Anhängewagen

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Normalerweise behandle ich ja Wagen nicht zusammen mit den Triebfahrzeugen. Das ist hier etwas anders, denn die abgelieferten Wagen wurden später zu einem Bestandteil der als BCFe 2/8 bezeichneten Triebzüge. Daher macht es sicherlich Sinn, wenn wir ein paar Worte zu den Anhängewagen dieser Triebwagen verlieren. Allzu sehr ins Detail gehen will ich dabei nicht, denn viele Punkte der Wagen entsprachen jenen der Triebwagen, so dass nur noch die Abweichungen vorgestellt werden sollen. 

Auch bei den Anhängewagen wurde der Wagenkasten aus Stahlblechen gefertigt und verschweisst. In seinem grundsätzlichen Aufbau entsprach er dem Triebwagen, so dass sich hier umfangreiche Ausführungen erübrigen. Die Position der Fenster und Türen wurde nun natürlich dem Innenausbau angepasst, so dass diese dort näher vorgestellt werden sollten. Es versteht sich natürlich, dass die Anhängewagen ebenfalls nach dem Prinzip des Leichtbaues gefertigt wurden.

Wenn wir die deutlichsten Unterschiede finden wollen, müssen wir unter dem Wagenkasten beginnen. Genau genommen waren es die Drehgestelle, die eine nähere Betrachtung rechtfertigen. Daher wollen wir die Drehgestelle nun etwas genauer ansehen, denn es reicht hier nicht aus, wenn wir sagen, dass beim Wagen Laufdrehgestelle verwendet wurden, denn das wäre noch leicht zu verstehen und käme den Drehgestellen in keinster Weise gerecht.

Um auch im Drehgestell möglichst Gewicht einzusparen, ging man beim Drehgestell neue Wege. So wurde der Drehgestellrahmen tief gelegt. Der Drehzapfen konnte daher auch bei einem tiefen Wagenboden verwendet werden. Die Abstützung des Kastens erfolgte über einen Wiegebalken und war mit Schraubenfedern abgefedert worden. Im Gegensatz zu den Triebwagen kamen hier also keine Blattfedern zum Einbau. Die Dämpfung der Federn erfolgte über den Drehzapfen.

Im Drehgestell wurden keine Laufachsen montiert. Stattdessen montierte man einzelne Räder, die in speziellen Wangen montiert wurden. Die Räder hatten mit 850 mm Durchmesser einen leicht kleineren Durchmesser, als bei den Triebwagen. Auch hier kamen Speichenräder zur Anwendung, so dass das Laufwerk sehr leicht wurde. Gefedert wurden die Räder mit Schraubenfedern, die mit Hilfe von Ausgleichshebel gedämpft wurden.

Abgesehen von den einzelnen Rädern, war aber die grösste Sensation dieser Drehgestelle die Federung. Diese erfolgte erstmals bei einem Fahrzeug ausschliesslich mit Schraubenfedern. In beiden Federstufen gab es somit keine Blattfedern mehr. Die langsamen Schwingungen wurden nun auch von den Schraubenfedern aufgenommen, was deren Dämpfung noch wichtiger erscheinen liess. Der Wagen rollte aber so vermutlich sehr sanft über die Schienen.

Die Farbgebung der Wagen und die Anschriften wurden natürlich genau so gehalten, wie das beim Triebwagen der Fall war. Speziell war hier nur die Tatsache, dass bei den Wagen der Hinweis auf die zweite Wagenklasse nur durch die Ziffer 2 angezeigt wurde. Die Wagen waren daher sehr schlicht und ohne jegliche Schnörkel gehalten, denn die Anschriften blieben auch hier äusserst spärlich.

Viel spannenden bei einem Wagen ist jedoch die Inneneinrichtung. Diese war gegenüber dem Triebwagen mit vielen gemeinsamen Lösungen ausgerüstet worden. Dazu gehörten die Sitzbänke, die längs verlaufenden Gepäckträger und auch die Türen. Deren Anordnung und Ausführung unterschied sich jedoch. Neu kamen auch ein Abteil zweiter Wagenklasse und ein Gepäckabteil hinzu, so dass sich hier eine genauere Betrachtung lohnt.

