Entwicklung und Bestellung |
|||
Navigation durch das Thema | |||
Parallel zur Entwicklung der Baureihen
CLe 2/4 und
CLm 2/4 wurde bei den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB auch ein neues Betriebskonzept mit
schnellen
Verbindungen
im
Fernverkehr geschaffen. Gerade die Tatsache, dass die
Tramzüge
schneller unterwegs waren als die
Schnellzüge,
machten diesen Schritt erforderlich. Das Problem war, dass mit den diesen
die Erhöhung auf 125 km/h nicht so leicht umzusetzen war.
Mit neuen schnellen und komfortablen Zügen, wollten die Bahnen in
der Schweiz wieder vermehrt Fahrgäste gewinnen. Diese gingen in den
letzten Jahren zurück, da die Wirtschaft nicht mehr so optimal
funktionierte. Besonders bemerkt hatte man dies bei den gigantischen
Lokomotiven
für den Gotthard, denn diese sollten nicht mehr gebaut werden. Damit blieb
es bei zwei Maschinen der Baureihe Ae
8/14 und mehr sollte es auch nicht geben.
Bei den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB erkannte man, dass man mit schnellen
komfortablen Zügen zwischen den Städten viel Kundschaft gewinnen könnte.
Das war jedoch nur mit neuem
Rollmaterial
möglich. Gerade im
Fernverkehr ging es jedoch nicht mit kleinen alleine fahrenden
Einheiten. Die Idee war daher ein Zug, der aus mehreren Einheiten besteht.
Noch nannte man diese
Triebwagen
und noch nicht
Triebzug.
Die Grundidee der
Städteschnellzüge
war geboren nur hatte man das
Rollmaterial
dazu noch nicht. Die schnellen
Lokomotiven
der Baureihe Ae 3/6 I schafften einfach nur 110 km/h. Daher musste eine
Lösung für den
Fernverkehr geschaffen werden. Ein
Triebzug,
der selbst in Europa mithalten konnte. Doch sehen wird die Entwicklung der
Baureihe an, denn Sie werden es mir nicht glauben, das Fahrzeug hatte es
wirklich in sich.
Die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB begannen daher für ein Fahrzeug, das den Anforderungen
des schnellen Verkehrs zwischen den Städten gerecht werden sollte, ein
Pflichtenheft
zu erstellen. Dadurch sollte ein Fahrzeug entstehen, das vermutlich die
kleinen roten
Triebwagen
erst zu den roten Pfeilen werden liess. Denn die
Staatsbahnen
wagten erneut einen Versuch. Das zeigt sich, wenn wir etwas genauer ins
Pflichtenheft sehen. Bei den neuen Zügen sollte es sich um mehrgliederige und nicht teilbare Einheiten handeln. Man nannte diese Züge im Pflichtenheft in Anlehnung an die bestellten Schnelltriebwagen, Schnelltriebzüge.
Somit war grundsätzlich schon klar in welche
Richtung die Ent-wicklung der Züge gehen sollte. Vorbei waren die Zeiten,
als
Reise-züge mit 100 km/h durch das Land
rumpelten und man sich gemütlich die Landschaft ansehen konnte.
Der Schnelltriebzug sollte nach den Grundsätzen
der Schnelltriebwagen aufgebaut werden. So war klar eine leichte
Konstruktion gefordert und das Gewicht für den Zug, der aus drei
Fahrzeugen bestehen sollte, durfte nicht über 130 Tonnen zu liegen kommen.
Was das für die Erbauer bedeutete, kann nur ein Vergleich mit modernen
Zügen aufzeigen. Ich wähle dabei ein Modell, dass bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB verkehrt.
Die
Triebzüge
RABe 523 der
Staatsbahnen
wurden mit 124 Tonnen nicht viel leichter, entsprachen ungefähr den
damaligen Vorstellungen, wurden aber durch die Industrie rund 70 Jahre
später gebaut. Nur, waren jetzt die Schritte zu diesem leichten Fahrzeug
deutlich schwerer, denn man hatte damit schlicht noch keine Erfahrung
machen können. So gesehen, waren diese Triebzüge wirklich sehr speziell
und das zeigte sich.
Dieser Leichttriebwagen, sollte gemäss
Pflichtenheft
eine
Höchstgeschwindigkeit
von bis zu 150 km/h erreichen. Das waren nochmals 25 km/h mehr, als bei
den
Triebwagen
CLe 2/4 gefordert wurde.
