Umbauten und Änderungen

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Wie bei allen vorgestellten Lokomotiven kommen wir zu den Umbauten und den vorgenommenen Änderungen. Dabei müssen wir jedoch berücksichtigen, dass es sich hier um vier Prototypen handelte. Solche Lokomotiven verschwinden für gewöhnlich, wenn eine Serie gebaut wird. In der Schweiz wurde diese Praxis jedoch nicht verfolgt. Hier wurden nach Auslieferung der Serie die dazu vorhandenen Prototypen soweit es geht angepasst.

Was ist jedoch, wenn die Serie gar nicht gebaut wird? Man belässt es dabei und es werden nur geringe Anpassungen vorgenommen. Bei der Reihe Re 4/4 IV führte das dazu, dass sie eigentlich nie grundlegend umgebaut wurden.

Das ist jedoch für gewöhnlich ein Zeichen, dass die Tech-nik gut gearbeitet hat. Doch gerade in diesem Punkt, sollte die hier vorgestellte Lokomotive eine grosse Ausnahme bil-den, denn so gut war sie nicht.

Es gab Probleme mit den Fahrmotoren und den Strom-richtern. Diese gingen immer wieder kaputt. Statt dass man nun neue und verbesserte Bauteile benutzte, repa-rierte man die alten und baute diese wieder ein. Viel Geld wollte man in die Maschine nicht mehr investieren. Eine andere Lösung wurde gesucht und die fanden die Staatsbahnen darin, dass man sie verkaufte. Der neue Besitzer ging jedoch auch nicht an grössere Umbauten.

Eigentlich war der Grund dafür schnell gefunden. Die Baureihe Re 4/4 IV wurde schon während dem Bau von der Technik überholt. Neue Umrichter sollten die Zukunft bestimmen. Der Vorteil mit den Drehstrommotoren war zu gross. Eine Anpassung der Reihe Re 4/4 IV an diese neue Technik hätte zu einem kompletten elektrischen Neubau geführt. Dieser hätte sich bei vier Lokomotiven schlicht nicht gerechnet und so blieb es bei der alten Lösung.

Trotzdem gab es Veränderungen, die hier vorgestellt werden müssen. Dabei bildeten die Stromabnehmer eine der ersten Massnahmen. Das von der Baureihe Re 4/4 II übernommene Modell hatte bei Geschwindigkeiten von mehr als 140 km/h Probleme mit dem sicheren Kontakt zum Fahrdraht. Bügelsprünge wirkten sich jedoch auf die Stromrichter negativ aus, besonders dann, wenn sie sehr oft vorkommen. In der Folge mussten diese oft instand gestellt werden.

Da die Schweizerischen Bundesbahnen SBB für die neue Baureihe Re 460 ein neues Modell, das für Geschwindigkeiten von bis zu 230 km/h geeignet war, benötigten, kam es zum Umbau.

Prototypen sind auch gute Versuchsträger und so wurden die vier Lokomotiven mit neuen Stromabnehmern der Bauart WBL 85 ver-sehen. Diese sehen wir uns nun etwas genauer an, denn sie soll-ten ja den Kontakt zum Fahrdraht merklich verbessern.

Versuche hatten gezeigt, dass die Schleifleisten der bisherigen Modelle durch die dynamischen Effekte zu hüpfen begannen. Das führte zu den Bügelsprüngen. Mit dem neuen Modell sollte das verbessert werden.

Aus diesem Grund wurden mit dem neuen Stromabnehmer die Schleifleisten gefedert. Dadurch verloren sie den Kontakt nicht mehr so schnell, was die Folge der Bügelsprünge deutlich ver-minderte. Doch dabei blieb es nicht.

Der neue Stromabnehmer wurde zudem mit einer Einrichtung versehen, die Brüche der Schleifleisten erkennen sollte. Ein solcher Vorfall führte in der Folge dazu, dass der Bügel automatisch gesenkt wurde. Umsetzt wurde diese Einrichtung mit einer hohlen Schleifleiste. In dieser befand sich Druckluft, die bei einem Riss entwich und so einen Schleifleistenbruch erkannte. Die Steuerung reagierte und entleerte den Zylinder.

