Die Rauchkammer

Bevor wir uns zur Dampfmaschine begeben, wollen wir die Rauchkammer etwas genauer ansehen. Viele meinen vermutlich, dass die Rauchkammer nicht so spektakulär ist, wie das mit den anderen Teilen der Dampflokomotive ist. Gut, dann frage ich Sie, wo denn die Rauchkammer genau ist und wie gross sie ist. Schon beginnen die Diskussionen. Daher lohnt es sich, wenn wir die Sache etwas genauer ansehen, denn die Rauchkammer bietet viele Bauteile.

Ein Feuer verursacht immer Rauch, auch wenn man sich noch so bemüht. Im besten Fall kann der Rauch auch nahezu unsichtbar sein. Nur dann muss die Feuerung gut klappen. Die Heizer waren sicherlich bemüht, dass es so war, aber immer gelang ihnen das nicht. Trotzdem benötigte die Dampflokomotive eine Rauchkammer, denn nur so konnte die Lokomotive richtig funktionieren. Das bedeutet jedoch unweigerlich, dass eine grössere Sache dahinter sein muss.

Den Rauch haben wir in der Feuerbüchse erzeugt und danach durch die Rauchrohre geführt. Dabei wurde der Rauch zur Erzeugung von Wärme genutzt. Nur was passiert jetzt damit? Der Rauch hat seine Arbeit getan und muss nun abgeführt werden. Das erfolgte schliesslich in der Rauchkammer. Sehen wir uns deshalb diese Rauchkammer nun etwas genauer an. Dazu hilft sicherlich auch die Grafik, die unter diesem Text dargestellt wird.

Wer nun dachte, dass die Rauchkammer einfach ein leerer Raum zur Umleitung des Rauches ist, hat sich erneut geirrt. Die Grafik zeigt deutlich, dass es in der Rauchkammer einige interessante Einbauten hat.

Diese Einbauten werden wir nun in den nachfolgenden Abschnitten kennen lernen. So wissen Sie in Zukunft, dass die Rauchkammer für die Dampferzeugung extrem wichtig ist. Beginnen wir doch gleich einmal mit dem Namen für dieses Gebilde.

Die Rauchkammer ist der Bereich, der sich vor dem Kessel aufbaut. Der Rauch, der die Rauchrohre erwärmte, gelangt durch diese in diese Kammer. Durch den Raum, der sich hier bot, beruhigte sich der Rauch etwas, das führte dazu, dass er von den Schwebeteilen befreit wurde.

Diese Schwebeteile waren mitgerissene Kohlestücke, die sich nun am Boden der Rauchkammer ablagerten. Daher war der Rauch nun frei von Schwebeteilen und konnte in die Umwelt entlassen werden.

Aus diesem Grund muss die Rauchkammer regelmässig durch die spezielle Türe an der Front gereinigt werden. Dabei entstehen recht grosse Mengen an kleinen nicht verbrannten Teilen. Die Reinigung erfolgt meistens mit der Entleerung des Aschekastens und somit nach der Ankunft in einem Depot. Da es sich hier zu einem grossen Teil aus nicht verbrannter Kohle handelte, war das eine schmutzige Arbeit, die nicht sonderlich beliebt war. Nur, wie kommt man daran?

Die Rauchkammertüre: Beginnen wir mit der Türe zur Rauchkammer, treffen wir eigentlich auf den einfachsten Teil der Rauchkammer. Die Form, die von den Herstellern der Rauchkammertüre gegeben wurde, hatte mit deren Funktion nichts zu tun. Vielmehr bot sie den vorderen Abschluss der Rauchkammer. Daher konnte man sie gestalten, wie man wollte. Durchgesetzt hatte sich eine leicht in den Spitz zulaufende Form.

Der Zugang zur Rauchkammer war nötig, da sich an deren Boden die Lösche ablagerte. Als Lösche bezeichnet wurden mitgerissene und glühend heisse Teilchen aus der Verbrennung. In der Rauchkammer fielen sie durch die Schwerkraft an den Boden und kühlten aus. Nach dem Betrieb musste diese entfernt werden, da sonst die Funktion der Rauchkammer nicht mehr gesichert werden konnte. Der Grund war das geringere Volumen.

Zur Reinigung der Rauchkammer wurde diese Türe geöffnet. So konnte die Kammer dahinter von vorne gut gereinigt werden. Vorne angebracht wurde Sie eigentlich nur, damit man bei Bedarf auch die Rauch- und Siederohre reinigen konnte.

Dazu führte man eine Lanze ein und löste die Ablagerungen mit der Hilfe von Druckluft. Diese Lanze konnte man nur vorne einführen, denn durch die Feuerbüchse ging das schlicht nicht.

Seitlich an der Rauchkammer angebrachte Stangen mit Tritten erleichterten den Zugang zur Rauchkammertüre. Solche Stangen, die den Arbeitern einen guten Griff bieten, nennt man daher Griffstangen.

