Historische Lokomotiven

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Die Baureihe Ae 6/6 wurde während der Betriebszeit zu einer der bekanntesten Lokomotive in der Schweiz. Die Verbundenheit mit der Lokomotive war im Volk deutlich zu spüren. Letztlich dazu beigetragen hatten die Wappen an den Lokomotiven. Jeder erkannte „seine“ Lokomotive, als er die Maschine mit dem Wappen seines Heimatkantons sah. Zudem war klar, die Lokomotive mit dem eigenen Kantonswappen war die schönste.

Als die Lokomotive jedoch ins Alter kam, war der einstige Glanz längst vergangen. Geblieben waren nur noch die Lücken. Lücken an der Stelle, wo man sich stets am Wappen erfreute.

Trauer und Wut wurde empfunden, aber letztlich war es nur so möglich, dass die Wappen erhalten blieben. Eine historische Ae 6/6 kann nun mal nur erhalten werden, wenn das Wappen dazu vorhanden ist. Ohne ist es eine schlichte Lokomotive, die man vergisst.

Es ging jedoch darum, die Lokomotive der Nachwelt zu erhalten. Eines war klar, die Gotthardlokomotive sollte am Gotthard stationiert werden. Dabei stellte sich jedoch ein grosses Problem. Sowohl der Kanton Tessin, als auch der Kanton Uri waren an den Prototypen zu finden.

Die Stiftung, welche diese Lokomotiven unterhält, war davon aber nicht sonderlich begeistert, wollte man doch eine Serienmaschine erhalten und keine Prototypen.

Es gab viele Gerüchte um die Maschinen, es wurde sogar behauptet, dass der Kanton Uri oder der Kanton Tessin zu einer Serienlokomotive kommen sollte.

Dabei vergass man aber, dass gerade der historische Hintergrund dazu fehlte. Das Wappen Uri an der 11 407, aber was ist dann mit dem Kanton Aargau? Nur ein Beispiel für die Probleme, die das gab. Wenn man Fragen stellte, hätte man gleich sämtliche erhalten sollen.

Hier muss ich nun klar erwähnen, dass ich nur die betriebsfähigen Lokomotiven im Bestand von SBB Historic erwähne. Andere Vereine, die sich ebenfalls um die Erhaltung einer Lokomotive bemühten, mögen mir dies verzeihen. Lokomotiven, die aus dem Bestand der Schweizerischen Bundesbahnen SBB ausschieden, wurden teilweise schon beim Betriebseinsatz erwähnt. Auch wenn ausgerechnet die private Maschine jene ist, die ich als Kind bewunderte.

 

Ae 6/6 Nr. 11 402 "URI"

Die historische Ae 6/6, die es vermutlich am schwersten hatte, um erhalten zu werden, war ausgerechnet ein Prototyp. Die Lokomotive war in Biel abgestellt und der Zustand war vermutlich schon näher beim Schrottplatz, als im Bestand von SBB Historic. Man erinnerte sich jedoch den erbärmlichen Resten, die nur abgestellt wurden, weil es ein Prototyp war. Eigentlich war die Maschine ja noch gut im Schuss.

Gleichzeitig stand das Jubiläum der Gotthardbahn an und man wollte die berühmten Lokomotiven zeigen. So kam man zur Überzeugung, dass für die Lokomotive eine Lösung gefunden werden muss. Die Maschine sollte deshalb nach Erstfeld verschoben werden. Dort war ein junges und engagiertes Team, das sich der Lokomotive annehmen konnte. So hätte man zum Jubiläum die Lokomotive der Lokomotiven.

Im Schlepp der ehemaligen Schnellzugslokomotive Be 4/7, kam die notdürftig zu Recht gemachte 11 402 nach Erstfeld. Wohl kaum eine historische Lokomotive war in einem so bedauernswerten Zustand, wie die "Uri". Damit Sie sich ein Bild machen können, erwähne ich hier, dass sogar Leute gemeint hatten, der Lokomotive fehlen einige Achsen. Nur, eines war klar, hier sollte viel Arbeit nötig sein. Doch zuerst sind die Eckdaten zu erwähnen.

Erhalten werden sollte die 11 402 "URI", welche dem Team in Erstfeld übergeben wurde, nur vorübergehend.

