Transportwege |
|||||||||||
Navigation durch das Thema | |||||||||||
Bei einem Bauwerk, wie dem Lötschbergtunnel muss sehr viel
Material und teilweise schweres Gerät herbeigeschafft werden. Dazu
benötigt man jedoch Transportwege. Ideal waren dazu Bahnen geeignet. Diese
gab es jedoch nicht, weil diese ja mit dem
Tunnel
gebaut wurden. Daher musste man andere Lösungen für den Transport finden.
Wie heute bieten sich deshalb nun noch die Strassen für die Beförderungen
der Materialien an. Beim Bau des Gotthardtunnels konnte man dazu auf die gut ausgebaute Passstrasse über den gleichnamigen Pass zurückgreifen. Mit unzähligen Fuhrwerken wurde daher das Baumaterial zur Baustelle geführt. Ein vergleichbarer Verkehrsweg gab es am Lötschberg schlicht nicht. Selbst die Bahnlinie, die beim Simplon grosse Vorteile brachte, war nicht vorhanden. So war klar, der Transport wird ein Problem des Baus darstellen.
Um die Baustellen mit dem nötigen Material zu versorgen hatte man
zwei
Bahnlinien
zur Verfügung. Diese führten von Norden her bis nach Frutigen und im Süden
von Lausanne kommend bis Brig. Beide konnte man für den Transport des
Materials nutzen. Jedoch reichten diese nicht bis in den unmittelbaren
Bereich der Baustellen. Zudem waren die Wege dorthin steil und schlecht
ausgebaut. Im Lötschental kamen die vielen Lawinen noch dazu. Daher entschied man sich, die Baubahn, die im Tunnel sowieso benötigt wurde, als Transportmittel für die Zu-führung des Baumaterials zu nutzen. Diese Transportbahn war rein für den Transport der Güter und nicht für Personentransporte ausgelegt worden.
Trotzdem sollten diese beiden Bahnen zu einem wichtigen Teil der
Lötschbergbahn werden. Schliesslich konnte man diese Bahn auch bei den
Zufahrtsstrecken
für die Trans-porte nutzen. Bis die Baubahn bereit stand, musste das Material mühsam über die schlechten Wege zu den Baustellen befördert werden. Jedoch wollte man nicht warten, bis die Bau-bahnen betrieben werden konnten.
Daher versuchte man gewisses Material in der Region zu beschaffen.
Dazu gehörten sicher die
Hölzer
für die Abstützungen und für den Bau der benötigten Gebäude. Auch auf
Steine aus der Region konnte man zurückgreifen.
Auf der Nordseite erreichte die Baubahn den Installationsplatz bei
Kandersteg im Sommer 1907. Ausgedehnte
Gleisanlagen
entstanden dabei sowohl in Kandersteg, als auch in Frutigen. Dort wurden
auch die Gebäude für die Baubahn selber aufgestellt. Einfach gesagt, es
entstand eine eigentliche Bahn, die jedoch nur provisorisch aufgebaut
wurde. Nach dem Bau sollte diese Baubahn daher schlicht wieder
verschwinden.
Auf der Südseite musste man damit bis ins Jahr 1908 warten. Hier
wurde eine grössere Distanz zwischen Brig und Goppenstein benötigt. Zudem
erachtete man den Weg entlang des späteren Trassee als sinnvoll. In der
Folge mussten bereits für die Baubahn
Tunnel
ausgebrochen werden. Punkte, die letztlich den Bau um nahezu ein Jahr
verzögert hatten. Ein Punkt, der sich auch auf den Bau des Tunnels
auswirken sollte.
Solche Baubahnen waren viele Jahre durchaus üblich. Dabei kamen
die meisten jedoch lediglich für den Transport innerhalb der Baustellen
zum Einsatz. Als Beispiel sei hier der Gotthard erwähnt, wo die Baubahn
nur im
Tunnel
verwendet wurde. Einsätze als Zubringer, wie am Lötschberg waren jedoch
sehr selten. Daher lohnt es sich, wenn wir im Zusammenhang mit dem
Scheiteltunnel
auch die Baubahn ausführlich behandeln.
Da die Baubahnen auf
Schmalspur
verkehrten, konnten diese mit engeren Radien von minimal 20 Metern
versehen werden. Bei einer
Spurweite
von 750 mm konnten die Radien durchaus so geringgehalten werden. So wurde
es möglich, die Anzahl benötigter Kunstbauten zu verringern. Wobei gerade
bei den Kunstbauten der Begriff seine Bedeutung bekam. Die meisten grossen
Brücken
waren mit
Holz
aufgebaute Konstruktionen. Sehr bekannt wurden die bekannten Viadukte Ärgerten und Schlossweid. Beide erreichten eine grosse Länge und dabei auch eine imposante Höhe. Während sich im Norden die Baubahn einen eigenen Weg suchte, folgte diese im Süden, wie schon erwähnt, so genau, wie nur möglich dem späteren Trassee der Bahnlinie.
