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Baujahr: | 1964 - 1985 | Leistung: | 4 700 kW / 6 320 PS | |
Gewicht: | 80 t | V. Max.: | 125 - 140 km/h | |
Normallast: | 500 - 580 t | Länge: | 14 800 - 15 410 mm | |
Es gibt in der Schweiz wohl keine
Lokomotive, die so vielseitig war, wie die hier
vorgestellte Baureihe Re 4/4 II. Wenn es nicht zur Baureihe
Re 6/6 gekommen wäre, müsste man
fast behaupten, dass die Maschine der Schweizerischen Bundesbahnen SBB
schlicht die perfekte Lokomotive war. Wobei man natürlich auch so
behaupten kann, dass die Baureihe Re 4/4 II mit ihren Artgenossen schlicht
und einfach eine Meisterleitung darstellte. Zu einer Zeit, wo man es schlicht noch nicht kannte, wurde eine Lokomotive entwickelt, die man zu einer der neuen Plattformen zählen konnte. Wandlungsfähig wie diese Baureihe war, war sie der Vorgänger der heutigen Plattformen.
Dabei konnte man jedoch noch nicht auf die heutige Technik setzen.
Ein Punkt, der klar für die Baureihe Re 4/4 II sprach. Wie es zu dieser
Baureihe kam und wie sie sich letztlich über das Land ausbreitete, gehört
nun zu unserem Thema. Dabei werden wir eine universelle Lokomotive kennen lernen, die zwar „nur“ für die Schweizerischen Bundes-bahnen SBB entwickelt wurde, sich aber schnell bei kleineren Privatbahnen beliebt machte.
Daher dürfen wir in diesem Punkt, die dort verwendeten
Lokomotiven schlicht nicht vergessen. Mit der Baureihe
Re 4/4 II lernen wir die erfolgreichste Lokomotive der Schweiz
kennen. Ein Rang, der ihr vermutlich nie mehr streitig gemacht werden
kann.
In den späten 50er Jahren des 20ten Jahrhunderts erlebte die
Eisenbahn in der Schweiz eine besondere Beliebtheit bei der Bevölkerung
und bei der Industrie. Die Trans-portmengen bei den
Güterzügen
nahmen rapide zu und die Zahlen bei den Fahrgästen erlebten immer neue
Höhepunkte. Man kann daher behaupten, dass die Bahnen in der Schweiz das
Wirtschaftswunder in Deutschland im vollen Umfang mitmachten.
Die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges mit den knappen Vorräten
und dem damit verbundenen Hunger waren vergessen. Man konnte es sich in
der Schweiz wieder leisten, auch zum Vergnügen zu reisen. Längst waren
viele Reisende nur zum Vergnügen unterwegs. Man bereiste das Land, weil
Reisen ins Ausland noch nicht so bekannt waren. Trotzdem stieg dadurch die
Nachfrage bei den
Reisezügen massiv an. Das alte und zum Teil leistungsschwache Rollmaterial wurde dabei bis an die Gren-zen belastet. Es waren immer noch Loko-motiven der Baureihen Be 4/6 und Be 6/8 II, sowie Be 6/8 III im Einsatz. Selbst die letzten verbliebenen Dampfloko-motiven der Schweizerischen Bundesbahn-en SBB wurden in jenen Jahren vor die Züge gespannt.
Was sich aus eigener Kraft bewegen konnte, wurde vor die Züge
gespannt. Dann ging es mehr oder weniger schnell auf die Reise.
Heute schütteln wir ab diesem veralteten Bestand die Köpfe. Jedoch
müssen wir wissen, dass der zweite Weltkrieg mit seinem Mangel an
Rohstoffen verhinderte, dass in der Schweiz neue
Triebfahrzeuge
gebaut wurden. Aus den letzten vorhandenen Reserven und mit
Ausschlachtungen wurden damals die zwölf
Lokomotiven der Baureihe
Ae 4/6 geschaffen. Für grössere
Serien fehlten schlicht die Rohstoffe.
Ein Punkt der letztlich auch dazu führte, dass der Bestand der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB veraltet wirkte. Dadurch konnten die
Staatsbahnen
für ihr Versäumnis eigentlich nichts. Man war sichtlich bemüht, den Park
zu bereinigen, aber das war nach den Krisenjahren schlicht nicht so
einfach. Zudem war man vom Ansturm auf die Züge schlicht überrascht
worden. Daher mussten selbst die Roten
Pfeile aushelfen.