Diese Griffstangen waren natürlich nicht nur bei der Rauchkammer angebracht, aber hier waren sie besonders gut zu erkennen. Ohne diese Griffstangen, wäre man nicht an die Rauchkammertüre gekommen und hätte sie nicht öffnen können.

Die Rauchkammertüre wurde überraschend sorgfältig geschlossen. Dazu wurden Sperrriegel verwendet. Diese wurden meistens mit einem in der Mitte angebrachten Rad geöffnet.

Zusätzlich montierte man noch Riegel, die dafür sorgen, dass die Rauchkammertüre nicht aufgedrückt werden konnte. Warum das erfolgte, ist nicht restlos geklärt, aber man kann annehmen, dass man wollte, dass sicher kein Fahrtwind in die Rauchkammer eindringen konnte.

Sie müssen sich vorstellen, dass in der Rauchkammer durch den rasch ausströmenden Rauch und den Dampf unter einem leichten Unterdruck stand. Wäre nun Fahrtwind in die Kammer geraten, hätte das zu einem Druckanstieg geführt und die Anfachung des Feuers wäre ins Stocken geraten. Daher war es wichtig, dass die Rauchkammertüre dicht verschlossen werden konnte. Die Riegel hatten als nur eine Funktion um den Unterdruck in der Rauchkammer zu erhalten.

Blicken wir nun in die Rauchkammer. Dabei interessiert vermutlich mehr, was in der Kammer genau passierte. Die Kammer selber war ein grosser Raum, der dafür besorgt war, dass sich der Rauch beruhigen konnte. Einfach gesagt, der Rauch hätte in dem grossen Raum den Weg nicht gefunden. Durch diese Verlangsamung fielen die festen Bestandteile des Rauches an den Boden der Rauchkammer. Sehen wir uns den weiteren Weg des Rauches an.

Der Funkenfänger: Die in der Rauchkammer eintreffenden Rauchgase suchten sich einen Weg ins Freie. Das taten sie aus dem einfachen Grund, weil von der Feuerbüchse her eigentlich neue Rauchgase in die Rauchkammer kamen. Warum das so war, erfahren wir später, denn es gab einen ganz einfachen und unwiderstehlichen Grund, warum die Rauchgase diesen Weg einschlugen.

In der Rauchkammer angekommenen Rauchgase wurden dem Funkenfänger zugeführt. Der Funkenfänger war ein Gitter, das in der Rauchkammer eingebaut wurde. Durch dieses Gitter konnten keine Schwebeteile in den inneren Bereich gelangen. Dadurch wurden glühende Teile, die Funken werfen konnten, an dem Gitter zurückbehalten. Sie fielen in der Folge ebenfalls auf den Boden der Rauchkammer, wo sie erloschen.

Das Gitter beim Funkenfänger wurde fachlich korrekt als Funkenschutzgitter bezeichnet. Dieses feinmaschige Gitter sorgte dafür, dass sich noch im Rauch befindlichen Schwebeteile hängen blieben und danach zu Boden fielen. Bei Bahnen, die ihre Lokomotiven mit Holz heizten und die trockene Gebiete befuhren, bauten im Kamin ein zusätzliches Funkenschutzgitter ein um einen optimalen Schutz zu bekommen.

So war der Rauch nun frei von Schwebeteilen und konnte ungehindert ins Freie gelangen. Die Gefahr, dass im Rauch mitgeführte Teile einen Brand entlang der Lokomotive entfachen konnten, war so gemindert worden. Jedoch reichte das bei Dampflokomotiven, die in trockenen Gegenden und mit Holz fuhren, nicht aus. Man musste dort weitere Schutzmassnahmen ergreifen, die später noch erwähnt werden. Wir müssen wissen, dass der Funkenfänger den Rauch vor dem Weg in den Kamin, reinigte.

Innerhalb des Funkenfängers traf der Rauch auf den Dampf aus den Blasrohren. Er vermischte sich damit und gelangte nach oben ins Freie, wo der Rauch dann der Umwelt übergeben wurde. Wir müssen uns nun aber entscheiden, was wir zuerst ansehen, den Weg durch den Kamin oder die Blasrohre. Beide Bereiche sind wichtige Teile, die zur Rauchkammer gehören, auch wenn die Blasrohre eigentlich von der Dampfmaschine kommen. Wir beginnen deshalb mit dem Kamin.

Der Kamin: Der Kamin einer Dampflokomotive steht mittig über der Rauchkammer. Er entlässt den Rauch ins Freie und hat eigentlich nur die Aufgabe einen natürlich Sog zu erzeugen. Trotzdem wollen wir den Kamin etwas genauer ansehen, den so einfach es oft aussieht, war es nicht immer, denn es gab für spezielle Situationen spezielle Kamine, die einer Dampflokomotive aufgesetzt werden konnten. Doch nun zum einfachen Kamin.

Der Kamin ist an der obersten Stelle montiert worden, damit ein möglichst hoher Punkt erreicht werden konnte. Das war nötig, weil diese Höhe einen Sog durch die Feuerbüchse, die Rauchrohre und durch die Rauchkammer erzeugte.

So konnte das Feuer entfacht werden und die Luft konnte zirkulieren. Wäre das nicht möglich gewesen, hätte der Rauch das eigene Feuer ersticken können. Es wäre so ein schwaches Feuer entstanden, das man natürlich nicht wollte.

Einige Kamine wurden oben massiv verbreitert. Diese Kamine kommen bei mit Holz befeuerten Dampflokomotiven häufig vor. Besonders die in den Wäldern verkehrenden Lokomotiven der Waldbahnen hatten diese Kamine.

Bei diesen Lokomotiven durften auf keinen Fall Glut ins Umland entlassen werden. In der Verbreiterung ist daher ein feines Netz zum Auffangen von letzten Glutresten eingebaut worden. Damit für den Rauch genügend Platz vorhanden war, musste der Kamin verbreitert werden.

Damit haben wir den Kamin bereits kennen gelernt. Er hatte daher die Aufgabe den Rauch an der höchsten Stelle ins Freie zu entlassen. Der Grund war der natürliche Sog, aber auch die Tatsache, dass der Rauch so ausserhalb des Blickfeldes des Lokomotivpersonals ins Freie gelangte. Um das Feuer in der Feuerbüchse so richtig auf Vordermann zu bringen, hatte man in der Rauchkammer die Blasrohre montiert. Diese Blasrohre wollen wir uns nun ansehen.

Kamine von Dampflokomotiven wurden mit einem Deckel versehen. Dieser Kamindeckel hatte die Aufgabe zu verhindern, dass Regen in die Rauchkammer gelangen konnte. Das Wasser hätte die am Boden liegende Lösche zu einer zähen und harten Paste werden lassen. Damit das bei einer Abstellung im Freien nicht erfolgte, wurde der Kamindeckel benutzt. Da dieser jedoch nicht abdichtend war, konnten die Rauchgase des Reservefeuers entweichen.

Das Blasrohr: Wir kommen mit dem Blasrohr zum wichtigsten Teil der Rauchkammer. Ohne dieses Blasrohr könnte man eigentlich eine normal funktionierende Dampflokomotive vergessen. Daher ist dieser einfache Stutzen besonders wichtig. Das Blasrohr lohnt sicherlich, dass man es genauer ansieht, denn dann erfahren wir auch, warum es für eine Dampflokomotive besonders wichtig ist und man eigentlich nicht darauf verzichten konnte.

Das Blasrohr führt dabei eigentlich nur den entspannten Dampf von der Dampfmaschine der Rauchkammer zu. Damit kann der Dampf ebenfalls über den Kamin ins Freie gelangen. So einfach gesehen, ist das Blasrohr eigentlich überflüssig. Wenn man nun aber weiss, dass der Abdampf von der Dampfmaschine schlagartig in dieses Rohr geblasen wird, sieht die Welt der Dampflokomotive schon wieder ganz anders aus.

Der stossweise entlassende Dampf wird durch das Blasrohr in den Kamin geblasen. Dort entweicht er und erzeugt in der Rauchkammer einen Unterdruck. Dieser Unterdruck muss nun aber ausgeglichen werden. Daher zieht der Sog frische Luft aus der Feuerbüchse an. Das Feuer in der Feuerbüchse wird daher zusätzlich angefacht und die Feuerung gerät so richtig in Schwung. Aus dem einfachen Feuer wird dank dem Blasrohr ein Höllenfeuer.

Weil die Anfachung mit Hilfe vom Dampf gut funktionierte, baute man den Lokomotiven einen Hilfsbläser ein. So kann auch bei der stehenden Dampfmaschine das Feuer angefacht werden. Der Hilfsbläser bezieht den Dampf dafür aus dem Kessel. Obwohl man damit zwar wertvollen Dampf verliert, wird das Feuer dank dem Hilfsbläser richtig angefacht und es kann mehr Dampf produziert werden.

Der Hilfsbläser war nur eine Hilfseinrichtung, die benutzt wurde. Der richtige Sog in der Rauchkammer erzeugte daher nur das Blasrohr. Dieses wurde, wie schon erwähnt, mit dem Abdampf von der Dampfmaschine versorgt. Es stellt sich nun die Frage, was denn mit Dampfmaschine gemeint ist. Viele vermuten daher, dass es sich nur um ein anderes Wort für die Dampflokomotive handelt. Dem ist aber nicht so, so lohnt es sich, wenn wir nun die Dampfmaschine genau ansehen.

Stand der Hilfsbläser nicht zur Verfügung und sollte trotzdem die Verbrennung angeregt werden, konnten in einem Depot Anfachlanzen benutzt werden. Diese Lanze war nur ein gebogenes Rohr, das in den Kamin gehängt wurde. Durch die Form, sorgte die ausströmende Druckluft für den Unterdruck im Kamin. Anfachlanzen können aber auch mit Dampf betrieben werden, dann stammt dieser jedoch vom Depot.

 

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