Die Organisation

Die Organisation des Lokpersonals umfasst zwei Bereiche. Das ist, die Festlegung des Personals anhand der Erfahrung und des Könnens. Aber auch die Organisation mit den vorgesetzten Stellen ist ein Punkt, den wir uns näher ansehen wollen. Dabei beginne ich mit der Führung des Personals. Dabei stellt sich die Frage, vor wem das Lokpersonal zittert und wer berechtigt ist, diesem gewisse Weisungen zu erteilen.

Der Lokführerboss: Vorgesetzte haben es bei Lokführern nicht sehr leicht. In der Ausbildung werden die Lokführer auf alleiniges Handeln getrimmt und es wird eingetrichtert, dass man für sein Handeln alleine verantwortlich ist. Somit werden aus den Menschen Einzelkämpfer, die von einem Vorgesetzten nicht leicht zu führen sind, deren Zusammenhalt jedoch auch nicht sehr gross ist. Daher kann man Lokführer leicht gegeneinander ausspielen.

Früher wurden die Leiter Lokpersonal noch als Oberlokführer bezeichnet. Die Aufgabe war damals aber noch nicht so direkt umschrieben. Die Oberlokführer waren noch Techniker, die auch Aufgaben bei der Ausbildung übernommen haben. Heutige Leiter Lokpersonal sind nicht mehr mit der Ausbildung beauftragt und haben nur noch administrative Aufgaben. Meistens kommen heute auch Lokführer, die aufgestiegen sind, in diese Funktionen.

Lokführer sehen den Vorgesetzten in der Regel nur wenige Male in einem Jahr. Die meiste Zeit verrichten sie die Arbeit und lassen sich dabei nicht beirren. Schon gar nicht vom Boss. Es gibt in gewissen Ländern jedoch die Vorschrift, dass Lokführer mindestens einmal im Jahr vom Vorgesetzten auf der Fahrt begleitet werden müssen. Man schaut dem Personal auf die Finger und kann so unsichere Handlungen eliminieren.

Daher sind die Führungsstufen beim Lokpersonal sehr flach gehalten. Der Vorgesetzte ist ein Ansprechpartner bei Problemen. Auch der Vorgesetzte selber, kann es sich durchaus leisten, die Leute eigenständig arbeiten zu lassen. Dabei hilft ihm, dass er genau weiss, wie die Leute geschult wurden. Nur bei Problemen kann er nicht so schnell reagieren. Diese Probleme werden wir uns später noch ansehen, denn auch bei den Lokführern klappt es nicht immer.

Der Lokführer erwartet von einem Vorgesetzten nicht unbedingt einen diktatorischen Boss. Vielmehr benötigt das Lokpersonal einen Vorgesetzten, der es nach oben vertritt und die Bedürfnisse des Personals unterstützt. Natürlich darf er auch seine Kontrollen machen, aber in der Regel ist der Vorgesetzte des Lokführers eher ein Kollege und man versucht einen freundlichen Umgang mit dem Chef. Die Bösen sitzen bekanntlich immer weiter oben.

Der Prüfungsexperte: Neben dem direkten Vorgesetzten, gibt es noch den Prüfungsexperten. Er führt die erforderlichen Prüfungen aus, oder organisiert die regelmässigen Weiterbildungen. Er steht bei Fragen zur Verfügung und erteilt technische Hinweise. Hier kann man eigentlich von einem technischen Vorgesetzten sprechen. Er weiss, wo der Schuh drückt und wie man diese Probleme aus der Welt schafft.

Der Prüfungsexperte wird vom Lokpersonal eher als Partner angesehen. Jedoch ändert sich das meistens dann, wenn der Prüfungsexperte, die vom BAV vorgeschriebenen Prüfungen durchführt. Dann werden die Lokführer für einen Tag pflegeleicht und stehen geduldig den Fragen Red und Antwort. Immer mit dem Gedanken, dass man alles richtig macht und dass der Erfolg nicht durch einen Lapsus gefährdet ist.

Bleibt zum Schluss noch der Vorgesetzte, der eigentlich gar keiner ist. Sind bei einem Zug mehrere Lokführer beteiligt und kommen sie nicht zu einer Meinung, gilt die Regel, dass der dienstälteste Lokführer die Entscheidung hat. Man setzt in dieser Situation darauf, dass die Erfahrung die richtige Lösung bringt. Jedoch wird sehr selten davon wirklich gebrauch gemacht, man schickt sich an eine Lösung zu finden.

Personalorganisation

Kommen wir nun zur Organisation des Personals selber. Dabei beginnen wir ganz am Anfang. Der neu ausgebildete Lokführer kommt von der Lokführerschule in den Betrieb. Dabei besitzt in der Regel jeder Lokführer einen bestimmten Arbeitsort. Dieser Arbeitsort ist in der Regel ein Depot. Welches es effektiv ist, spielt weniger eine Rolle. Das Depot ist die Heimat des Lokführers. Dort beginnt er mit der Arbeit und beendet diese auch wieder.

Natürlich hat das Unternehmen jedoch das Interesse, von dieser Regelung abzuweichen. Man kann so sehr flexibel einsetzbares Personal bekommen.

Jedoch besteht dann die Gefahr, dass die sozialen Kontakte gänzlich auf der Strecke bleiben. Wer jede Woche an einem anderen Ort arbeitet, hat keine Zeit um Bekanntschaften zu machen.

Bei gewissen Bahnen gibt es jedoch Situationen, dass man am frühen Morgen Personal an einer Stelle benötigt, wo es nicht stationiert ist.

Meistens endet die Arbeit des Lokführers bei Betriebsschluss an diesem Ort. Daher macht er dort eine auswärtige Über-nachtung und fährt erst am Morgen wieder zurück nach Hause.

Das Unternehmen stellt dazu jedoch die notwendigen Räumlichkeiten zur Verfüg-ung.

Bei auswärtigen Übernachtungen gibt es zwei Varianten. In einem Fall, endet die Leistung dort und am anderen Tag beginnt eine neue Leistung.

Daher sind in diesem Fall die gesetzlichen Ruhezeiten einzuhalten. Der Lokführer schläft und erholt sich daher an einem entfernten Ort. Eine Lösung, die bei international eingesetzten Lokführern der Fall sein kann. In einem Land sind diese Übernachtungen jedoch sehr selten.

Die zweite Form der auswärtigen Übernachtung teilt die Arbeitsleistung auf. Das heisst, einen Teil fährt der Lokführer am Abend und den zweiten Teil am Morgen. Dazwischen hat er die Übernachtung eingeteilt. Jetzt folgt am Morgen jedoch nur noch eine verkürzte Leistung, so dass der Lokführer früh an seinem Arbeitsort Feierabend machen kann. Die Ruhezeit in der Nacht kann nun massiv gekürzt werden.

Gehen wir jedoch davon aus, dass der Lokführer ins Depot kommt und mit seiner Arbeit beginnt. Wie bei jedem neuen Mitarbeiter wird er natürlich von der gestandenen Mannschaft beschnuppert und geprüft. Das ist wie in jedem Beruf, der Neue muss sich erst beweisen und er wird mit einer natürlichen Zurückhaltung aufgenommen. Doch beim Lokpersonal selber gibt es eine straffe Hierarchie, die eingehalten wird.

Die Rangfolge: Lokführer werden ihrem Alter entsprechend beschäftigt. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Rangfolge. Diese Rangfolge startet mit dem Abschluss der Ausbildung. Das heisst, es ist nicht das normale Alter, sondern das berufliche Alter für die Position in der Rangfolge ausschlaggebend. Nur bei gleichem Eintritt, wird das Alter beigezogen. So entsteht eine Abfolge der Lokführer.

An der Rangfolge ändert sich im lauf der Jahre nicht viel, man rutscht nur nach, wenn ein älterer Kollege das Unternehmen verlässt, oder den Standort wechselt. Dabei gilt die Regel, dass man, je höher man in der Rangfolge aufgestiegen ist, regelmässige Arbeit verrichtet. Jüngere Lokführer verdingen sich mit den unbeliebten Reservediensten und haben daher weniger genaue Planungen. Es ist daher schlicht eine Folge des Alters.

Diese Rangfolge bleibt bestehen, wenn man den Standort wechselt. Hier kann vielleicht ein Beispiel helfen. Nach 25 Jahren im Unternehmen wechselt man den Standort. Jetzt müsste man wieder hinten anstehen und Reserve schieben. Dies obwohl man schon am alten Standort diese Zeit abgesessen hat. Das wäre für den alten Kollegen nicht unbedingt schön. Natürlich sehen das die jüngeren Lokführer anders, denn wer mag es schon, wenn einem jemand vor die Nase gesetzt wird.

Wenn man nun aber etwas genauer hinschaut, dann sieht die Sache anders aus. Der Lokführer wechselt nach 25 Jahren den Arbeitsort, weil sein alter Arbeitsort geschlossen wurde. Am alten Ort hatte er eine Reservezeit von 10 Jahren absolviert. Jetzt müsste er am neuen Ort wieder bei null beginnen, während der Lokführer mit knapp drei Monaten auf die Einteilung gespült wird. Daher wurde diese Regel so gehalten.

Die Einteilung: Die Rangfolge regelt die Einteilung des Lokführers. Dabei gilt, dass die ältesten Lokführer auf der Einteilung zu finden sind. Bis zu welchem Punkt in der Rangfolge die Einteilung reicht, ist abhängig vom Standort. So gab des Depots, die selbst die Reserven in der Einteilung hatten. Bei anderen Standorten galt das jedoch nur für regelmässige Fahrten. Eine klare Regelung gab es daher nicht.

Diese Einteilung ist das Leben des Lokführers, denn in der Einteilung werden die Arbeiten zugeteilt, die Freitage geregelt und die Ruhezeiten definiert. Diese Einteilung besteht aus einem Kalender in dem die Freitage und die einzelnen zu fahrenden Touren aufgelistet sind.

Eine Einteilung bleibt während eines Jahres bestehen und wird nur bei einem Fahrplanwechsel angepasst. Kleinere Veränderungen können jedoch auch während des Jahres erfolgen.

Eingeteilt werden Lokführer in Gruppen. Diese Gruppe hat ihre fest zugeteilten Arbeiten und die definierten Freitage. Wie sich so eine Gruppe zusammensetzt, hängt vom Personalbestand, von der jeweiligen Ausbildung und von der Rangfolge ab.

Die Grösse von solchen Gruppen ist nicht festgelegt. Das hängt auch vom Personalbestand und der Grösse des Standortes ab. Bei mehreren Gruppen werden die ältesten auf der Nummer 1 zu finden sein.

Innerhalb der Gruppe behält man seinen Platz. Wird nun ein Platz in der Gruppe frei, kann ein jüngerer Kollege nachrutschen. Dabei ist die Rangfolge massgebend. So rutschen die Lokführer mit zunehmendem Alter immer höher und landen so letztlich auf der letzten Gruppe. Dort beginnt dann die Zeit bis zur Pension und somit bis zum Zeitpunkt, wo man aus der Rangfolge entlassen wird. Das erfolgt natürlich auch, wenn ein Lokführer wegzieht.

Die Gruppen unterteilt man mit Nummern. Man spricht von der Gruppe 1 und bezeichnet so die Gruppe, wo die ältesten Lokführer eingeteilt werden. Den jeweiligen Gruppen werden schliesslich die zu fahrenden Touren zugeteilt. Dabei kann es in gewissen Standorten dazu kommen, dass die ältesten Lokführer nicht die strengsten Dienste fahren müssen. Wo das nicht geht, gibt es kein Schonprogramm für die alten Hasen.

Die Tour: Die Touren, also das eigentliche Programm der Arbeit, entstehen aus den Daten des Fahrplans. Während die eigentlichen Touren zentral geplant werden, erfolgt die Zuteilung der Touren zu den Gruppen in den jeweiligen Standorten. Dabei kann es je nach Unternehmen zu einer Mitsprache des Personals kommen. Es ist aber auch möglich, dass diese Zuteilung vom Unternehmen vorgegeben wird.

Die zugeteilten Züge sind festgelegt und dürfen vom Lokführer nicht ohne Erlaubnis getauscht werden. Diese Regelung ist nötig, da bei einem Unfall die Angehörigen des richtigen Lokführers verständigt werden sollten. Nicht jede Tour ist beim Personal beliebt, muss aber trotzdem gefahren werden. In den Touren sind zu den eigentlichen Fahrzeiten des Zuges auch andere Zeiten aufgeführt. Diese Zeiten regeln Arbeiten, die gemacht werden müssen.

Damit Sie sich ein Bild von den Touren machen können, betrachten wir nun die Arbeit des Lokführers in seinen Grundzügen. Dabei ergeben sich bestimmte Aufgaben, die der Lokführer bei seiner Arbeit machen muss. Es gibt gewisse Bereiche die sogar in der Freizeit erledigt werden. Doch dazu blicken wir auf die Arbeit des Lokführers. Die Organisation während des Arbeitstages werden wir damit ebenfalls erkennen.

 

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