B I (Eb 2/4) Nr. 25 – 30 |
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Baujahr: | 1882 | Leistung: | 404 kW / 550 PS |
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Gewicht: | 49.4 t | V. max.: | 75 km/h |
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Normallast: | 50t bei 40 km/h | Länge: | 10‘100 mm |
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Hatten wir bisher eher eine kleine
Lokomotive
für den
Rangierdienst
angesehen und kennen gelernt, kommen wir nun zu einer Lokomotive, die für
den hochwertigen Verkehr auf der Strecke beschafft wurde. Gerade diese
Lokomotiven wurden dringend benötigt, denn diese Form des Verkehrs gab es
gar noch nicht und er wurde erst mit der neuen Strecke möglich. Daher
kommen wir zu zwingend benötigten Lokomotiven. Zu dem hochwertigen Verkehr gehören die
Reisezüge,
die auf einer Strecke verkehren. Bisher gab es die jedoch noch gar nicht.
Im Tessin verkehrten auf den kurzen bereits im Betrieb stehenden
Abschnitten zwar ein paar
Nahverkehrszüge, aber die
Schnellzüge
sollten erst mit der durchgehenden Linie kommen. Daher war es für die
Verantwortlichen der Gotthardbahn schwer diesen Verkehr genau zu
bestimmen. Einen Einfluss auf die
Lokomotiven
hat auch die Strecke. Hier war der Gotthard alles andere als ideal
aufgebaut worden. Wir müssen die neu gebaute Strecke und deren Topografie
etwas genauer ansehen, um zu verstehen, wie das gemeint ist. Nur so können
wir den etwas überraschenden Entscheid der Verantwortlichen der
Gotthardbahn nachvollziehen und verstehen, warum es nicht andere
Lokomotiven für diesen Einsatz vor den
Reisezügen
gab.
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Immensee - Erstfeld | Erstfeld - Biasca | Biasca - Bellinzona | Bellinzona - Lugano | Lugano - Chiasso | |
Personenzug |
B I (Eb 2/4) |
II (C 2/3) |
III (D 3/3) |
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Güterzug |
I (E 2/2) |
III (D 3/3) |
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In unserer bekannten Tabelle hat es nun
eine erste Veränderung gegeben. Zwar verkehren auf den Talbahnen im Tessin
immer noch die
Lokomotiven
der Tessiner Talbahnen, aber nördlich des Gotthards gab es einen neuen
Eintrag. Im Tessin änderte sich mit dieser neuen Lokomotive nichts. Warum
sollte sich auch, denn die Lokomotiven im Tessin passten eigentlich schon
sehr gut zum bevorstehenden Verkehr und waren zum Teil bisher zu gross
geraten. Man hatte daher durchaus passende Lokomotiven im Bestand. Für den neuen Abschnitt zwischen Immensee
und Erstfeld galt das jedoch nicht. Der Grund war simpel, denn hier wurde
eine neue Strecke gebaut und die benötigt neue
Lokomotiven.
Damit auch die Leser, die es genau wissen wollen, informiert sind. Zuerst
gestartet sind diese Züge zumindest am Anfang in Rotkreuz, beziehungsweise
Arth-Goldau. An der Strecke änderte das jedoch nicht viel, so dass wir uns
auf den Abschnitt der Gotthardbahn beschränken. Die neue
Bahnlinie,
die am 01. Juni 1882 dem Betrieb übergeben wurde, bestand aus dem flachen
Abschnitt von Immensee bis Erstfeld. Noch musste von Luzern her die
Strecke der
SCB
genutzt werden, daher Immensee. Hier lagen die Steigungen der Strecke in
kleineren Werten. Man erreichte im Raum Arth-Goldau maximal 12‰ Steigung
und flachte anschliessend etwas ab. Das war für die Schweiz ein geringer
Wert und konnte daher problemlos als flache Strecke bezeichnet werden.
