Historische Lokomotive

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Als es mit der Baureihe Ae 3/6 I zu Ende ging, waren die wichtigen Entscheide bereits gefällt worden. Neben den für ein historisches Depot abgestellten Maschinen gab es noch Exemplare, die für bestimmte Aufgaben bestimmt waren. Bevor wir zu diesen kommen, müssen wir uns um die schrottreifen Maschinen kümmern, die an Classic Rail verkauft wurden. Es ist ja klar, dass in einem historischen Depot nicht alle Objekte funktionieren müssen.

An Classic Rail wurden die Maschinen mit den Nummern 10 601, 10 639 und 10 693 verkauft. Wobei die erste genannte Ma-schine erst später behandelt wird, da ihre Karriere anders begann.

Das geplante historische Depot kam nicht und die Maschinen wurden in einem Ge-lände dem Wetter ausgesetzt abgestellt.

Das brachte letztlich auch Vandalen auf die Idee, diesen Lokomotiven einen Be-such abzustatten. Gebrochene Front-scheiben waren das Ergebnis.

Auch wenn man von drei erhaltenen Typen sprach, so viele gab es eigentlich nur, wenn man die Lokomotiven auf die Führerstände reduziert. Dort gab es kur-ze und lange Dächer, aber auch Son-nendächer waren vorhanden.

Technisch gab es aber nur die schwa-chen Modelle und die verbesserte Version mit einer höheren Leistung. Dank der ab-gebrochen Modernisierung gab es zudem noch viele Exoten. Diese waren aber ver-schwunden.

Jedoch gilt auch bei der Baureihe Ae 3/6 I die Regel, dass Lokomotiven dazu ge-baut wurden, Züge zu führen und nicht um herumzustehen. Was tot in einem Depot, oder auf einem Gelände steht, kann dies nicht mehr machen und ist nur dem Schrotthändler entronnen. Das gilt natürlich auch für Modelle, die auf einem Sockel stehen. Es sei denn der Sockel sollte nur ein Zwischenstopp sein, wie das bei den Maschinen in Baden immer wieder der Fall war.

Bei so einer erfolgreichen Serie musste, soll die Geschichte richtig dokumentiert werden, von jedem Modell ein Exemplar erhalten bleiben. Nur stellt sich die Frage, wer denn drei betriebsfähigen Lokomotiven erhalten will. Niemand, wenn man diese nicht nutzen kann. Trotzdem werden nun drei Lokomotiven vorgestellt werden, die recht gut die Serie der Baureihe Ae 3/6 I wiedergeben. Zwei davon können noch eingesetzt werden.

Nummer 10 601 mit kurzem Dach

 

Die Lokomotive wurde am 31. März 1979 ausrangiert und gehörte zur Gruppe mit der geringeren Leistung. Diese Maschine wurde nicht abgebrochen, sondern durch die Hauptwerkstätte Zürich äusserlich wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Technisch war sie jedoch nicht mehr für den Einsatz vorgesehen worden und die Schäden wurden nicht mehr behoben. Für den nun geplanten Einsatz war das auch nicht mehr nötig.

Geplant war, dass die Lokomotive in der neuen Schienenhalle des Verkehrshauses in Luzern ausge-stellt werden sollte. Dort hätte die Baureihe Ae 3/6 I sicherlich ein passendes Modell abgegeben.

Schliesslich waren diese Maschinen mit Ausnahme des Tessins überall in der Schweiz anzutreffen und sie war viele Jahre der Inbegriff einer Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Dazu soll-te es nicht kommen, da man dort einen anderen Kandidaten hatte.

Dieser Platz gehörte der Baureihe Be 4/6 und die stand in Baden auf dem Sockel. Daher wurde dort am 20. Mai 1983 ein Wechsel vorgenommen. Die Nummer 10 601 kam auf den Sockel. So war eine Maschine der ersten schwachen Serie erhalten geblieben und konnte von den Besuchern im ursprünglichen braunen Anstrich bewundert werden. Statt geschützt in einem Museum stand sie jedoch im Freien und war dem Wetter ausgesetzt.

