Betriebseinsatz |
|||
Navigation durch das Thema |
|
||
Als die ersten Modelle
der neuen Baureihe
Fb 5/7 in Spiez eintrafen, waren zwei Punkte klar. Die Fc 2x
3/3 sollte ein Exot im Bestand werden und der Titel der stärksten
Lokomotive
der Welt war auch schon wieder weg. Ein vergänglicher Titel, denn die
elektrischen
Triebfahrzeuge
steckten noch in den Kinderschuhen. Und die hier vorgestellte Lokomotive
sollte sogar noch erleben, dass ein
Triebwagen
mehr
Leistung
besitzen konnte. Mit der Betriebsaufnahme auf der Bergstrecke, kam die alte Maschine nicht mehr so oft in den Einsatz. Auf der Bergstrecke waren stärkere Modelle ver-langt. Nur spukten diese immer wieder.
Daher griff die
Betriebsführung
auf die ältere Reihe zurück. Zwar konnte sie nicht so viel mitnehmen, aber
der Zug fuhr und das war oft wichtiger. Der Start auf der
Bergstrecke
war oft so chaotisch, dass kaum jemand klar durch-blickte. Gerade am Anfang gab es bei der Baureihe Fb 5/7 grosse Probleme mit dem auch dort vorhandenen Dreiecksrahmen. Dieser war zu schwach und so muss-te die Lokomotive aus dem Versuchsbetrieb immer wieder als Retter in der Not eingesetzt werden.
Diese war zwar auch
nicht optimal, da sie langsamer war, aber immerhin konnten die Züge
geführt werden. Noch konnte man nicht auf die Fc 2x 3/3 verzichten.
Mit der erfolgreichen
Sanierung der
Triebwerke
begannen die
Fb
5/7 besser zu funktionieren. Das merkte man, denn die
Lokomotive
Fc 2x 3/3 kam immer seltener zum Einsatz. Die
Dienstpläne
umfassten nur Arbeiten für die Serie. So blieben die gefahrenen Kilometer
auf einem tiefen Wert. Da niemand Bedarf hatte, war auch ein Verkauf nicht
so leicht möglich. Doch die Zeiten sollten sich auch wieder bessern.
Als im Jahre 1917 eine
Fb
5/7 ungebremst die
Südrampe
hinunter raste und in Brig das
Stellwerk
abräumte, war die Fc 2x 3/3 plötzlich nicht so schlecht. Dank dem
geteilten
Bremsgestänge
war sie besser vor Steinschlägen geschützt, da nicht die
Bremse
der kompletten
Lokomotive
ausfallen konnte. Doch so sehr man sich einen geordneten Dienst wünschte,
so selten wurde auch die ältere Maschinen gesetzt. Es blieb ruhig. Die Behörten führten daraufhin neue Vorschriften ein. Damit eine Lokomotive alleine die Talfahrt antreten durfte, musste eine elektrische Bremse vorhanden sein. Die gab es weder bei der Lokomotive Fc 2x 3/3, noch bei der Reihe Fb 5/7. Nur das geteilte Bremsgestänge war hier vorhanden.
Beide konnten aber nur
noch mit ausreichend Wagen die Talfahrt in Angriff nehmen. Betrieblich
brachte das der
Versuchslokomotive
aber keine Vorteile. Nur zwei Jahre später nahmen die Schweizerischen Bundesbahnen SBB mit der Fahrleitung im Aaretal den elektrischen Betrieb mit Wechselstrom auf. Diese sollte für die Versuche der neuen Maschinen für den Gotthard genutzt werden.
Ungewollt wirkte dort
auch die Fc 2x 3/3 mit. Nicht im Betrieb, aber beim Bau der neuen Modelle.
Die von der BBC vorgeschlagene Maschine Fc 2x 3/3 wurde von den
Staatsbahnen
abgelehnt. Zur Verbesserung der Fahreigenschaften, wurden dort nachträglich, aber vor der Auslieferung, zwei Lauf-achsen vorgesehen.
Es entstand so die
Fc 2x 3/4, die besser
als «Köfferlilok» bekannt wurde. Gerade die hier vorgestellte Maschine
hatte gezeigt, dass zur Verbesserung der Fahrt,
Laufachsen
benötigt wurden. Die MFO konnte die Erfahrungen nutzen und daher sah sie
für den Gotthard eine
Lokomotive
Fc 2x 3/4
für
Güterzüge
vor, die wohl als
Krokodil
bekannter ist.