Sie sehen, es war eine Zeit des Sturmes auf die Eisenbahn. Ein
Punkt, den jedoch die Schweizerischen Bundesbahnen SBB nicht so
unverschuldet hatten, wie man meinen könnte. Die Nachfrage war klar aus
den Rängen der Leute zu suchen. Jedoch hatte man die Werbetrommel nach dem
Krieg massiv gerührt. Abgeschlossen hatte man diesen Schritt mit den
nagelneuen Kantonslokomotiven, die sich schlicht ins Herz der Leute
gefahren hatten. Mit den Lokomotiven der Baureihe Ae 6/6 standen zwar leistungsfähige und moderne Maschinen für die Gotthardstrecke zur Verfügung. Sie verdrängten dort die alten Veteranen, die sich im Mittelland nützlich machten.
Jedoch konnten diese Maschinen nicht vor den
Reisezügen eingesetzt werden. Mit Geschwindig-keiten
von 75 – 100 km/h waren sie bereits zu langsam geworden. Mit der Baureihe
Re 4/4
fuhr man planmässig bereits mit 125 km/h. Die Erfahrungen mit der Baureihe Ae 6/6 und den langen dreiachsigen Drehgestellen, liess einen Nachbau dieser Maschine für das Flachland nicht sinnvoll erscheinen.
Hinzu kam, dass die neue
Lokomotive am Gotthard nicht nach der mit den Maschinen
der Baureihe
Re 4/4
eingeführten
Zugreihe R
verkehren konnten. Die dadurch verbundene Beschränkung der
Geschwin-digkeit wirkte hinderlich, da mit 110 km/h nichts mehr zu
erreichen war.
Eine neue
Lokomotive für das
Flachland sollte eine möglichst hohe
Zugkraft
besitzen und eine
Höchstgeschwindigkeit
von bis zu 140 km/h er-reichen können. Alles in allem Punkte, die mit der
Baureihe
Ae 6/6
nicht vollumfänglich zu erreichen gewesen wären. Einzig die bei dieser
Maschine vorhandene Zugkraft, hätte der neuen Lokomotive für das Flachland
ebenfalls gut gestanden. Schliesslich konnte man so schnell beschleunigen.
Man musste sich daher nach einer alternativen Vorlage für eine
neue
Lokomotive umsehen und da wurde man ausgerechnet bei
einem
Triebwagen
fündig. Die in dieser Zeit abgelieferten Triebwagen der Baureihe
RBe 4/4
erfüllten zwar einen grossen Teil der gewünschten Bedingungen, jedoch
waren sie zu leistungsschwach, um auch vor die schwersten
Reisezüge gespannt zu werden. Eine neue
Lokomotive musste deutlich höhere Kräfte erzeugen können. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von lediglich 125 km/h vermochten diese Triebwagen so oder so nicht alle Beding-ungen zu erfüllen. Es musste daher eine gänzlich neu konstruierte Lokomotive bestellt werden.
Verbesserungen von vorhandenen Fahr-zeugen waren nicht möglich. Um
es ver-einfacht auszudrücken, die neue
Loko-motive sollte eine Kombination der Baureihe
Ae 6/6
und dem
Triebwagen
RBe 4/4
sein. Doch auf den Erfahrungen mit den Trieb-wagen RBe 4/4 konnte man aufbauen. So waren viele Merkmale, wie die Steuer-ung und die verwendete Vielfachsteuer-ung weiter zu verwenden.
Sie haben richtig gelesen, die neue
Lokomotive für das
Flachland sollte im Gegensatz zu den nur wenige
Jahre alten Lokomotiven der Baureihe
Ae 6/6
wieder mit einer
Vielfachsteuerung
versehen werden. Dabei stand jedoch die Bildung von Pendelzügen im
Vordergrund.
Es musste deshalb darum herum nur eine neue
Lokomotive gebaut werden. Die Zeit, wo mit
speziellen Hochleistungstriebwagen auch schwere
Reisezüge befördert werden konnten, sollten
erst viele Jahre später mit den
Triebzügen
für hohe Geschwindigkeiten kommen. Die damalige Zeit verlangte im
hochwertigen Reisezugsverkehr klar nach einer leistungsstarken Lokomotive.
Die
Triebwagen
der Baureihe
RBe 4/4
waren einfach zu schwach geworden.
Zu dieser Zeit wurde von der Industrie eine durchaus passende
Lokomotive entwickelt. Die Rede ist von der
Baureihe
Ae 4/4 II, die von der BLS entwickelt wurde. Die Lokomotive
verfügte über moderne Technik mit
Gleichrichter
und sehr hohe
Zugkräfte.
Sie war genau das, was eigentlich die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
gebrauchen konnten. Selbst die damaligen Fachleute waren von dieser
Theorie überzeugt. Die Lokomotive kam für die Schweizerischen Bundesbahnen SBB schlicht nicht in Frage. Die neuste Technik mit Gleichrichter der Baureihe Ae 4/4 II war noch zu wenig erprobt, um gesicherte Erkenntnisse daraus abzuleiten.
Die neue
Lokomotive für die
Staatsbahn
musste mehr oder weni-ger auf die
Schienen
gestellt werden und vor Zügen verkehren. Das war mit einer unbekannten
Technik schlicht nicht möglich. Es war nicht sicher, ob die Lokomotive überhaupt nach der Zugreihe R verkehren konnte. Selbst die BLS war sich da nicht sicher, denn sie bezeichnete die Maschine provisorisch als Ae 4/4 II.
Die Erfahrungen mit der Baureihe
Ae 6/6
hatten die Schwei-zerischen Bundesbahnen SBB bereits gemacht, daher sollte
nun alles Mögliche gemacht werden, damit die neue
Lokomotive nach dieser
Zugreihe R
verkehren konnte.
Eigentlich war auch klar, dass man bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB auf der bewährten aber leider zu schwachen
Re 4/4 aufbauen wollte. Die Maschine erfüllte die Bedingungen
für die
Zugreihe R
als bisher einzige
Lokomotive. Gerade die mit
Vielfachsteuerung
ausgerüsteten Maschinen erreichen gute Fahrleistungen. Ein Punkt, den man
mit neuen Lokomotiven natürlich ebenfalls erreichen musste. Jedoch hatte
die Maschine der BLS noch ein anderes Problem.
Die Probleme mit der elektrischen
Nutzstrombremse
bei den neuen
Lokomotiven mit
Gleichrichter
waren noch nicht gelöst worden.
Widerstandsbremsen
waren die einzigen Lösungen. Diese wollte man bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB schlicht nicht, denn dazu waren die Nutzstrombremsen der
in Serie gebauten Maschinen der Baureihe
Ae 6/6
zu gut geworden. Diese übertrafen die Werte der Widerstandsbremsen
deutlich. Diese Punkte verleiteten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB dazu, für dieses neue Fahrzeug ein eigenes Pflichtenheft zu erstellen. Darin wurden alle geforderten Merkmale definiert und so Vor-gaben für die Industrie geschaffen.
Ein Vorgang, der damals durchaus üblich war und der gerade bei
dieser
Lokomotive schon fast zu einer
staatspolitischen Affäre geworden wäre. Das
Pflichtenheft
der Staatsbahnen wurde überall verris-sen.
Gerade in der damaligen Fachpresse wurde von einer veralteten
Technik und von einem gravierenden Fehlentscheid gesprochen. Die Leute
waren damals auf neue Technik fixiert und daher verwunderte es eigentlich
nicht, dass man sich auf die neue
Lokomotive der BLS eingeschossen hatte. Diese
Stimmen, die eigentlich nie ruhen sollten, wurden letztlich einem Besseren
belehrt, denn die Schweizerischen Bundesbahnen SBB schrieben die
erfolgreichste Maschine aller Zeiten aus.
Es wird Zeit, dass wir einen genaueren Blick in das
Pflichtenheft
werfen. Dabei dürfen wir jedoch die
Lokomotive der BLS nicht vergessen, denn
diese wurde mehr oder weniger Parallel entwickelt und bietet daher
wunderbare Hinweise auf die unterschiedlichen Lösungen. Wie gut diese
Vorgaben letztlich eingehalten wurden, erfahren wir erst, wenn wir uns dem
Betriebseinsatz der Lokomotive zuwenden. Doch aktuell existiert sie
schlicht noch nicht.
Die neue
Lokomotive sollte eine Maschine mit vier
einzeln angetriebenen
Triebachsen
und ohne
Laufachsen
sein. Diese vier Triebachsen sollten in zwei identischen
Drehgestellen
angeordnet werden. Damit wurde für die Lokomotive eine
Achsfolge
von Bo‘Bo‘ festgelegt. In der Schweiz wurde dazu die Bezeichnung 4/4
geführt. Damit sollte sich die neue Maschine an die Baureihe
Re 4/4
anreihen. Das könnte Probleme bei der Bezeichnung geben.