Im Haupttunnel wurde, obwohl er flach
gebaut war, mit den Lokomotiven der
Bergstrecke
gefahren. Wegen diesen 15 Kilometer wurde die Dampflokomotive nicht mehr
gewechselt. Daher kann und muss auch der
Gotthardtunnel
zum gebirgigen Teil der Gotthardbahn gezählt werden. Danach fiel die Strecke ab Airolo wieder mit einem Gefälle bis 26‰ ab. So erreichte man nach einer langen Gefällefahrt Biasca. Dort endete die Bergstrecke vorerst. Anschliessend folgte schliesslich die schon länger bestehende und flache Strecke der Tessiner Talbahnen. Das änderte sich auch nicht mehr, wenn man nach Luino fahren wollte. Vom Charakter her entsprach dieser Abschnitt der nördlichen Zufahrt. Anders sah es auf dem Weg nach Chiasso aus. Die Rampe des Monte Ceneri konnte sich dann wieder mit dem Gotthard messen. Auch hier gab es Steigungen bis zu 26‰, was klar wieder Berglokomotiven bedingte. Der angrenzende südliche Abschnitt bis
Chiasso war schliesslich mit mittleren Steigungen versehen worden.
Trotzdem blieben die Steigungen hier im hohen zweistelligen Bereich, was
kräftige
Lokomotiven
erforderte, doch auch die befuhr man bereits. Da im Tessin die Tessiner Talbahnen seit
1874 bereits auf den flacheren Abschnitten zwischen Biasca – Locarno und
Lugano - Chiasso verkehrten, musste man für diesen Abschnitt keine neuen
Lokomotiven
beschaffen. Die Lokomotiven waren bereits im Bestand und sie konnten sich
durchaus sehen lassen. Gerade die Lokomotiven für den Schnell- und
Regionalverkehr
waren eigentlich für die gesamte Strecke geeignet. Sehen wir uns diese
Schnellzugslokomotive
in einer eigenen Tabelle kurz an. Eine weitere Vorstellung dieser
Lokomotiven
erfolgt jedoch nicht, auch wenn die Serie kurz nach der Betriebsaufnahme
um drei weitere Einheiten erhöht wurde. Das Baumuster entsprach jenem der
Tessiner Talbahnen, die in diesem Artikel nicht weiter behandelt werden.
Doch nun zur Tabelle dieser speziellen Lokomotiven: |
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Typ |
Nummern |
Baujahr |
V. max. |
Bemerkungen |
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II (C 2/3) |
21 - 24 |
1874 |
60 |
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B (C 2/3) |
18 - 20 |
1883 |
60 |
Nachbau der Nr. 21 - 24 |
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Die Verwaltung der Gotthardbahn hätte sich
schon bei der ersten Beschaffung grosse
Schlepptenderlokomotiven
nach dem Muster der Baureihe B (C 2/3) gewünscht. Doch die Finanzierung
dieser
Lokomotive
war nicht möglich, da solche Lokomotiven einfach zu teuer waren. Noch
verdiente die Gotthardbahn kaum Geld und musste daher auch bei der
Beschaffung dieser besonderen Lokomotiven sparen. Die neue
Schlepptenderlokomotive war in diesem Bereich für 1882 vom Tisch.