Die Lokomotive war betriebs-fähig, wurde wieder mit den Wappen versehen und sollte auch wieder fahren.

Doch, klar war, das sollte nur vorübergehend so sein. Das Problem waren die fehlenden Ersatzteile, denn niemand hätte vermutlich viel Freude, wenn ausgerechnet die "TICINO" als Ersatzteilspender für die "URI" herhalten müsste.

Man beschloss deshalb, die Lokomotive solle befristet er-halten bleiben und bei einem grösseren Schaden auf den Sockel wandern.

Ziel war also der Sockel in Erstfeld, der noch von einer Be 6/8 II besetzt war, nur wusste niemand, ob diese Lokomotive eher verrosten würde, oder ab-transportiert.

Sollte das dem Uristier auch widerfahren? Wenn die Pflege durch das Personal optimal ist, kann das aber Jahre dauern, was letztlich auch zu hoffen ist.

Jedoch wurde aus Kostengründen auf die optische Rückversetzung in den Ablieferungszustand verzichtet. Ich kann das verstehen, denn der Aufwand wäre riesig gewesen, hätte man doch zusätzlich die beiden nach der Ablieferung verschlossenen Türen ergänzen müssen. Auch andere Änderungen wären nicht so einfach zu verwirklichen gewesen. Zudem fehlten dazu schlicht die finanziellen Mittel.

Die überarbeitete Lokomotive wurde im Bahnhof Göschenen am 26. April 2007 in tadellosem aber diskutablem Zustand der Öffentlichkeit präsentiert. Das Team hatte sich angestrengt und hörte nur Kritik. Jedoch die Lokomotive fuhr in eigener Kraft, sah wesentlich besser aus, als manche andere Maschine dieses Typs und sie trug wieder das Wappen des Kantons Uri. Nur schon das gefiel den meisten Leuten an diesem Tag, als die Maschine aus dem Gotthard fuhr.

 

Lebenslauf der Ae 6/6 11 402

1953 - 1973 Erstfeld  
1973 - 1997 Zürich  
1997 - 2005 Rorschach  
2005 - 2006   Ausrangiert und in Biel abgestellt.
2006 Erstfeld Als historische Lokomotive klassiert
2018 Erstfeld Dauerleihgabe an das Team von Historic Erstfeld

 

Anlass zu Diskussionen boten die Lampen. Diese wurden im Lauf der Jahre durch modernere Exemplare ersetzt. Nur, die Aufarbeitung der Lokomotive verschlang viel Geld und so sparte man bei den Lampen. Die grüne "URI" hatte daher moderne Lampen, ein Zustand, den es so nie gegeben hatte. Nur, jene, die am lautesten schrien gaben keinen Rappen an die Aufarbeitung und so sollten alle eigentlich nur schweigen.

Eines war auch 2010 noch klar, die 11 402 war noch sehr weit vom Sockel entfernt und sollte das auch bleiben. Die Zukunft der Lokomotive schien vorderhand gesichert.

Man darf nie vergessen, dass der Sockel immer noch drohend in der Nähe der Remise war, wo die Lokomotive stand. Entscheidend war und blieb die Be 6/8 II, die noch so lange wie möglich dort stehen sollte, denn so lange hat die 11 402 schlicht keinen Platz.

Die 11 402 war vermutlich eine der ersten historischen Lokomotiven, die die Schweiz mit eigener Kraft verlassen hatte. Dies war der Fall, als die Lokomotive die Ehre hatte, die Schwester nach Deutschland zu führen.

Es war der Stier, der der "TICINO" eine Zukunft im Museum besorgte. Nur, eines zeigte die Fahrt, die 11 402 war immer noch im Schuss und die Lokomotive wurde immer wieder verwendet. Schonen wollte man sie auch wieder nicht.

Der Uristier, der sich im Lauf der Jahre vom „Schienenmörder“ zur passablen Lokomotive entwickelt hatte, verdiente eine Zukunft, die nicht auf einem Sockel enden durfte. Das Team in Erstfeld war sich sicher, der 11 402 wird nichts passieren, denn dafür wird gesorgt werden. Wer sich gegen die Lokomotive stellte, bekam es mit dem Team zu tun. So fuhr der Stier und fuhr und fuhr in eine ungewisse Zukunft.

