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Baujahr: | 1919 | Leistung: |
1 750 kW / 2 370 PS |
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Gewicht: | 118 t | V. max.: |
65 km/h |
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Normallast: | 430 t bei 35 km/h | Länge: |
19 240 mm |
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Mit der
Lokomotive
der
Baureihe
Fc 2x 3/4 und der Nummer 12 201 kommen wir zu einem klassischen Fall eines
Prototypen.
Die Maschine wurde nie in Reihe gebaut und daher hätte sie hier kaum einen
Platz verdient. Aber trotzdem wollen wir uns diesen besonderen Vertreter
ansehen, denn die spätere Reihe Ce 6/8 I sollte eine ganz besondere
Lokomotive sein.
Nur so viel sei bereits erwähnt, was hier möglich
war, ging erst 100 Jahre später wieder.
Hier kam weder eine Serie, noch wur-de sie schnell dem Abbruch zugeführt. Das ergibt automatisch viele Fragen, warum es so gekommen war. Dabei
beginnen wir am Anfang. Die Lösung dafür fand sich genau bei der Frage,
warum wurde die Nummer 12 201 je gebaut.
Die privaten Bahnen der Schweiz waren kurz vor 1900 so
verstritten, dass kaum mehr an einen Verkehr zu denken war. Um die
Kriegskasse zu füllen, griffen die Verantwortlichen Leute zu allen
Mitteln. Marode Wagen und veraltete
Lokomotiven
wurden schlicht nicht erneuert. Das verdiente Geld wurde in den Handel mit
Aktien investiert. Alle wollten mit der mächtigen
Gotthardbahn mithalten. Jedoch fehlten dazu die Mittel.
Nicht anstehen lassen konnte der Staat diese Situation. Er war
darum bemüht, dass die Verkehrswege funktionierten. Damals gehörten die
Eisenbahnen bereits dazu und so wurde ein neues Gesetz entworfen, dass
eine
Staatsbahn
als Lösung für die Probleme vorsah. Das letzte Wort darüber sollten jedoch
nicht die Politiker in Bern, sondern das Volk haben. Es kam zur Abstimmung
über die Zukunft der Eisenbahnen in der Schweiz.
Es war ja klar, der Wahlkampf vor der Abstimmung wurde mit der
gleichen Härte geführt, wie der Kampf ums Überleben.
Die fünf grossen
Privatbahnen
waren sehr mächtig und so wollte man den Bundesrat und somit die gewählte
Regierung in die Knie zwingen. Man war ja so gut zu den Fahrgästen und
somit zum Volk, auch wenn diese oft weit gehen mussten, weil der Zug der
anderen
Bahngesellschaft
in einem anderen
Bahnhof
fuhr.
Drei weitere grosse Privatbahnen folgten noch im gleichen Jahr. Erst 1909 sollte auch die Gotthard-bahn dazu kommen.
So war letztlich die Meinung des Volkes umgesetzt worden. Hier
wollen wir nun in die Geschichte der Bahnen und dieser
Lokomotive
einsteigen. Der Start dieser Staatsbahnen war nicht gerade einfach, um nicht zu sagen, fast ein Wunder. Man musste ein grosses Chaos in Ordnung bringen und das teilweise veraltete Rollmaterial umgehend er-neuern.
Damit es schnell ging, griff man zu den bewährten
Dampflokomotiven. Die meisten neuen
Lokomoti-ven
entstammten den
Privatbahnen.
So wurde die Reihe
A 3/5 700 von der
JS
übernommen. Erst später kam eine eigene Entwicklung dazu.
Bei der
Gotthardbahn sah das anders aus. Dort hatte man mit der
Erneuerung des Bestandes begon-nen und so kamen passende
Lokomotiven
im Be-stand. Mit dem zunehmenden Verkehr waren diese aber längers je mehr
überfordert. Daher wurde eine neue Berglokomotive entwickelt. Das führte
letztlich zur Baureihe
C
5/6 und zur grössten Dampflokomotive der Schweiz. Nach wenigen
Jahren konnte so der Verkehr verbessert werden.
Neben diesen Erneuerungen war man aber auch offen für neues. So
konnte mit der MFO ein Vertrag abgeschlossen werden. Dieser sollte im Raum
Seebach Versuche mit einphasigem
Wechselstrom
erlauben. Die Maschinenfabrik wollte mit diesem System die Städte vom
beissenden Rauch befreien. Dazu war aber zu Beginn der Versuche schlicht
noch nicht alles vorhanden. Es fehlte schlicht ein Motor, der für
Wechselstrom geeignet war.