Die maximale
Achslast,
die zugelassen wurde, wurde auf 20 Tonnen festgelegt. Das bedeutete, dass
die neue
Lokomotive maximal 80 Tonnen schwer sein
durfte. Natürlich wurde auch bei dieser Lokomotive die Toleranz von zwei
Tonnen mehr zugestanden. Diese Werte waren damals üblich, denn die
Strecken der Schweiz waren auf die
Streckenklasse
C3 ausgelegt worden. Das führte dazu, dass Vorgaben für die Länge erfolgen
mussten. Bei der Streckenklasse C3, die von der Lokomotive einge-halten werden musste, waren die Werte klar definiert. Denn der Wert von 7.2 Tonnen auf einen Meter musste bei 20.5 Tonnen pro Achse eingehalten werden.
Das bedeutete, dass minimal 12 Meter zugelassen waren. Hier
flossen natürlich die Erfahrungen mit der Baureihe
Ae 4/7 in das
Pflichtenheft
ein. Bei Lokomotiven mit
Drehge-stellen
sollte dieser Wert jedoch kein Problem sein. Es sollte eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 140 km/h erreicht werden. Dazu war klar gefordert worden, dass die Zulassung zur Zugreihe R erfolgen musste.
Im
Pflichtenheft
wurden daher die geforderten Werte an die Kräfte im
Gleis
klar definiert. Hier hatte man bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB
aus dem Versäumnis bei der Baureihe
Ae 6/6
gelernt. Die Umsetzung dieser Bedingungen war daher klar gefordert worden. Bei der Baureihe Ae 6/6 hatte man es seinerzeit nur mit der Definition der Höchstgeschwindigkeit versucht und musste letztlich erfahren, dass diese Angabe nicht ausreichend genug definiert war.
Diesen Fehler wollte man bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB
nicht mehr wiederholen, die neue
Lokomotive musste schnell sein und sollte
gefälligst auch mit erhöhten Geschwindigkeiten um die
Kurven
kommen.
In diesem Punkt, war die BLS nicht so genau. Das führte letztlich
dazu, dass die ersten
Lokomotiven der BLS noch als Baureihe
Ae 4/4 II geführt werden mussten. Erst Verbesserungen, die für
die Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB gemacht wurden, halfen
der Maschine der BLS. Sie sehen, dass es daher wichtig war, dass die
Angaben klar und so genau wie möglich definiert werden mussten. Bei der
neuen Lokomotive für die
Staatsbahnen
war das erfolgt.
Die
Lokomotive musste in der Lage sein,
Kurven
von kleineren Radien auch bei höherem Tempo durchfahren zu können. Diese
Forderung hatte für das kurvenreiche Netz der Schweizerischen Bundesbahnen
SBB besondere Bedeutung, belief sich doch der Anteil der gebogenen
Strecken auf fast 40 % des gesamten Netzes. Kurven mit Radien zwischen 200
und 500 m waren damals relativ häufig anzutreffen.
Damit war nun auch klar, dass die neue Lokomotive als Baureihe
Re 4/4
geführt werden sollte. Da im Bestand der Schweizerischen Bundesbahnen SBB
diese Bezeichnung schon vergeben war, wurde beschlossen, dass man die
Indexe, die bisher die Hersteller unterteilten, auch zur Unterteilung bei
gleicher Bezeichnung genutzt werden. Daher sollte die neue
Lokomotive für das
Flachland als Bau-reihe Re 4/4 II geführt werden.
So wurde eine Bezeichnung geschaffen, die in der Schweiz auch
später noch zu Problemen führen sollte. Es war letztlich diese
erfolgreiche
Lokomotive, die dafür sorgte, dass das System bei
den Bezeichnungen über den Haufen geworfen werden musste. Lokomotiven in
der Schweiz sollten sich ab diesem Zeitpunkt eigentlich nur noch an dieser
Lokomotive orientieren. Wobei der erste Nachbau sich deutlich unterschied.
Im Bereich des Laufwerkes legte man daher einen Grundstein und die
Lösungen, die schliesslich von der Industrie umgesetzt wurden, führten
dazu, dass die Eigenschaften der Baureihe Re 4/4 II nur von wenigen
Lokomotiven unterboten wurden. Genau genommen, waren
es in der Schweiz lediglich die Baureihen
Re 6/6 und
Re 460. Das
Laufwerk
der Baureihe Re 4/4 II war schlicht perfekt ausgeführt worden.