Mit dem zusätzlichen Schlagschutz wurden auch Schläge gegen das Schleifstück erkannt. Auch jetzt war die Reaktion identisch und der Bügel wurde augenblicklich gesenkt. So sollten mit dem Modell auch höhere Geschwindigkeiten möglich und zudem Schäden an der Fahrleitung vermindert werden. Die Reihe Re 4/4 IV erprobte daher die Modelle über viele Jahre und sollte in der Folge auch keine anderen Bügel bekommen.

Auch die Anstriche verschwanden nach wenigen Jahren. Aus den Reaktionen zeigte sich, dass die Version der Nummer 10103 weiterverwendet werden sollte. Trotzdem erhielten die drei anderen Maschinen, wie die Nummer 10103, nicht den gewählten Anstrich.

Die Prototypen wurden zu Werbeträgern der neuen Bahn 2000 gemacht. Daher wurde ein spezieller Anstrich auf allen vier Maschinen abgebracht. Wir sehen uns diesen genauer an.

Die Farben der Nummer 10103 blieben erhalten und die ande-ren drei Maschinen entsprechend angepasst. Das grosse Signet wurde, wie die gross angeschriebenen Nummern entfernt. An Stelle des Logos brachte man an der gleichen Position den grossen Schriftzug 2000 an. Dieser kam auch an den Fronten an Stelle der Nummer zur Anwendung. Die Nummer der Lokomotive wurde nur noch klein an der Seite im grauen Untergurt angeschrieben.

Auf der Seite wurde vor dem Schriftzug etwas kleiner «Bahn» angeschrieben. Wobei die dreifache Ausführung des Begriffes übereinander den Hinweis in den drei von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB befahrenen Landessprachen wiedergegeben hatte. Es war zudem bemerkenswert, dass die drei Schriften nicht an der gleichen Position begannen, sondern in einer schrägen Line nach oben rechts verschoben angebracht wurden.

Die Hinweise auf den Besitzer der Lokomotive fehlten jedoch gänzlich. Da es sich um einen Werbeanstrich für ein Konzept der Schweizer Bahnen handelte und nicht nur für die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, hätten die üblichen Bahnanschriften eher verwirrt. Damit war nun endgültig klar, dass die Reihe Re 4/4 IV in jedem Punkt eine spezielle Serie sein sollte. Versuchs- und Werbeträger war nun passend und zumindest in einem Punkt sollte sich das nicht ändern.

Als die Reihe Re 460 in Betrieb kam, verloren die Re 4/4 IV die Werbeanstriche. Sie wurden nach den Regeln der neuesten Lokomotiven gestaltet. Dabei wurde jedoch an der Front auf den Schriftzug 2000 verzichtet.

An seine Stelle trat nun die in ähnlicher Grösse ge-haltene Nummer. Damit war es nun möglich, die vier Lokomotiven wieder ohne Probleme zu unterscheiden. Doch allzu lange sollte auch dieser Anstrich nicht bleiben.

Nach einem Einsatz von rund zehn Jahren suchten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB für die vier unbe-liebten Prototypen einen Käufer. Bei einer grossen Gesellschaft verursachten kleine Serien grosse Kosten im Unterhalt. Es gab kaum Ersatzteile in ausreichendem Umfang und auch sonst waren die Arbeiten speziell. Kleinere Bahnen hatten damit jedoch weniger Mühe, da man sich dort an kleine Serien angepasst hatte.

Letztlich kam es zu einem Verkauf. Da der neue Besitzer jedoch die finanziellen Forderungen nicht erfüllen konnte, bot dieser zusätzlich einen Tausch an. Die Reihe Re 4/4 IV sollte zur Südostbahn wechseln und durch die dort eingesetzten Modelle der Baureihe Re 4/4 III ersetzt werden. Eine Lösung, die letztlich umgesetzt werden sollte. So wechselten die Lokomotiven in den Jahren 1994 und 1996 den Besitzer zum ersten Mal.

Speziell bei diesem Loktausch war, dass die SOB mit den Nummern 42 bis 44 genau die Maschinen der Reihe Re 4/4 III zurückgaben, die vor Jahren von den Staatsbahnen gekauft wurden. Diese drei Lokomotiven sollten nach der Rückkehr wieder die ursprünglichen Nummern 11 351 bis 11 353 erhalten. Doch damit war der Tausch noch nicht vollzogen worden. Es fehlte noch die vierte Maschine, die zu dem Staatsbahnen kommen sollte.

Diese wurde durch die Nummer 41 gestellt. Das war eine sehr spezielle Situation, denn diese Lokomotive entstand beim Bau aus der geplanten Nummer 11 156, wurde je-doch direkt an die Südostbahn geliefert.

Mit der «Rückkehr» zu den Staatsbahnen musste jedoch eine andere Nummer gewählt werden. So sollte daraus die neue Nummer 11 350 entstehen. Die einzige Re 4/4 III mit einem Stromabnehmer war damit Tatsache.

Beim neuen Besitzer sollten die Lokomotiven wieder ei-nen neuen Anstrich erhalten. Das war zu erwarten, denn der Werbeanstrich der Staatsbahnen passte nicht zum neuen Besitzer.

Dabei wurde der rote Grundton beibehalten und zum Untergurt eine gelbe Zierlinie vorgesehen. An der Seite wurde zudem der Schriftzug SÜDOSTBAHN in weisser Farbe aufgetragen. Es war mit Ausnahme der Anschrift die Lösung, der Reihe Re 4/4 III.

Es gab neue Nummern, die auch gleich nach dem neuen Nummernschema der Schweiz aufgebaut wurden. Die Baureihe mutierte deshalb zur Reihe Re 446 und die Nummern änderten zu 445 bis 448. Speziell war, dass man die geplante Bezeichnung Re 440 so übernommen hatte und nur die dritte Ziffer den Hinweis auf den neuen Besitzer enthielt. Eine Praxis, die sich in den nachfolgenden Jahren auch bei anderen Modellen durchsetzen sollte.

Der neue Besitzer musste jedoch unverzüglich die Steuerung der vier Maschinen anpassen. Diese sorgte bisher bei der ferngesteuerten Lokomotive dafür, dass die elektrische Bremse nicht aufgeschaltet wurde. Damals sollte so verhindert werden, dass die Kräfte auf die Puffer zu gross werden sollten. Das funktionierte, weil die Schweizerischen Bundesbahnen SBB für diese Baureihe ein Verbot für den Einsatz mit Pendelzügen verfügten.

Die SOB wollte jedoch gerade diese Pendelzüge führen. Die neue Lokomotive sollte in den Dienstplänen der Reihe Re 4/4 III verkehren. Bei der SOB sah man das mit den erlaub-ten Kräften etwas anders.

Jedoch musste die elektrische Bremse in den steilen Rampen auch in diesem Fall funktionieren. Eine kleine An-passung bei der Steuerung, die dank den verbauten Lösungen schnell und ohne grössere Arbeiten umgesetzt werden konnte.

Auch bei der Zugsicherung musste nachgebessert werden. In der Schweiz wurde ZUB auf allen Strecken eingeführt. Damit musste auch die Reihe Re 446 angepasst werden. Dabei wurde die Umsetzung hier nach dem Muster der Baureihe Re 6/6 vorgenommen. Der Grund waren die vergleichbaren Führerstände. Auch sonst entsprach ZUB den Vorgaben der Schweizerischen Bundesbahnen SBB, da auch deren Strecken befahren wurden.