Es wird letztlich an den Ersatzteilen liegen, denn für den Stier gab es keine passenden Ersatzteile. Gerade diese könnten jedoch wichtig werden, wenn der Lokomotive etwas passieren sollte. Wenn man aber mit dieser Angst lebt und so mit der Maschine nichts macht, dann geht sie vergessen und in 20 Jahren würde sich niemand mehr an den Stier erinnern. Die Generation der Kantonslokomotiven würde einmal aussterben.

Doch 2018 war klar, aus der Museumslokomotive 11 402 sollte nichts werden. Die von SBB Historic verstossene Maschine sollte einer schlechten Zukunft entgegen sehen. Doch die Lösung war schnell gefunden, denn die Stiftung trat die Verantwortung an jenes Team ab, das sich um die Erhaltung bemüht hatte. Der Stier soll rollen.

 

Ae 6/6 Nr. 11 411 "ZUG"

Es war eine Lokomotive der Baureihe Ae 6/6, die mich in das Team von Historic Erstfeld brachte. Obwohl ich einer anderen Baureihe verfallen war, sollte ich dafür verantwortlich sein, dass die Maschine mit der Nummer 11 411 der Nachwelt erhalten bleiben sollte. Man meinte im Team, ich könne damit Erfahrungen für „meine“ Lokomotive sammeln. Neu im Team sollte ich mich der Lokomotive annehmen?

Von der Lokomotive wusste ich zu diesem Zeit-punkt natürlich nur, dass es eine Maschine in grüner Farbe war. Ich wusste auch, dass diese der Nach-welt als historische Lokomotive zur Verfügung ste-hen sollte.

Bei dieser Lokomotive drohte kein Sockel. Was ist ebenfalls noch nicht wusste, war, was für ein Wap-pen sie gehabt hatte, denn bei der ersten Frage wurde noch nicht einmal von einer bestimmten Nummer gesprochen.

Es war in vielen Punkten eine Herausforderung. Auch ich hatte meinen Liebling, das war klar die Baureihe Re 6/6. Das verschwieg ich auch nicht. Die vorgesehene Maschine trug nicht einmal das Wappen meiner Heimat.

Ich musste meinen inneren Schweinehund über-winden und so der Lokomotive eine Zukunft als historische Lokomotive ermöglichen. Damit erfuhr ich aber auch persönlich, was es heisst, aus einer alten Lokomotive eine historische Maschine zu machen.

Ich nahm mich der Aufgabe an und konnte auf die Hilfe aus dem Team zählen. Dabei möchte ich Sie auch ein wenig teilhaben lassen. Sie haben es bei der "URI" vielleicht gelesen, die Lokomotive wurde hergerichtet und schon kamen die Kritiker. Nur, wussten Sie, was es heisst, eine Lokomotive historisch herzurichten? Wissen Sie, welche Arbeiten man machen muss? Wo die Probleme liegen und nicht zuletzt, welche Diskussionen geführt werden?

Auch diese Lokomotive hatte eine Karriere hinter sich, als sie im Depot Erstfeld an diesem Donnerstag dem 30. April 2009 angekommen war. Die ersten Abklärungen ergaben jedoch einen Lebenslauf, der zu den kürzesten einer historischen Lokomotive gehörte. Seit dem Betriebseinsatz wissen wir auch, dass die Maschinen durchaus ortstreu waren. Grosse Verschiebungen zwischen den Depots gab es in Lauf der Karriere nicht.

Damit wir für diese Lokomotive den gleichen Massstab haben, muss auch bei dieser Lokomotive der Lebenslauf in gewohntem Rahmen aufgeführt werden. Es oblag dem Maschinenmeister, die Daten zu sammeln und so auszuwerten, dass man damit etwas anfangen kann. Das ist immer das Problem, wenn ausführliche Informationen vorhanden waren. Bei der Maschine der Baureihe Ae 6/6 mit der Nummer 11 411 war es so.