Auch hier soll ein Vergleich erlaubt sein. In Europa fuhren in jenen
Jahren die schnellsten Züge Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h. Mit 150
Km/h war der geplante
Triebzug
auch im internationalen Vergleich sehr schnell unterwegs. Die Strecken dazu waren in der Schweiz eigentlich nicht vorhanden, die Bremswege waren für 100 km/h ausgelegt worden, und so war es mit dieser Geschwindigkeit nicht möglich rechtzeitig anzuhalten.
Trotzdem sollte diese Geschwindigkeit nicht nur
auf dem Papier bestehen, sondern man wollte sie fahren. Das stell-te
jedoch hohe Ansprüche an die
Bremsen,
denn auch der Zug musste vor dem roten Signal anhalten können. Gerade im Bereich der Bremsen schwieg man sich beim Besteller aus. Es wurde erwähnt, dass der schnelle Zug aus der Höchstgeschwindigkeit auf den vorhandenen Brems-wegen anhalten muss.
Jedoch war nicht
mitgeteilt worden, wie das umgesetzt werden sollte. Damit liessen die
Schweizerischen Bundes-bahnen SBB in diesem Punkt der Industrie sehr viele
Frei-heiten. Wie sie diese nutzen wollten, zeigt sich später bei der
Vorstellung.
Die zu installierende
Leistung
lag natürlich auch etwas höher, denn der Zug sollte diese Geschwindigkeit
nicht nur kurz vor Bern erreichen, wenn er in Zürich mit der
Beschleunigung begann. Dazu wurde in diesem Punkt ein sehr hoher Wert des
Zuges gefordert und die Kraft sollte auf die
Schienen
übertragen werden können, was ein gutes
Adhäsionsverhalten
erforderte. Das war durchaus eine Herausforderung für die Hersteller. Es
war für einen
Triebwagen
eine hohe Leistung erforderlich.
Die hohe Beschleunigung des Leichttriebzuges
war jedoch durchaus möglich, da man bei den Schweizerischen Bundesbahnen
SBB von acht
Triebachsen
für den dreiteiligen Zug ausging. Als
Leistung
erachteten die
Staatsbahnen
daher 2 200 PS als angebracht. Ein Wert, der durchaus bei der
Lokomotive
der Baureihe Ae 3/6 I lag und so deutlich zeigte, wie sich die Technik
entwickelt hatte. Doch noch existierte der Zug nur in den Köpfen. Es sollten 30 Sitzplätze in der zweiten Wagenklasse und 168 Sitzplätze in der dritten Wagenklasse vorhanden sein. Mit zusätzlichen 24 Klappsitzen sollten 222 Reisende im Leichttriebzug einen Platz finden.
Der in diesen Abteilen gebotene Komfort, sollte
gegenüber den vorhandenen Fahrzeugen gesteigert werden. Auch hier wurden
die Leichttriebwagen als Vergleich herangezogen. Somit erwartete man in
allen
Wagenklassen
gepolsterte Sitze. Daneben musste in einem Gepäckabteil noch eine Tonne Material verladen werden können. Das be-nannte Gepäckabteil war im Gegensatz zu den Leicht-triebwagen wichtig, da in den normalen Zügen Ge-päck mitgeführt wurde.
Lediglich bei den
Tramzügen
sollte darauf verzichtet werden. So war klar, es musste ein
Gepäckabteil
vorhanden sein, denn es war klar nicht vorgesehen, dass zusätzliche Wagen
mitgegeben würden. Besonders war, dass auf die erste Wagenklasse ver-zichtet wurde, da diese wegen den hohen Preisen auch im Fernverkehr kaum mehr vermarktet werden konnte.
Da bei diesem
Triebwagen
jedoch eine Verbesserung beim Komfort gefordert wurde, war der Verzicht
nicht so schlimm. Jedoch waren damit die ersten Vorzeichen erkennbar, dass
die erste
Wagenklasse
in absehbarer Zeit verschwinden könnte. Noch waren die
Expresszüge
damit unterwegs.
In Anlehnung an die
Triebwagen
CLe 2/4 sollten
diese Fahrzeuge nach den Vorstellungen der Schweizerischen Bundesbahnen
SBB die Typenbezeichnung BCLe 8/12 erhalten. So war nochmals unterstrichen
worden, was für ein Fahrzeug man erwartete, es musste ein leichtes
Fahrzeug sein, das es so bisher noch nie gegeben hatte. Der Leichtverkehr
sollte daher in der Schweiz umgesetzt werden, lange bevor für solche Züge
spezielle Namen geschaffen wurden.
