Betriebseinsatz SBB 2

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Mit dem Untergang der Mittelthurgaubahn MThB kam der Zug wieder in den Besitz der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Dort wusste man eigentlich mit dem Fahrzeug nicht viel anzufangen. War es nun ein historisches Fahrzeug, oder war der Triebwagen dafür zu modern? Schliesslich war das Innenleben komplett neu aufgebaut worden. Die wertvollen Gleittransformatoren waren verschwunden und damit auch ein Stück Geschichte.

Die Stftung SBB Historic hatte nur mangelhaftes Interesse an dem Fahrzeug. Man hatte mit dem RAe 2/4 und der Nummer 1001 einen «Roten Pfeil» der an die Zeit der Tramzüge und an die ersten Fahrten mit 125 km/h und mehr erinnerte.

An einem zweiten Zug, der erst noch neuer war, als die meisten aktiv eingesetzten Fahrzeuge wollte man sich nicht die Finger verbrennen. Bekanntlich wurde bei den histo-rischen Fahrzeugen genau hingeschaut.

So wurde der Ausflugstriebwagen vorerst der SBB-Division Personenverkehr übergeben. Die weitere Zukunft für den wertvollen Triebwagen war ungewiss. Jedoch sollte diese Ungewissenheit nicht lange anhalten.

Man stellte bei SBB Personenverkehr schnell fest, dass mit Rail Away im Unternehmen eine Organisation vorhanden war, die auch Gesellschaftsfahrten und Firmenausflüge mit so einem speziellen Fahrzeug gut vermarkten konnte.

Mittlerweile hatte sich aber auch die Kundschaft etwas ge-ändert. Die Leute reisten wieder und zogen dabei kom-fortable Lösungen vor. Zudem begann sich der Gedanke des Umweltschutzes in den Köpfen festzusetzen.

Die Reise mit dem Reisebus und seinem Dieselmotor waren längst nicht mehr unantastbar. Mit etwas Geschick, konnte man auch einen Ausflugstriebwagen an die Kundschaft bringen. Da galt nun Luxus pur.

Das einzige Problem des Fahrzeuges war hingegen, dass ein wirtschaftlicher Einsatz mit Gesellschaften nur bei grösseren Gruppen funktioniert. Mit Rail Away war die Lösung da, dass solche Fahrten veräussert werden. Sei es, dass man ein Programm für die einsamen Herzen an Heiligabend entwirft und das tatsächlich ohne grössere Probleme verkaufen kann. Oft fehlt es wirklich nur an der entsprechenden Idee, die Nachfrage wäre vorhanden.

So begann man bei SBB Personenverkehr damit, den Triebwagen wieder, wie früher, für Gesellschaftsfahrten einzusetzen. Man hatte also wieder ein besonderes Fahr-zeug für Ausflugsfahrten von Gruppen im Bestand.

Ein spezielles Objekt, das sich nie im planmässigen Verkehr einsetzen lässt. Das Fahrzeug zeigt dabei, dass es sicherlich lohnen kann, wenn man auch solche Exoten in einem Unter-nehmen hat, denn die Geschäfte liefen gut.

Ein Blick in das Jahr 2010 zeigt, dass der Zug weiterhin im Fahrzeugbestand von SBB Personenverkehr zu finden war. Der 71 Jahre alte Triebwagen wurde immer noch für Gesellschaftsfahrten verwendet.

Stationiert in Zürich HB fehlen aber auch jetzt die grossen Taten. Es bleibt schwer, Sonderfahrten während der Woche zu verkaufen, denn die Leute sind dann bei der Arbeit. So steht das Fahrzeug lange Zeit einfach arbeitslos herum.

Auch nach 71 Jahren, galt der Triebwagen somit nicht als historisches Fahrzeug, denn er gehörte auch 2010 nicht der Stiftung SBB Historic, sondern war ein Fahrzeug von SBB Personenverkehr, das auch durch diese Firma eingesetzt wurde. Ein Rekord, der bisher nicht einmal Lokomotiven geschafft haben. Denn über 70 Jahre lang im Einsatz mit Reisenden kann ein normales Fahrzeug nicht erreichen, weil die Anforderungen änderten.

Nach 71 Jahren war der ehemalige Re 4/8 Nummer 301 immer noch in dem Einsatz tätig, den er ganz am Anfang auch hatte. Der alte Triebwagen profitierte jedoch von seinem speziellen Ruf, der damals aussergewöhnlichen Innenausstattung und nicht zuletzt von der elektrischen Ausrüstung, die vom Triebwagen RBDe 560 stammte. Dabei wurde natürlich noch etwas investiert, in eine elegante Bestuhlung und auch die Getränke im Buffet sind nach den heutigen Massstäben.

Mit ETM und ZUB 121 ausgerüstet kann der Triebwagen auch mit Geschwindigkeiten von 140 km/h eingesetzt werden. Das erlaubt dem besonderen Fahrzeug auch auf den ausgebauten Strecken eingesetzt zu werden.

Das Problem, das sich mit dem Ausflugstriebwagen ergibt, ist jedoch die Umstellung der Strecken auf ETCS Level 2, denn diese kann der Triebwagen schlicht nicht befahren. So ist das Tessin nur noch mit viel Aufwand zu erreichen.

Im Jahre 2019, also 80 Jahre nach der Auslieferung, wurde der Triebwagen RAe 4/8 in den Unterlagen mit der aktuellen TSI-Nummer geführt. Daher hört er jetzt auf den Namen 94 85 0 591 021-6 CH-SBB. Somit kann jetzt definitiv gesagt werden, dass das aussergewöhnlichste Fahrzeug, das in der Schweiz je beschafft wurde, auch in hohem Alter, den genau gleichen Einsatz fährt, den es seit Beginn seiner Karriere ausführte. Beständigkeit hat damit einen Namen.

Fortsetzung folgt…

 

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