Tunnelausbruch |
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Beim Ausbruch des Gotthardtunnels wählte
Louis Favre die belgische Methode mit einem Gewölbestollen. Bei dieser
Lösung wurde der Richtstollen daher im Bereich des späteren Gewölbes
vorangetrieben. Bei dieser Lösung waren die Aufwendungen für die
Abstützung des Bauwerkes geringer, als dies bei der in der Schweiz
üblichen Methode mit Sohlstollen der Fall war. Favre handelte sich deshalb
damit sehr viel Kritik ein.
Zudem war der Abtransport wegen den
Differenzen in den Höhen nicht so einfach. Hinzu kam, dass sämtliches
Ausbruchmaterial durch einen einzigen Stollen abgeführt werden musste.
Punkte, die natürlich von den Gegnern ins Feld geführt wurden. Die Vorgehensweise des Vortriebs mit Ausbau erfolgte dabei in zwei Schritten. So wurde der bereits beschriebene Richtstollen vorangetrieben und so das Gestein erkundet. Mit gewissem Abstand erfolgte schliesslich der Vollausbruch des Tunnels mit der endgültigen Abstützung des Gewölbes. Wichtig war das, wenn Gebiete mit hohem
Bergdruck abgefangen werden mussten. Erst jetzt war im Tunnel die
vollständige Sicherheit vorhanden. Vertraglich war zwischen der
Gotthardbahn und der Firma Favre ausgehandelt worden, dass der
Ausbau des
Tunnels
auf das fertige Profil in einem Abstand von maximal 600 Meter zur
Tunnelbrust zu erfolgen hatte. Damit sollte schon früh der ganze Tunnel zu
erkennen sein. Auch der Abtransport sollte dadurch erleichtert werden, da
man im fertigen Tunnel deutlich mehr Platz, als im Richtstollen zur
Verfügung hatte. Favre hielt sich jedoch nicht daran, da bei
Geldmangel hier die Arbeiten eingestellt wurden. So schwankte der Abstand
zum Richtstollen immer etwas. Es muss erwähnt werden, dass das
Vertragswerk trotz seiner kurzen Fassung eine Klausel über die Bezahlung
der Arbeiten enthielt. Einfach gesagt, am Ausbau des
Tunnels
verdiente Favre deutlich weniger, als beim Ausbruch des Richtstollens. So
gesehen versuchte er so viel Geld zu erhalten, wie nur möglich. Der Ausbruch des
Tunnels
erfolgte vom Richtstollen aus und wurde in mehreren Schritten ausgeführt.
In einer ersten Phase wurde das Gewölbe im Bereich des Richtstollens
ausgebrochen. Dies war ein Schritt, der noch grosse Gefahren hatte, denn
um das Gewölbe zu erstellen, musste zuerst der Hohlraum geschaffen werden.
Die Gefahren unterschieden sich daher in diesem Bauabschnitt nicht von
jenen des Stollens.
In Bereichen mit hohem Bergdruck konnte
sich da-her schneller eine Platte von der Decke lösen und auf die Arbeiter
fallen. Daher stützte man hier den Felsen noch mit Holzbalken ab und
kämpfte mit den unterschiedlichen Druckerscheinungen im Fels. Selbst
Wassereinbrüche waren noch gefürchtet. In einem nächsten Schritt wurde der
Gewölbebogen eingezogen und seitlich am natürlichen Gestein abgestützt.
Damit war eigentlich die Decke des späteren
Tunnels
bereits erstellt worden. Abstützungen mit Holzbalken mussten nicht mehr
verwendet werden und die weiteren Arbeiten verliefen im Schutz des
Gewölbebogens. Erstmals erfolgten die Arbeiten unter einer geschützten
Decke, die Gefahr von Steinschlag war daher verringert worden. Dank dem etwas grösseren Querschnitt war
auch die Belüftung etwas besser, auch wenn sich viele Punkte nicht vom
Richtstollen unterschieden. Einzig die Arbeit war etwas sicherer. Da es
kaum eine ausreichende Belüftung gab, war eigentlich von der vergrösserten
Öffnung nicht viel bis gar nichts zu bemerken. Es war weiterhin stickig
und muffig. Man hatte jedoch Platz, sich aus dem Weg zu gehen und auch zum
Arbeiten. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich
die Mineure bei Sprengungen an der Tunnelbrust bis in diesen Bereich
zurückgezogen hatten. Hier war ein relativ sicherer Ort und bei einem
Wassereinbruch, hatte man eine etwas höhere Chance zu überleben, da das
Wasser mehr Platz hatte. Trotzdem sollte es weiter vorne immer wieder
damit Probleme geben, da Einbrüche oft verzögert erfolgten und so immer
eine Gefahr darstellten. Anschliessend wurde in der Mitte der
Tunnel
bis zur Sohle abgeteuft. Das heisst, man grub in der Mitte einen Graben
der hinunter bis zum späteren Planum reichte. Von der Breite her war
dieser Graben nicht viel grösser, als der Richtstollen. Man hatte zwar
eine grössere Öffnung, jedoch konnte der Raum nicht optimal genutzt
werden. Gerade beim Abtransport des Materials wurden die Arbeiten in
diesem Bereich behindert.
Weiter gingen die Arbeiten mit dem abtragen
der beiden seitlichen Strossen. Diese wurden zuerst auf der rechten und
anschliessend auf der linken Seite abgetragen. Hier hätte man auf das
Abtragen der zweiten Strosse verzichten können und ein einspuriger Betrieb
wäre bereits möglich gewesen. Da jedoch der Vollausbau erfolgte, war nun
der
Tunnel
fertig ausgebrochen. Jedoch waren die Arbeiten damit noch nicht getan.
Wie diese Stützmauer und damit die
Abstützung erfolgten, hing von der Beschaffenheit des Gesteins ab. In
Zonen mit stabilem Material reichte eine einfache Mauerung aus. Der Boden
des
Tunnels
wurde hier nicht weiter behandelt. In Bereichen, wo hoher Bergdruck vorhanden war, wurde die Mauerung, wie das Gewölbe, verstärkt ausgeführt und die beiden seitlichen Mauern mit einem zusätzlichen Bodenelement abgefangen. So konnte der Druck des Berges gut
abgefangen und verteilt werden. Das Bodenelement verhinderte dabei
lediglich, dass die beiden Wände unten nach innen wegrutschen und so der
Tunnel
einstürzen konnten. Eine Methode, die gut funktionierte. Je nach Stärke des Bergdruckes wurden die Mauern dicker oder dünner ausgeführt. Maximal waren zwei seitlichen Mauern mit bis zu drei Metern Stärke vorhanden. Auch das Bodenelement war in diesen
Bereichen deutlich kräftiger auszuführen. Angewendet wurde diese sehr
kräftige Lösung insbesondere im Bereich der Ursenenmulde, wo sehr hoher
Bergdruck aufgetreten war und wo die meisten Unfälle zu beklagen waren. Das Profil wurde daher dem Felsen angepasst und entsprechend ausgebaut. In stabilen Zonen beliess man es bei einer einfachen Mauerung zur Abstützung des Gewölbes. Hier kamen auch keine speziellen Bodenbereiche zur Anwendung. Der
Tunnel
hatte daher eher ein rechteckiges Aussehen erhalten. In den Zonen mit
hohem Bergdruck war jedoch ein rundliches Profil mit einem
auf-geschütteten flachen Boden vorhanden. Für die Mauerungen im Gotthardtunnel
verwendete man auch eine neue Methode. Gerade in den Druckzonen wurde zur
Verstärkung ein Gemisch aus Stein und einem Bindemittel, das Zement
genannt wurde, verwendet. So wurde die Mauer gegenüber den bisherigen
Lösungen kräftiger, so dass man dadurch senkrecht erstellte Wände einbauen
konnte. In den Druckzonen wurde die Mauer zusätzlich verstärkt und der
Tunnel
auch gut abgedichtet. Dieser Zement konnte in einem bei Luterbach
erstellten Werk der Firma Portland bezogen werden. Zwar war Zement vorher
bekannt, jedoch konnte sich das neue Produkt aus dem Kanton Solothurn bei
der Qualität schon sehr früh hervorheben. Daher war der Zement aus der
Schweiz für den Bau des Gotthardtunnels von sehr hoher Bedeutung.
Letztlich steigerte jedoch dieser hervorragende Werkstoff auch den Preis
für den
Tunnel.
Aus den Bruchstücken der Sprengungen wurden
die Mauersteine vor dem
Tunnel
erstellt und anschliessend wieder im Tunnel verbaut. Es erfolgte dadurch
auch eine geringe Reduktion beim zu deponierenden Material aus dem Tunnel. Der fertig erstellte Tunnel hatte einen Querschnitt von 45.1 m2 erhalten. Zusammen mit der Länge von 14 892 Metern kann der Ausbruch grob berechnet werden und betrug rund 670 000 m3 Gestein. Diese Menge fiel auf beiden Seiten an und
wurde für benötigte Aufschüttungen verwendet. In erster Linie wurden
darauf Bahn-anlagen, wie die
Bahnhöfe
von Göschenen und Airolo erstellt. Jedoch auch andere Bereiche
aufgeschüttet. Bis zur Einführung der Lokomotiven, die mit Druckluft als Antrieb arbeiteten, verwendete man in diesem Bereich kleine Dampflokomotiven. Deren Rauch natürlich auch nicht zu einem angenehmen Klima im Tunnel verhalf. Eine Besserung gab es erst nach dem
Durchschlag. Wobei letztlich erst der fertige
Tunnel
die maximale Öffnung für die Lüftung bereitstellen konnte. Dabei erwartete
man auch eine Abkühlung im Tunnel. Die Temperaturen während dem Ausbruch
stiegen auf bis zu 33°C an. In der eingesetzten natürlichen Luftströmung
im
Tunnel
trat eine
Kühlung
ein. Bei Messungen im Jahre 1881 betrug der Wert jedoch immer noch 29,35°C
und so sollte der Tunnel das ganze Jahr über kaum grosse Veränderungen
erleben. Die natürliche Lüftung reichte deshalb lediglich für eine
Reduktion von rund drei Grad, was nicht viel war.
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