So konnte in dieser heissen und kargen Gegend wertvolles
Kulturland geschützt werden und man besass trotzdem eine Baubahn auf der
südlichen Seite. Es lohnt sich sicher, wenn wir uns einen genaueren Blick auf diese Strecken erlauben und so durchaus eine imposante Anlage kennen lernen werden.
Dabei beginnen wir mit der nördlichen Seite, wo die Baubahn ihren
Anfang beim
Bahnhof
von Frutigen nahm. Ein Installationsplatz erlaubte den Umschlag der Güter
von der normalen Eisenbahn auf die Baubahn. Anschliessend begannen die
Züge mit der Fahrt nach Kandersteg.
Anfänglich konnte die Baubahn mit Steigungen von bis zu 60‰ dem
Gelände folgen. Daher entfernte sie sich in diesem Bereich nie gross von
der späteren Strecke. Damit konnte die Baubahn auch für den Bau der
Strecke benutzt werden. Ein Umstand, der dafür sorgte, dass auf der
Baubahn ein reger Betrieb herrschte und so diverse Ausweichstellen
geschaffen werden mussten. Die Züge fuhren in den meisten Fällen auf
Sicht.
Um den Anstieg nach Kandersteg zu schaffen, musste die Baubahn
künstlich verlängert werden. Dabei blieb sie anfänglich noch auf der
östlichen Seite der Kander. Erst später wurde die wilde Kander auf einer
einfachen
Brücke
in geringer Höhe gequert. Weiter dem Gelände folgend, kam die Baubahn
schliesslich zum Ägertenviadukt, auf dem an Höhe gewonnen und die Richtung
gewechselt wurde. Daher erreichte die Brücke eine stolze Höhe. Letztlich erreichte die Strecke den Werkplatz in Kandersteg. Dort wurden die Materialen abgeladen und später dem Bau zugeführt. Spannend dabei ist eigentlich nur, dass die Baubahn mit jener im Tunnel verbunden war.
So konnten schwere Bauteile auch auf den Wagen be-lassen werden,
wenn sie im
Tunnel
benötigt wurden. Durchgehende Züge direkt in den Tunnel gab es jedoch
nicht, da im Tunnel andere
Lokomotiven,
als auf der Baubahn verwendet wurden. Damit können wir zur südlichen Seite wechseln. Hier begann die Strecke beim Werkplatz Brig. Zuerst musste der Rotten (Rhone) überquert werden. Dazu war eine abenteuerliche Brücke erstellt worden.
Anschliessend folgte das Trassee der späteren Linien-führung,
wobei
Tunnel
umfahren und Täler ausge-fahren wurden. Auch hier konnte man die
geringeren Radien sehr gut nutzen. Allgemein sollte aber kaum Platz
verbraucht werden.
Auch heute noch, kann in vielen Teilen der Verlauf der Baubahn im
Wallis nachvollzogen werden. Das ehe-malige Trassee dient heute als
Wanderweg entlang der
Südrampe.
Lediglich die einfachen
Brücken
wurden verbessert. Gerade wegen der Baubahn ist dieser Wanderweg leicht zu
schaffen, da es nur sehr wenig steile Anstiege gibt. Ein Besuch lohnt
sich, da man so auch in die Zeit des Baus eintauchen kann.
Letztlich wurde auch hier der Werkplatz in Goppenstein erreicht,
wo wieder ausgedehnte Anlagen vorhanden waren. Wie auf der nördlichen
Seite gab es eine
Verbindung
in den
Tunnel,
die für schwere Lasten genutzt wurde. Auch hier kam es jedoch nicht zu
Lokomotiven,
die von der Baubahn zur Tunnelstrecke wechselten. Warum das so war, werden
wir jetzt genauer ansehen und dabei gibt es auch viele Überraschungen.
Der Park bei den Fahrzeugen war bei der Baubahn sehr umfangreich.
