Die Projekte |
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Mit dem Wunsch des Kantons Bern nach einer eigenen
Verbindung
ins Wallis und durch den Simplontunnel nach Italien wurde ein richtiger
Wettbewerb eingeleitet. So richtig begonnen wurde der Wettbewerb, als
feststand, dass der Simplontunnel gebaut würde. Noch wusste niemand, wo
das nördliche
Portal
hinkommen sollte. Da anfänglich von Visp gesprochen wurde, hatten die
Projekte auch diesen Punkt im Visier. Während sich einige Projekte den Weg über das Kander- und das Lötschental einen Weg ins Rhonetal suchten, gab es auch andere Lösungen, die einen vermeintlich besseren Weg in Wallis gefunden haben.
Daher müssen wir, damit wir wirklich gut informiert sind, uns
diese unterschiedlichen Varianten ansehen. Dabei wird es jedoch schwer,
mit den heutigen Erkenntnissen objektiv zu bleiben. Ein Punkt, der aber
gelöst werden kann. Bei den vielen Varianten, wurde von einer Lötschberg- und einer Wildstrubelbahn gesprochen. Dabei hatten wirklich alle Seiten ihre guten Argumente, mussten aber auch Nachteile in Kauf nehmen.
Es sollte für die verantwortlichen Stellen kein leichter Entscheid
werden. Ja, es sollte bereits geplant werden, als man sich noch gar nicht
sicher war, wo denn die neue Linie durchführen sollte. Jedoch war man sich
in einem Punkt einig. Die Berner Alpenbahn, wie das ganze Projekt genannt wurde, sollte fertig gestellt sein, wenn der Simplontunnel in Betrieb gehen würde. So ginge die Verbindung auf der ganzen Strecke zur gleichen Zeit in Betrieb.
Durchaus ein ambitioniertes Ziel, das aber mit gewissen
Doppel-spurigkeiten erreichbar gewesen wäre. Jedoch kam es leicht anders.
Zu gross waren die Probleme im Berner Oberland, wo es zwei klare
Lager
gab. Beginnen wir mit der unterlegenen Variante Wildstrubel. Für dieses Projekt zeichnete sich Ernst von Stockalper verantwortlich. Der Walliser von Stockalper gehörte einem altehrwürdigen Geschlecht von Handelsmännern an.
Gerade im Raum Brig hatten sie es dadurch zu viel Ruhm und Ansehen
gebracht. Daher verwundert es nicht, dass man sich um gute
Handelsbeziehungen nach Bern und weiter in den nördlichen Teil Europas
bemühte.
Von Stockalper sah für die
Verbindung
zwischen Bern und dem Wallis ganz klar die Passage beim Wildstrubel. Sein
Projekt begann in der Garnisonsstadt Thun und hätte sich von dort in
Richtung Simmental begeben. Mit Steigungen von bis zu 25‰ sollte die
Strecke dem Flusslauf der Simme folgen und so über Zweisimmen die Gemeinde
Lenk erreicht. Dort sollte schliesslich die Steigung enden und der
Durchstich durch die Alpen folgen.
Der Wildstrubeltunnel sollte sich auf einer Höhe von rund 1100
Meter über Meer dem Süden zuwenden und er wäre oberhalb der Gemeinde
Salglesch aus dem Berg gekommen. Die Länge des
Tunnels
wurde auf rund 20 Kilometer geschätzt. Dabei bewegte sich der Tunnel im
vergleichbaren Rahmen, wie der bevorstehende Simplontunnel ab Visp. Es war
auch hier die Lösung mit zwei separaten Röhren vorgesehen gewesen.
Die
Strecke sollte anschliessend dem Hang folgend Visp erreichen. Dabei hätte
man sogar die Gemeinde Gampel mit diesem Projekt erschlossen. Künstliche
Verlängerung der Strecke sah man dabei ebenfalls nicht vor. Die Variante
Wildstrubel hätte eine sehr direkte Linienführung ergeben. Ein Vorteil,
den natürlich gerade der Initiant dieser Idee gross hervorzuheben
versuchte. Zudem lagen die Steigungen bei jenen des Gotthards.
Das grosse Problem für das Projekt von Stockalper war jedoch der
Wildstrubel und die damit verbundenen Kosten für den langen Haupttunnel.