Auch bei der BLS gab es
eine Neuerung. Nachdem die Strecke zwischen Scherzligen und Brig
elektrisch befahren wurde, kam nun der Abschnitt zwischen Spiez und
Interlaken West dazu. Die beiden
Brücken
der
Bödelibahn über die Aare verhinderten die schweren Fahrzeuge
noch. Damit verringerte sich der teure Dampfbetrieb auf einen kurzen
Abschnitt. Es sollte die Zeit kommen, wo sich die
Triebfahrzeuge
aus dem Jahren 1910 dort tummelten.
So übernahmen die
Motorwagen
den
Regionalverkehr.
Für die damals noch ansehnlichen
Güterzüge
benötigte das Unternehmen eine kräftige
Lokomotive.
Die Modelle der
Bergstrecke
wurden dort benötigt. So kam nun die kaum verwendete Fc 2x 3/3 zu der
Ehre. Wobei das nicht so einfach über die Bühne ging, denn die
Versuchslokomotive
musste zuerst noch verändert werden, da sie nicht passte.
Sie passte nicht in das
neue Schema für die Bezeichnungen. In der Schweiz hatte man erkannt, dass
die Lösung nach dem Muster der
Tenderlokomotiven
nicht ausreichte. Es wurden nun die grossen Buchstaben A bis D der
Maschinen mit
Schlepptender
verwendet. Zur Unterscheidung wurde, wie bei den
Motorwagen
das kleine e verwendet. Aus der bisherigen Fc 2x 3/3 wurde die Ce 6/6, da
es auch vereinfache Achsangaben gab.
Die
Lokomotive
Ce 6/6 löste die Dampflokomotiven vor den
Güterzügen
ab. So konnten auch schwerere Züge nach Interlaken geführt werden. Die
Maschine war dabei aber meistens nicht am Limit ihrer
Leistung
angelangt und blieb deshalb unter ihren Werten. Man erkannte, dass es sich
um einen Exoten handelt, bei dem die
Betriebsführung
kaum passende Dienste erschaffen konnte. Die grosse Maschine auf der
Nebenstrecke
war eine Folge davon.
Es gab ein paar Jahre
in denen es ruhiger wurde. Die Arbeiten waren aufgeteilt worden. Doch es
standen neue Modelle für die
Bergstrecke
an. Deren Technik war auf dem neusten Stand und weil es bei der
Versuchslokomotive
seit dem letzten Umbau eher chaotisch aussah, kam nach einem Einsatz von
18 Jahren das Aufgebot zum Umbau. Diesmal sollte wieder eine saubere
elektrische Ausrüstung verbaut werden. Diese bedeute jedoch auch, dass die Versuchslokomotive zu einer normalen Lokomotive der Betriebsgruppe werden sollte. Zumindest bei den Ersatzteilen erhoffte man sich eine grosse Verringerung.
Die nun als BLS-Gruppe
geführte Betriebsgruppe hatte mit der Baureihe
Ce 4/6 eine
weitere Baureihe im Betrieb, die wieder andere Baugruppen erhalten hatte.
Noch versuchten Bahnen, den Fortschritt wegen den Ersatzteilen zu bremsen. Viele Einsätze im Berner Oberland gab es für die Lokomotive nicht mehr, denn neue Maschinen drängten in diese Dienste. Mit anderen Worten auch die Güterzugsdienste entlang dem Thuner-see fielen wieder weg.
Die Maschinen waren
neuer und so auch etwas besser. Dazu gehörten mit Sicherheit die
Laufeigenschaften der
Lokomotive
Ce 6/6, die in
Kurven
wirklich nicht gut waren. Besonders dann, wenn es mit 60 km/h zur Sache
ging.
Alternativen innerhalb
der Betriebsgruppe gab es nicht. Dazu war die
Achslast
der
Lokomotive
zu hoch. Der
Oberbau
sollte erst später verstärkt werden. So blieb vorerst nur ein Einsatz
zwischen Scherzligen und Interlaken. Ab und zu kam sie auch nach Frutigen.
Sie konnte sich so an die glorreichen Zeiten erinnern, wo sie der
Schnellzugslokomotive
zeigte wie es ging. Im Aaretal hatten die
Staatsbahnen
auch genug eigene Maschinen.
Eigentlich hätte man
sich von diesem
Prototypen
gerne getrennt. Da nun aber die ganze Betriebsgruppe elektrisch betrieben
werden sollte, fehlten die
Lokomotiven.
