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Baujahr: |
1902 - 1909 |
Leistung: |
926 kW / 1260 PS |
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Gewicht: |
106 – 107 t |
V. max.: |
100 km/h |
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Normallast: |
140 t bei 40 km/h |
Länge: |
18 415 – 18 640 mm |
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Die Bahnen in der Schweiz hatten sich von kleineren Gesellschaften
zu grossen und mächtigen Unternehmen entwickelt. Dazu gehörte auch die
Jura-Simplon-Bahn
JS. Deren Netz umfasste die ganze französisch sprechende Schweiz und
dehnte sich im Osten bis in die Bereiche der Städte Basel, Bern und Luzern
aus. Das ergab ein sehr umfassendes Streckennetz, das zudem noch mit
schmalspurigen Strecken, wie der Brünigbahn, ergänzt wurde.
Dazu gehörten unter anderem auch die schnellen und neuen
Schnellzugslokomotiven
A2t (A 2/4) und die für Steigungen beschaffte gemütlichere Bau-reihe B3t
(B 3/4). Beide Baureihen waren in grösserer Stückzahl vorhanden und sie
bildeten das Rückgrat der
Bahngesellschaft. Die Erfolge, die mit der Gotthardbahn erreicht wurden, bestrebten die JS dazu, eine neue Verbindung zu erschaffen.
Diese sollte von Paris kommend, über Lausanne nach Italien und
weiter in den Orient führen. Dabei war jedoch noch eine Lücke in den Alpen
vorhanden. Daher sollte ein
Tunnel
unter dem Simplonpass hindurch nach den italienischen Domodossola führen
und so diese
Verbindung
durch das Rhonetal ermöglichen.
Als schliesslich die Bauarbeiten für den Simplontunnel in Brig und
Iselle aufgenommen wurden, begannen die Probleme für die Gesellschaft. Der
Bau dieses
Tunnels
verschlang grosse Summen an Geld und die Probleme waren noch grösser, als
bei der
Gotthardbahn. Streiks, Drohungen und Ausstände waren
beinahe an der Tagesordnung. Man benötigte sogar die Armee, weil gedroht
wurde, dass das Sprengstofflager in die Luft fliege.
Damit die Finanzen nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen
wurden, erhöhte man das Aktienkapital und reduzierte den
Tunnel
auf eine Röhre. Die Aktien der
Jura-Simplon-Bahn
JS wurden jedoch in erster Linie von der
Nordostbahn
NOB gekauft. Die deshalb den Betrieb auf den eigenen Strecken
vernachlässigte. Ein Umstand, der natürlich nicht überall auf grosse
Zustimmung stiess. Die JS erfreute sich am fliessenden Kapital.
Jedoch brachte man damit die
Gotthardbahn GB nicht in Schwierigkeiten, sondern man legte
sich mit der Regierung des Landes an. Wir müssen bedenken, dass man bei
der Gotthardbahn so oder so nicht wusste, was man mit dem Geld anstellen
sollte. So begann man sich an den Aktien anderer Gesellschaften zu
bedienen. Dabei war sicherlich eine Übernahme der
Schweizerischen
Centralbahn SCB in Köpfen des Direktoriums allgegenwärtig.
Bahngesellschaften,
die sich mit allen Mitteln bekämpften und sich dabei durchaus nicht mehr
um den Verkehr kümmerten, bringen natürlich den Staat auf die Palme.
Insbesondere der Bundesrat Zemp rührte kräftig die Werbetrommel für seine
Idee.
Die heftigen Diskussionen um die
Staatsbahn
zeugten davon. Klar war, dass diese Diskussionen erst mit der
Volksabstimmung beendet werden würde. Ein vehement geführter
Abstimmungskampf war daher entbrannt.
Von den Diskussionen unbehelligt, musste man sich bei der
JS
um den entstehenden Verkehr kümmern. Mit der neuen Simplonlinie wurde nach
der Strecke zwischen Genève und Bern eine zweite Magistrale geschaffen.
Schnittstelle zwischen diesen beiden Strecken war der
Bahnhof
in Lausanne. Die Strecke begann in Vallorbe an der nördlichen Grenze und
war dort an die verschiedenen Linien der PLM angeschlossen worden. So war
man klar nach Frankreich ausgerichtet.
Auf dem Abschnitt von Vallorbe nach Daillens hatte die am 01. Juli
1870 eröffnete Strecke einen gebirgigen Charakter. Die Steigungen betrugen
auf diesem Abschnitt nahezu ohne Unterbruch
20‰. Das war zwar nicht
ganz so steil, wie der Gotthard, aber für eine Dampflokomotive doch ein
Hindernis, dass überwunden werden musste. Zudem waren die Radien
grosszügig bemessen worden, so dass man schneller hätte fahren können.
Ab dem
Bahnhof
Daillens wurde die Strecke flacher und die massgebenden Steigungen
reduzierten sich auf maximal
10‰. Dabei stand die
Strecke bis nach Brig bereits zur Verfügung. Brig und damit der nun
definierte Beginn des Simplontunnels wurde am 01. Juli 1878 an das Netz
angeschlossen. Das ergab eine Strecke von 192 Kilometern Länge. Im
Vergleich entsprach das in etwa der
Gotthardbahn, was deutlich die Grösse der
JS
verdeutlichte.
Mit der Fertigstellung des Simplontunnels würde der Charakter
dieser Strecken verändert. Die bisher eher regionalen
Verbindungen
würden zu einer internationalen Strecke. Dabei wurde schon sehr früh von
der möglichen Einführung eines hochwertigen
Expresszuges
gesprochen. Dieser sollte letztlich unter der Bezeichnung Simplon-Orient Express
zu sehr grossem Ruhm kommen und so in die Liste der grössten Züge Europas
aufgenommen werden.
So musste nach einer neuen
Lokomotive
für die Strecke gesucht werden. Der erwartete Verkehr liess erkennen, dass
auf diesem Abschnitt ganz andere Maschinen benötigt würden. Diese müsste
die Steigungen im Jura erklimmen können, aber auch zügig durch das
Rhonetal fahren. Damit war schnell klar, es musste eine grosse
Schnellzugslokomotive
beschafft werden. Dabei sah man bei der
JS
die Kombination der Baureihen A2t und B3t als ideal an.
Damit war klar, die
Jura-Simplon-Bahn
JS würde zu einem Teil der Schweizerischen Bundesbahnen SBB werden. Dabei
gesellten sich auch die
Gotthardbahn GB und die
Nordostbahn
NOB dazu. In Lausanne sah man es wirklich in dieser Reihenfolge. Die Entwicklung der neuen Lokomotive für den Simplon war jedoch so weit abgeschlossen, dass sich ein Abbruch eigentlich nicht mehr gelohnt hätte.
Auch wenn die
Staatsbahnen
noch nicht betrieblich aktiv waren, sorgte der Staat schnell dafür, dass
vorgängig Abklärungen getätigt wurden. Dabei war klar, dass man in Zukunft
eine grosse und schwere
Schnellzugslokomotive
benötigen würde. Daher wurde das Projekt der
JS
weitergeführt.
Wenn wir in die Entwicklung blicken, dann ist klar, die neuen
Maschinen der Reihe A3t, die am
Gotthard verkehrten, hätten ganz gut gepasst. Trotzdem wollte man sich
nicht auf diese Maschinen festlegen. In den Diskussionen wurde sogar eine
Erweiterung um eine nachlaufende
Laufachse
erwähnt. Diese
Achsfolge
hätte mit 2’C’1 zur
Bauart
«Pacific» geführt. Eine durchaus spannende Idee, die jedoch nicht mehr
weiter verfolgt wurde.
Die Nachteile der «Pacific» waren bei der letzten
Triebachse
zu suchen. Diese wäre durch die zusätzliche
Laufachse
entlastet worden. Die damit aber mögliche grössere
Feuerbüchse
benötigte man schlicht nicht, da man bei der
Jura-Simplon-Bahn
JS hochwertige
Kohle
verwendete, die über einen guten Brennwert verfügte. Es handelte sich
dabei, wie bei der
Gotthardbahn GB, um
Briketts.
Diese wiesen gute Brennwerte auf und konnten in den
Depots
leicht gestapelt werden.
Es kam schliesslich dazu, dass durch die
Jura-Simplon-Bahn
JS ein neues
Pflichtenheft
für die
Schnellzugslokomotive
der Simplonlinie erarbeitet werden musste. Dieses Pflichtenheft war dabei
mit sehr viele Mustern aus Frankreich, aber auch aus der Schweiz gefüllt
worden. Ein Blick in diesen Katalog von gewünschten Lösungen lässt sehr
schnell erkennen, warum die neue Maschine kein direkter Nachbau der
A3t der
Gotthardbahn sein konnte.
Dabei verfolgte man auch den Antrieb auf zwei Ach-sen.
Zudem wurde nun aber die Bauweise De-Glehn voll-ständig umgesetzt
und das hatte zur Folge, dass es eine geänderte Anordnung bei den
Zylindern
geben würde. Hier lag der erste deutliche Unterschied zu den Maschinen der
Gotthardbahn und es zeigte sich der französische
Einfluss bei der
JS.
Bei den geforderten
Anhängelasten,
hätte man sich ganz gut an der
Gotthardbahn orientieren können. Dabei waren für
Steigungen bis 10‰
Normallasten
von 300 Tonnen bei 50 km/h verlangt worden. In den steileren Abschnitten
bis 20‰ sollte sich die Normallast auf rund 120 Tonnen reduzieren. Die
dabei massgebende Geschwindigkeit lag bei 40 km/h. Damit entsprach die
Maschine hier den Modellen der Gotthardbahn.
Selbst bei der
Höchstgeschwindigkeit
legte man sich auf die bewährten 90 km/h fest. Das war überraschend, da
man durchaus grössere
Triebräder,
als das bei der
Gotthardbahn der Fall war, verlangte. Man wollte
sich so vermutlich eine spätere mögliche Erhöhung nicht verschliessen.
Noch fehlte aber scheinbar der Mut, die Marke von 100 km/h in der Schweiz
zu knacken. Auf jeden Fall waren sehr viele technischen Merkmale mit der
A3t der GB kompatibel.
Man kann gelinde gesagt behaupten, dass die Rückmeldungen auf
dieses
Pflichtenheft
schlicht mangelhaft war. So gab es keine Angebote aus dem Ausland.
Vermutlich fürchtete man dort, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB,
die letztlich diese
Lokomotiven
in Betrieb nehmen sollten, vom Vertrag zurücktreten könnten. Nicht
unbegründet, wenn man sich nicht mit der Situation bei den Bahnen im Land
auskannte.
Gerade in Deutschland und Frankreich wurden damals ähnliche
Lokomotiven
entwickelt, die durchaus auch in die Schweiz gepasst hätten. Dabei erwähne
ich als Muster die bayrische S 3/5, die schon fast ideal gewesen wäre.
Auch die A 17 der Alsace – Lorraine AL hätte passen können. Diese waren in
der Entwicklung und hätten für die
Jura-Simplon-Bahn
JS aus der Produktion genommen werden können. Die Verstaatlichung
verhinderte dies jedoch.
Gemeldet hatte sich auf das
Pflichtenheft
daher nur die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM in
Winterthur. Diese war in einer anderen Position, denn die neue
Staatsbahn
hätte mit Hilfe von politischem Druck die zukünftigen Maschinen bei der
SLM beziehen können. So hätte man mit der Maschine für die
JS
den ersten Schritt für eine einheitliche Baureihe legen können. So
abwegig diese Ideen erscheinen mögen, es funktionierte.
Dieser Vertrag wurde am 26. September 1901 unterzeichnet und er
nannte für die Baureihe die Bezeichnung A3t. Dabei wurde damals bereits
auch die provisorische Bezeichnung A 3/5T verwendet. Der Preis für eine
Lokomotive
sollte sich auf 125 000 Schweizer Franken belaufen.
Im Jahre 1902 wurden diese beiden
Prototypen
von der SLM ausgeliefert. Der Empfänger der beiden neuen Maschinen waren
nun aber die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, die seit dem 01. Januar
1902 die Geschickte der
JS
leiteten. Diese gaben der
Lokomotive
nun die definitive neue Bezeichnung A 3/5. Die Bezeichnungen A3t und A
3/5T waren während dem Bau abgeschafft worden. Daher waren diese beiden
Maschinen die ersten mit der neuen Bezeichnung.
Bei der Vergabe der Nummern orientierte man sich bei den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB noch an den
Lokomotiven
der
Gotthardbahn, so dass die beiden
Prototypen
die Nummern 231 und 232 trugen. So hätte sich eine logische Fortsetzung
ergeben. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass so keine vernünftige
Ordnung geschaffen werden sollte. So wurden die Nummern nur kurze Zeit
später in 701 und 702 geändert.
Die Erfahrungen mit den beiden
Prototypen
waren so gut, dass diese Baureihe zur Standardmaschine der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB ernannt wurde. So sollte die für
JS
entwickelte
Lokomotive
in der ganzen Schweiz zum Einsatz kommen. Damit genügend Exemplare
vorhanden waren, musste eine erste Serie bestellt werden.
Nur kurze Zeit nach der Inbetriebnahme der
Prototypen wurde daher die erste Bestellung ausgelöst und der Schachzug
der SLM ging auf.
In den Jahren 1904 bis 1906 wurden mit den Nummern 703 bis 748
insgesamt 46 Maschinen durch die Schweizerische Lokomotiv- und
Maschinenfabrik SLM an die Schweizerischen Bundesbahnen SBB ausgeliefert.
Die Kosten für die
Lokomotiven
der Serie variierten daher im Lauf der Jahre zwischen 96 500 und 109 380
Franken. Der Grund für die Unterschiede waren die Kosten für die
Rohstoffe, die sich im Lauf der Jahre veränderten.
An diese Bestellung erfolgte schliesslich noch eine weitere
Bestellung. Diesmal sollte jedoch nur noch ein dreiachsiger
Tender
verwendet werden, da mittlerweile auch grössere
Achslasten
auf dem Netz der Schweizerischen Bundesbahnen SBB zugelassen waren. Die
Maschinen mit den Nummern 749 bis 809 wurden in den Jahren 1907 bis 1909
ausgeliefert. Dadurch entstand mit 109 Exemplaren die zweitgrösste Serie
in der Schweiz. Nur von der kleinen
Rangierlokomotive
E 3/3 wurden noch mehr Stück
ausgeliefert.
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