Betriebseinsatz 1960 - 1976

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Wieder sind 20 Jahre vergangen. Am Gotthard hatte das Direktorium endlich die Lokomotive, die den Stangen den Tarif zeigten. Die neuen in Serie gebauten Maschinen der Reihe Ae 6/6. Diese wurden immer zahlreicher und sie funktionierten verflucht gut. Damit standen die Karten für die Lokomotiven mit Triebstangen schlecht. Zumindest am Gotthard. Im Flachland hatte man immer noch zu wenig Triebfahrzeuge.

Ab 1962 war der Gotthard schliesslich fest in den Händen der Lokomo-tiven der Reihe Ae 6/6. Diese breiteten sich in sämtlichen Diensten aus. Sogar das bisher so standhafte «Krokodil» musste sich nun fügen.

Für die Reihe Be 4/6 hiess das jedoch ganz klar Koffer packen. Am Gotthard gab es keine Arbeit mehr und nun musste jede Maschine für sich sehen, wo sie noch eine lange Zukunft haben könnte. Keine leichte Aufgabe.

Die alten Lokomotiven wurden ins Flachland abgedrängt. Dazu gehörte natürlich auch die Baureihe Be 4/6, welche nun endgültig vom Gotthard Abschied nehmen musste. Es blieben in Zukunft nur noch die Fahrten in die Hauptwerkstätte Bellinzona, denn diese behielten die Lokomotiven auch jetzt noch. Vorbei waren jedoch die Züge mit zwei Be 4/6. Aus den Gespannen wurden nun Einzelkämpfer und das in der Schweiz, ganz gut ohne Gotthard.

Kunde kam nun auch vom Prototyp mit der Nummer 12 302. Diese Be 4/6 wurde in Biel abgezogen und kam in den Rangierbahnhof bei Renens. Dort hatte sich die nahezu gleich alte Maschine der MFO mit Hilfe eines Feuers aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Daher benötigte man schnell einen gleichwertigen Ersatz. Eine nahezu gleichalte Lokomotive war dazu ideal. Die Nummer 12 302 war nun endgültig zur Rangierlokomotive geworden.

Speziell dabei war auch, dass sie als einzige Be 4/6 nicht mehr in Bellinzona unterhalten werden sollte. Um mit der Maschine lange Fahrten von Lausanne nach dem fernen Bellinzona zu vermeiden, wurde sie in Zukunft nach Yverdon geschickt. Damit hatte zumindest eine Lokomotive dieser Baureihe eine neue Werkstätte erhalten. Das sollte so bleiben, denn die Serie hielt an den Reisen in den sonnigen Süden fest.

Am 30. April 1963 wurde die Be 4/6 mit der Nummer 12 301 aus-rangiert. Diese nicht zu den üb-rigen Lokomotiven der Baurei-he Be 4/6 gehörende Versuchs-lokomotive hatte immer die gleiche Bezeichnung und sorgte dafür, dass die bekannten Be 4/6 mit der Nummer 12 302 starten mussten.

Jetzt war diese Angelegenheit geregelt, denn die Be 4/6 waren nur noch die Be 4/6, wäre da nicht der Triebwagen gewesen, der sich seit einigen Jahren auch Be 4/6 schimpfen durfte.

Gerade die Geschichte mit dem Triebwagen war besonders. Lokomotiven wurden anhand der Geschwindigkeit bezeichnet. 75 km/h ergab dann den Buchstaben B. Bei den Triebwagen war es anders, dort nahm man die Abteile. Bei der zweiten Wagenklasse war das ein B. Wenn dann die Achsfolge identisch war, gab es zwei unterschiedliche Fahrzeuge mit der Bezeichnung Be 4/6. Die Lokomotive behielt daher inoffiziell den Zusatz I.

Die Depots der normalen Maschinen Be 4/6 wurden auf den Fahrplanwechsel 1963 neu gemischelt. Dies war nötig geworden, weil die Lokomotiven vom Gotthard immer wieder andere Ziele hatten. So entstand ein Chaos, das selbst die Leute nicht im Griff hatten, die das eigentlich im Griff halten sollten. Daher wurden die Nummern nun in den Depots gebündelt. Das hatte zur Folge, dass einige Lokomotiven die Koffer packen mussten.

Der Kreis I bekam dabei die Lokomotiven mit den Nummern 12 323 bis 12 334. Diese wurden dem Depot Biel zugeteilt. Ab dort bedienten die Maschinen Güterzüge nach dem Jura. Auch andere Ziele standen dabei im Dienstplan. Platz gab es, weil die dämliche Be 4/7 nach Bern verschoben wurde. Nun war zumindest der Jura wieder in der Hand der stolzen Lokomotive vom Gotthard. Schnellzüge suchte man jedoch vergebens.

Auch im Kreis II kam es zu einer Sortierung. Dort hatten die zahlreichen Maschinen der Baureihe Ae 6/6 den Gotthard fest in den Händen. So wurden in Luzern die Nummern 12 335 bis 12 342 stationiert.

Der Kreis, der einst nahezu alle Maschinen hatte, musste sich noch mit acht Lokomotiven begnügen. An den Berg kam die Baureihe Be 4/6 wirklich nur noch, wenn das Ziel Hauptwerkstätte hiess. Jede Fahrt konnte dabei die Letzte sein.

Im Depot Winterthur und somit im Kreis III wurden die Nummern 12 303 bis 12 322 stationiert. Dort verdingten sich die Maschinen vor Nahgüterzügen. Gerade die Züge ins Zürcher Oberland waren ideal.

Dort konnten die Maschinen ihre Kraft in steilen Abschnitten unter Beweis stellen. Schwer war das jedoch nicht, denn die Züge waren leicht. Da waren sich die Maschinen vom Gotthard andere Gewichte gewohnt. Jedoch hatte man ein Auskommen.

Mit den Standorten der Reihe Be 4/6 konnten diese Lokomotiven immer noch auf den steilen Strecken eingesetzt werden. Während die Lokomotiven aus Biel im Jura durchaus mit vergleichbaren Steigungen zu kämpfen hatten, waren die Lokomotiven aus Luzern immer wieder im Seetal zu finden. Gerade hier musste jedoch ein Verbot gelockert werden. Die alte unübersichtliche Lokomotive kam so immer wieder auf einer der gefährlichsten Strecke der Schweiz zum Einsatz.

Wie lange das noch gutgehen konnte, stand in den Sternen. Der Prototyp verdingte sich als Rangierlokomotive und die Serie kämpfte sich durch neue Gegenden. Jedoch war bisher noch keine Maschine ausgemustert worden. Wäre da nicht noch der Triebwagen, die Be 4/6 wäre mit der Bezeichnung alleine, denn der Prototyp der MFO war endgültig Geschichte. Doch eine neue Bestellung der Schweizerischen Bundesbahnen SBB sollte das ändern.

Lange konnte es nicht mehr gut gehen. Die Maschinen waren alt geworden und die immer zahlreicher werdenden Lokomotiven der Reihe Ae 6/6 verdrängten auch die Baureihe Ae 4/7 vom Gotthard. Diese suchten sich wiederum andere Arbeit. Bisher geschah das ohne Schaden, denn es gab noch die uralten Dampflokomotiven. Diese waren mittlerweile so dezimiert worden, dass sie zur bedrohten Art gehörten. Zudem bestellte die Staatsbahn eine neue Baureihe.

Diese neue Lokomotive begann 1964 mit den ersten Gehversuchen. Noch nannte man die Maschine «Bobo», weil niemand wusste, ob die Massnahmen reichen um daraus die zweite Re 4/4 zu machen.

Die sechs Prototypen konnten noch niemandem Angst machen, denn aus den Erfahrungen hatte das Unternehmen gelernt und nun sollte eine umfang-reiche Erprobung stattfinden. Das gab den alten Baureihen noch einmal etwas Luft.

Die Tage der Reihe Be 4/6 waren gezählt und sie wurden konzentriert eingesetzt. Die Maschinen aus Luzern wurden daher nach Winterthur verschoben und so endgültig aus dem Kreis II abgezogen. Hier waren wegen den Steigungen in den Bergen kräftigere Lokomotiven gefragt. Speziell dabei war aber, dass bisher noch nie so viele Be 4/6 an einem Standort zu Hause waren, als jetzt in Winterthur. Im Kreis II war die Baureihe verschwunden.

Am 15. April 1965 war die Zeit mit allen Maschinen zu Ende. Die Lokomotive mit der Nummer 12 312 beendete ihre Karriere und fuhr ein letztes Mal über den Gotthard. Nachdem die Lokomotive in Bellinzona aller brauchbaren Teile beraubt wurde, schleppte man sie nach Biasca, wo dann die Schneidbrenner die Lokomotive zerlegten. Ein tragischer Vorfall, oder ein Anzeichen des drohenden Unterganges? Auf jeden Fall die erste fehlte in den Listen.

Die Farbe der roten Linie über der Nummer 12 312 war noch nicht trocken, als es in Renens einen kräftigen Knall gab. In der Folge quoll schwarzer Rauch aus dem Maschinenraum der Be 4/6 mit der Nummer 12 302. Im Transformator hatte es geknallt und der Weg war nun vorgegeben. Dabei war mit dem Ziel eigentlich schon klar, was passieren sollte. Die defekte Maschine wurde nicht nach Yverdon, sondern nach Bellinzona geschleppt.

Die Maschine wurde auf den 31. Mai 1965 in Bellinzona ausrangiert und noch im gleichen Jahr in Biasca abgebrochen.  Man entnahm dem Prototyp noch die Teile, die man bei der Serie gebrauchen konnte.

Damit waren nur noch Lokomotiven der Serie vor-handen und dort sollte es schnell gehen, denn be-reits die nächsten Maschinen steuerten Bellinzona an. Der Besuch in der Hauptwerkstätte konnte ab sofort den Tod bedeuten.

Bis Ende 1965 verschwanden daher noch die Nummern 12 304, 12 315, 12 321 und die Nummer 12 309 aus den Listen. Somit begann die Welle mit den Ausrangierungen mit einem Feuerwerk. Gleich sechs Maschinen verschwanden nur in einem Jahr.

Dabei war nur der Prototyp so schlecht beisammen, dass er verschwinden musste. Die anderen Ausmu-sterungen erfolgten bereits auf Grund des hohen Alters. Der allgemeine Zustand entschied nun über die Zukunft.

Nachdem 1965 bereits sechs Lokomotiven ausgemustert wurden, folgte das Jahr 1966 und es liess nichts Gutes erwarten. Die neue Lokomotive wurde mittlerweile als Re 4/4 II geführt und die erste Serie war bestellt worden. Eine neue Lokomotive beendet in der Regel die Karriere der ältesten Exemplare. Da gab es nur noch die Be 4/6 und die Krokodile. Gerade Letztere waren jedoch so verdammt gut beisammen, dass nur noch der «Rehbock» blieb.

So reisen erneut sechs Lokomotiven der Baureihe Be 4/6 nach Bellinzona. Es waren zum Teil funktionierende Maschinen. Jeder wusste nun, dass diese Maschinen nicht mehr zurückkehren werden. Innerhalb von knapp einem Jahr verschwanden zwölf Lokomotiven. Das ist ein Grund zur Sorge, denn nun musste erwartet werden, dass es schnell gehen könnte. Die Leute hatten so oder so nur noch Augen für die Baureihe Re 4/4 II.

An dieser Theorie änderte sich auch im Jahr 1967 nichts mehr, denn weitere acht Be 4/6 wurden ausrangiert und in Biasca abgebrochen. Die Lücken vergrösserten sich und man erwartete einen kome-tenhaften Absturz der Baureihe.

Nur wurde der freie Fall im Jahre 1968 etwas gedrosselt, denn es waren nur noch fünf Abgänge zu verzeichnen. Die Direktion fand in den Jahren noch die missratenen Ae 4/6 und stellte diese ab.

Mit den Jahren 1969 und 1970 verschwanden wei-tere Be 4/6. So verblieben auf Ende 1970 nur noch acht Lokomotiven in den Dienstplänen. Dramatisch verabschiedete sich dabei nur die Nummer 12 308. Die Fahrt wurde, wie schon beim Prototypen mit einem kräftigen Knall beendet. Der schwarze Qualm liess nichts Gutes erwarten. Bei der Kontrolle stellte das Personal die Explosion des Transformators fest. Das Ziel war nun klar, Schrottplatz!