Nur, in welcher Richtung sollen wir durch den Wagen gehen. Ich wähle hier nun die Richtung, die schliesslich gewählt wurde, als die Wagen mit den Triebwagen kombiniert wurden. Mit anderen Worten, wir haben nun den Triebwagen verlassen und betreten den Wagen vom Übergang her. Dieser Übergang war ausschliesslich für das Bahnpersonal gedacht und war eine abenteuerliche Angelegenheit, denn es gab kaum Absturzsicherungen.

Nachdem man nun den Anhängewagen betreten hat, steht man bereits mitten im Gepäckabteil. Der Raum war dank den stirnseitigen Fenstern hell erleuchtet und hatte eine Grösse von 11m2. Der Zugang zum Gepäckabteil war über die seitlichen Tore möglich. Diese Schiebetore gaben dabei den Bereich unmittelbar am Anfang des Kastens frei. Die Tore des Gepäckraumes konnten vom Lokführer jedoch nicht geschlossen werden.

Bevor wir den Gepäckraum in Richtung der Abteile verlassen. Erkennen wir rechts vor uns ein kleines Büro für das Zugpersonal. Es konnte dort sein Gepäck abstellen und Schreibarbeiten erledigen. Bei Zügen mit Anhängewagen musste ein Zugführer mitgeführt werden, daher war sein Arbeitsplatz auch im Wagen eingebaut worden. Der Triebwagen hatte kein Büro für mitfahrendes Zugpersonal, so dass sich dieses dort meist mit dem Korpus im Führerstand behelfen musste.

Eine Sitzgelegenheit für das Zugpersonal gab es jedoch nicht.  Das war eigentlich auch nicht nötig, da der Zugführer ja immer wieder durch den Zug gehen musste und nur selten in seinem Büro Schreibarbeiten ausführte. Da das Büro nicht abgeschlossen werden konnte, war eine Schublade für Wertsachen vorhanden.  Damit war auch dem Zugspersonal eine passende und offene Gelegenheit gegeben worden. Es musste seine Arbeiten somit gleich öffentlich ausführen, wie der Lokführer in seinem Führerstand.

Neben dem Schreibtisch für das Zugpersonal befand sich die Türe zur Plattform. Diese war als Schiebetüre ausgeführt worden und konnte nur mit dem Wagenschlüssel entriegelt werden. So musste der Zugführer den Weg freigeben, wollte er die links der Türe angebrachte klappbare Sitzbank den Fahrgästen zur Verfügung stellen. Meistens setzte sich aber allenfalls mitfahrende Gepäckpersonal auf diese Sitzbank.

Wenn wir durch die Türe treten, befinden wir uns auf der ersten Plattform mit den seitlichen Einstiegen. Diese seitlichen Einstiege entsprachen vollumfänglich den Triebwagen und hatten auch die gleichen Türen bekommen. Jedoch war die Plattform nur auf diesen Bereich beschränkt. Das offene Abteil, wie bei den Triebwagen, gab es hier jedoch nicht, so dass man beim Einsteigen zwischen zwei Wänden stand.

Eine weitere Schiebetüre, die nun mit einem Fenster versehen war, gab den Weg zum ersten Abteil frei. Dabei handelte es sich um ein Abteil der dritten Wagenklasse. Hier kamen die gleichen Sitzbänke, wie bei den Triebwagen zum Einbau. In den beiden Reihen fanden schliesslich 20 rauchende Fahrgäste einen Sitzplatz. Somit folgte bereits nach zwei Fenstern eine weitere Trennwand, die mit einer Pendeltüre versehen war.

Anschliessend betrat man das Abteil für die nicht rauchenden Fahrgäste. Auch hier waren 20 Sitzplätze in der dritten Wagenklasse vorhanden. So hatte man nun wieder gleich viele Sitze für Raucher und für Nichtraucher. Eine Verteilung, die gegenüber dem Triebwagen wieder zu Gunsten der Raucher geändert wurde. Aber auch hier war in erster Linie der vorhandene Platz massgebend. So gab es 40 Sitzplätze in der dritten Wagenklasse, da keine Klappsitze mehr vorhanden waren.

Wieder konnte man mit einer Schiebetüre durch die Wand treten. Man stand nun in einem beengten Raum, der nur einen Meter der Länge in Anspruch nahm. Dort hatte man auf der rechten Seite ein Waschbecken und auf der linken Seite die Türe zur WC-Kabine. Die WC-Kabine entsprach jener der Triebwagen und bot nicht viele Annehmlichkeiten. Sicher war aber der freie Schienenblick nicht für alle Fahrgäste behaglich.

Eine weitere Schiebetüre führte in das erste Abteil der zweiten Wagenklasse. Dabei stand diese Türe nicht in der gleichen Flucht, wie jene der dritten Wagenklasse. Die Türe zur zweiten Wagenklasse war mittig angeordnet worden. Der Grund dafür fand sich im Abteil, denn hier wurden etwas komfortablere Sitze eingebaut und es konnten maximal zwei Personen auf einer Sitzbank Platz nehmen. So hatte es in diesem Abteil, das nur aus einer Sitzreihe bestand für acht Reisende einen Sitzplatz.

Die Sitze in diesem Abteil hatten nun auch Armlehnen und Tischchen erhalten. Bei der Gestaltung des Komforts in diesem Abteil achtete man darauf, dass es eventuell auch zu einem Abteil in der ersten Wagenklasse hätte umfunktioniert werden können. Dazu kam es aber nicht, so dass diese acht Sitzplätze nicht rauchenden Reisenden in der zweiten Wagenklasse zur Verfügung standen.

Durch eine Pendeltüre gelangte man nun in das zweite Abteil der zweiten Wagenklasse. Hier handelte es sich um ein Abteil mit 16 Sitzplätzen, die rauchenden Reisenden vorbehalten waren. Bei der Gestaltung gab es zum Abteil der Nichtraucher keine Unterschiede. Damit hätte man auch hier ein Abteil in der ersten Wagenklasse einrichten können, wobei dann keine zweite Wagenklasse mehr vorhanden gewesen wäre.

Wenn man dieses Abteil wieder verlässt, gelangt man in den Bereich des zweiten Einstiegs. Dieser war gegen das Ende des Wagens hin offen und bot daher etwas mehr Raum, als der erste Einstieg das tat. Auch hier kamen Schiebetüren mit Klapptritten, wie wir sie bei den Triebwagen schon kennen gelernt haben, zum Einbau. Damit hatten nun die Reisenden der zweiten Wagenklasse einen eigenen Einstieg erhalten.

Die wohl spannendsten Sitzplätze folgten unmittelbar nach der Plattform, denn dort waren vier Sitze in der zweiten Wagenklasse vorhanden, die gegen das Ende des Wagens zeigten. Da nun aber die Stirnwände mit Fenster versehen waren, hatten die Leute, die hier sassen einen wunderbaren Blick auf die befahrene Strecke. Wobei man aber nur das sah, was sich vom Zug weg bewegte, denn die Wagen wurden nur gezogen.

Damit wären wir auch schon beim technischen Bereich dieser Anhängewagen. Es waren normale Wagen und so besassen sie keinen Führerstand. Die Heizung erfolgte auf übliche Weise ab der Zugsammelschiene. Damit diese verbunden werden konnte, brachte man an den Stirnseiten die Heizkabel und Heizsteckdosen an. Damit konnte das Kabel des Wagens benutzt werden um die Heizung mit dem Triebwagen zu verbinden.

Die Beleuchtung der Abteile erfolgte mit Gleichstrom. Die Spannung betrug wie beim Triebwagen 36 Volt. Dazu waren im Wagen zwei Batterien eingebaut worden. Geladen wurden diese Batterien ab einem Generator, der über eine Verlängerung der Radnabe angetrieben wurde. So war gesichert, dass die Beleuchtung immer bereit stand. Die Lösung mit Umformer konnte nicht gewählt werden, da ja im Sommer die Zugsheizung nicht eingeschaltet war.

Damit hätten wir die wichtigsten Unterschiede der Wagen kennen gelernt. Wie Sie sicherlich erkannt haben, waren die Wagen nicht als Steuerwagen ausgestattet worden. Die Wagen wurden daher den Leichttriebwagen angehängt. Vom Gewicht her waren die Wagen so leicht, dass theoretisch ein Triebwagen zwei Wagen ziehen konnte. Da es aber weniger Wagen als Triebwagen gab, war das nie der Fall, so dass man immer nur einen Wagen mitgab.

Warum die Wagen vorgestellt werden mussten, erfahren Sie im nächsten Kapitel, denn die Wagen gehörten zum grössten Umbau, der an den Triebwagen vorgenommen wurde. Daher sei abschliessend erwähnt, dass die Wagen kurze Zeit später deutlich verändert wurden. Doch lesen Sie am besten gleich das Kapitel mit den Umbauten und Änderungen, dann wissen Sie, wie ich es gemeint habe.

 

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