Opfer, Verletzte und Parasiten

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Bei keinem Tunnel weltweit, muss man diesem Thema ein so grosses Kapitel zumessen, wie beim Gotthardtunnel. Oder kennen sie ein Bauwerk, bei dem von einer Gotthard-Tunnel-Krankheit gesprochen wird? Sie sehen, je mehr man sich in dieses Thema einarbeitet, desto schlimmer muss es wohl gewesen sein. Jedoch stellt sich auch die Frage, was zu den Opfern gezählt wird. Das ergibt automatisch unterschiedliche Zahlen.

In der Fachliteratur wird daher immer wieder von 177 und 199 Opfern gesprochen. Diese Zahlen alleine sind schon sehr hoch, und sind einem Parasiten geschuldet. Nur, dieser wurde verschleppt, breitete sich in der Bevölkerung aus und zeigte seine Wirkung erst nach dem Bau zu Hause in Italien.

Daher können hier die Zahlen schwer erfasst werden. Der Bau des Gotthardtunnels hat so extrem viele Opfer gefordert und die Zahl steigt auf über 1000 Personen.

Tunnelbau ist, wie der Bergbau, ein gefährliches Gewerbe. In den engen Stollen, ist schnell ein Unfall passiert, der zu Verletzungen führte, die leider zu oft tödlich endeten.

Man kannte damals noch keine Helme für Arbeiter und ein Hut war gegen einen harten Stein ungeeignet. So stiess man sich schnell den Kopf. Je nach Heftigkeit können schlimmere Verletzungen entstehen, die sogar tödlich enden könnten.

Bei einem Steinschlag, oder bei einem Wassereinbruch konnten die Arbeiter unter Geröll verschüttet werden und ertranken verletzt im Wasser, das sich am Grund sammelte. Hier bietet der spätere Bau des Tunnels am Lötschberg ein sehr gutes Beispiel. Beim Einbruch des Gasterntals, wurden 30 Mineure verschüttet und konnten bis zum heutigen Tag nicht geborgen werden. Hier war der Gotthard zum Glück nicht so schlimm.

Schwierig waren beim Bau des Gotthardtunnels die Bereiche der Ursenenmulde und der Tessinmulde. Diese zeichneten sich durch hohe Bergdrücke und Wassereinbrüche aus. Gerade der Schiefer auf der südlichen Seite war in diesem Punkt sehr gefürchtet. Dieser konnte abplatzen, bevor die Sicherungen angebracht waren, das war natürlich für die Arbeiter eine grosse Gefahr. Es kam aber auch dazu, dass die Abstützungen unter der Last brachen.

Beim Gotthard wurden durch Unfälle lediglich 33 Opfer betrauert. Hinzu kamen sehr viele Verletzte, die dabei oft Gliedmassen verloren. Wir sind damit noch bei den Werten, die auch andere vergleichbare Tunnel forderten. Man kann daher sagen, dass es normale Unfälle gewesen waren, die damals im Tunnelbau in Kauf genommen werden mussten. Der Vergleich mit anderen ähnlich langen Tunnel bestätigt diese Aussage.

Doch die Zahl beschränkt sich nur auf den Tunnel und nicht auf die Baugeschichte desselben. Mit dem später noch behandelten Bereich mit der Hygiene im Tunnel, entstanden die weitaus grössten Probleme beim Gotthard. Nur, die harte Arbeit und der Fremdenhass der Bevölkerung war ebenfalls nicht gesund für die Mineure und Arbeiter. Verstarb einer nach einer wilden Schlägerei mit Einheimischen, wurde oft nicht einmal ermittelt.

Opfer gab es aber auch bei Vorfällen auf dem Installationsplatz. Diese Opfer, die Teil des Baus waren, werden natürlich nicht zum Bau gezählt, gehörten jedoch auch Dazu. Damit haben wir die Differenzen zwischen den 177 und 199 Opfern gefunden. Wobei sich jetzt die simple Frage stellt, gehört Favre auch dazu? Natürlich, er starb in der direkten Folge des Baus. Dadurch wurde er zu einem der zahlreichen Opfer des Gotthardtunnels.

Als stete Erinnerung an diese Opfer wurde in Airolo ein Denkmal aufgestellt. Dieses zeigt die Situation im Tunnel gut auf. Jedoch muss erwähnt werden, dass es bei den Krankheiten kein Denkmal gab.

Abgesehen davon, dass es seit dem Bau des Tunnels den Begriff Gotthard-Tunnel-Krankheit gibt. Diese als direkte Folge der Hygiene im Tunnel, sorgte letztlich zum Streik der Mineure im Gotthardtunnel und auch der war nicht gerade gesund.

Tragisch endete der Streik der Mineure. Dieser sollte schnell beigelegt werden. Die Verhandlungen mit der Firma Favre verliefen dabei für beide Seiten nicht unbedingt wunschgemäss.

So wurde versucht mit Bestechung Streikbrecher zu motivieren, die Arbeit wieder aufzunehmen. Als der Streik jedoch nicht beigelegt wurde und die Mineure laut skandierend durch die Gemeinde Göschenen zogen, nahm der Vorfall eine tragische Wendung.

Um die Ordnung in der Gemeinde wieder herzu-stellen, wurden die Mineure mit der Staatsgewalt wieder zurück gedrängt. Diese Staatsgewalt bestand aus Freiwilligen Landjägern, die mit Schusswaffen versehen dem Streik entgegen getreten waren.

So wurde aus der geladenen Situation plötzlich eine hochgefährliche Geschichte, die letztlich nicht gut enden konnte, denn Streiks waren immer ein letztes Mittel der Arbeiter.

Als die Mineure sich der Staatsgewalt aus wenigen Personen gegenüber sahen, begannen sie mit Hämmer, Steinen und Pickel bewaffnet, auf die Langjäger zuzugehen und so der Forderung Nachdruck zu verleihen. Man geht heute davon aus, dass diese Miliz dieser Übermacht gegenübergestellt, aus reiner Panik von der Schusswaffe Gebrauch gemacht hatte. Im Kugelhagel brachen vier Mineure tödlich getroffen zusammen.

Dieser besonders tragische Vorfall führte zu Verbesserungen beim Gesundheitsschutz der Mineure. Gerade dieser Punkt war besonders wichtig, denn es starben auf der Baustelle 147 Personen an Krankheiten. Gefürchtet waren bekannte Krankheiten wie die Staublunge, jedoch waren auch die Dämpfe des Dynamits giftig, was zu beschädigten Atemwegen führte. All diese Probleme, waren jedoch harmlos, wenn wir die dritte Krankheit ansehen.

Bei diesen Krankheiten vermutete man, dass es sich um die gefürchtete Staublunge handelte. Jedoch konnte diese die grosse Sterblichkeit nicht alleine begründen. Es dauerte extrem lange, bis schliesslich die Mineurskrankheit erkannt wurde. In der Folge sollte diese auch als Gotthard-Tunnel-Krankheit bekannt werden und bringt uns dazu, die Krankheit, die von einem Parasiten verursacht wird, genauer zu betrachten.

Die Mineure klagten über Abgespanntheit und Müdigkeit. Diese wurden der harten Arbeit zugeschlagen. Der Husten schrieb man einer Staublunge zu. Erst als weitere Symptome wie Bewusstlosigkeit, Depression und Apathie auftraten, waren die Leute ratlos. Letztlich endete die Krankheit mit dem Tod der betroffenen Personen, denn die Krankheit befiel nicht nur die Arbeiter im Tunnel, sondern auch die Bevölkerung von Göschenen und vorallem Airolo.

Ursache für diese Symptome war ein Hakenwurm. Dieser war von der Art des Ancylostoma duodenale und er wurde von den Gastarbeitern eingeschleppt. Die Krankheit kam ursprünglich aus Afrika und war in Italien auch schon aufgetreten.

Nördlich der Alpen gab es in der Geschichte nur einen schweren Vorfall mit Befall dieses Parasiten und das war der Gotthardtunnel. Daher auch die Verknüpfung des Tunnels mit der entsprechenden Krank-heit.

Die Infektion erfolgte dabei mit Hautkontakt. So gelangte der Parasit ins Blut und durch die Adern in die Lunge. Dort nistete er sich in den Bronchien ein. Die Folge war, dass der Patient mit husten reagiert. Durch den Auswurf und anschliessendes verschlucken kam der Parasit letztlich in den Darm.

Dort nistete er sich ein und begann über die Darmzotten Blut zu saugen. Dabei konnte er 20 bis 30 Mikroliter Blut pro Tag aufnehmen.

Durch den Blutverlust kann es zu Herzversagen und zum Tod kommen. Besonders Kinder sterben vor allem aufgrund des Blutverlustes. Die betroffenen Leute litten dabei unter Hustenanfällen, beklagten eine Abgespanntheit und Leibschmerzen. Ohne die Behandlung dieses Parasiten mit speziellen Medikamenten führte dieser in der Folge zum Tod. Wobei während der Krankheit schreckliche Schmerzen ertragen werden mussten.

Viele Mineure zogen nach Ausbruch der Krankheit jedoch hustend ab und gingen wieder nach Hause. Mit dem Verdacht auf Staublunge, verschleppten die Mineure die Krankheit auch nach Italien, wobei dort wegen den besseren hygienischen Bedingungen eine grössere Verbreitung des Ancylostoma duodenale verhinderte. So blieb die Krankheit lange unentdeckt, was besonders in Göschenen zu einer richtigen Epidemie führte.

In der Folge stellte ein Arzt in Mailand Nachforschungen an. Bei der Untersuchung eines verstorbenen Mineurs stellte dieser Arzt einen Parasiten fest. Eine wirksame Therapie mit den erwähnten Medikamenten war damals schlicht nicht möglich. Erst seit 1970 stehen solche Mittel zur Verfügung. Den bedauernswerten Opfern konnte beim Bau des Gotthardtunnels schlicht nicht geholfen werden. Sie erlitten einen schmerzvollen Tod.

Daher kann man in diesem Bereich die Opfer nicht genau beziffern, man kann jedoch davon ausgehen, dass rund 1000 Personen an den Folgen dieses Parasiten gestorben sind. So tragisch es klingt, es war die Baustelle, die für das Auftreten dieses Wurmes verantwortlich war und die Gastarbeiter aus Italien schleppten in ein. Jedoch primär Schuld waren die katastrophalen hygienischen Verhältnisse auf der Baustelle und in den Unterkünften der Mineure.

 

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