Etwas besser erwischte es die Lokomotive mit der Nummer 12 330. Sie wurde etwas herausgeputzt äusserlich aufgearbeitet und dann ins Verkehrshaus der Schweiz nach Luzern überstellt. Dort sollte die innerlich noch intakte aber nicht mehr brauchbare Lokomotive zum Star der Besucher werden. Wahrlich kein erstrebenswertes Ziel, aber immer noch besser, als der Schrottplatz. Nur im Betrieb fehlte sie eigentlich nicht mehr.

Der Grund waren die Lokomotiven der Reihe Re 4/4 II. Diese Maschinen begannen sich nun wie die Fliegen zu verbreiten und verdrängten überall die Reihe Ae 4/7 von ihren Plätzen. Diese wilderten in den Reihen der Be 4/6. Diese wiederum ans Ende geschoben, hatte nichts mehr zu tun. Also wurde sie auf die Reise nach Bellinzona geschickt. Mehr konnte man nicht mehr erwarten, denn viel ältere Modelle gab es schlicht nicht mehr.

Die Nummer 12 311 beendete ihre Karriere im Jahre 1971 und wurde abgebrochen. Es war die einzige Lokomotive in diesem Jahr. Noch konnten sich also einige der alten Maschinen halten. Die Mineralölkrise liess die Transporte wieder zunehmen. Das führte dazu, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB wieder alles einsetzten, was von selber fahren konnte. Jedoch bekundeten nun die alten Maschinen Mühe mit den schweren Zügen.

Die Ruhe währte jedoch nicht lange, denn nur ein Jahr später nahm die 12 333 den Weg zum Schrotthändler unter die Räder. Dort kam sie jedoch nicht alleine an, denn das Verkehrshaus verabschiedete sich von der Nummer 12 330. Dort erwartete man ein «Krokodil». So musste die Reihe Be 4/6 verschwinden. Der einzige, der sich der Maschine anvertraute, war der Schrotthändler, der Rechnungen bezahlen musste und so die Maschine gut gebrauchen konnte.

Mit der Ausrangierung der Be 4/6 Nummer 12 332 im Jahre 1974 gab es eine Neuerung. Die Loko-motive wurde nicht abgebrochen, sondern in den ursprünglichen Zustand versetzt.

Danach überführte man die Lokomotive nach Ba-den, wo sie auf den Sockel gestellt wurde. Aus der 12 332 war somit eine Denkmallokomotive gewor-den

Nur mit Baden hatte die Lokomotive nicht viel zu tun, ausser, dass sie ab und zu dort durchgefahren war.

Schnell erregten sich die Gemüter, denn die Loko-motive sah optisch etwas gar komisch aus. So wurde bemängelt, dass die Stromabnehmer nach aussen verschoben wurden.

Wen man jedoch historisch korrekt sein wollte, war das eigentlich das Einzige an der Lokomotive, das stimmte, bei der Auslieferung war das Dach wirklich so aufgebaut worden. Das Gehäuse darun-ter war alles andere als korrekt ausgeführt worden.

Im Jahr 1975 kam dann das Aus für die Be 4/6 mit den Nummern 12 305, 12 320 und 12 323. Alle drei Lokomotiven hatten die letzte Fahrt nach Bellinzona vor sich. Nur, die 12 320 wurde nicht mehr dem Schrotthändler anvertraut. Sie erhielt eine Revision R3, den alten braunen Anstrich und wurde zur historischen Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB erklärt. Die Fahrt nach Winterthur wurde mit Arbeit verbunden, was der Lokomotive viel Aufsehen bescherte.

Als letzten Mohikaner kann man die Be 4/6 mit der Nummer 12 339 bezeichnen. Sie war die letzte Maschine, die noch in den Dienstplänen aufgeführt wurde. Doch auch ihre Tage waren gezählt und die Lokomotive wurde auf den 29. Februar 1976 ausrangiert. Die Baureihe Be 4/6 war endgültig aus dem Rennen. Die Nummer 12 339 fuhr noch nach Bellinzona, wo sie in der Hauptwerkstätte Bellinzona abgestellt wurde. Zum Abbruch kam es jedoch nicht mehr.

 

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