Historische Lokomotiven |
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Nach dem die
Lokomotiven
der Baureihe Be 4/6 aus dem aktiven Dienst entlassen wurden, blieben noch
drei Exemplare übrig. Die Ausgangslage für die drei Maschinen war sehr
unterschiedlich. Wobei mit drei Exemplaren eine gute Basis vorhanden war.
Was nicht abgebrochen wurde, kann später hergerichtet werden. Viele
Lokomotiven landeten zur damaligen Zeit auf einem Sockel, oder sie
verkrochen sich in ein Museum.
Eigentlich war bei
der Be 4/6 nur die Zukunft der Nummer 12 320 gesichert, denn dabei
handelte es sich um die offizielle historische
Lokomotive
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Die beiden anderen sollten jedoch
auch erhalten bleiben. Nur war dort nicht vorgesehen, dass diese
aufgearbeitet würden. Diese beiden Maschinen hätten so auf Jahre hinaus
als Ersatzteilspender für die betriebsfähige Lokomotive dienen können.
Auch wenn es sich
lohnen würde hier die Beschreibung auf die historische
Lokomotive
zu beschränken, sollten wir die Karrieren aller drei noch vorhandenen
Maschinen genauer ansehen. Dabei arbeiten wir nach dem Grundsatz, dass
eine Lokomotive erst als verschwunden angesehen werden kann, wenn der
Schneidbrenner seine Arbeit aufgenommen hatte. Alles, was irgendwo
herumsteht, kann mit mehr oder weniger Aufwand hergerichtet werden.
Auch wenn sich hier
eine Wertung der drei
Lokomotiven ergeben würde, wird die Vorstellung neutral
erfolgen. Daher sehen wir uns die Maschinen und ihre Geschichte nach dem
Betriebseinsatz anhand der Nummern an. Beginnen werden wird daher mit der
offiziellen historischen Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB.
Sie war die einzige der drei, die fahrfähig aus dem aktiven Dienst
genommen wurde. Ein grosser Vorteil.
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Lokomotive 12 320 |
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Während der
Ausmusterung
der alten
Lokomotiven, hatte man in Bern den Gedanken, dass
wichtige Exemplare der Geschichte erhalten bleiben sollten. Begonnen hatte
man daher mit den letzten Dampflokomotiven. Daher war klar, dass auch die
Maschinen erhalten bleiben, die für den Ersatz besorgt waren. Bei der
Reihe A 3/5 war das die Lokomotive Be
4/6. Daher sollte diese erhalten bleiben und auch in Zukunft gelegentlich
eingesetzt werden.
Als 1975 wieder eine
Abteilung mit zur
Ausrangierung
stehenden Maschinen in Bellinzona eintraf, wurde danach die am besten
erhaltene Maschine ausgesucht. Das war die Nummer 12 320. Diese
Lokomotive wurde anschliessend einer speziellen
Hauptrevision,
die als
R3
bezeichnet wurde, historisch hergerichtet. Damals scheute man dabei keinen
Aufwand, so dass wir heute noch erkennen können, wie es damals ausgesehen
haben muss. Der Kasten wurde wieder in den ursprünglichen Zu-stand versetzt. Dazu gehörten die Fronttüre und einer der seitlichen Einstiege. Sie wurden jedoch nur noch als Attrappen angebracht und konnten nicht mehr genutzt werden.
Anschliessend wurde
der Kasten wieder mit den ursprünglichen Farben gespritzt und die alten
An-schriften, wie die Plaketten des
Kreises
5 ange-bracht. Damals korrekt, mittlerweile jedoch nicht richtig. Elektrisch wurde eine Hauptrevision ausgeführt und nur bei der Steuerung wurden Abstriche gemacht. So blieb die nachträglich eingebaute Zugsicherung erhalten. Ein Punkt, der aber sein musste, denn mit dieser Lokomotive sollten Fahrten ausgeführt werden und dazu war die Zugsicherung sicherlich ein wichtiger Punkt.