 

Lebenslauf der Ae 6/6 11 411

1955 – 1993 Erstfeld  
1993 - 2009 Olten  
2009 Erstfeld Als historische Lokomotive klassiert

 

Man kann sagen, dass die Lokomotive wieder in die Heimat kam. So war es aber auch am Team Erstfeld, die Lokomotive in Zukunft zu hegen und zu pflegen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die kleine Gruppe viele Lokomotiven zu betreuen hatte. Darunter auch die grösste Konkurrenz einer Lokomotive der Baureihe Ae 6/6. Es war die Maschine mit der Nummer 11 402, denn der Prototyp war mittlerweile der Stolz des Teams geworden.

Für den Maschinenmeister gilt jedoch. Er hatte viel Zeit mit dieser Lokomotive verbracht und als Freund der Baureihe Re 6/6 war die Nummer 11 411 anfäng-lich einfach eine Lokomotive.

Die Zeit sprach aber für die Baureihe Ae 6/6, denn wer kann sich nicht in die Lokomotiven mit den schmucken Wappen und dem auffälligen Chrom ver-lieben? Ich konnte dem Charme dieser Maschine nicht widerstehen und so hatte die Lokomotive ihr Ziel erreicht.

Ein Aargauer, dessen historische Lokomotive Ae 6/6 mit der Nummer 11 407 war, kümmerte sich um die Maschine mit dem Wappen Zug. Ein bekennender Liebhaber der Baureihe Re 6/6 setzt sich für eine historische Ae 6/6 ein.

Dem Charme der alten Dame kann wirklich niemand widerstehen. Ich weiss, wovon ich spreche, denn mir ging es genauso, aus dem Arbeitsgerät wurde eine traumhafte Maschine, die der Nachwelt erhalten blieb.

Die historischen Einsätze bei der Nummer 11 411 waren auch vorhanden. Die Lokomotive ist technisch in einen guten Zustand und hier gibt es Ersatzteile, denn die Truppe hatte eine ausrangierte Lokomotive zur Ausschlachtung erhalten. Die "ZUG" wird vermutlich noch viele Züge über den Gotthard ziehen dürfen und wer weiss, vielleicht kommt die Lokomotive auch mal nach Zug, zu gönnen wäre es der 11 411 auf jeden Fall.

Für die Fans war es so weit, die Lokomotive mit Chromstreifen und grünem Anstrich war erhalten worden. Doch damit war sie nicht alleine, denn unter den grünen historischen Kantonslokomotiven tummelten sich neben der schon erwähnten Nummer 11 402 und 11 411 von SBB Historic auch die Maschinen mit den Nummern 11 407 und 11 421, welche von privaten Gruppierungen in unterschiedlichen Zeitepochen aufgearbeitet wurden.

Ae 6/6 Nr. 11 421 "GRAUBÜNDEN"

Unmittelbar vor dem Titel habe ich erwähnt, dass die Lokomotive mit der Nummer 11 421 von einer privaten Gruppierung aufgearbeitet wurde. Trotzdem finden Sie diese Lokomotive nun hier, wo die Maschinen von SBB Historic aufgeführt werden. Ein Widerspruch? Nicht ganz, denn es stimmt, die Lokomotive mit dem Wappen des Kantons Graubünden wurde von einer privaten Vereinigung aufgearbeitet und kam später zu SBB Historic.

Bei der Lokomotive mit der Nummer 11 421 handelte es sich um eine der vier Kantonslokomotiven die unter-schiedliche Taufnamen hatten.

Der Kantonsname wurde bei dieser Lokomotive auf einer Seite in Deutsch mit Graubünden angeschrieben. Auf der anderen Seite war hingegen die Bezeichnung Grischun angebracht worden. Dabei handelte es sich um den rätoromanischen Namen des Kantons.

So gesehen blieb eine ganz besondere Lokomotive der Nachwelt erhalten. Finanzielle Probleme führten dazu, dass die erhaltene Lokomotive vom Verein nicht mehr gehalten werden konnte.

Letztlich stand die Zukunft der Maschine auf der Kippe und so kam es, wie es kommen musste, die Maschine wurde wieder dem Eigentümer zurückgegeben. Das war in diesem Fall die Stiftung der Schweizerischen Bundes-bahnen SBB.

Gur gemeinte Aktionen, bei denen mit sehr viel Geld und noch mehr Herzblut eine Lokomotive aufgearbeitet wird, sind schön. Dabei vergessen viele, dass eine betriebsfähige Lokomotive nach der Aufarbeitung hohe Kosten verursacht.

Der regelmässige Unterhalt kann nicht vernachlässigt werden, die Zugsicherung muss eventuell aktualisiert werden. All das sind Punkte, die oft vergessen gehen. Fixe Kosten, die ohne Fahrten nicht eingenommen werden. Nur schon die Ausrüstung mit ETCS Level 2 würde eine halbe Million Schweizer Franken verschlingen. Geld das niemand mit Fahrten einer Museumslokomotive erwirtschaften kann.

Der Lebenslauf der Lokomotive mit dem aufwendigen Wappen des Kantons Graubünden ist sicherlich auch eine interessante Angelegenheit. Trotzdem soll diese Lokomotive gleich behandelt werden, wie die Maschinen, die von SBB Historic betreut wurden. Dabei war die Nummer 11 421 in jedem Fall eine ganz spezielle Lokomotive gewesen, denn es war jene, die Zeit Lebens daran erinnerte, dass der Kanton Graubünden eigentlich rätoromanisch spricht.

Lebenslauf der Ae 6/6 Nummer 11 421
1955 – 1980 Erstfeld  
1980 – 1993 Basel  
1993 – 2009 Olten  
2009 Biasca Als historische Lokomotive klassiert
2014 (Biasca) Rückgabe an SBB Historic

 

Die Lokomotive wurde in grüner Farbe aufgearbeitet und erhielt dabei wieder die alten Lampen. Damit stellte diese Lokomotive mit dem grauen Dach und dem dunkel gehaltenen Laufwerk die Zeit dar, die nach der ersten Veränderung der Farbe eingeführt wurde. Damit ist sie weder im Ablieferungszustand, noch im letzten Betriebszustand erhalten worden. Man wählte eher eine Zeit, an die man sich erinnern konnte.

Für eine Lokomotive war das sicherlich nicht falsch. Das war ein bekanntes Bild, das die Leute kannten. Bei der Ablieferung war das Dach silbern, der Kasten glänzte. An das erinnerte man sich jedoch nicht mehr und so wurde dieser Anstrich als fehlerhaft empfunden. Sie sehen, dass es nicht leicht ist, den richtigen Zeitpunkt bei der Aufarbeitung zu finden. So gesehen ist SBB Historic mit dem letzten Betriebszustand gar nicht so falsch.

Das Problem, das die schön aufgearbeitete Lokomotive hatte, ist einfach zu beschreiben. Eine historische Lokomotive muss fahren um bekannt zu werden, dabei sollten Züge mit zahlenden Gästen gezogen werden. Wenn diese Einnahmequelle jedoch vertraglich blockiert ist, kann die Lokomotive nur schwer unterhalten werden. Die unermüdlichen Sponsoren können zudem ausfallen und dann ist eine Maschine nicht mehr zu halten.

Mit der Rückgabe der Maschine an SBB Historic stand diese vor einem Problem. Mit der Maschine wollte man im Tessin endlich das schon lange fehlende Team aufziehen. Eine Gruppe, die wie jene in Erstfeld, die Aufgaben in Zusammenarbeit mit SBB Historic aufnimmt. Dazu stand das Depot in Biasca zur Verfügung, nur dort war die Lokomotive eingeklemmt worden, denn beidseitig gab es nur ETCS Level 2, etwas, was die Lokomotive nicht hatte.

 

Ae 6/6 Nr. 11 425 "GENF"

Sie war die letzte. Nein, nicht die letzte Ae 6/6, sondern die letzte Kantonslokomotive, denn nach ihr gab es keinen Schmuck mehr für die Baureihe Ae 6/6. Nach der 11 425 gab es keine Kantone mehr, die mit einer Baureihe Ae 6/6 bedacht werden konnten. Bei den Abklärungen nach einer Maschine, die den Zustand der Lokomotiven am Ende ihrer Laufbahn markieren sollte, fiel die Wahl auf die Ae 6/6 Nummer 11 425.

Die ehemalige Gotthardlokomotive wurde nach ihrer Karriere im Depot Olten hinterstellt. Dort sollte die Lokomotive anfänglich analog zu der Maschine in Erstfeld aufgearbeitet werden.