Das
Pflichtenheft
wurde schliesslich der einheimischen Industrie übergeben. Somit waren nun
die Hersteller für die Ausarbeitung des Fahrzeuges verantwortlich. Die
Rechnungen und Überlegungen führten schliesslich zu mehreren Vorschlägen,
die dem Besteller übergeben werden konnten. Daraus sollte schliesslich die
neue Baureihe entstehen. Ein Prozess, der sich eingelebt hatte und der zu
passenden
Triebfahrzeugen
führte. Aus den von der einschlägigen Industrie einge-reichten Vorschlägen entschieden sich die Schweiz-erischen Bundesbahnen SBB für das Angebot der Firmen SLM, BBC, SAAS und MFO. Diese vier Firmen traten dabei als Konsortium auf und es sollte erstmals ein Fahrzeug geliefert wer-den, bei dem alle vier beteiligt waren.
Bei der Baureihe Ae 4/7
hatten die Elektriker noch ihre eigenen Ideen umsetzen können. Das war
jetzt nicht mehr der Fall. So zufällig war es aber nicht, denn die Firmen hatten schon bei der Entwicklung der Baureihe CLe 2/4 gute Arbeit geleistet und waren hier sicherlich im Vorteil.
Auch die Tatsache, dass die Schweizerischen Bun-desbahnen SBB in
der Schweiz bestellen mussten, ermöglichte keine andere Lösung, denn die
meisten Erbauer der Schweiz waren ja dabei. Doch sehen wir den Vorschlag
auch etwas genauer an, denn jetzt sollte das Konzept umgesetzt werden.
Wie bei allen elektrischen Fahrzeugen der
Staatsbahnen
trat die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM in Winterthur
als Mechaniker für alle Fahrzeuge auf. Bei der SLM sollten die drei
Wagenkästen und die
Drehgestelle der Züge gebaut werden. Die bekannten
Wagenhersteller der Schweiz waren daher beim Bau dieser Züge nicht
beteiligt. Dabei konnte man bei der SLM sicherlich auf den Erfahrungen mit
den Triebwagen
CLe 2/4 aufbauen.
Die Firma Brown Boveri und Co BBC sollte die
Transformatoren
und die Steuerung liefern. Damit war die BBC nur als Zulieferer beteiligt
und es oblag den andern beiden Elektriker die Züge zu montieren. Dabei
arbeitete man in Oerlikon bei der MFO und in Genève bei der SAAS
gleichzeitig. Eine Lösung, die eine gleichmässige Auslastung der Werke
ergab, denn diese hatten damals noch andere Aufträge und so konnte die
Lieferzeit verkürzt werden. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB bestellten bei diesem Konsortium vorerst zwei Triebzüge der Baureihe BCLe 8/12. Die Nummern für die Züge sollten 501 und 502 lauten.
Über die Anschaffung einer späteren Serie sollte nach Auslieferung
dieser beiden
Prototypen
ent-schieden werden. Damit war klar, man wollte zuerst die Ergebnisse der
Versuche abwarten, bevor man sich entschied, eine grössere Serie davon zu
beschaffen.
Obwohl bei der Bestellung die
Triebzüge
noch als BCLe 8/12 bezeichnet wurden, sollten sie als Re 8/12 ausgeliefert
werden. Der Grund lag beim Besteller, denn dieser hatte eine neue
Zugreihe
eingeführt. Diese war für Fahrzeuge vorgesehen, die schneller als 110 km/h
fuhren und die in den
Kurven
mit erhöhter Geschwindigkeit fahren konnten. Bezeichnet wurde diese
Zugreihe mit dem Buchstaben R, womit dieser auch in die Bezeichnung kam.
Zu einer weiteren Bestellung einer Serie kam es jedoch nicht mehr.
Das lag dabei weniger am
Triebzug,
sondern bei den
Bremsen.
Während der Erprobung dieser Fahrzeuge wurden die neuen
Steuerventile
in Betrieb genommen. Diese erlaubten eine Erhöhung der
Bremskraft
bei hohen Geschwindigkeiten und sie wurden in neuen sehr leicht gebauten
Wagen verwendet. Damit waren nun auch mit diesen Zügen die höheren
Geschwindigkeiten möglich geworden.
Es waren daher die neuen
Leichtstahlwagen
und die nach dem zweiten Weltkrieg beschaffte
Lokomotive
Re 4/4, die verhinderten, dass
sich die Schweizerischen Bundesbahnen SBB für diese
Triebzüge
entscheiden konnten. Mit anderen Worten, die Leichttriebzüge Re 8/12
wurden schlicht von der Technik überholt und so verloren sie den Kampf
gegen die neuen Leichtstahlwagen und deren
Steuerventile
mit der
R-Bremse.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2021 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |