Bestellung und Lieferung |
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Die Offerten für diese klar umschriebene
Lokomotive
holten sich die Schweizerischen Bundesbahnen SBB bei den vier bekannten
Schweizerischen Lokomotivherstellern ein. Durch den Heimatschutz war es
den
Staatsbahnen
nicht erlaubt worden, andere Hersteller im Ausland mit diesem Projekt zu
beauftragen. Die notwendigen Erfahrungen lagen bei diesen Herstellern
zudem vor. Sie wussten, was am Gotthard verlangt wurde und hatten schon
erfolgreiche Lokomotiven gebaut.
Seit die elektrischen Lokomotiven einge-führt wurden, war die SLM zum Mechani-ker geworden. Für den elektrischen Teil wurden die Fir-men Brown Boveri und Co BBC in Mün-chenstein und die Maschinenfabrik in Oerlikon MFO vorgesehen.
Als Lieferant von Baugruppen sah man die SAAS in Genève vor.
Damit waren mehr oder weniger alle Her-steller am Bau dieser
Maschine beteiligt. Sowohl die MFO, als auch die BBC übernahmen dabei die
Endmontage der einzelnen
Lokomotiven.
Die von den jeweiligen Herstellern gelieferten Komponenten wurden an den
Hersteller, der die Endmontage übernommen hatte geliefert. Überführungen
gab es daher nur vom Mechaniker zu einem der beiden Elektriker in Oerlikon
oder Münchenstein.
Die Angebote der Hersteller umfassten verschiedene Modelle und
Ausführungen. Darunter befanden sich Maschinen, die die geforderten zwei
dreiachsigen
Drehgestelle
besassen, aber auch Modelle, die auf drei zweiachsigen Drehgestellen
verkehren sollten. Ein Knick nach Muster der in Italien verkehrenden
Baureihen war dabei jedoch nötig. Letztlich stach darin aber ein Modell
heraus, das den Grundstein zu dieser
Lokomotive
legen sollte.
Als Lieferant für die als Vorserie zu liefernden
Prototypen
sah man die Brown, Boveri und Co in Münchenstein vor. Das war ein
Abkommen, dass die Werke der beiden Hersteller optimal auslasten sollte,
denn schliesslich gaben die Schweizerischen Bundesbahnen SBB an, dass von
dieser
Lokomotive
weit über 100 Exemplare bestellt werden könnten. Doch beginnen wir mit den
Prototypen, denn die sollten von sich reden geben.
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Prototypen mit den Nummern 11 401 und 11 402 | ||||
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Baujahr: |
1952 – 1953 |
Leistung: |
4 300 kW / 5 830 PS |
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Gewicht: |
124 t |
V. Max.: |
125 km/h |
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Normallast: |
650 t |
Länge: |
18 400 mm |
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Nachdem die Anpassungen und Wünsche der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB in das Projekt eingeflossen waren, begann die Bestellung
der ersten
Lokomotiven.
Diese umfasste die Lieferung von zwei baugleichen
Prototypen.
Diese sollten als Ae 6/6 bezeichnet werden und mit den Nummern 11 401 und
11 402 versehen werden. Der Grundstein für die neue Lokomotive am Gotthard
war somit gelegt worden und man durfte sich auf die ersten Maschinen
freuen.
Andere wiederum stellten den Bau von mehr als vier
Triebachsen
bei einer
Lokomotive
in Frage. Alle sahen dabei das Hauptproblem bei der ungenau definierten
Zulassung
zur
Zugreihe R. Die Entwicklung von fast fünf Jahren für die beiden Prototypen lässt erkennen, dass sich die Hersteller mit dem Pflichtenheft der Schweizerischen Bundesbahnen SBB sehr schwer taten.
Dabei waren die Diskussionen um die
Achsfolge
auch nicht för-derlich. Viel Zeit ging nur dadurch verloren, dass die
Achsan-ordnung
angezweifelt wurde. Letztlich aber wurden die beiden
Prototypen
festgelegt und gebaut, man durfte sich auf die Ma-schinen freuen.
Um es gleich vorweg zu nehmen, die beiden
Prototypen
waren, um es etwas gemässigter auszudrücken, keine „Glanznummern“
geworden. Wenn man jedoch die Schönrederei sein lässt, dann muss man bei
den beiden Prototypen von einer klaren Fehlkonstruktion ausgehen. Es
verwundert daher schon, dass es nach den ernüchternden Erfahrungen damit,
zu einer so bekannten und erfolgreichen Serie von
Lokomotiven
gekommen war.
Viele Diskussionen erregten die Gemüter bei der Wahl der
Achsfolge,
während die
Staatsbahnen
von einer Co’ Co’
Lokomotive
ausgingen, gab es
Kreise,
die sich mit Nachdruck für eine Achsfolge Bo’ Bo’ Bo’ aussprachen. Die
Hersteller hatten schon bei der Planung die Befürchtung, dass mit den
langen
Drehgestellen keine
Zulassung
zur
Zugreihe R
möglich sein würde. Sie sollten letztlich Recht behalten, denn die
Prototypen
wurden schnell als „Schienenmörder“ bezeichnet.
Die Meinungen waren so weit voneinander entfernt, dass der
berühmte schwarze Peter von einer zu anderen Seite geschoben wurde. Ja, es
wurde sogar bemängelt, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB nicht
zwei unterschiedliche
Prototypen
bestellt hatten. So gesehen eine berechtigte Frage, denn mit zwei weiteren
Prototypen mit der geänderten
Achsfolge,
hätte man die Probleme eventuell lösen können. Es gab jedoch nur diese
zwei
Lokomotiven.
Letztlich gab dann das Gewicht den Ausschlag für die Co’ Co’
Maschine, die mit anderer
Achsanordnung
das geforderte Gewicht überschritten hätte. Um es vorweg zu nehmen, die
Hersteller sollten richtig liegen, denn die
Lokomotive
schaffte es nie, die
Zulassung
zur
Zugreihe R
zu erlangen. Jedoch waren auch so die beiden
Prototypen
zwei Tonnen zu schwer geworden. Bei einer allfälligen Serie musste daher
abgespeckt werden.
Letztlich kam es zur Bestellung einer ersten Serie von
Lokomotiven.
Wie viele Lokomotiven vorher, wurden auch die Maschinen der Baureihe Ae
6/6 in unterschiedlichen Teilserien beschafft. Innerhalb dieser insgesamt
sechs Teilserien gab es Veränderungen an den Lokomotiven. Diese waren
optisch sehr gut zu erkennen. Daher teilen wir die Serie dieser
Lokomotiven in zwei grundlegende
Gruppen
auf.
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Die Nummern 11 403 bis 11 425 | ||||
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Baujahr: |
1955
– 1958 |
Leistung: |
4
300 kW / 5 830 PS |
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Gewicht: |
120
t |
V.
Max.: |
125
km/h |
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Normallast: |
650
t |
Länge: |
18
400 mm |
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Die erste Bestellung umfasste die
Lokomotiven
mit den Nummern 11 403 bis 11 414. Diese zwölf Maschinen zeichneten sich
gegenüber den
Prototypen
durch Massnahmen aus, die der Reduktion des Gewichtes dienten. Dazu
gehörte unter anderem der Verzicht auf zwei Türen. Erstmals sollte eine
Lokomotive nicht mehr von beiden Seiten aus uneingeschränkt erreichbar
sein. Dies war jedoch eine klare Massnahme um das Gewicht zu verringern.
Ein
Umstand, der den Maschinen mit Chrom-schmuck den Namen „Kantonslokomotive“
ein-handeln sollte. So wurde der Grundstein für eine der bekanntesten
Lokomotiven
der Schweiz gelegt. Ausgelöst wurde diese Bestellung 1954, also zu einer Zeit, wo mit den Prototypen kaum Erfahr-ungen gemacht werden konnten. Die Verbes-serungen der Industrie sollten jedoch das Gewicht der Maschine reduzieren und die Laufeigenschaften der Lokomotive deutlich verbessern.
Trotzdem blieb den Maschinen der Baureihe Ae 6/6 der Makel ein
Mörder der
Schienen
zu sein, zeit Lebens haften. Trotzdem zeigten die Verbesser-ungen den
erhofften Erfolg.
In der Folge wurde der Bestand dieser Baureihe im Jahre 1956 um
weitere dreizehn
Lokomotiven
erweitert. Dabei gab es weitere Verbesserungen und Veränderungen, die in
dieser Serie eingeflossen waren. Bei den Lokomotiven wurden die Eckfenster
verändert und es wurde nur noch an den Lokomotiven mit den Nummern 11 415
bis 11 425 Chromstreifen montiert. Der Grund dafür war simpel, denn in der
Schweiz gab es damals nur 25 Kantone.
Anders ausgedrückt, gab es bei den
Lokomotiven
dieser Serie kaum nennenswerte Veränderungen beim Aussehen. Die ersten 25
Lokomotiven wurden jedoch mit Wappen der Kantone versehen und bekamen
deshalb eine zusätzliche Verzierung aus verchromten Streifen mit Schnauz
an der
Front.
Die beiden letzten Lokomotiven sollten diese Theorie sogar noch erhärten,
denn sie waren bereits nach der neuen Lösung gebaut worden.
Wir können daher ganz klar von den
„Kantonslokomotiven“ und von den schlichteren „Städtelokomotiven“
sprechen. Technisch gesehen, war es aber eine einzige Serie von
Lokomotiven.
Daher konnte auch auf die Aufteilung der Baulose verzichtet werden. Es war
letztlich nur der Chrom, der diese Maschinen so unterschiedlich erscheinen
liess. Etwas Schmuck kann viel verändern, die Baureihe Ae 6/6 ist der
beste Beweis.
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Die Nummern 11 426 bis 11 520 | ||||
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Baujahr: |
1958
– 1966 |
Leistung: |
4
300 kW / 5 830 PS |
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Gewicht: |
120
t |
V.
Max.: |
125
km/h |
|
Normallast: |
650
t |
Länge: |
18
400 mm |
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Landläufig unterteilte man die
Lokomotiven
anhand ihrer Wappen. Die ersten 25 Lokomotiven wurden somit zu den
bekannten Kantonslokomotiven. Der Grund lag bei den angebrachten
Kantonswappen. Die restlichen Ae 6/6 sollten anfänglich nicht getauft
werden. Da man davon aber Abstand nahm, ergab das eine viel grössere Zahl
„Städtelokomotiven“, die nicht mehr so bekannt wurden, wie die
Vorgängerinnen.
Dabei war letztlich der Verzicht auf den bei den ersten
Lokomotiven
verwendeten Chromschmuck massgebend. So kam es, dass die Lokomotive mit
der Nummer 11 426 noch die alte Anordnung der Lampen erhalten hatte. Im Jahre 1957 wurde die Serie um weitere 23 Lokomotiven erweitert. Zusammen mit den beiden Prototypen sollten daher ab dem Jahre 1960 insgesamt 50 Lokomotiven dieser Baureihe einge-setzt werden.
Die Serie der
Lokomotive
von der Baureihe Ae 6/6 hatte sich letztlich doch noch durchsetzen können,
denn damit war die Serie bereits eine der grösseren in der Schweiz. Nur
bei dieser Baureihe sollte es nicht dabei bleiben. Bereits 1960 wurden weitere 24 Lokomotiven dieser Serie bestellt. Geliefert wurden diese in den Jahren 1962 bis 1963. Veränderungen gab es jedoch nicht mehr, die Maschinen waren daher ausgereift und die Erfahrungen zeigten, dass man mit dieser Baureihe eine gute Lokomotive für den Gotthard erhalten hatte. Daher verwundert es nicht, dass es nicht bei diesen Lokomotiven bleiben sollte und eine weitere Serie ausgelöst wurde.
Mit den Nummern 11 425 bis 11 500 war es soweit, man hatte 100
Lokomotiven
dieser Baureihe im Bestand. Diese fünfte Bestellung im Jahre 1962 wurde
bereits ein Jahr später mit der sechsten und letzten Bestellung um weitere
20 Lokomotiven erweitert.
Zusammen mit den beiden
Prototypen
ergab das eine Serie von Lokomotiven, die über eine Stückzahl von 120
Maschinen verfügte. Damit gehörten die Ae 6/6 zu den damals grössten
Serien der Schweiz.
Die letzte
Lokomotive
der Baureihe Ae 6/6 wurde den Schweizerischen Bundesbahnen SBB am 29.
Dezember 1966 übergeben. Damit endete die Lieferung der Baureihe Ae 6/6.
Der Grund war nicht, dass die Lokomotiven schlecht waren, aber für das
Mittelland hatte man eine neue Konstruktion bestellt, die nur noch vier
Triebachsen
hatte und dabei die
Leistung
der Baureihe Ae 6/6 sogar noch überstieg. Die Rede ist von den Lokomotiven
Re 4/4 II.
Es wird nun Zeit, wenn wir uns den
Lokomotiven
annehmen. Dabei hatten die 120 Lokomotiven nicht nur optische, sondern
auch technische Veränderungen durchlaufen, die in den folgenden Kapiteln
natürlich berücksichtigt werden. Die Maschine der Baureihe Ae 6/6 ist
daher eine sehr interessante Lokomotive, die zum Star der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB werden sollte. Selbst die legendäre Baureihe
Be 6/8 II musste sich warm anziehen. |
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