Nahezu zur gleichen Zeit wurde aber auch mit der BBC über die
Traktion im neuen Simplontunnel verhandelt. Wegen den Problemen mit dem
Rauch und dem Dampf im
Gotthardtunnel
sollte dieser nicht mit Dampflokomotiven befahren werden. Hier stand ein
Betrieb mit
Drehstrom
zur Auswahl. Dass dieser später bis Sion verlängert wurde, hatte auch
damit zu tun, dass die hier vorgestellte
Lokomotive
gebaut wurde. Um 1907 war das aber noch nicht sicher.
Je nach Ergebnis der Versuche, wollten sich die
Staatsbahnen
entscheiden. Zwar war klar, dass man mit Dampflokomotiven arbeiten wollte.
Diese hatten jedoch in den langen
Tunnel
Probleme mit dem Rauch. Gerade der
Gotthardtunnel
war da das grosse Sorgenkind. Mit einer
Belüftung
und scharfen Vorschriften an das Personal versuchte man eine Katastrophe
zu vermeiden. Doch das reichte nicht immer für einen sicheren Betrieb.
Die Internationale Politik und ein Attentat verhinderten, dass die
Angelegenheit in Ruhe angegangen werden konnte. Bedingt durch den ersten
Weltkrieg stiegen die Preise für
Kohle
gewaltig an. Mangel war die Folge davon und so musste der
Fahrplan
ausgedünnt, oder aber mit
Holz
gefeuert werden. Beides konnte man nicht anstehen lassen und das Problem
mit dem
Brennstoff
musste gelöst werden und das schnell.
Kleinere Bahnen mussten sogar den Betrieb gänzlich einstellen,
weil einfach keine
Kohle
mehr zu finden war. Die Bahnen, die weniger Glück hatten, verschwanden
entweder gänzlich, oder gingen in den Besitz der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB über. Die Krise bei den Bahnen in der Schweiz griff um
sich und viele kleinere
Bahngesellschaften
hielten sich nur dank helfenden Gemeinden und Schmuggel über Wasser.
Selbst die nagelneue
Baureihe C 5/6
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB sah im Vergleich alt aus und wurde
daher nie zur grössten
Lokomotive
der Schweiz. Wobei gerade die Reihe C 5/6 während dem Krieg zur grössten Leistung ihrer Karriere kommen sollte. In Frankreich wurde mit diesen Maschinen das Land am Leben gehalten, denn die Versorgungszüge durch das Rhonetal waren wichtig.
Das mit eigenen
Lokomotiven,
die ihre Glanzzeiten weitab der Heimat erleb-ten. Kaum jemand bekam das im
Land mit, denn man sah die grossen Modelle ja nicht vor der Haustüre
fahren.
Je länger der Krieg dauerte, desto schlimmer wurden die Probleme.
Die Vorräte schrumpften und viele böse Zungen behaupteten, dass auch der
mit Kohlenstaub durchsetzter Boden in die
Feuerbüchse
geworfen wurde. Für die Feuerbüchse war das nicht gut, denn so musste der
Unterhalt intensiviert werden. Man riskierte die
Lokomotiven
um nur einen Zug zu führen. Lange konnte man so nicht mithalten, denn die
Katastrophe war perfekt.
Ein normaler Betrieb gab es so eigentlich nur noch auf der
Lötschbergbahn und auf
anderen Bahnen mit
Fahrleitung
und elektrischem Betrieb. Die Energie für die
Lokomotiven
der Lötschbergbahn kam aus einer Leitung, die Fahrleitung genannt wurde.
Die darin enthaltene
Elektrizität
stammte von einem in der Nähe liegenden
Kraftwerk.
Selbst das Wasser kam aus den einheimischen Bergen. Eine Abhängigkeit vom
Ausland und von veränderlichen Rohstoffpreisen gab es nicht mehr.
Jedoch wollte niemand etwas von Kohlelieferungen wissen. Der
Brennstoff für die grossen Dampfloko-motiven am Gotthard wurde somit ins
Land geschmug-gelt und das vom Staat höchstpersönlich! Waren wieder Kohlen vorhanden, wurden diese in die Feuerbüchsen am Gotthard geworfen. Mit Holz konn-ten die dort erforderlichen Brennwerte nicht erreicht werden.
Wer dabei auf der Strecke blieb war klar, denn viele Wälder wurden
damals geopfert um doch noch mit einem Zug fahren zu können. Wie lange
aber auf diese zurück gegriffen werden konnte, war nicht klar. Ein Baum
wuchs nicht so schnell, wie man ihn benötigte.
Es kann also gesagt werden, der Untergang der Bahnen in der
Schweiz kam nicht, weil man bei der elek-trischen Traktion schon weit
fortgeschritten war. Das wurde noch mit dem Friedensvertrag ergänzt. Der
Krieg war aus, und die
Kohle
war wieder billiger. Die Preise erreichten jedoch nie mehr die geringen
Preise, die vor dem Krieg galten. Der
Fahrplan
konnte so wieder normal gefahren werden und das war das Ziel.
Dem fernen Direktorium in Bern, blieb das Treiben am Gotthard
nicht verborgen. Eine
Staatsbahn
bemächtigt sich der Schmugglerei. Das konnte doch nicht sein. Hingegen
fuhr nur wenige Kilometer von Bern entfernt, die Lötschbergbahn
mit den elektrischen
Lokomotiven
auf einer vergleichbaren Strecke grosse Erfolge ein. Wer meint, dass
alleine deswegen der grosse Siegeszug bei den elektrischen Bahn kam, irrt
sich.
Und dieser Fall war wichtig, da man sich von der aus-ländischen
Kohle
befreien konnte und das war letzt-lich der Entscheid für ein Bauprogramm,
dass die Schweiz nie mehr erleben sollte. Die elektrische Energie begann damit ihren Siegeszug, auch wenn man das damals noch nicht ahnen konnte. Bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB begannen die Beratungen.
Schnell war zu erkennen, dass ein Umdenken statt-gefunden hatte.
Die grosse Dampflokomotive der Bau-reihe C 5/6,
die damals bestellt wurde, weil man der elektrischen Traktion nicht über
den Weg traute, sollte die letzte Serie von
Lokomotive
ihrer Art wer-den.
Die schweizerischen Bundesbahnen SBB schwenkten um und
beschlossen, dass zumindest die
Gotthardstrecke mit
elektrischen
Lokomotiven
betrieben werden sollte. Nur damit konnte man den grössten Teil der
Kohle
einsparen. Weiter sollten aber auch alle anderen Strecken mit grösseren
Steigungen umgestellt werden. Das sollte in kurzer Zeit die meisten
Bahnlinien
mit einer
Fahrleitung
versehen werden sollten.
Auf dem Papier hatten die
Dampfmaschinen
den Kampf gegen die neue Technik bereits verloren. Was dieser Entscheid
auslöste, sollte erst rund 50 Jahre später erkennbar sein. Denn 1965 war
nahezu die ganze Schweiz mit einem
Fahrdraht
versehen worden. Heute sind nahezu sämtliche Strecken damit versehen
worden und die Anlagen mit Dampfmaschinen sind wirklich sehr selten. Ich
empfehle das Brienzer Rothorn.
Trotzdem wurden die Anlagen mit
Drehstrom
im Wallis übernommen und die Anlagen sogar noch bis Sion verlängert.
Gerade das zeigte, wie gross die Panik vor einem baldigen Krieg damals
gewesen sein musste, denn Drehstrom blieb ein Exot. Mit dem Entscheid begannen aber gleich neue Probleme, denn am Gotthard war schlicht nichts vorhanden. Gut, etwas gab es, denn das Wasser hatte man und mit der wilden Reuss einen idealen Bach in der unmittelbaren Umgebung.
Es fehlten nur die
Kraftwerke,
die
Fahrleitung
und natürlich die passenden
Lokomotiven.
Alles musste man anschaffen, denn es stand ein kompletter Systemwechsel
auf dem Programm.
Was das genau bedeutete, kann man heute kaum nachvollziehen.
Damals gab es elektrisches Licht gerade in den grössten Städten und sicher
nicht in den Häusern. Die
Gotthardstrecke
verkehrte aber in den Alpen und dort gab es keine
Elektrizität,
die genutzt werden konnte. Die Arbeiten für die
Kraftwerke
in Ambri und Amsteg begannen daher sehr schnell. Damit war der Grundstein
gelegt worden und man konnte sich nun um die
Lokomotiven
kümmern.
Mit den Anlagen war es bekanntlich mit nicht getan. Es mussten
auch
Lokomotiven
beschafft werden. Einfach wäre dabei der Nachbau der Fb 5/7
der BLS gewesen, aber man wollte bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB
eigene Modelle für den Gotthard entwickeln. So konnte man von den bereits
gemachten Fortschritten mit diesen Maschinen profitieren. Wir sind damit
bei der Entwicklung angelangt und die war nicht leicht.
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