Da Baden der Sitz der Firma Brown Boveri und Co BBC war, passte die Maschine. Mit dem ursprünglichen Erbauer wurde vereinbart, dass dieser für den Unterhalt zuständig war. Damit sollte das Denkmal durch die BBC unterhalten werden. Dort nahm man diese Aufgabe leider nicht sehr ernst, so dass die Lokomotive immer mehr einen schlechten Allgemeinzustand hatte. Firmen waren wohl nicht so auf den Erhalt ihrer Produkte angewiesen.

Als am 07. April 1998 der Sockel einem Umbau des Bahnhofes weichen musste, wurde die Lokomotive entfernt und anschliessend an Classic Rail verkauft. Dort wurde sie äusserlich wieder hergerichtet und mit gelben Zierstreifen versehen. Das auf Grund der Tatsache, dass damals die Farbe in der Sonne für diesen Effekt verantwortlich war. Jedoch konnte so auch verhindert werden, dass die Maschine abgebrochen wurde.

Nummer 10 664 mit Sonnendächer

 

Bei der Lokomotive mit der Nummer 10 664 handelte es sich um eine Maschine, die zur Serie mit den Sonnendächern gehörte. Die Maschine wurde am 16. Juli 1926 von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB übernommen und sofort in Betrieb gesetzt. Sie wurde formell auf den 26. Oktober 1990 ausrangiert und anschliessend als historische Lokomotive klassiert. Das führte deshalb dazu, dass sie nicht abgebrochen wurde.

Sie kam in die Obhut des Depots Rapperswil. Spannend dabei war, dass sie dort nie Stationiert war und dass beim Personal kaum genug Freude da-rüber aufkommen wollte. Aus diesem Grund wählte man für die Betreuung der historischen Lokomotive eine andere Lösung.

Mit dem Verein «Eisenbahnfreunde Zürichsee rech-tes Ufer» wurde sie einem Verein übergeben. Die-ser hatte nicht nur Personal der Staatsbahnen unter den Mitgliedern.

Die betriebsfähige Lokomotive wurde im letzten Betriebszustand mit dem grünen Anstrich aufge-arbeitet. Der nicht erfolgte Wechsel der Farbe führte dazu, dass eine Maschine in diesem allgemein bekannten Anstrich erhalten worden war. Das war die Reihe Ae 3/6 I, die man im Land kannte und so wirkte die Nummer 10 664 passend im Bestand der historischen Lokomotiven. Dazu gehörten auch die alten Laternen, die man wieder einbaute.

Auf eine weitere Zurücksetzung konnte so verzichtet werden. Das war oft der Fall, wobei jedoch keine Maschine in diesem Zustand verkehren durfte, denn bei der Auslieferung fehlten die Zugsicherung und die Hülsenpuffer. Wer aber mit der Lokomotive fahren will, benötigt diese Einrichtungen. Mit der Wahl des letzten Zustandes waren diese Einrichtungen passend, was sicherlich dem Gesamtbild nicht schadete.

Bei der Aufbereitung wurden bei den beiden Stossbalken zwei Garnituren für die Speiseleitung eingebaut. Diese war jedoch neu, denn gemäss der allgemeinen Dienstanweisung und somit dem Reglement vom 01. September 1928 war diese nicht vermerkt worden. Vielmehr war die Regulierleitung vorhanden und diese wurde damals mit ähnlichen Leitungen, wie bei der Hauptleitung verwirklicht. Trotzdem die Leitungen waren sinnvoll.

Lebenslauf der Ae 3/6 I mit der Nummer 10 664
1926 – 1927 Bern Einsätze im Aaretal
1927 – 1967 Zürich  
1967 – 1990 Rorschach  
1990 Rapperswil Als historische Lokomotive klassiert

 

Die erhaltene Maschine wurde nach der Klassierung als historische Lokomotive immer wieder für Sonderfahrten verwendet. Auch wenn diese Einsätze selten waren, konnte die Maschine immer wieder bewegt werden, was auch im Interesse der Leute war. Trotzdem fehlte der grosse Auftritt, der auch der Allgemeinheit die erhaltene Maschine der Reihe Ae 3/6 I näher bringen sollte. Da aber grosse Feste anstanden, konnte man zuversichtlich sein.

Als führende Lokomotive kam die Maschine aus Rapperswil an den Gotthard. Wie schon zu den Zeiten des Einsatzes. Denn wir müssen uns daran erinnern, dass der Bahnhof von Erstfeld immer ein Ziel war.

Die Maschinen aus Rorschach erreichten sogar Gö-schenen und somit den letzten Bahnhof vor der ita-lienische Region. Diesmal sollte es wieder klappen, denn der Zug fuhr in den Kanton Tessin. Eine Ae 3/6 I war seit 1922 nie mehr dort.

Mit der neuen Organisation und dem auftauchen von SBB Historic kam die Maschine in deren Besitz. Der Verein, der diese Lokomotive bisher betreute, konnte das immer noch machen, denn die bis-herigen Teams sollten aus rechtlichen Gründen auch als Vereine aufgestellt werden.

Das Muster der Baureihe Ae 3/6 I, aber auch der Reihe Ae 3/6 II, sollte in der Schweiz den Vorwurf der Schwarzarbeit verhindern. Sonst änderte sich wenig.

Mit der Einführung von ETCS - Balisen bei den Sig-nalen drohte der Nummer 10 664, wie allen anderen historischen Lokomotiven ein Fahrverbot. Daher wurde auch diese Maschine mit ETM-S ausgerüstet und so die Baureihe Ae 3/6 I endlich mit der Haltauswertung versehen. Zur Zeit des Einsatzes kam diese nicht mehr zum Einbau, da bekanntlich die Ausmusterung beschlossen worden war. Der Zukunft konnte das nur nützlich sein.

Wir können der Baureihe Ae 3/6 I und dabei der Nummer 10 664 eine gute Zukunft wünschen. Eine sehr schön erhaltene Lokomotive, welche die Reihe so präsentiert, wie sie alle Leute kennen. Auch ich zähle mich dazu, denn die Ae 3/6 I waren in meiner Jungend sehr präsent. Auch wenn ich nie damit gefahren bin, die Lokomotive konnte ich im nahen Depot immer wieder besichtigen. Oft aber sah ich sie vor dem Stücker der Nebenstrecke.

Nummer 10 700 mit langem Dach

 

Von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB in Betrieb genommen, wurde die Lokomotive mit der Nummer 10 700 am 29. November 1927. Dabei wurde sie in Seebach übergeben, da sie bei der MFO montiert wurde. Damit kam sie aber sehr spät in Betrieb und das wurde damit kompensiert, dass sie bereits am 05. Mai 1986 aus dem regulären Verkehr genommen wurde. Dabei war aber kein Defekt dafür verantwortlich.

Auch wenn die Nummer 10 700 ihrem Depot treu ge-blieben war. Sie hatte eine durchaus aufregende Karriere hinter sich. Besonders erwähnt werden muss, dass die Lokomotive zwischen dem 01. Juni 1968 und dem 31. Oktober 1970 an die BLS-Gruppe vermietet wurde.

Dort kam sie von Spiez aus auch auf der Bergstrecke zum Einsatz. Nie dafür gebaut, eroberte die Maschine die Berge im Berner Oberland und zeigte dabei, was sie konnte.

Die Lokomotive wurde nach der Ausmusterung als historische Lokomotive klassiert und durch die Hauptwerkstätte Zürich entsprechend hergerichtet. Für diesen Zweck unterzog man sie einer Revision R2. Da nun aber nur der technische Aspekt behandelt wurde, kam noch ein ausserordentlicher Neuanstrich dazu. Das führte dazu, dass die Maschine in Zukunft wieder mit dem ursprünglichen braunen Kleid eingesetzt werden sollte.

Zudem wurde bei jedem Stossbalken ein Anschluss für die Speiseleitung vorgesehen. Dieser war historisch nicht korrekt, wurde aber für die geplanten Einsätze benötigt. Eine Anpassung, die aber auch sonst sinnvoll war, denn historische Lokomotiven hatten oft lange Stilllager. Wenn das nicht in einem Depot war, musste dann die Druckluft oft mit der Handluftpumpe erzeugt werden. Sie sehen, auch wenn nicht korrekt, durchaus sinnvoll.

Nachdem die Aufarbeitung abgeschlossen wurde, überstellte man die Maschine wieder nach Bern. Dort wurde sie im Depot als historische Lokomotive geführt und sie bekam die notwendige Betreuung durch ein Team von Leuten des Depots. Die Zukunft für die Nummer 10 700 schien daher gesichert zu sein und was noch schöner war, sie konnte die ruhigen Jahre in dem Depot verbringen, wo sie viele Jahre treu gedient hatte.

Lebenslauf der Ae 3/6 I mit der Nummer 10 700
1927 – 1986 Bern  
1986 Bern Als historische Lokomotive klassiert
                       

Die Maschine mit der Nummer 10 700 wurde nach der Klassierung als historische Lokomotive für gelegentliche Fahrten ab Bern eingesetzt und bekam so auch etwas Bewegung. Wie bei allen anderen historischen Lokomotiven der Schweizerischen Bundesbahnen SBB wurde sie regelmässig für eine Leistung in der Region benutzt. So blieb die betagte Lokomotive in Bewegung. Auch wenn die Tagesleistung bei wenigen Kilometern lag.

Ihren grossen Auftritt hatte die Lokomotive anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Bahnen in der Schweiz. Sie sollte den extra für diesen Zweck hergerichteten Zug bespannen.

Dazu für wurden aus dem Verkehr genommene Einheits-wagen III verwendet. Damit dort die technischen Anlagen genutzt werden konnten, wurde die Speiseleitung der Lokomotive benötigt. Die seinerzeit eingebaute Leitung konnte nun genutzt werden.

Mit dem Jubiläumszug gelangte die Lokomotive in alle Tei-le der Schweiz und war daher bei nahezu jedem Fest anzutreffen. Dabei machte die braune Maschine für viele Besucher ein ungewohnter Anblick.

Kaum jemand wusste, dass die Baureihe Ae 3/6 I in dieser Farbe ausgeliefert wurde. Braune Lokomotiven wurden der BLS-Gruppe zugeschlagen. Als die Maschine dort ver-wendet wurde, war sie jedoch noch grün.

Nach den Feierlichkeiten wurde der Zug neu gestaltet. Jetzt sollte die alte Maschine ausgerechnet für die NEAT Werbung machen. Dabei war sie jedoch nur noch selten vor dem Zug.

Diese Arbeit wurde von den Lokomotivrn der Baureihe Re 4/4 IV übernommen. Doch immer wieder tauchte auch die historische Maschine vor dem grünen Zug auf. Ein Kontrast, der stimmte, auch wenn die Wagen etwas zu hell gefärbt wurden.

Mit der Übergabe des Depots in der Aebimatte an die BLS wurde die Lokomotive mit der Nummer 10 700 heimatlos. In der Folge suchte sie immer wieder eine neue Heimat. Nach einem Aufenthalt in Erstfeld kam sie schliesslich nach Olten. Dort wurde die Zugsicherung mit ETM-S eingebaut. Zwar in einer neuen Heimat, aber immerhin konnte sie noch für historische Fahrten genutzt werden. Die Nummer 10 700 hat dies sicherlich verdient.

 

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