Wenn ich hier jedes
Triebfahrzeug
einzeln erläutern würde, ergebe das eine eigene Seite. Daher wird es
einfacher, wenn ich die einzelnen Fahrzeuge in einer Tabelle auflisten
werde. Dabei sind die Fahrzeuge weder nach der Seite, noch nach dem
Einsatz geordnet. Wobei ich denke, Sie werden den Einsatz schnell
erkennen, denn dazu waren die Unterschiede zu gross. |
|||||||||||
Nummer |
Bauart |
Hersteller |
Leistung |
Antrieb |
Bemerkung |
||||||
1 – 4 |
Dn2T |
O & K |
200 - 250 PS |
Dampf |
|||||||
5 – 8 |
C2nt |
Borsig |
100 – 150 PS |
Dampf |
|||||||
11 – 14 |
2/2 |
O & K |
50 PS |
Dampf |
|||||||
15 – 18 |
B2nt |
Borsig |
50 PS |
Dampf |
|||||||
21 – 28 |
2/2 |
Thébault |
50 PS |
Druckluft | Nur Tunnel | ||||||
31 – 32 |
4/4 |
O & K |
200 – 250 PS |
Druckluft | Nur Tunnel | ||||||
36 |
Dn2t |
Maffei |
200 – 250 PS |
Dampf |
|||||||
41 – 42 |
D2nt |
O & K |
200 – 250 PS |
Dampf |
|||||||
Während die Dampflokomotiven auf den Baubahnen im Zulauf nach
Kandersteg und Goppenstein verkehrten, kamen die Druckluftlokomotiven
ausschliesslich im
Tunnel
zur Anwendung. Hier kamen den Leuten, die am Gotthard gemachten
Erfahrungen zu Gute, denn Dampflokomotiven in einem nicht fertiggestellten
Tunnel sind ausgesprochen problematisch. Auch wenn beim Lötschbergtunnel
eine deutlich bessere Lüftung vorhanden war. Die Druckluftlokomotiven arbeiteten mit einem Druck von bis zu 120 bar in den Behältern, die in Längsrichtung auf der Lokomotive vorhanden war-en. Der Druck in den Zylinder betrug lediglich zehn bar. Die Maschinen konnten bei den Werkplätzen getankt werden.
Dabei wurde neben der
Druckluft
auch etwas Dampf aufgenommen. Man konnte so im Winter verhindern, dass die
Zylinder
des
Antrieges
wegen der Kälte ein-gefroren sind. Zu den Dampflokomotiven gilt zu sagen, dass diese den grossen Maschinen entsprachen. Jedoch gab es geringere Abmessungen. Das führte dazu, dass diese Maschinen durchaus nur mit einem Mann betrieben werden konnten.
Die dabei mitgeführten Lasten reduzierten zudem die gefahrene
Geschwindigkeit in den steilsten Abschnitten, daher musste die Last oft
reduziert werden. Es kam jedoch nicht zu planmässigem Einsatz von
Vorspannlokomotiven.
Von den
Lokomotiven
gezogen wurde eine Vielzahl von einfachen Wagen. Diese waren als Loren,
als
Flachwagen
oder als geschlossene
Güterwagen
ausgeführt worden. Eigentliche
Personenwagen
gab es auf der Baubahn jedoch nicht, da sie ausschliesslich dem Transport
der Baumaterialien und des Ausbruchs diente. Wurden dennoch Personen
transportiert, richtete man einfach vorhandene Wagen mit zusätzlichen
Dächern her.
Da Lasten lediglich in der Steigung befördert wurden, besassen die
Wagen nur teilweise
Handbremsen.
Diese wurde von zusätzlichem Personal besetzt. Pneumatische Bremsen, wie
man sie damals bereits kannte, gab es jedoch nicht, da die Wagen teilweise
auch von Pferden und Arbeitern verschoben werden mussten. Daher hätten
pneumatische Systeme lediglich zu Problemen geführt. Daher wurde darauf
verzichtet.
Bei den Baustellen der Strecke kamen einfachere Bahnanlagen zur
Anwendung. Hier betrug die
Spurweite
lediglich 600 mm, so dass die Wagen nicht auf die Baubahn übergehen
konnten. Es gab hier auch keine
Lokomotiven,
so dass die Fahrzeuge mit Muskelkraft bewegt wurden. Sofern nicht die
Arbeiter die Wagen selber bewegten, wurden dazu Pferde eingesetzt.
Meistens führten diese Bahnen lediglich bis zur Baubahn.
Dies galt nicht im
Tunnel.
Hier wurde grundsätzlich mit der üblichen
Spurweite
von 750 mm gearbeitet. Das war ein Vorteil, wenn besonders schwere Wagen
mit Ausbruch bewegt werden mussten. In den engen Stollen war es zudem
nicht möglich, diese Wagen umzuladen. Daher führte das
Gleis
der Baubahn bis an die vorderste Stelle des Richtstollens. Damit wurden
auf diesen Geleisen auch die Bohrlafetten bewegt.
Was nicht mit der Baubahn transportiert werden konnte, wurde wie
das Material bis zur Eröffnung der beiden Bahnverbindungen über die Wege
transportiert. Dabei kamen Fuhrwerke mit mehreren Pferden zum Einsatz.
Enge
Kurven
behinderten daher diese Gespanne immer wieder und besonders schwere
Bauteile konnten nur mit sehr viel Mühe bis zu den Installationsplätzen in
Kandersteg und Goppenstein transportiert werden.
Die Fahrt ging dabei im wahrsten Sinne der Worte über Stock und
Stein. Die Strassen waren nicht ausgebaut worden und besassen daher keine
Pflästerung. Auch Randmarkierungen mit kleinen Mauern gab es nicht. Im
Lötschental kann hinzu, dass diese Wege oft von Lawinen überrollt wurden.
Daher musste jedesmal der Schnee entfernt werden, damit man einen
Transport ausführen konnte. Daher nutzte man, wo es nur ging die Baubahn.
|
|||||||||||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |||||||||
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt | ||||||||
Copyright 2018 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |