Der Kasten, das Mass aller Dinge

Jede Lokomotive hat einen Kasten. Was, das stimmt nicht? Ach so, Sie meinen, dass Dampflokomotiven keinen Kasten hätten. Ich behaupte doch. Daher macht es Sinn, wenn wir uns zuerst einigen, was ein Kasten ist. Ein Kasten ist ein auf allen Seiten geschlossener hohler Raum, der dem Schutz von Bauteilen dient. Daher hat jede Lokomotive einen Kasten. Auch Dampflokomotiven haben einen Kasten, das kann ich sogar mit einem Bild beweisen.

Eine Dampflokomotive mit Kasten und kein Gartenhaus auf Rädern. Natürlich haben Sie auch Recht, denn die meisten Dampflokomotiven verzichten aus praktischen Gründen auf einen Kasten.

Das heisst aber nicht, dass sie keinen Kasten haben können. Bei Dampflokomotiven ist das der Wasserkasten, der an anderer Stelle erwähnt werden wird.

Trotzdem beginnen wir mit dem Kasten, weil er heute wirklich das Mass aller Dinge ist und weil man ihn so gut sehen kann.

Eine Lokomotive ist jedoch das, was in ihrem Gehäuse steckt. Bei den zwischenmenschlichen Beziehungen sagt man das doch auch. Es seien die inneren Werte die zählen.

Nur, kaum jemand lebt wirklich nach diesem Grundsatz und so schaut man bei der Lokomotive auch zuerst auf das Äussere. Egal was in der Lokomotive eingebaut ist, wenn sie schön aussieht ist es eine gute Lokomotive. Ob das wirklich immer gut geht?

Durchaus erfolgreiche Lokomotiven starteten mit einem kräftigen Fehlschlag ihre erfolgreiche Karriere auf den Schienen. Da gab es Lokomotiven, die liefen so schlecht, dass sie die Kurven neu ausrichten wollten. Andere Lokomotiven sahen blendend aus und waren zu schwer geraten. Zwei Fehlschläge, die von aussen nicht zu sehen gewesen waren. Daher sollte man die inneren Werte ansehen. Bei der Lokomotive beginnen wir mit dem Kasten, weil man ihn sieht und auch nur deswegen.

Damit wir uns ein Bild machen können, wie sich die Kasten entwickelten, gehen wir in der Geschichte etwas zurück. Die Dampflokomotive auf dem oben abgebildeten Bild nehmen wir nicht dazu, denn dazu ist sie tatsächlich zu wenig alt. Kasten gab es früher tatsächlich noch nicht, die Dampflokomotiven benötigten das Teil gar nicht. Erst mit den ersten elektrischen Lokomotiven kam es zu Kasten, denn die empfindliche Technik musste vor dem Regen geschützt werden.

Im Lauf der Jahre änderten sich die Lokomotiven in ihrem Aussehen sehr stark. Vor über 150 Jahren war klar, dass eine Lokomotive aus einem liegenden Rohr und ein paar Blechen besteht. Diese Bauteile wurden wiederum auf ein Laufwerk montiert. Somit gab es bei diesen Lokomotiven keinen Kasten. Die restlichen Teile finden Sie daher auf den anderen Seiten. Man benötigte keinen Schutz vor der Nässe des Regens, denn die Teile waren heiss und wurden so etwas abgekühlt.

Die elektrische Ausrüstung musste vor dem Wetter und unbefugtem Zugriff geschützt werden. Daher deckte man sie mit etwas Blech ab. Fertig waren die ersten Kasten.

So verblüffend das klingen mag, so war es und wir könnten das Thema abschliessen, wenn die elektrischen Lokomotiven nicht so gut gewesen wären.

Die Entwicklung dieser Kasten blieb nicht stehen und es kam zu neuen Erkenntnissen.

Wenn wir mit einem frühen Kasten beginnen wollen, dann fällt natürlich sofort auf, dass das Fahrzeug eigentlich gleich gebaut wurde, wie die Dampflokomotive, Darauf baute man einfach einen Kasten auf und schon war man fertig.

Klingt einfach und so war es auch, denn der Kasten bestand nur aus einfachem Blech und er diente gänzlich dem Schutz der darin montierten Teile. Obwohl alle so gebaut waren, gab es Abweichungen.

So wurden ganz zu Beginn Lokomotiven gebaut, die nicht alle Teile in diesem grossen Kasten montiert hatten. Einige Bauteile montierte man ausserhalb des Kastens und versteckte sie unter einer weiteren etwas kleineren Abdeckung. War das nun ein Fahrzeug mit mehr als einem Kasten? Oder waren das etwa keine Kasten? Nun, so einfach ist die Antwort eigentlich nicht, man nennt solche niederen Kasten nicht mehr Kasten, sondern schlicht Vorbau.

Vorbauten sind keine eigentlichen Kasten. Es sind niedere Abdeckungen, die vor dem eigentlichen Kasten montiert werden. Daher auch der Name Vorbau. Diese Vorbauten gibt es bei Lokomotiven noch heute. Sie bestehen oft aus einfachen Hauben, die die darin montierten Bauteile vor der Witterung schützen. Vorbauten prägten jedoch das Erscheinungsbild der Lokomotive so, dass man sie oft dem Kasten zugeschlagen hat. Hier das Beispiel dafür.

Bei der Lokomotive auf dem Bild erkennen Sie die beiden grossen Vorbauten. Was, das stimmt nicht? Doch es ist so, die kleineren länglichen Teile nennt man Vorbauten, denn sie wurden vor dem eigentlichen Kasten, der hier sehr kurz ausgefallen ist, montiert.

Im Gegensatz zu anderen Lokomotiven ist hier der grösste Teil der Lokomotive aus Vorbauten gestaltet worden. Solche Muster gibt es zum Beispiel auch bei modernen Diesellokomotiven.

Auch bei den Lokomotiven mit einem Verbrennungsmotor konnte man auf einen eigentlichen Kasten verzichten. Man benötigte aber auch hier einen Schutz für die Bauteile.

Man wählte daher einfache Hauben, die über die Bauteile gestülpt wurden. Natürlich gab es diese Lokomotiven auch mit einem Kasten, der sich nicht von einem einer elektrischen Lokomotive unterschied. Entscheidend ist daher die Form des Kastens.

Der Kasten einer Lokomotive ist immer das Teil, das mit dem Bereich für die Bedienung verbunden ist. Die Bauteile, die davor montiert wurden, nennt man Vorbauten. Damit entsteht dann eine Lokomotive mit Vorbauten. Wie lange diese Vorbauten sein dürfen, spielt keine Rolle. Doch die abgebildete Lokomotive schaffte mit der Form etwas, was es sonst nicht gab. Die wurde zum Sinnbild für eine spezielle Art, Fahrzeuge zu bauen.

Wir haben unterschiedliche Lösungen kennen gelernt, so dass wir uns nun Gedanken machen müssen, wie wir diese einzelnen Kasten identifizieren. Diese Identifikation würde uns grosse Probleme abnehmen, da wir mit einem Wort wüssten, um welchen Kastentyp es sich handelt. Dazu gibt es sogar ein ganz gut passendes Instrument, das sogar aus einem anderen Bereich genommen wurde. Damit lassen sich die Fahrzeuge in bestimmte Gruppen einordnen und so unterteilen. Diese Lösung nennt man Bauart.

 

Die Bauart

Mit Bauarten lassen sich unterschiedliche Varianten leicht unterscheiden. Das gibt es nicht nur bei der Eisenbahn, denn Bauarten verwendet man bei Automobilen oder aber bei Computern. Der Begriff Bauart, leitet sich aus dem Satz „die Art zu bauen“ ab. Genau damit unterschieden wir nun den Kasten der Lokomotive. Nur, damit das geht, nehmen wir die ganze Lokomotive. Anschliessend sehen wir uns dann deren Kasten im Detail an.

Besonders in Deutschland liebt man bei der Eisenbahn diesen Begriff. Die Lokomotiven werden dort nach Bauarten unterschieden. Die Schweiz kennt das weniger, denn hier hatte man die Bezeichnungen, die einen Schlüssel enthielten. Damit konnte man die einzelnen Fahrzeuge leicht unterscheiden und so eine Klassifizierung schaffen. Egal, welche Lösung man wählte, der Sinn dabei war, die Fahrzeuge zu unterscheiden.

Die Bauarten lassen sich auch unterschiedlich aufschlüsseln. Das führt dazu, dass man sie sogar noch mit Unterbauarten ergänzt. So weit will ich hier nicht gehen, denn wir wollen die Lokomotiven ja nur auf Grund des verbauten Kastens vergleichen. Dass das nicht so einfach geht, werden Sie schon bei der ersten der ausgewählten drei Bauarten kennen lernen. Doch nun soll es mit den Bauarten losgehen. Ich erwähne dabei genau drei Varianten und nicht mehr.

Die Gelenklokomotive: Ich beginne mit der Gelenklokomotive. Diese Lokomotiven verfügen über eines oder mehrere Gelenke, die so ein langes Modell in kurze Teile aufteilt. Gelenklokomotiven gelten als sehr wendige Fahrzeuge, die auch enge Kurven ohne Probleme durchfahren können. Am besten stelle ich Ihnen zuerst einmal eine Gelenklokomotive vor. Dann wissen Sie, wie sie aussehen kann.

Auch wenn man es bei der Lokomotive nicht glauben wird, es ist eine Gelenklokomotive. Vermutlich haben Sie nun deren Nachfolgerin erwartet.

Das Krokodil haben Sie schon früher bildlich kennen gelernt und nun meinten Sie, dass diese Lokomotive erneut erscheinen könnte.

Das ist jedoch nicht so, denn es gab auch andere Gelenklokomotiven und zwar solche, wo man das Gelenk nicht so gut erkennen konnte.

Bei der Gelenklokomotive werden die Laufwerke nicht mit dem Kasten verbunden, sondern besitzen eine direkte Kupplung zwischen den Drehgestellen.

Die Zug- und Stossvorrichtungen sind an den Endteilen, den so genannten Vorbauten montiert worden.

Die Kupplung, macht aus der Lokomotive eine Gelenklokomotive. Der Kasten ist bei diesen Lokomotiven einfach nur auf den Drehgestellen aufgesetzt. Er hat daher kaum Unterschiede zur der später vorgestellten Rahmenbauart.

Nehmen wir die Lokomotiven vom Typ Ce 6/8. Soweit ist ja noch alles klar, denn schliesslich kennen Sie die Lokomotive Ce 6/8 II und III, denn Sie erkennen die Bauart dieser Lokomotiven sehr schnell. Die Bauart dieser Gelenklokomotive wurde so bekannt, dass man sie Krokodilbauart nannte. Wenn es eine Lokomotive II und III gibt, dann gibt es auch eine Lokomotive I. Diese würde nun automatisch zur Krokodillok. Nur stimmt das? Die Lokomotive sieht, wie Sie auf dem Bild erkennen können, in der Tat ganz anders aus.

Sie sehen, ich habe Sie schnell ein wenig verwirrt, denn die Lokomotive ist klar eine Krokodillokomotive. Wie, ich höre Proteste? Die Bauart Krokodil entspricht somit nicht dem Baumuster Ce 6/8 II. Deshalb gibt es auch keine Krokodilbauweise, sondern man spricht hier von Gelenklokomotiven. Diese Bestimmung ist bei der Ce 6/8 I ebenso erfüllt worden. Ein echtes Krokodil ist sie aber nicht. Das gilt für alle Lokomotiven, die fälschlicherweise in eine Bauart Krokodil geworfen werden. Es gibt die Bauart nicht.

Weil diese Bauart in Bezug auf den Kasten, den nun gleich beschriebenen Lokomotiven mit Rahmen entsprach, werden wir später beim Kasten nicht mehr auf die Gelenklokomotiven eingehen. Diese Lokomotiven erhielten ihre Bauart wirklich nur wegen den Laufwerken und diese lernen Sie an einer anderen Stelle kennen. Wir hier gehen nun zur nächsten Bauart weiter und kommen dabei zur Rahmenbauweise, eine sehr alte Bauweise.

Die Rahmenlokomotive: Bevor Sie sich nun wundern, auch hier nimmt man das Laufwerk als Bezugspunkt für die Bauweise. Jedoch bildet die Rahmenbauweise einen eigenen Kasten, so dass wir nicht darum herum kommen, uns diese Bauart schnell anzusehen. Der Name der Bauweise kommt von den fest in einem Rahmen gelagerten Achsen. Diese Bauweise ist sehr alt, wie Sie auf dem Bild unten ganz gut erkennen können, denn das ist eine Rahmenlokomotive.

Wie wir ja schon wissen, haben Dampflokomotiven keinen Kasten. Trotzdem ist die Lokomotive ein gutes Beispiel. Der Grund ist einfach, denn der Kasten verdeckt uns nicht den Blick auf den zentralen und starren Rahmen.

Mehr erfahren Sie auch hier bei den Laufwerken. Uns soll nun wirklich der Kasten dieser Bauart interessieren, denn er zeigt den Grund für einen Kasten sehr gut auf. Aber HALT dann sind wir schon beim nächsten Kapitel.

Lokomotiven mit Rahmen wirken veraltet. Das hat nichts mit dem Kasten zu tun, sondern der Aufbau des Laufwerkes.

Vielleicht fragen Sie sich nun, warum ich denn immer vom Laufwerk spreche. Ganz einfach, die Bauarten werden damit unterschieden. Wir hier benötigen die Bauarten jedoch nur, um die passenden Kasten zu finden, denn man kann solche Lokomotiven anhand des Kastens schnell und einfach erkennen.

Wobei hier der Kasten etwas verwirren kann, denn er wird auch bei Gelenklokomotiven zum Teil verwendet. Trotzdem ist es wichtig, dass wir uns damit befassen, denn schon die nächste Bauart wird einen gänzlich anderen Typ Kasten haben und so verdeutlichen, was ich mit den hier geschriebenen Worten meine. Daher beschliessen wir die Rahmenlokomotive und kommen nun zur letzten hier vorgestellten Bauart.

Die Drehgestelllokomotive: Die Bauarten dieser Lokomotiven zeichnen sich dadurch aus, das die Lokomotiven auf Drehgestellen stehen. Diese Drehgestelle sind jedoch nicht mehr mit den üblichen Zug- und Stossvorrichtungen der Lokomotive verbunden worden. Vielmehr dienen sie eigentlich nur der Abstützung des Kastens. Der Kasten wird in die Übertragung der Zugkräfte einbezogen, was klar en Unterschied zur Bauart der Rahmenlokomotive ist.

Das Bild zeigt sehr schön, wie die Lokomotive einfach auf diesen beiden Untersätzen steht. Die restlichen Bauteile sind am vermeintlichen Kasten montiert worden.

Ich wählte hier ganz bewusst eine spezielle Lokomotive. Diese werden Sie später noch einmal sehen und dann erfahren, warum ich hier von einem vermeintlichen Kasten gesprochen habe.

Wichtig ist jedoch, dass die Lokomotive auf diesen Drehgestellen steht und die Zug- und Stoss-vorrichtungen nicht daran montiert wurden.

Damit haben wir nun die eigentlichen Kastentypen kennen gelernt. Es gibt Lokomotiven, die haben einen Kasten, bei dem die Zug- und Stossvorrichtungen am Laufwerk montiert wurden.

Ihnen stellt sich nun der Kasten entgegen, der diese Einrichtungen trägt. Daher wird es nun Zeit, dass wir die Bauarten verlassen und nun zum Aufbau des Kastens gehen. Doch bevor es soweit ist, noch ein paar letzte Worte zum Thema Bauarten.

Bauarten werden generell nach den Laufwerken unterschieden. Wie wir nun wissen haben diese aber einen Einfluss auf den Kasten, der Lokomotive. Sie können in Zukunft anhand des Kastens darauf schliessen, um welche dieser drei grundlegenden Bauarten es sich handelt. Es lohnt sich deshalb, wenn man die Lokomotiven genauer ansieht. Nur einen Tipp gebe ich Ihnen noch auf den Weg, betrachten Sie auch ältere Lokomotiven, denn sonst lernen Sie nie alle Varianten kennen.

 

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