Es war klar, zwei Lokomotiven der Baureihe Ae 6/6 bei SBB Historic und eine davon im Zustand beim Beginn und eine am Ende der Karriere.

Ich bezweifelte schon sehr schnell, dass hier wirklich alle am gleichen Strang ziehen würden, denn warum sollte die Lokomotive nicht grün werden?

Im Gegensatz zu den Lokomotiven in Erstfeld gab es in Olten ein Problem. Die 11 425 gehörte zu jenen Ae 6/6, die durch dreiste Diebe ihrer Wappen beraubt wurde. Die Kollegen in Olten mussten deshalb zu einer Not-lösung greifen.

Die Idee war klar, das Wappen wird geklebt. So ist das Wappen von Genf wieder dort wo es hin gehört, an der Lokomotive vom Typ Ae 6/6. Eine Notlösung, aber was hatte man sonst für Möglichkeiten?

Die Kritiker meldeten sich rasend schnell. Man empfand es als Frechheit, eine Schande und dieser blöde Kleber verunstalte diese Lokomotive. Gut, ich kann die Leute verstehen, mir erging es, wenn ich ehrlich sein soll, ähnlich. Nur ich war realistisch und machte mir Gedanken und schrie nicht einfach drauflos, denn ich erkannte, die Lokomotive hat auch eine Neuerung eingeführt. Sie zeigte deutlich, was diese Diebstähle für Folgen hatten.

Wie wäre es, wenn die hässliche Folie bleiben würde? Die Genf, die nie richtig hergerichtet werden konnte, weil selbsternannte Wappenfreunde, die Wappen gestohlen hatten. Eine Museumslokomotive, die scheusslich aussehen wird, weil es Leute gab, die meinten, sich das Recht herauszunehmen und einfach zu nehmen, was man will. Ein Mahnmal an all jene, die meinten, ein Wappen zu klauen sei keine so grosse Sache. Die 11 425 zeigte es allen, es ist eine grosse Sache.

 

Lebenslauf der Ae 6/6 11 425

1955 – 1980 Erstfeld  
1980 – 1993 Basel  
1993 – 2009 Olten  
2009 Olten Als historische Lokomotive klassiert

 

Keine Angst, auch ich hatte mich gefreut, als die Lokomotive wieder die Originale bekommen hatte. Die Maschine trägt damit wieder die Wappen des Kantons Genève, auch wenn es nicht mehr die echten Wappen waren, denn diese vergammelten im Keller eines skrupellosen Gauners. Hoffen wir, dass die Wappen doch noch auftauchen werden, denn diese "Fans" verhinderten mit ihrer eigensinnigen Aktion sogar historische Lokomotiven.

Im Gegensatz zu den Lokomotiven in Erstfeld wurde die Maschine mit der Nummer 11 425 nicht einem Team zugeteilt. Die Maschine ist eine freie Lokomotive bei SBB Historic. Das bedeutet, dass die Stiftung damit machen kann, was sie will. So sicher gerettet war diese Lokomotive daher noch nicht, aber man konnte sich zumindest eine lange Zeit an einer roten Maschine erfreuen. Etwas, was bei der Nummer 11 425 einmalig war.

Hier ist nun vorderhand Schluss. Die bei den Taufen aufgeführte Städtelokomotive mit dem Wappen von Olten, ist beim Team in Olten und soll dereinst wieder in Verkehr gesetzt werden. Ich werde diese Lokomotive hier aufführen, wenn die Kollegen in Olten ihr ehrgeiziges Ziel erreicht haben und sich die erste historische Städtelokomotive in Bewegung setzt. Auch der Stadt Olten, wäre es zu gönnen, denn sie hatte sich wirklich für die „eigene“ Maschine eingesetzt.

Es wird sich zeigen, ob sich SBB Historic aktiv an der Erhaltung einer Städtelokomotive beteiligen wird. Wir müssen jedoch bedenken, dass gerade der Konzern, dessen wertvollstes Kulturgut von der Stiftung erhalten wird, immer mehr darum bemüht ist, seine Zuwendungen an die Stiftung zu kürzen. Daher fehlt es schlicht an den finanziellen Mitteln. Wie wäre es einmal für die geklauten Sachen zu zahlen?

 

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