Entwicklung und Beschaffung

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Sowohl bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB, als auch bei der BLS AG, erfolgte die eigentliche Entwicklung durch den bei der Ausschreibung festgelegten Hersteller. Bis dieser jedoch gefunden ist, können viele Jahre vergehen und das war gerade das Problem. Die Züge sollten bei beiden Bahnen schon vorhanden sein, als die Hersteller angeschrieben wurden. Gerade im Bereich der S-Bahnen reichten die Kapazitäten nicht aus.

Auf die etwas eher erfolgte Ausschreibung der Schweizerischen Bundesbahnen SBB kamen die Eingaben jedoch nur spärlich. Obwohl es im Ausland passende Züge gab erachteten es die dort ansässigen Hersteller nicht als notwendig, eine Eingabe zu machen. Es wurde meistens angeführt, dass kein Modell passend sei und dass eine Entwicklung sich bei einer Stückzahl von weniger als 200 Modellen schlicht nicht lohnen würde.

Einer der Gründe war im Bereich der Stromabnehmer zu finden und bei der hier verlangten grossen Kapazität. So sollte der doppelstöckige Triebzug mit nur einem gehobenen Stromabnehmer verkehren. Abgetan wurde diese Idee der Staatsbahnen von einem der wenigen Anbieter mit dem Kommentar, dass dies wegen dem für ein Kabel benötigten Platz schlicht unmöglich sei. Spannend dabei ist, dass dieser Erbauer es später doch schaffte.

Um überhaupt einen Vergleich anstellen zu können, wurden einzelne Hersteller im In- und Ausland erneut aufgefordert eine entsprechende Eingabe einzureichen. Der Erfolg dieser Massnahme war jedoch nur von mässigem Erfolg, um nicht zu sagen hoffnungslos. Wer sich die Mühe machte zu antworten, begründete dies damit, dass die Ausschreibung zu deutlich auf einen bestimmten Hersteller ausgerichtet worden war.

Viele Anbieter zeigten nach den Problemen mit der Baureihe RABe 514 wenig Interesse die Schweizerischen Bundesbahnen SBB mit ähnlichen Fahrzeugen zu beliefern. Gleichzeitig schob man die Verantwortung an den Besteller ab. So blieb letztlich eigentlich nur noch ein Angebot des in der Schweiz ansässigen Herstellers Stadler Rail AG in Bussnang. Dieser konnte seinerzeit schon die Reihe RABe 521 liefern.

Baujahr: 2010 – 2016 Leistung: 4 000 kW
Gewicht: 212 t V. max.: 160 km/h
Normallast: Triebzug Länge: 150 000 mm
Baujahr: 2010 - 2016 Leistung: 4 000 kW
Gewicht: 297 t V. max.: 160 km/h
Normallast: Triebzug Länge: 100 360 mm

 

Grundsätzlich neu entwickelt war das eingereichte Angebot für die Schweizerischen Bundesbahnen SBB auch wieder nicht. Auf dem Modell eines Triebzuges für die in Österreich operierende Westbahn wurde eine Offerte für die Staatsbahnen in der Schweiz eingereicht. Das vom Hersteller schon bei der Baureihe «Flirt» umgesetzte System mit einem Baukasten, kam auch hier zu Anwendung. Die Hülle war gleich, der Inhalt anders.

Wie schon bei den Triebzü-gen für die Stadtbahn in Zug, wurde das neue Modell vom Hersteller mit einem eigenen Namen versehen.

Auch wenn oft vom grossen Bruder der «Flirt» gespro-chen wurde, die neuen Trieb-züge sollten als «KISS» be-kannt werden. Dabei stand die Abkürzung für Komfortabler Innovativer spurtstarker S-Bahn Triebzug. Die Staatsbahnen verwendeten intern jedoch die Bezeichnung «Regio-Dosto».

Am 31. August 2008 erteilten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB schliesslich dem Hersteller Stadler Rail AG in Bussnang den Auftrag zum Bau der Züge. Dabei übernahm man bei diesem Auftrag die allgemeine Erscheinung der für die Westbahn gebauten Triebzüge. Jedoch wurden von den Staatsbahnen nicht alle Züge in der gleichen Bauweise bestellt. Hier konnte nun der Baukasten sehr gut erkannt werden und wir müssen genauer hinsehen.

Es wurden 24 Triebzüge mit einer Länge von 100 Metern bestellt. Diese vierteiligen Modelle entsprachen jenen der Westbahn, sie wurden aber mit einer anderen Einrichtung versehen. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB vergaben diesen die Reihe RABe 511 und die Betriebsnummern 511 101 bis 511 124. Vorgesehen waren sie für den Einsatz im Verkehr von S-Bahnen. Womit die in Zürich vorhandene Länge vorhanden war.

Für die S-Bahn in Zürich wurden jedoch 50 Triebzüge beschafft, die um zwei Wagen erweitert wurden. Damit erreichten diese eine Länge von 150 Metern. Sie sollten auf den Strecken verkehren, wo der Verkehr am Tag zu solchen Längen passte. Auch sie wurden als Baureihe RABe 511 geführt, bekamen jedoch zur klaren Unterscheidung die Betriebsnummern 511 001 bis 511 050. Damit konnten die Längen nur anhand einer Ziffer erkannt werden.

Speziell bei dieser Beschaffung war, dass von den längeren Einheiten vier Stück auch über die Zulassung in Deutschland verfügen sollten. Dabei war jedoch keine vollwertige Zulassung zu erwarten.

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB benötigten diese jedoch, wenn mit diesen Einheiten die S-Bahn nach Thayngen geführt wurde. Der entsprechende Bahnhof befand sich im Netz der Deutschen Bahn DB, besass aber eine Fahrleitung nach Schweizer Norm.

Um die Lieferung an die Schweizerischen Bundesbahnen SBB abzuschliessen, muss erwähnt werden, dass im Jahr 2015 eine Nachlieferung von über 19 sechsteiligen Zügen in Verkehr genommen wurden.

Diese bekamen die Nummern 511 051 bis 511 069. Bei den sechsteiligen Einheiten sollte es jedoch Unterschiede bei der Farbgebung zu beachten geben. Doch bis dann, müssen wir noch die BLS AG und deren Beschaffung ansehen.

Um grosse Ausbauten der Infrastruktur zu vermeiden, war nur der Schritt zu doppelstöckigen Fahrzeugen eine Lösung der BLS AG. Besonders die vorhandenen Bahnsteige mussten dadurch nicht verlängert werden, was die Kosten deutlich verringerte, denn vielerorts war einfach der Platz dazu nicht mehr vorhanden. Die BLS AG konnte zudem auf den Strecken der Schweizerischen Bundesbahnen SBB nicht einfach drauflos bauen.

Man schrieb daher international einen neuen Triebzug aus. Diese neuen Züge sollten doppelstöckig sein, eine grosse Beschleunigung besitzen und rund 100 Meter lang sein. Dabei war eigentlich nur spannend, dass die Ausschreibung erfolgte, obwohl das passende Modell von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB in jenen Tagen bestellt worden war. Die BLS AG wollte aber eine gewisse Eigenständigkeit behalten.

Die Ausschreibung der neuen Züge verlief für die BLS AG alles andere als befriedigend. Dabei kann durchaus er-wähnt werden, dass das Ergebnis noch schlimmer war, als das vor wenigen Jahren bei den Schweizerischen Bun-desbahnen SBB der Fall gewesen war.

Hier wurde sogar unverhohlen darauf hingewiesen, dass die BLS AG an diesem Desaster alleine die Schult trägt, denn die Ausschreibung sei falsch.

Neben der Firma Stadler Rail AG aus Bussnang kamen keine weiteren Angebote. Begründet wurden die fehl-enden Angebote mit der Information, dass das Angebot zu sehr auf die Firma Stadler ausgerichtet sei.

Scheinbar wollte man sich bei den anderen Herstellern nicht auf eine entsprechende Neuentwicklung und eine kleine Stückzahl einlassen. Doppelstöckige S-Bahnen scheint es nur in der Schweiz und sonst nirgends zu geben.

Scheinbar waren die Plattformen der Hersteller nicht so flexibel aufgebaut, dass man bei der BLS AG hätte mit-mischen können. Gerade die Tatsache, dass man von vorneherein die Waffen gegen den Hersteller aus der Schweiz streckte, zeigt deutlich auf, dass man zu sehr auf europäische Standards setzte, die in der Schweiz einfach nicht umgesetzt werden konnten. Besonders die von der BLS AG geforderte hohe Beschleunigung war die Knacknuss.

Zu deutlich war die Absicht der grossen Hersteller zu erkennen, nur Fahrzeuge nach Muster oder Baukasten zu liefern, zu erkennen. Die grossen Firmen konnten nicht mehr auf spezielle Angebote reagieren. Gerade der angeführte Vorwurf, dass die Ausschreibung nicht auf vorhandene Plattformen passte, zeigt deutlich von der Haltung der einzelnen Hersteller, denn schliesslich hatte auch die Firma Stadler kein direkt passendes Fahrzeug im Angebot.

Baujahr: 2012 – 2020 Leistung: 4 000 kW
Gewicht: 216 t V. max.: 160 km/h
Normallast: Triebzug Länge: 102 640 mm
                       

Vielmehr offerierte man der BLS AG eine verkürzte Version der Züge, die man für die schweizerischen Bundesbahnen SBB baute. Man verkürzte den sechsteiligen Zug der Staatsbahnen einfach um zwei Wagen und bot diesen Zug der BLS AG an. Wer es einem Hersteller so einfach macht, muss sich nicht wundern, dass man keine Aufträge bekommt. Auch eine Verlängerung der Frist brachte keine Veränderung bei der Haltung der Hersteller.

Sie sehen, dass moderne Hersteller nicht mehr in der Lage waren, den Bahnen massgeschneiderte Züge anzubieten. Einzig die Firma Stadler Rail AG aus Bussnang war hier innovativ genug. Bisher hatte die BLS AG noch keine Fahrzeuge dort bestellt.

Man hatte zwar die GTW der ehemaligen RM, aber die BLS selber, bestellte nie bei Stadler, obwohl dieser immer gute Züge angeboten hatte. Nun hatte man keine Wahl, wollte man das Problem lösen.

Gerade die Forderung des Kantons Bern, banden der BLS AG die Hände. Man forderte schnelle Verbindungen und die waren bei der vorhandenen Infrastruktur nur mit spurtstarken Fahrzeugen zu verwirklichen.

Die Zeiten, wo ein Berner noch als gemütlicher Zeitgenosse wahrgenommen wurde, waren end-gültig vorbei. Auch im Raum Bern wollte man mög-lichst schnell ans Ziel kommen und nicht lange war-ten, bis der Zug endlich kam.

Schliesslich bestellte die BLS AG am 25. März 2010 bei Stadler Rail AG 28 Triebzüge der Baureihe RABe 515. Die Bezeichnung zeigte dabei deutlichen die nahe Verwandtschaft der Züge mit den Modellen der Schweizerischen Bundesbahnen SBB, Gerade in vielen technischen Belangen, gab es zwischen den beiden Modellen keinen Unterschied, denn der Hersteller strich wirklich nur zwei Wagen aus den langen Zügen der Staatsbahnen.

Die Kosten für die Züge wurden nicht kommuniziert. Jedoch gelang es der Presse einen Betrag von 495 Millionen Franken zu nennen. Das bedeutete, dass ein Zug rund 18 Millionen Franken kostete. Auf den ersten Blick erscheint das teuer, aber gerade doppelstöckige Fahrzeuge sind mit einem erheblichen Aufwand bei der Konstruktion verbunden. Mangels Alternativen konnte man auch keine günstigeren Modelle bestellen.

Im Gegensatz zu den Zügen der Schweizerischen Bun-desbahnen SBB wurden bei den Triebzügen für die BLS AG die neuen Bestimmungen an die Crash-Normen umgesetzt.

Das hatte zur Folge, dass die Endwagen gegenüber den Modellen der Staatsbahnen eine andere Kopfform besassen und etwas länger wurden.

Jedoch können die Triebzüge RABe 511 durchaus mit die-sen Zügen verglichen werden, denn die wichtigsten Kom-ponenten waren identisch.

Die vereinbarte Lieferzeit war kurz, denn die 28 Triebzü-ge sollten bereits 2014 vorständig abgeliefert sein. Das war nur möglich, wenn keine langen Entwicklungen vorgenommen werden mussten.

Die Firma Stadler Rail AG baute dabei die doppelstöckigen Züge auf dem Modell RABe 521 (Flirt) auf und konnte so lange Entwicklungszeiten reduzieren. Man war schnell und innovativ, was für die Firma aus der Ostschweiz sprach.

Zur Erweiterung des vorhandenen Bestandes wurden im Jahr 2015 drei weitere identische Einheiten beschafft und so die Anzahl auf 31 Einheiten erhöht. Die Modelle der BLS AG wurden zudem nicht als «KISS» bezeichnet, sondern sie wurden als «MUTZ» geführt. Dabei war der Begriff die Abkürzung für Moderner Universeller Triebzug. Spielte aber klar mit dem Berner Dialektwort für einen Bär. Sie sehen, der Hersteller war flexibel.

Letztlich erfolgte eine weitere Bestellung der BLS AG im Jahr 2018. Diesmal wurden jedoch drei vierteilige Einheiten beschafft und so der Bestand auf 34 Exemplare erhöht. fünf weitere Triebzüge dieser Bestellung sollten jedoch mit zwei zusätzlichen Wagen geliefert werden. So gab es sowohl bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB, als auch der BLS AG zwei unterschiedlich lange Triebzüge, die wir uns ansehen.

 

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