Neu war der eingebaute Funk. Dieser war von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB schon erneuert worden. Jetzt wurde dieser aber an die bei der SOB verwendeten Systeme angepasst. Noch war man mit Bereich Funk in der Schweiz nicht auf einem einheitlichen Standard. Das sollte erst mit der Einführung von GSM-R erfolgen. Damit wurde aber auch ETM eingebaut. So konnten die neuen Balisen von ETCS gelesen werden.

Der gewählte Anstrich sollte auch nicht lange bestehen bleiben. Der neue Besitzer wollte moderner auftreten und dabei wurde ein neues Erscheinungsbild geplant. Die Reihe Re 446 war dazu ideal. Dabei wurden jedoch die Farben geändert. Dabei wurde der Kasten in einem deutlich helleren und daher nicht mehr so verstaubten Rot gehalten. Der Führerstand bekam zudem eine schwarze Brille, wie sie bei den neuen Modellen der Staatsbahnen auch angewendet wurde.

Die Seitenwand wurde mit einer weissen Ellipse versehen. Diese nahm die ganze Länge der Seite ein. Dabei waren die Bögen nicht überall im gleichen Radius gehalten und die Ellipse wurde im unteren Bereich durch den Kasten beschnitten.

In diesem weissen Bereich wurde schliesslich das neue Logo auf der rechten Seite angebracht. Diese enthielt die Buchstaben S und O in grauer Farbe. Der Buchstabe B war verschwunden.

Die beim Buchstaben B vorhandenen inneren Flä-chen wurden jedoch im Rot des Kastens ausge-bildet. Auch an der Front wurde in der Mitte unten das neue Logo in weiss angebracht. Die Nummer wurde auf die letzten drei Ziffern beschränkt. Somit bei der ersten so gestalteten Lokomotive 016. Ein Anstrich, der anschliessend auch bei der Baureihe RBDe 4/4 verwendet werden sollte und der dem Unternehmen einen frischen Look verpasste.

Die Nummer 015 wurde nach einem Unfall mit einem silbergrauen Farbanstrich versehen. Dieser wurde auf der Seite mit einer roten Ellipse versehen. Diese nahm ebenfalls die ganze Länge zwischen den beiden Führerständen ein. Der Schriftzug mit dem neuen Logo kam an den Untergurt und wurde mit silbernen Farben umgesetzt. Die Nummer blieb jedoch klein angeschrieben. Es war ein Anstrich, wie er bei der Baureihe RABe 526 verwendet wurde.

Damit können wir eigentlich die Umbauten und Änderungen abschliessen. Technisch gab es wirklich keine grossen Anpassungen und die Farbgebungen änderten sich bekanntlich mit der Zeit immer wieder. Jedoch war die Baureihe Re 446 auch in diesem Punkt eine sehr spezielle Lokomotive. Mit anderen Worten, bei der SOB begann die Zeit mit den Werbeanstrichen. Kaum eine Maschine sollte in der Folge noch den normalen Anstrich besitzen.

Jeder Werbeanstrich einzeln vorzustellen würde den Umfang sprengen. Es kann jedoch erwähnt werden, dass immer wieder für andere Betriebe Werbung gemacht wurde. Wenn das nicht der Fall war, verpasste man den Maschinen einen eigenen Werbeanstrich. Sie sehen, dass auch jetzt die Baureihe sehr speziell war und das in jeder Beziehung. Der Betriebseinsatz soll nun zeigen, wie sich das in diesem Bereich ausgewirkt hatte.

Als die SOB die Züge des Voralpen-Express auf Triebzüge umstellte, entfielen die von der Reihe Re 446 ausgeführten Schiebedienste. Die Lokomotiven wurden arbeitslos und der Besitzer suchte einen Käufer. Für den Stückpreis von 650 000 Franken wurden die vier Lokomotiven im Jahre 2019 an den Eisenbahndienstleister GmbH kurz als EDG bezeichnet, verkauft. Der neue Besitzer wollte damit Güterzüge führen. Etwas, was bisher eher selten war.

 

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