals bestraft. Damit
war aber gesichert, dass sich das Personal an die Vorgaben hält.
War die gewünschte
Geschwindigkeit erreicht, musste die
Zugkraft reduziert werden. Dazu wurde
die Kurbel des
Steuerkontrollers einfach in die andere Richtung verdreht.
Erst wenn die Stellung «null» erreicht war, fiel die Zugkraft gänzlich
aus. Die Maschine rollte nun mit Hilfe der Schwerkraft. Angehalten werden
konnte daher eigentlich nur mit einer der beiden pneumatischen
Bremsen.
Das war mit der alleine fahrenden
Lokomotive in der Regel die
Regulierbremse. Um die Fahrrichtung zu wechseln, musste das Personal den Führerstand wechseln. Dazu wurde die Lokomotive zuerst mit der Westinghousebremse gebremst und anschliessend die Hähne zu den Bremsventilen geschlossen.
Nun konnte der
Hauptschalter
ausgeschaltet werden. Wenn dieser ausgeschaltet war, wurde mit dem
Steuerschalter der
Stromabnehmer gesenkt. Dieser Griff musste über die
Stellung «Abschluss» abgezogen werden. Auch die Kurbel zum Steuerkontroller musste mitgenommen werden. Dazu konnte diese in der Position «null» abgezogen werden. Das ging jedoch nur, wenn auch der Steuerschalter zum Wendeschalter in dieser Position war.
Damit konnte man
nun auf die andere Seite gehen. Dazu wählte man den Weg durch den
Maschinenraum. Dumm nur, wenn man dann merkte, dass etwas vergessen wurde.
Dann ging es vermutlich murrend wieder zurück.
Wurde die
Lokomotive vor
einen
Reisezug gespannt und war das noch in der kühlen Jahreszeit, musste
die
Zugsheizung eingeschaltet werden. Das ging natürlich nur bei den
Lokomotiven, die diese erhalten hatten. Dabei musste vor dem Einschalten
die
Spannung im
Maschinenraum eingestellt werden. Stimmte alles und die
Leitung war gekuppelt, konnte die
Heizung
eingeschaltet werden. Dazu war
im
Führerstand ein eigener
Steuerschalter vorhanden.
Die
elektrische
Bremse
wurde
bei den damit ausgerüsteten
Lokomotiven nur aktiviert, wenn die Talfahrt
anstand. Dazu wurde bei der fahrenden Maschine der Griff zum
Wendeschalter
nach vorne geschoben. Die Wendeschalter wechselten nun in die Position
«Bremsen». Mit der Kurbel zum
Steuerkontroller, konnte nun, wie beim
Fahren jede
Bremsstufe eingestellt werden. Dabei mussten aber auch hier
die
Ströme beachtet werden. Mit einem Zug reichte die Bremskraft der elektri-schen Bremse oft nicht aus. Um nicht zu schnell zu fahren, wurden daher der Zug zusätzlich mit der Regulierbremse gebremst. Damit wirkten nun auf der Lokomotive zwei Bremsen.
Wollte das Personal
jedoch nicht, dass die Maschine ebenfalls mit den
Bremsklötzen
arbeitete, konnte diese mit einem Fussschalter ausgelöst werden. Das war
in der Regel der Fall, wenn die
Lokomotive ab-gehängt wurde. Wurde ein Güterzug geführt, änderte sich bei der Be-dienung gegenüber dem Reisezug mit Ausnahme der Zugsheizung nicht viel. Ein wichtiger Punkt war da-bei, dass bei den Güterzügen die Regulierbremse auf dem Zug nicht wirkte.
Der Grund war
simpel, denn die Leitung wurde nur bei
Reisezügen eingebaut.
Güterwagen
bekamen nur die Leitung für die indirekte
Westinghousebremse. Daher musste
die Bedienung der
Bremse geändert werden. Zudem waren bei der Auslieferung dieser Baureihe längst noch nicht alle Güterwagen mit einer pneu-matischen Bremse versehen worden. Oft wurde nur die Leitung eingebaut, aber auf Bremszylinder und Steuerventil verzichtet.
Daher gab es im Zug
eingereihte Wagen, die mit einem
Bremser besetzt waren. Diese bedienten
auf Anweisung des
Lokomotivpersonals die an den Wa-gen eingebauten
Handbremsen.
Mit Glück hatte man eine Kabine.
Die Signale an dieses
Personal im Zug erteilte das
Lokomotivpersonal mit der eingebauten
Lokpfeife.
Dazu war an der Decke des
Führerstandes ein Griff vorhanden. Je stärker
daran gezogen wurde, desto lauter wurde die
Pfeife. Die bekannte
Klangfolge wurde daher durch das Personal erzeugt. Mit Hilfe eines
Seilzuges war es sogar dem
Heizer möglich, mit der Lokpfeife akustische
Signale zu erteilen. Das war im Notfall immer wieder möglich. Nach getaner Arbeit, wurde die Lokomotive der neuen Besatz-ung übergeben. Oft aber, wurde sie in ein Depot überstellt. Dort musste die Lokomotive ausge-schaltet werden. Dazu ging das Personal genau gleich vor, wie beim Wechsel des Führerstandes.
Jedoch wurde nun die
Lokomo-tive zum Schluss noch mit der
Handbremse
abgebremst und die Steuerung, sowie die
Be-leuchtung ausgeschaltet. Damit
war die
Lokomotive remisiert.
Bleibt eigentlich nur noch
die Bedienung der drei mit
Vielfachsteuerung ausgerüsteten
Lokomotiven.
Diese mussten im ausgeschalteten Zustand miteinander verbunden werden. Die
Kabel wurden dabei nach den Vorgaben des Herstellers verbunden und
anschliessend die Lokomotiven in Betrieb genommen. Ob alles korrekt
funktionierte, wurde festgestellt, wenn bei beiden Lokomotiven die
Stromabnehmer gehoben wurden.
Die Fahrt unterschied sich
nicht gross von der alleine bedienten
Lokomotive. Auch hier wurden
sämtlichen Handlungen ausgeführt. Dabei hatte das
Lokomotivpersonal jedoch nur
die Anzeigen der bedienten Lokomotive. Die zweite Maschine sollte analog
angesteuert werden. Damit musste das Ergebnis bei der
Zugkraft verdoppelt
werden. Anders gesagt, man hatte mit zwei Lokomotiven natürlich deutlich
mehr Zugkraft zur Verfügung.
Unterschiede gab es nur beim
Wechsel des
Führerstandes. Hier mussten die Bedienelemente nicht
mitgenommen werden, denn die waren ja auf jeder
Lokomotive vorhanden. Der
Weg in den anderen Führerstand erfolgte einerseits ausserhalb der
Maschinen. Es war jedoch auch möglich, durch den
Maschinenraum und die
Türen in der
Front auf die zweite Lokomotive zu gelangen. Ein Weg der im
Stillstand nicht so viel Mut benötigte.
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