Die Form des Kastens, wie das bei der BLS auch gemacht wurde,
orientierte sich an älteren Baureihen. In diesem Punkt waren die
Lokomotiven der Baureihe
Ae 6/6
ein voller Erfolg gewesen. Das Volk in der Schweiz liebte diese Maschinen
und daher sollte die neue Lokomotive ein ähnliches Erscheinungsbild
aufweisen. So war klar, dass es eine Maschine der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB war. Auf Zierstreifen mit Chrom verzichtete man jedoch.
Für die
Lokomotive wurden
Anhängelasten
von 460 Tonnen bei Geschwindigkeiten von 80 km/h für Steigungen von 26‰
definiert. Eigentlich hätte man bei einer neuen Lokomotive in diesem
Bereich durchaus deutlich höhere Werte erwartet. Es muss jedoch gesagt
werden, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB nicht nach einer neuen
Lokomotive für den Gotthard suchten, denn dort hatte man die Baureihe
Ae 6/6
im Einsatz.
Im
Flachland sollten bei Steigungen von bis zu 12‰
Anhängelasten
von bis zu 1 000 Tonnen erreicht werden. Dabei sollte noch eine
Geschwindigkeit von 100 km/h erreicht werden. Bei maximaler
Geschwindigkeit waren jedoch keine speziellen
Zugkräfte
definiert worden. Man ging bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB davon
aus, dass diese durch die Werte bei 100 km/h bei maximaler Geschwindigkeit
für die üblichen Züge ausreichte.
Im Bereich von kleineren Geschwindigkeiten waren die geforderten
hohen
Zugkräfte
einer
Lokomotive mit Einführung der elektrischen Traktion
kein Problem. So erreichten beispielsweise die uralten Lokomotiven der
Baureihe Ce 6/8 II am
Gotthard bereits höhere Zugkräfte, als die hier vorgestellte Lokomotive.
Die Knacknuss lag letztlich auch bei den Zugkräften, die bei 100 km/h
erbrachten werden, denn das war das
Krokodil verloren.
Es wurde nun auch eine hohe
Zugkraft
bei hohen Geschwindigkeiten gefordert. Die
Leistungsgrenze,
also jenen Wert, wo die maximale
Leistung
der Maschine erreicht wird, war auf 100 km/h festgelegt worden. Damit lag
man hier deutlich über der
Lokomotive der BLS und allen anderen in der Schweiz
eingesetzten Maschinen. Es wurde jedoch für die neue Lokomotive ebenfalls
eine Leistung von rund 6 000 PS erwartet. Ein wichtiger Punkt war, dass man auf eine konven-tionelle elektrische Ausrüstung grossen Wert legte. Mehrere Punkte im Pflichtenheft liessen daran keinen Zweifel.
So wurde diese Forderung sogar niedergeschrieben. Zudem forderte
man eine elektrische
Nutzstrombremse
nach dem Muster der Baureihe
Ae 6/6
ab Nummer 11 403. Diese leistungsfähige
Bremse
erreichte dabei durchaus höhere Werte, als die von der BLS geforderte
Wider-standsbremse. Neben den elektrischen Forderungen, wurden auch bei der Steuerung der Lokomotive klare Vorgaben gemacht. So musste die neue Lokomotive mit den Triebwagen der Baureihe RBe 4/4 in Vielfachsteuerung verkehren können.
Neu war diese Idee bei den Schweizerischen Bundes-bahnen SBB
nicht. Schon die ersten
Triebwagen
waren so ausgelegt worden, dass man die
Steuerwagen
kom-binieren konnte. Nun waren aber eine
Lokomotive und ein Triebwagen zu kombinieren.
Wir erkennen jedoch, dass die Schweizerischen Bundes-bahnen SBB im
Gegensatz zur Baureihe
Ae 6/6
wieder eine
Vielfachsteuerung
für
Lokomotiven mit hoher
Leistung
forderte. Die Erfahrungen mit den Lokomotiven
Re 4/4
und den
Triebwagen
RBe 4/4
liessen jedoch erkennen, dass das verwendete Kabel vom Typ III durchaus
zuverlässig genug war, um auch bei Lokomotiven mit hoher Leistung
verwendet zu werden.
Das hier vorgestellte
Pflichtenheft
wurde schliesslich der entsprechenden Industrie übergeben. Im Gegensatz
zur BLS war man bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB schlicht an den
Heimatschutz gebunden. Daher konnte man nur Firmen in der Schweiz
berücksichtigen. Innovative Lösungen aus dem Ausland waren daher nicht
möglich. Jedoch war die Schweizer Lokindustrie damals in Europa führend,
so dass kein grosser Nachteil dadurch entstand.
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