Dieser hatte im Kanton Bern wegen den Kosten, im Gegensatz zum Wallis,
kaum Liebhaber gefunden. Trotzdem muss man dem Projekt zugestehen, dass es
durchdacht war und daher verwundert es eigentlich nicht, dass diese Lösung
lange Zeit im Rennen blieb und erst ganz zum Schluss gestrichen wurde.
Auf dem Projekt von Stockalper baute auch die Idee von Herrn
Beyeler auf. Speziell bei dieser Idee, die auch den Wildstrubel vorsah
war, dass sie die Stadt Thun schlicht nicht anfahren wollte. Beyeler sah
es als sinnvoll an, wenn der Weg nicht über das Aaretal und die
Garnisonsstadt Thun führen würde. Vielmehr sah er den Weg ins Wallis über
Belp und so über das Tal der Gürbe als Vorteil an. Im Gürbetal gab es
zudem bereits eine
Bahnlinie.
Vom Gürbetal kommend, hätte die Strecke nach den Projekt Beyeler
zuerst das Simmental erreichen müssen. Dazu war ein sechs Kilometer langer
Tunnel
mit dem angedachten Namen Blumenstein vorgesehen. Dieser Name wurde zwar
nie offiziell geführt, jedoch begann er im Raum Blumenstein und daher kann
dieser Name für den leicht ansteigenden Tunnel angenommen werden. Probleme
erwartete Beyeler in diesem Bereich keine.
Damit wäre man ungefähr bei Erlenbach ins Simmental gelangt und
hätte in der Folge die Gemeinde Lenk angefahren. Jetzt folgte Beyeler dem
Weg von Stockalper. Daher können wir auch hier von Steigungen bis 25‰
ausgehen und eine direkte Linienführung erwarten. Allgemein war hier
Beyeler aus der Sicht von Bern etwas direkter in den alpinen Bereich
vorgedrungen. Ein Punkt, der somit klar für den Wildstrubel spracht.
Der
Scheiteltunnel
der Strecke hätte sich von Lenk aus die Region Leukerbad ausgesucht und
wäre so weiter westlich aus dem Berg gekommen. Für den Wildstrubeltunnel
war dabei eine Länge von ungefähr 17 Kilometer vorgesehen gewesen. Damit
würde er sich zwischen dem Gotthard und dem Simplon einreihen. Dabei
erwartete Beyeler für den
Tunnel
geringere Baukosten, da der Tunnel kürzer wurde und nicht mit zwei Röhren
gearbeitet werden sollte.
Auch jetzt sollte die Strecke den Hängen folgend den
Bahnhof
Visp und damit das Nordportal des Simplontunnels erreichen. Man kann
jedoch sagen, dass dieses Projekt nie ernsthaft in Betracht gezogen wurde.
Es war ein verzweifelter Versuch der Anhänger des Projekts Wildstrubel
diesem durch geringere Baukosten wieder etwas Schwung zu verleihen. Jedoch
gab es eine ernste Konkurrenz und diese suchte den Weg durch den
Lötschberg. Wir kommen damit zu Herrn Wilhelm Teuscher. Er war ein grosser Verfechter einer Bahnlinie über den Lötschberg. Speziell an Teuscher war, dass er als Simmentaler vehement gegen jene Projekte kämpfte, die gerade das Simmental erschlossen hätten.
Wer durch dieses Tal kommt, erreicht den Wildstrubel und nicht den
Lötschberg. Trotzdem muss Wilhelm Teuscher als sehr eifriger Vertreter
seiner Zunft angesehen werden. Teuscher erarbeitete insgesamt drei Projekte. Wenn wir mit den ersten beiden Projekten beginnen, gab es dabei nur im Bereich des Scheiteltunnels Abweichungen. Dabei begannen die Projekte in Thun.
Ab dort sollte die neue Strecke bereits an Höhe gewinnen und
zuerst das Simmental queren. Bei der Einmündung der Simme in die Kander,
sollte das Tal der Kander erreicht werden. Spiez wäre damit von der
Strecke nicht erschlossen worden.
Die Strecke folgte nun mit mässigen Steigungen der Kander und
erreichte so Frutigen. Weiter im Talgrund sollte die Strecke schliesslich
mit Hilfe von Schleifen und
Kehrtunnel
bei einer Steigung von maximal 25‰ Kandersteg erreichen. Dabei sah man die
künstliche Verlängerung an der westlichen Flanke des Kandertals vor. Diese
war vom Gelände her besser gewesen, hätte jedoch zu sehr vielen
Tunnel
und engen
Kurven
geführt.
Nach Kandersteg sollte die Linie schliesslich ins Gasterntal
führen und dort dem
Scheiteltunnel
zustreben. Hier gab es nun Unterschiede bei der Position des
Tunnels.
In den beiden Projekten von Teuscher waren insgesamt drei unterschiedliche
Varianten vorgesehen. Die Längen des Lötschbergtunnel bewegten sich dabei
zwischen 6.8 und 11.5 Kilometer. Abhängig war diese vom Ziel im
Lötschental, wobei die längste Goppenstein vorsah.
Jedoch sollte damit auch eine recht hohe Scheitelhöhe von bis zu
1400 Meter über Meer erreicht werden. Jedoch sah das Teuscher als ideal
an, weil das Projekt so oder so nicht an den Gotthard und schon gar nicht
an den Simplon anknüpfen sollte. Durch die kürzeren
Tunnel
sollten die Baukosten für die ganze Strecke tiefer angesetzt werden
können, was letztlich der hervorgehobene Vorteil dieser beiden Lösungen
sein sollte.
Grösstes
Problem waren jedoch die Naturgewalten um Lötschental. Dort rollten im
Winter von beiden Seiten Lawinen ins Tal. Die hätten den Bau gefährdet und
später den Bahnbetrieb möglicherweise behindert. Teuscher verschob daher
den
Tunnel
immer mehr in Richtung Goppenstein. In jedem Fall musste jedoch der Weg
ins Rhonetal noch berücksichtigt werden. Dazu waren im Lötschental zwei
Kehrtunnel
vorgesehen.
Dem Hang folgend wurde schliesslich Visp und somit das Nordportal
des Simplontunnels erreicht. Damit hatte auch Teuscher dieses Ziel
vorgesehen. Jedoch hatte er bei beiden Projekten den Nachteil der grossen
Scheitelhöhe, denn diese bedeute unweigerlich, dass grössere Naturgefahren
zu erwarten waren. Zudem mussten im Winter hohe Schneemassen erwartet
werden, denn in diesen Höhen sind drei Meter keine Seltenheit.
Mit der Verlegung des Nordportals von Visp nach Brig arbeitete
Teuscher ein drittes Projekt aus. Dieses begann wieder in Thun und hätte
bis Spiez die Strecke der Thunerseebahn benutzt. Ab dort sollte dann das
Kandertal mit einem
Tunnel
erreicht werden. Ab Frutigen begann die Steigung und diesmal sollten die
Schlaufen und
Kehrtunnel
am östlichen Hang angelegt werden. Letztlich wurde so Kandersteg und den
dortigen neuen
Bahnhof
angestrebt.
Die Tunnelversion vier und somit die letzte Idee, sah zwischen
Kandersteg und Goppenstein ein
Tunnel
von 13 745 Meter Länge vor. Die beiden
Portale
lagen mit rund 1200 Meter über Meer etwas höher als beim Gotthard, aber es
sollte ein vergleichbarer Tunnel entstehen. Die Lösung der dritten
Variante konnte somit die Probleme im Lötschental teilweise lösen. Jedoch
sollten die Kosten jetzt etwas höher ausfallen.
Die weitere Strecke hätte den Hängen folgend mit Gefällen von bis
zu 25‰ den
Bahnhof
von Brig erreicht. Künstliche Verlängerungen der Strecke sollte es nicht
mehr geben, denn die Länge reichte sogar aus um die Steigungen zu einem
grossen Teil noch etwas geringer zu halten. Auf jeden Fall hatte die
Variante drei als einzige der bisher vorgestellten Lösungen Brig als Ziel
vorgesehen. Ein Punkt, den die Vertreter vom Wildstrubel nicht änderten.
Sollte
ihnen die Streckenführung der dritten Variante bekannt vorkommen, dann ist
das eine Folge davon, dass schliesslich diese Lösung auch gebaut wurde.
Jedoch sind noch zwei Projekte ausstehend, die zwar nie eine Chance
hatten, die aber mit gänzlich neuen Ansätzen arbeiteten. Die Idee dabei
war, dass die Steigungen geringer ausfallen würden. Ein Vorteil beim
späteren Betrieb der zukünftigen Strecke. Daher müssen wir auch einen
Blick darauf werfen.
Damit kommen wir zum Projekt Emch. Dieses nahm die Streckenführung
der vielen anderen Projekte im Norden auf. Man folgte somit der Kander bis
in den Raum Kandergrund, wo das Gelände steiler wurde. Statt nun
Steigungen vorzusehen, sprach sich Emch für einen
Tunnel
nach Gampel im Wallis aus. Die Differenz der Höhe sollte anschliessend mit
einer Rampe so ausgeglichen werden, dass man den Talboden bei Brig
erreicht hätte.
Die Länge des
Tunnels
hätte alle bisher verwirklichten Ideen gesprengt. Hier hole ich etwas aus
und nehme den
Basistunnel
am Lötschberg mit 33 Kilometer zum Vergleich. Der Tunnel nach Emch wäre
wirklich nur unwesentlich kürzer ausgefallen und hätte eine Länge von
geschätzten 25 Kilometer erreicht. Wahrlich ein langer Tunnel, dessen
Verwirklichung von vielen Fachleuten ernsthaft bezweifelt wurde, denn man
erwartete sehr hohe Kosten.
Obwohl dieses Projekt unter dem Namen Emch eingegeben wurde, war
es mit der vierten Variante von Teuscher identisch. Es wurde noch von
Teuscher ausgearbeitet, konnte jedoch nicht mehr eingegeben werden, da
Teuscher verstorben war. Emch reichte diese daher unter eigenem Namen ein.
Grund für diese utopische Variante war, dass man der Wildstrubelbahn
endgültig den Gnadenstoss verpassen wollte. Dazu war wirklich jedes Mittel
recht.
Einen Kompromiss beim Streit um die beiden Varianten versuchte
Ladame zu finden. Es sah ebenfalls ein extrem langer
Tunnel
vor. Dabei hätte dieser Gemmitunnel das Berner Oberland bei Mitholz
verlassen und das Wallis in der Nähe von Leuk erreicht. Die Länge für den
Tunnel wurde mit 24 Kilometer errechnet. Der höchste Punkt der Strecke
hätte lediglich auf 930 Meter über Meer gelegen und die Steigungen wurden
mit 15‰ angegeben.
Mit Ausnahme des Zielpunktes war das Projekt, wie jenes von Emch
utopisch und hatte dabei keine Chance. Die von Ladame berechneten Kosten
beliefen sich auf 56 Millionen Schweizer Franken. Damit wäre das Projekt
Gemmibahn so gigantisch geworden, dass selbst die
Gotthardbahn übertroffen worden wäre. Weil man die hohen
finanziellen Aufwendungen für den
Tunnel
und die Strecke fürchtete, wurde das Projekt nie ernsthaft verfolgt.
Unter all den Vorschlägen wurde schliesslich das Projekt drei von
Teuscher ausgewählt. Die neue Strecke sollte als Verlängerung der
Spiez-Frutigen-Bahn zuerst den Hängen folgen und im Raum Mitholz in eine
Schleife übergehen. Dabei wäre der
Bahnhof
von Mitholz ähnlich wie jener von Wassen auf der mittleren Stufe
angeordnet worden. In einem
Tunnel
wurde wieder Richtung Süden abgedreht und so letztlich Kandersteg
erreicht.
Die dabei von Teuscher berechneten Kosten lagen bei rund 37
Millionen Schweizer Franken. Damit sollte die Strecke zwischen Frutigen
und Brig gebaut werden. Kosten, die eine Annahme waren und die durchaus
auch etwas höher ausfallen konnten. Alleine war das nicht zu schaffen. Die
erhoffte Hilfe des Wallis fiel jedoch nicht nach den Wünschen von Bern
aus. Dort war man, wegen dem Verzicht auf das Projekt Stockalper etwas
verstimmt.
37 Millionen war für den Kanton Bern ein zu hoher Betrag, womit
Hilfe von finanziell kräftigen Partnern vorgesehen war. Hilfe erhoffte man
sich von der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Die Schweiz sollte den
Ideen des Kantons Bern kräftigen Schub verleihen. Jedoch vermeldete der
Staat, dass er an einer Bahn ins Wallis kein grosses Interesse habe. Für
die wichtige
Verbindung
mit Italien hatte man schliesslich schon den Gotthard.
Damit stand Bern mit den Kosten wieder alleine da. Wie viele
andere Projekte in der Schweiz schien die Lötschbergbahn an den
finanziellen Mitteln zu scheitern. Jedoch bot sich plötzlich die
Möglichkeit mit einem starken Partner. Frankreich war von den Ideen
angetan, denn der Lötschberg ermöglichte einen guten Zugang in den Süden.
Nötig war dieser, weil das Elsass an die verhassten Deutschen gefallen war
und so nicht mehr zugänglich war.
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