Für auf mehreren Abschnitten durchgehende
Lokomotiven
war nur die Baureihe B (C 2/3) geeignet, aber die gab es nicht, da man das
Geld für andere Lokomotiven benötigte, die ebenso dringend benötigt
wurden. Man musste eine passende Lösung für die
Reisezüge
finden. Daher war klar, man musste die
Lokomotiven
nach gewissen Streckenabschnitten auswechseln. Diese Aufteilung machte man
mit Vorteil in Erstfeld und Biasca. Dort standen die frischen Lokomotiven
bereit und die ankommenden Lokomotiven konnten ihre Vorräte in den nahen
Depots
ergänzen. Zwar bedeutete das, dass jeder Zug in Erstfeld und Biasca
anhalten musste. Auch die internationalen Züge, die man erwartete, würden
dazu gehören. Ein Konzept, das notgedrungen gewählt wurde. Wir sehen uns nun die
Lokomotiven
für den Schnell- und
Personenverkehr
auf flachen Strecken an. Dazu beginnen wir im Tessin. Der Grund dazu ist
simpel, denn dort hatte man bereits vier
Schlepptenderlokomotiven,
die man für diesen Einsatz brauchen konnte. Mit der Baureihe B (C 2/3)
hätte man auch im Norden fahren können, aber die Lokomotive war zu teuer
und konnte daher nicht beschafft werden, zudem wollte man auch bei der
Gotthardbahn ein wenig schneller fahren. Damit wir uns ein Bild machen können,
müssen wir ein paar technische Daten zur
Lokomotive
im Tessin haben. Gerade die Tatsache, dass wir dort die schwachen
Nebenbahnlokomotiven vermuten, macht diesen Schritt extrem wichtig. Wir
dürfen schlicht nicht vergessen, dass man 1874 wusste, dass die Tessiner
Talbahnen 1882 zur Gotthardbahn gehören würden. Entsprechend beschaffte
man auch die Lokomotiven.
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Baujahr: | 1874 | Leistung: | 294 kW / 400 PS |
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Gewicht: | 53.4 t | V. max.: | 70 km/h |
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Normallast: | 55t bei 30 km/h | Länge: | 14‘080 mm |
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Damit haben wir nun eine gute Einleitung
für unsere neue
Lokomotive.
Wenn wir die beiden Datenlisten im direkten Vergleich hätten, erkennen wir
schnell, wie nahe diese beiden Lokomotiven bei den Werten wirklich waren.
Die Gotthardbahn wollte einfach neue Erkenntnisse beim Bau von Lokomotiven
umgesetzt wissen, daher auch der Entscheid, von den
Schlepptenderlokomotiven
der Baureihe B Abstand zu nehmen und
Tenderlokomotiven
vorzusehen. Die Länge der Strecke von Immensee nach
Erstfeld war zu kurz für grosse
Lokomotiven
mit Schlepptender. Man musste keine grossen Vorräte wie
Kohlen
oder Wasser mitführen. Wasser konnte man fassen, wo man wollte,
beziehungsweise in jedem
Bahnhof.
Daher waren die gewünschten Lokomotiven definitiv gestorben und es kamen
scheinbar unpassende Lokomotiven in den Bestand der Gotthardbahn.
Korrigiert wurde das erst später, als der Betrieb auf der Strecke
aufgenommen wurde. Daher wurden von der
Gotthardbahngesellschaft
für den Verkehr vor Schnell- und Personenzügen auf flachen Strecken sechs
Tenderlokomotiven
mit zwei
Triebachsen
und zwei
Laufachsen
ausgeschrieben. Damit war klar, die grosse
Schlepptenderlokomotive
war definitiv vom Tisch und man musste mit kleineren
Lokomotiven
vorlieb nehmen. Deutlicher kann man die finanzielle Notlage der
Gotthardbahngesellschaft nicht aufzeigen. Die
Höchstgeschwindigkeit
dieser
Lokomotive
sollte bei 75 km/h liegen und war daher nicht besonders hoch, denn auch in
der Schweiz fuhr man um diese Zeit bereits mit 90 km/h durch die
Landschaften. Nicht aber auf den Zufahrten zum Gotthard. Mit 75 km/h
handelte es sich schlicht um die schnellste Lokomotive der Gotthardbahn
und das war nur logisch, denn man wollte damit
Schnellzüge
führen und nicht
Güterzüge. Bei den zulässigen
Normallasten
wurden für die ausgeschriebenen
Lokomotiven
auf flachen Strecken 160 Tonnen angegeben. Die entsprechende
Geschwindigkeit lag bei 45 km/h. Die Steigungen wurden daher nicht
besonders schnell befahren, was bei Dampflokomotiven eigentlich selten der
Fall war.