Vollständig korrekt,
war die Maschine daher nicht, aber es waren wirklich nur wenige Abstriche
ge-macht worden. Die fertige Lokomotive wurde schliesslich von Bellinzona nach Winterthur überführt. Dabei bespannte die neue historische Lokomotive gleich einen Nahgüterzug über den Gotthard und liess die vergangenen Tage der Blütezeit für einen kurzen Moment aufleben. Die Zeit, wo Be 4/6 leichte Güterzüge übernahmen, weil die kräftigen «Krokodile» anderweitig ausgelastet waren. Die Maschine erreichte anschliessend das Ziel Winterthur ohne Probleme.
Die Nummer 12 320 war
nun in der Obhut des
Depots
Winterthur. Dieses erstellte für die historische
Lokomotive
sogar einen eigenen
Dienstplan.
Dieser sollte dafür sorgen, dass die Maschine gelegentlich bewegt wurde.
Eingesetzt wurden aber nur noch wenige Lokführer. Diese gehörten einem
Team an, dass sich um die Lokomotive kümmerte. Hilfe bekamen die Lokführer
vom Depot, das den Unterhalt der alten Dame bewerkstelligte.
Nach der Gründung von SBB Historic wurde die
Nummer 12 320 in deren Bestand aufgenommen. Sie bildete zusammen mit der
ebenfalls erhaltenen Be 4/7
Nummer 12 504 die einzige Zeugin des elektrischen Betriebs im
Reisezugsverkehr. Mit beiden Maschinen konnte im historischen Zustand eine
originalgetreue Bespannung am Gotthard zusammengestellt werden. Mit den
dazu noch vorhandenen Krokodilen
ist sogar die Nachbildung der Züge von 1924 möglich. |
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Lebenslauf der Be 4/6 12'320 | ||||
1921 – 1924 | Erstfeld | Einsatz am Gotthard | ||
1924 – 1928 | Luzern | Einsatz auf der Strecke Luzern – Olten und am Gotthard | ||
1928 – 1938 | Olten | |||
1938 – 1940 | Luzern | |||
1940 – 1953 | Olten | |||
1953 – 1955 | Zürich | 1953 für 2 Wochen Bellinzona | ||
1955 | Biel | |||
1955 – 1962 | Zürich | |||
1962 – 1975 | Winterthur | Als Historisches Triebfahrzeug klassiert | ||
Verschärfte
Vorschriften in der Schweiz und die neue Ausrichtung der
Zugsicherung
auf Balisen,
führten dazu, dass bei der
Lokomotive
ETM-S
eingebaut werden musste. Damit durfte die Be 4/6 des
Depots
Winterthur weiterhin auf die Strecke und das tat sie auch. Sonderfahrten
im Raum Winterthur waren daher nicht so selten, wie man meinen könnte. Das
Team in Winterthur schaute weiterhin sehr gut zu «Seiner»
Schnellzugslokomotive.
Im Jahre 2016 wurde
die
Lokomotive nach Erstfeld verschoben. Dort sollte sie dem
neu entstandenen historischen
Depot
einen gewissen Effekt bringen. Die Lokomotive bleibt jedoch in der Hand
des Teams Winterthur und wird nur von dessen Personal bedient werden. Auch
ist vorgesehen, dass sie dereinst durch eine andere Maschine ersetzt
werden soll. So sollten in Zukunft andere Lokomotiven von Mythos Gotthard
profitieren können.
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Lokomotive 12 332 |
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Sie gab wirklich viel zu
reden. Die Be 4/6 mit der Nummer 12 332, die in Baden auf dem Sockel
stand. Wer es nicht wusste, erkannte bei der Maschine die Baureihe gar
nicht mehr. Mit einer einfachen aber zweifelhaften Aktion, hatte man den
ursprünglichen Zustand versucht darzustellen. Daher verpasste man der
Lokomotive einen braunen Anstrich und änderte auf dem Dach die Position
der
Stromabnehmer. Danach ging es auf den Sockel. Als sich der erste Schock gelegt hatte, hagelte es Beschwerden. Die Stromabnehmer sähen dämlich aus und passen nicht zur Baureihe Be 4/6. Andere bemängelten den Anstrich mit den gelben Griff-stangen.
Sie stimmte nicht, aber was war nicht korrekt,
eine genaue Analyse ist daher unumgänglich. Daher zum Dach, denn das
stimmte und war historisch korrekt angeordnet worden. Die Maschine wurde
so ausge-liefert und verkehrte eine Weile in dieser Anord-nung. Absolute Phantasie stellt jedoch der Kasten dar. Dieser war mit den verschlossenen Türen nie braun. Diese hätte man, wie bei der Maschine mit der Nummer 12 320 anbauen müssen. Dann die Griff-stangen schwarz und das Dach silbern.
Die Be 4/6 auf
dem Sockel wäre wahrlich ein Schmuckstück gewesen, an das sich niemand
mehr erinnern konnte. Ein Denkmal, das den Namen ver-diente, denn wer würde
heute ohne Denkmal wis-sen, wie Pestalozzi ausgesehen hat? Hinzu kamen, dass die Puffer und die Lampen nicht stimmten. Auch die Elemente der Zugsicherung passten keineswegs zu der Dachdisposition. Scheinbar wurde in der Vorbereitung schlecht nachgeforscht. Es war nun mal so und ausser den Beschwerden sah sich niemand dazu veranlasst, der Maschine ein besseres Aussehen zu verpassen. Die Be 4/6 verkam wohl zum unbekanntesten Denkmal, das es in der Schweiz geben sollte.
Nach acht Jahren verliess die
12 332 den Sockel in Baden und wurde für die neue Schienenhalle im
Verkehrshaus in Luzern hergerichtet. Dabei änderte man die Fehler am
Kasten und die Dachpositionen erneut. Die
Lokomotive kam nun näher an den
Zustand der Ablieferung. Hätte man den Sicherheitsapparat noch entfernt,
statt die Dachpositionen zu verändern, hätte man auch dank den passenden
Stromabnehmern ein gelungenes Museumsstück. Da nun jedoch keine Be-schwerden mehr kamen, zeigt sich deutlich, wie sehr sich die besondere Disposition des Daches auf die Lokomotive der Reihe Be 4/6 auswirkte. Als die Nummer 12 332 mit der richtigen Stellung versehen war, wurde re-klamiert. Jetzt ist Ruhe. Ich persönlich finde es schade, dass die Bügel nicht aussen montiert wurden.
Der Kontrast zur 12 320 wäre wieder, wie
damals als sie ausgeliefert wur-de. Auch damals waren vermutlich nicht alle
glücklich. Im Sommer 2003 war man sich im Museum in Luzern der Be 4/6 mit der Nummer 12 332 über-drüssig.
Die einstige
Schnellzugs-lokomotive
von Gotthard musste im Museum mo-derneren Maschinen Platz machen. Sie wurde
zuerst nach Zug und dann nach Erstfeld verschoben. Dort wurde die Maschine
gelegentlich bei den Fitnessfahrten gezeigt. Betriebsfähig war die
Lokomotive jedoch nicht mehr und wer es bei den
Bremsen versuchte, wurde
bestraft.
Zur gleichen Zeit zeigte sich bei der Be 4/6 mit der
Nummer 12 332 ein leichter Schimmer der Hoffnung. Die Idee dabei war, dass
diese
Lokomotive mit einem neu gegründeten Team im Tessin eine neue Heimat
finden sollte. Dort sollte sie wieder betriebsfähig hergerichtet werden.
Sicher eine Lokomotive, die im Tessin für sehr viel Aufsehen sorgen würde.
Dort erinnerte sich vermutlich niemand mehr an die Zeit, wo sie täglich
verkehrten.
Noch war aber alles noch sehr ungewiss und kaum jemand,
der die
Lokomotive genau betrachtet hat, konnte sich vorstellen, dass das
klappen würde. Denn dazu war viel Arbeit und leider auch noch viel mehr
Kapital nötig. Ich würde es als wahnwitzige Idee bezeichnen, doch, viele
hofften auch auf ein Wunder und so war es möglich, dass die 12 332 aus der
Asche aufstieg wie einst Phönix. Auf jeden Fall hatte sie später Erstfeld
wieder verlassen.
Seither steht die Nummer
12 332 wieder irgendwo in einem
Schuppen und schlummert vor sich hin.
Niemand weiss vermutlich, was man mit der
Lokomotive machen soll.
Eigentlich gehört sie ins Museum, doch dort will man sie nicht mehr, weil
man den Platz für eine Maschine der Reihe
Ae 6/6 benötigte. Fahrten machen
konnte man damit auch nicht mehr. Was sollte mit der Nummer 12 332
geschehen? Ich weiss es selber nicht.
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Lokomotive 12 339 |
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Die Nummer 12 339 beendete
als letzte
Lokomotive der Baureihe Be 4/6 die Laufbahn und kehrte nach
Jahren wieder ins Tessin zurück. Im fernen Bern zog einer ein Strich über
die Nummer. Die Zeit dieser Baureihe war vorbei. Jedoch wurde der Abbruch
nicht gleich verfügt. Mit der Maschine wollte man einen ungewöhnlichen
Handel aufziehen, der nicht von allen Leuten verstanden werden sollte,
aber anscheinend als sinnvoll angesehen wurde. Die Lokomotive blieb daher nicht lange in Bellinzona. Sie wurde nach Italien exportiert und dort in Voghera abge-stellt. Diese Aktion fand im Rahmen eines Austausches statt.
Als Gegenstück kam die E 431 037 der FS in die Schweiz und vorübergehend
ins Verkehrshaus der Schweiz. Sie sollte in Ermangelung einer eigenen
Lokomotive an den Betrieb mit
Drehstrom im Simplontunnel erinnern. Einen
Betrieb, den auch niemand mehr so richtig kennt. Wir wollen uns jedoch nicht mit der E 431 037 in Luzern aufhalten. Vielmehr wollen wir den Weg der Be 4/6 in Italien verfolgen. Dort passte sie in etwa gleich gut, wie die Maschine der FS in der Schweiz.
Trotzdem sorgten die Italiener
überraschend gut für den Exoten aus der Schweiz. So wurde sie äusserlich
wieder im grünen Anstrich der letzten Jahre aufgearbeitet und
anschliessend im Einsenbahnmuseum Pietrarsa bei Napoli ausgestellt.
Dabei blieb es dann einige
Jahre lang. Die
Lokomotive verschwand anschliessend in der Versenkung und
war vermutlich in Italien der gleiche Exot, wie die FS Lokomotive in der
Schweiz. Die Schweiz entledigte sich dann der FS Lokomotive und überliess
sie den nördlichen Nachbarn in Speyer. Um die Be 4/6 mit der Nummer 12 339
wurde es in der Folge sehr ruhig. In der Schweiz wusste kaum jemand, wo
sie überhaupt in Italien war.
Im Jahre 1994 kam dann wieder
etwas Leben in die Be 4/6 mit der Nummer 12 339, die ja in Italien vor ein
paar Jahren verschwunden war. Sie kam wieder etwas näher zu Grenze und
wurde dem Verein Verbano übergeben. Die
Lokomotive sollte jetzt in Luino
abgestellt werden. Zumindest war sie nach all den Jahren wieder dort, wo
die
Fahrleitung
teilweise die passende
Spannung
hatte. Doch der
Dornröschenschlaf ging weiter.
Der Abstecher der Nummer 12 339 nach Italien endete im
Frühling 2010. Die Maschine wurde in Luino abgeholt und anschliessend in
die Schweiz überführt. Die
Lokomotive sollte dort durch eine Privatperson
aufgearbeitet werden. Nur schon der Transport war eine Herausforderung. So
musste die Lokomotiven mehrere Tage in Erstfeld abgestellt werden, weil
die Kühlleitungen undicht geworden waren. Das
Öl tropfte in eiligst
unterlegte Wannen. Als die Lokomotive endlich am Ziel angekommen war, wurde es wieder ruhig. Vermutlich waren der Aufwand und die Kosten wirklich sehr gross, denn es kam nicht mehr zu einer zeitnahen Aufarbeitung. Die Zeiten mit zwei Be 4/6 am Gotthard scheint vorbei zu sein. Jedoch meinte man das auch bei der Baureihe C 5/6 einmal. Die Nummer 12 339 ist immer noch vorhanden. Nur der Zustand der Maschine wird immer schlechter werden.
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