Historische Lokomotive

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Historische Lokomotiven sorgen immer wieder für die gleichen Diskussionen. Im Lauf ihrer teilweise langen Karriere wurden die Maschinen verändert und teilweise neuen Vorschriften angepasst. Damit ist es schlicht unmöglich den ursprünglichen Zustand herzurichten. Wer will schon auf eine Zugsicherung verzichten. Wer so pingelig ist, soll seine erhaltenen Lokomotiven in einem Museum suchen, denn dort stehen die Museumslokomotiven der Eisenbahn.

Eine erhaltene Lokomotive soll sich doch präsen-tieren dürfen und dazu gehört, dass sie vor einen Zug gespannt wird. Nimmt man nun den letzten Zu-stand im Betrieb, hat man eine passende Loko-motive.

Richtete man diese wieder so her, wie sie einst war, verliert man die Verbesserungen. Es ist ein Grat, der jeder begehen muss, der so ein Fahrzeug erhalten will. Die Protokolle der darüber geführten Diskussionen füllen vermutlich Archivräume.

Als sich die Schweizerischen Bundesbahnen SBB dazu entschieden, ein paar Lokomotiven der An-fangszeit zu historischen Lokomotiven aufzuar-beiten, war die Idee, dass diese so weit wie mög-lich in den ursprünglichen Zustand versetzt werden.

Die Leute, die nun jede Niete und jeder Schrauben-kopf ausmessen, laufen natürlich ab solchen Ideen Amok. Es kann ja nicht sein, dass eine Zollschraube nun plötzlich metrisch ist.

Bei der historischen Ae 3/6 II ging man einen Schritt weiter. Die Lokomotive sollte hergerichtet werden und dazu gehörte der braune Anstrich und einige Anpassungen, die rückgängig gemacht wurden. Ohne diese Massnahme wüsste heute vermutlich niemand, dass die Lokomotiven der Schweizerischen Bundesbahnen SBB einst braun waren. So wie sich kaum jemand vorstellen kann, dass 1913 die BLS grüne Maschinen in Betrieb genommen hat.

Als es um die Reihe Ae 3/6 II ging, wurden zwei Lokomotiven dieses Typs vom Kreis II vorgeschlagen. Dabei erachtete man die Nummern 10 407 und 10 439 als ideal. Die Nummer 10 407 schied wegen dem Transformator schnell aus. Teile davon wurden schliesslich an der Wand des Depots Arth-Goldau montiert. Historisch werden sollte nach der Meinung des Depots Olten die Nummer 10 439, da sie keinen schlechten Zustand hatte.

Die zuständige Hauptwerkstätte machte bei dieser Idee so-gar noch mit, sah jedoch eher die technischen Aspekte. Daher schlug man vor, dass eher die Nummer 10 452 er-halten bleiben soll.

Diese technisch in guten Zustand befindliche Lokomotive sollte zur Heizlokomotive umgebaut werden. Im fernen Yverdon konnte man den Wunsch des Depots Olten daher nicht verstehen. Schliesslich soll doch der technische Zu-stand entscheiden.

Die Depotinspektion in Olten lehnte jedoch den Vorschlag der Hauptwerkstätte ab, da die Nummer 10 452 keine Loko-motive aus Olten war. Zwar war sie das zur Zeit der Aus-rangierung, aber vorher wurde sie immer wieder von einem Depot zum anderen geschickt.

Die historische Lokomotive für das Depot Olten, sollte eine Maschine aus Olten sein. Patrioten gab und gibt es überall. Wenn Erstfeld so gedacht hätte, gäbe es möglicherweise kein Krokodil der ersten Serie.

So erging der Auftrag an die Hauptwerkstätte Yverdon. Dort sollte die Nummer 10 439 als historische Lokomotive herge-richtet werden.

Dabei sollte sie als Lückenfüller soweit zurückversetzt werden, wie es möglich war. Verbesserungen bei der Bedienung und bei der Sicherheit waren jedoch davon ausgeschlossen. So war klar, dass die Zugsicherung weiterhin vorhanden sein soll. So blieb es und in Olten erwartete man die historische Lokomotive.

Letztlich kam in Olten, wie erhofft die Nummer 10 439 im historischen Zustand an. Dort war man leicht überrascht, denn etwas stimmte gar nicht. Zwar ging man davon aus, dass bei der Aufarbeitung Teile von mehreren Lokomotiven genommen würden, aber hier war vermutlich etwas mehr als nur ein paar Teile genommen worden, denn das konnte unmöglich die Nummer 10 439 sein, denn es gab mehrere Hinweise, dass dem nicht so war.

Die Hauptwerkstätte in Yverdon hat sich für den tech-nischen Zustand entschieden. Heimlich wurden daher die Nummern 10 452 und 10 439 an den Lokomotiven ge-wechselt.

Die von Olten gewünschte Maschine wurde somit zur Heiz-lokomotive und die andere als 10 439 zur historischen Lokomotive. Natürlich ging nun die Wogen hoch, das war eine Frechheit und das konnte man bei den Nietenzählern nicht so auf sich beruhen lassen.

Persönlich kann ich den Vorgang der Hauptwerkstätte zum Teil nachvollziehen. Für den Erhalt sind technische Punkte massgebend. Diese ermöglichen der Lokomotive ein langes Leben, ohne dass dadurch hohe Kosten entstehen würden. Ein Punkt, den ich anhand des Krokodils in Erstfeld etwas genauer ausführen will, denn auch dort wurde mächtig in die Trickkiste gegriffen. Speziell dort war, dass das niemand bemerkt hatte.

Bellinzona machte aus der Be 6/8 II eine sehr schöne Ce 6/8 II. Dabei wurden die optischen Unterschiede wieder entfernt. Jedoch blieben die technisch wichtigen Teile. Die verbesserten Motoren wurden nicht ausgebaut. Die so auf 65 km/h beschränkte Ce 6/8 II könnte daher auch als historische Lokomotive problemlos mit 75 km/h verkehren, denn bei den technischen Punkten blieb die ehemalige Be 6/8 II erhalten.

In Olten wurde nun aber die Nummer gewechselt. Das erschien den Leuten in der Hauptwerkstätte als einzige Option für ein Verhalten, das mehr auf Lokale Ideen setzte, als auf technische Punkte, als einzige Lösung sinnvoll. Ich kann das aus dem technischen Punkt nachvollziehen, jedoch finde ich, dass die Vergabe von neuen Nummern nach Möglichkeit unterlassen werden sollte. Hier war das für die Lösung des Problems wohl der einzige Weg.

Ich verzichte hier auf die sonst bei den historischen Lokomotiven vorhandene Tabelle. Soll ich nun den Lebenslauf der Nummer 10 439 auflisten? Dieser würde ja nicht stimmen, denn bis zu Klassierung als historische Lokomotive war es die Nummer 10 452 und diese hatte ein komplett anderes Leben, als die nun erhaltene Lokomotive mit der Nummer 10 439. Schade, dass es so ist, aber der Typ wurde erhalten und das ist wichtig.

Das Depot Olten setzte seine historische Lokomotive, wie die anderen Depots an einem Tag in der Woche ein. Dabei erreichte die Lokomotive bei diesen Einsätzen sogar noch den Bahnhof von Arth-Goldau. Später wurde der Auslauf jedoch beschränkt und endete mit einem Ausflug nach Zofingen. Auch an anderen Orten wurden später kürzere Strecken vorgesehen. Eine Massnahme, die eine Schonung der wertvollen Maschinen erlaubte.

Die meist aus der Reserve stammenden Lokführer waren über die alte Lokomotive nicht glücklich. Da-her wurde später ein Team von interessiertem Per-sonal geschaffen.

Das war für die Lokomotive besser und weiterhin konnte sie eingesetzt werden. Dank einem Abkom-men führten diese Leute auch den Unterhalt selber aus. Was in anderen Depots klar Sache der Depot-inspektion war. Unterschiede, die später wichtig werden sollten.

So entstand in Olten ein Verein, der sich um die Lokomotive kümmerte. Dieser entstand mit der Un-terstützung des Depots und das war ein Unterschied zu anderen Standorten, wo die Vorgesetzten solchen Ideen eher skeptisch gegenüberstanden.

Doch das erlaubte nun auch technisches Personal von ausserhalb der SBB zu rekrutieren. Profitiert hat damit sicherlich die Lokomotive, wie wirklich schon viel erlebt hatte.

Mit den Veränderungen im Unternehmen, kam die Lokomotive schliesslich in die Stiftung SBB Historic. Ein Vorgang, der alle historischen Lokomotiven betraf und daher nicht so besonders war, wie man meinen könnte.

Bei der Stiftung hatte die Maschinen zwar den regelmässigen Ausflug nicht mehr, jedoch war der Verein vorhanden, der sich um die alte Maschine bemühte und so für eine gut erhaltene Lokomotive sorgte.

Sie kam gelegentlich vor historischen Zügen zum Einsatz und dank dem Einbau von ETM-S konnte das auch mit den neuen Balisen erfolgen. So gesehen, hat die Lokomotive, die auch in die Kernflotte aufgenommen wurde, sehr gute Karten für die weitere Zukunft. Man darf es der Lokomotive gönnen, denn wichtig war, dass historische Lokomotiven gezeigt wurden, und dass sie immer wieder im Einsatz beobachtet werden konnten.

Bleibt eigentlich nur noch der Verein. Sollten Sie sich für die Lokomotive und die durch den Verein unterhaltenen anderen Maschinen interessieren, kann ich Ihnen hier eine kleine Starthilfe geben. Den Verein finden Sie auf der Webseite www.lok10439.ch. Besser erkennen, wo das Herz dieses Vereins schlägt kann man eigentlich nicht mehr. So wünsche ich dem Verein und der Lokomotive eine gute Zukunft.

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