Güterzüge
waren bei der Bestellung nicht vorgesehen, so dass wir eine reine
Schnellzugslokomotive
haben. Auch wenn sie klein war, sie gehörte dazu und musste sich nicht
verstecken.
Die hier beschriebenen
Lokomotiven
der Baureihe B I (Eb 2/4) sollten nur auf den flachen Strecken nördlich
vom Gotthard eingesetzt werden. Was auch bei der Ausschreibung so genannt
wurde. Wir haben nun unser Betriebskonzept mit dem ersten Abschnitt. Hier muss vielleicht noch erwähnt werden, dass Dampflokomotiven, ob mit oder ohne zusätzlichen Tender nur eine bestimmte Strecke zurücklegen können. Danach sind die Vorräte erschöpft und
müssen ergänzt werden. Dazu hatte die Gotthardbahn spezielle
Betriebspunkte vorgesehen und die Strecken dazwischen mussten mit
Lokomotiven
befahren werden. Bis Erstfeld war es relativ kurz, so dass eine
Tenderlokomotive
dafür durchaus ausreichte. Schliesslich entschied man sich bei der
Gotthardbahngesellschaft
für ein Angebot der Firma Krauss + Cie aus dem bayrischen München. Man
hatte diesen Hersteller vermutlich gewählt, weil aus Deutschland viel Geld
an den Bau der Strecke geflossen war und man sich so etwas erkenntlich
zeigen wollte. Hinzu kam aber auch, dass die junge SLM noch nicht so viele
Lokomotiven
bauen konnte, wie der Markt damals erforderte. Das Angebot der Firma Krauss + Cie aus
München überraschte jedoch, denn sie machte sich das Leben leicht und bot
eigentlich nur eine angepasste
Lokomotive
an, die bei der im Hinblick auf den Gotthard gegründeten Jura – Bern –
Luzern Bahn verkehrte. Man bot der Gotthardbahn daher eine bewährte und in
der Schweiz bereits eingesetzte Lokomotive an. Auch von der
Höchstgeschwindigkeit
her passte das Muster gut. Pikant dabei war eigentlich nur, dass die
als Muster dienende
Lokomotiven
der Jura – Bern – Luzern Bahn nicht aus München, sondern aus Esslingen
stammte. So gesehen hatte ein Lokomotivhersteller das Modell eines anderen
kopiert und nachgebaut. Wirtschaftsspionage ist daher keine Erscheinung
der Neuzeit und wurde auch 1882 gerne genutzt, wenn man nicht gleich
selber alles machen wollte. Die Gotthardbahn sollte daher solche
Lokomotiven bekommen. Über den Stückpreis der
Lokomotive
ist wenig bekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass die Lokomotive
zwischen 50‘000 und 60‘000 Franken kostete. Damit war sie für eine
Schnellzugslokomotive
relativ billig geraten. Der Grund ist klar, denn hier wurden normalerweise
grosse
Schlepptenderlokomotiven
verwendet. Die Gotthardbahn bekam aber
Tenderlokomotiven,
die eher zur
Nebenbahn
passten und eigentlich nicht so richtig an den Gotthard gehörten. Diese Serie von
Lokomotiven
für den Schnellzugsverkehr wurde 1890 sogar noch nachgebaut. Diesmal kamen
die drei als A2 (Ea 2/4) bezeichneten Lokomotiven aus der Maschinenfabrik
Maffei in München. Da diese Lokomotiven nahezu den hier vorgestellten
Lokomotiven der Baureihe B I (Eb 2/4) entsprachen, werde ich sie in diesem
Artikel einbauen und die Abweichungen dort erwähnen, wo sie vorhanden
sind. Letztlich waren die Lokomotiven jedoch ähnlich aufgebaut worden. |
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