Neue Modelle konnte man sich fast nicht mehr leisten und daher musste
notgedrungen das alte Ross herhalten. Moderne
Triebwagen
reichten für den
Regionalverkehr,
aber bei den
Güterzügen
musste eine Lokomotive ran. Da war die Reihe
Ce 4/6
dann schnell überfordert.
Die letzte mit einer
Fahrleitung
versehene Strecke der BLS-Gruppe war die Linie zwischen Bern und
Neuenburg. Die BN hatte dazu eigene
Lokomotiven
der Reihe
Be 4/6
erhalten. Diese passten ganz gut vor die dort noch verkehrenden
Schnellzüge
und auch zum
Regionalverkehr.
Im
Güterverkehr
waren sie aber wegen den steileren Abschnitten der Strecke nach Neuchâtel
nicht so gut geeignet. Dort benötigte die
Bahngesellschaft
eine zugkräftige Maschine.
So wurde die Maschine
von Spiez in den Raum Bern überführt und dort an die BN käuflich
übergeben. Der Exot war man im Oberland los und zwischen den Städten Bern
und Neuchâtel konnte der
Güterverkehr
abgedeckt werden. Eine Situation, die jetzt noch nicht beurteilt werden
kann. Die
Lokomotive
Ce 6/6 hatte damit aber erstmals seit 1910 wieder geordnete Arbeit
bekommen. Nur geschah das für einen neuen Arbeitgeber.
Die Maschine konnte von
der Gesellschaft BN im
Güterverkehr
sehr gut verwendet werden. Dadurch wurden ein bis zwei Modelle der Reihe
Be 4/6
freigestellt. Diese fanden leicht wieder Arbeit vor den
Reisezügen.
Die stärkste
Lokomotive
der Welt, die längst überrannt worden war, konnte erstmals zeigen, was sie
konnte, denn gerade der Anstieg von St. Blaise hoch nach Neuchâtel hatte
es in sich und da scheiterten die schwächeren Modelle.
Wie so oft waren die
Positionen in der Betriebsgruppe bezogen worden. Die nun der BN gehörende
Maschinen konnte sich dort gut in Szene setzen, denn wenn es steiler
wurde, zog diese mit 40 km/h durch und wuchtete die Wagen in die Höhe. Das
half auch den
Fahrplan
auf der einspurigen Strecke etwas stabiler zu machen, denn man wusste, wie
lange der
Güterzug
braucht. Wenn auch langsam, aber die Ce 6/6 zog den Zug. Im Jahre 1959 setzte eine Welle der Modernisierungen ein. Kaum eine Baureihe blieb davon verschont. Auch die bis jetzt nahezu unver-änderte Lokomotive Ce 6/6 wurde zur Modernisierung aufgeboten.
Ein Exot, der nahezu 40
Jahre auf dem Buckel hat, konnte froh sein, dass nicht der Schneidbrenner
wartete. Der Grund war indes simpel, denn die BN konnte auf das
Arbeitstier nicht verzichten, es fehlte der Ersatz.
Die Modernisierung
endete im Jahre 1959 mit einem komplett neuen Gesicht und einen halbleeren
Dach. Was nicht benötigt wurde, riss man raus und der Rest wurde wieder
zusammengesetzt. Optisch wirkte die bisher doch mit einer gewissen Eleganz
versehene
Lokomotive
nun nackt und bieder. Man hatte ihr in der Werkstatt übel mitgespielt,
aber das war immer noch besser, als der Abbruch irgendwo in einem
Hinterhof.
Die knapp 40 Jahre alte
Lokomotive
wurde dem aktuellen Betrieb angepasst. Dabei wurden die nicht mehr
benötigten Teile einfach entfernt. Das Ergebnis sah so aus und wurde
wieder an die BN übergeben. Dort war man froh, dass die
Güterzüge
wieder mit der eigenen Lokomotive geführt werden konnten. Das von der BLS
gemietete Modell konnte wieder ins Oberland spediert werden. Man war
wirklich froh um die Reihe Ce 6/6.
Es kamen danach noch
ein paar Jahre mit erfolgreichem Einsatz vor
Güterzügen
auf der BN dazu.
Reisezüge,
wie sie anderen
Güterzugslokomotiven
immer wieder anvertraut wurden gab es nicht. Die
Zugsheizung
des
Versuchsträgers
wurde daher nur genutzt, wenn es darum ging, ein paar
Reisezugwagen
vorzuheizen. Der Zug machte dann ein schnelleres Modell. Eine so deutliche
Güterzugslokomotive sah die Schweiz selten. Als es schliesslich im September 1967 in einem der alten Motoren kräftig knallte, war das Schicksal ver-mutlich schon besiegelt worden, als der Zug zum Stillstand kam. Die defekte Lokomotive wurde der Hauptwerkstätte in Spiez zugeführt und alle rechneten mit dem schlimmsten Ereignis.
Die Geschichte der Fc 2
x 3/3 schien endgültig abge-schlossen zu sein. Nur, wie war das mit den
Todge-weihten schon wieder? Genau, sie leben länger. Das galt auch für die Lokomotive Ce 6/6, denn die alte Maschine wurde nicht ausgemustert. Man baute den defekten Motor aus, warf ein paar Bremsklötze in den Maschinenraum und dann ging es wieder weiter.
Sie haben richtig
gelesen, man schickte die alte Dame mit einem
Drehgestell
wieder auf die grosse Reise. Eine Reparatur des bis jetzt unveränderten
Motors war schlicht nicht verantwortbar. Eine solche Aktion war selten und sie konnte eigent-lich nur einen Grund haben. Bei der BLS herrschte ein grosser Mangel an Triebfahrzeugen.
Mit den neuen Modellen,
die bis Bern, oder gar bis Basel verkehrten, wurde mehr
Lokomotiven
benötigt. Was noch mit eigener Kraft fahren konnte, wurde daher auf die
Strecke geschickt. Ob der Betrieb daran seine Freude hatte, kümmerte bei
der Einsatzplanung niemand, Das Teil fuhr und das war gut.
Sie konnte mit dem noch
funktionierenden Motor für leichte Dienste verwendet werden. So kam es,
dass die zur Reihe Ce 3/6 mutierte Maschine noch ein paar Züge führen
durfte. Die BN musste notgedrungen andere Modelle für die schweren
Güterzüge
verwenden. Mit den beiden bestellten
Lokomotiven
der Baureihe
Re 4/4 sollte das
kein so grosses Problem sein. So ging die behinderte Lokomotive nur noch
selten auf die Reise. Viele Fahrten waren es vermutlich nicht mehr, denn die neue Baureihe Re 4/4 verdrängten andere Lokomotiven in niedere Dienste. Insbe-sondere dann, als die Lieferung der Serie als Reihe Re 4/4 begann.
Es gab aber die
Lokomotive Ce 6/6, äh Ce 3/6 noch und diese war nun endgültig am Ende der
Hackordnung. Wer noch Sympathien hegte, musste sich beeilen. Das Ende der
einst stolzen stärksten
Lokomotive
der Welt, stand bevor.
Die
Lokomotive
wurde im Juni 1968 nach 57 Dienstjahren von ihrem Leiden erlöst und
ausgemustert. Die
Ausrangierung
war schon länger erwartet worden. Der Defekt am
Fahrmotor
war zu viel. Jedoch erreichte die Maschine für ein damals als
Versuchslokomotive
deklariertes Exemplar eine sehr hohes Alter. Der Passus, dass die BLS die
Lokomotive gemäss
Pflichtenheft
nicht übernehmen musste, konnte jetzt nicht mehr angewendet werden.
Die BLS-Gruppe mochte
sich aber nicht an der
Versuchslokomotive
erfreuen und spendierte alle Teile ohne lange Gedanken an die Erfolge zu
verschwenden an einen Abbruchunternehmer. Die alten Teile sollten
verschwinden, schliesslich gab es ja noch die Reihe
Be
5/7, die auch erhalten werden könnte. Wobei man
sich in Spiez nicht an der Idee von historisch wertvollem Material der
Staatsbahnen
erfreuen konnte.
Schliesslich konnte
durch sehr grosses Engagement einiger Fans ein komplettes
Drehgestell
einschliesslich
Fahrmotor
gerettet werden. Die nicht abgebrochenen Teile wurden optisch aufgebessert
und so kam das Drehgestell in das
Verkehrshaus der
Schweiz in Luzern. Die alte Technik und vor allem der
Schrägstangenantrieb der SLM brachten es ins Museum. Der
Antrieb
war aber inzwischen bei weit über 100
Rangierlokomotiven
verwendet worden und war nun wirklich alltäglich.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
||
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2022 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |