Beginn des Vortriebs |
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Richtig los mit dem Bau des längsten
Tunnels
der Welt ging es dann ab Oktober 1999. Jetzt begannen gleichzeitig die
Arbeiten in Faido und beim Südportal in Bodio. Man begann mit dem Bau
somit im Tessin. Wobei eigentlich der Vortrieb, also der Bau der
eigentlichen Tunnelröhre nur in Bodio begann. In Faido wurde der Bau der
Multifunktionsstelle begonnen. Man hob eine Kaverne aus. Ein paar Tage
lagen zwischen Bodio und Faido, aber das lassen wir hier so stehen.
So konnte man lockeres Oberflächengestein
umgehen und dieses in aller Ruhe mit wenig Zeitdruck bewältigen. Das
benötigte zwar Zeit für den Stollen, reduzierte aber letztlich die Dauer
der Arbeiten. Gerade Oberflächen-gestein führt oft grosse Mengen von
Wasser und ist daher schwer abzubauen. Da nun aber an gewissen Stellen gebaut wurde und an einigen noch nicht, wird sich der Bau etwas kompliziert darstellen. Daher beginne ich nun mit dem Bau in Bodio und Faido. Wenn sich jeweils eine neue Baustelle dem
Tunnel
annahm, werde ich diese hinzufügen und auf den Stand bei den anderen
Baustellen blicken. Damit ergibt sich ein roter Faden, der jedoch nicht
durchgehend sein wird. Aber dazu später mehr. Bevor wir aber nun mit dem eigentlichen
Vortrieb beginnen, wollen wir einen Blick auf die Baumethoden werfen. Im
Tunnelbau ist die Aufgabe eigentlich recht einfach, man macht ein Loch und
schaut zu, dass Einem nicht die Decke auf den Kopf fällt. Genau hier
beginnen jedoch die Probleme, denn der Tunnelbau bietet viele Gefahren,
denen man begegnen muss. Im Lauf der Jahre haben sich die Baumethoden
jedoch deutlich gewandelt. Tunnelbau war im 19ten Jahrhundert noch die
Aufgabe von schlecht bezahlten Mineuren und primitiven Bohrmaschinen.
Diese bohrten Löcher in den Fels, füllten diese mit Sprengstoff und
anschliessend sprengte man mit Dynamit oder Schwarzpulver den Fels weg.
Danach wurde der Schutt beiseite geräumt und die Arbeiten begannen von
vorne. So kämpfte man sich Meter für Meter durch den Berg. Die Gefahren
fand man beim Fels und bei den verwendeten Sprengstoffen.
Die gebohrten Löcher wurden ebenfalls mit
Sprengstoff gefüllt. Dabei kam jedoch nicht mehr das Dynamit von früher
zur Anwendung. Der Sprengstoff war beim Transport einfach zu gefährlich.
Moderne Sprengstoffe werden erst auf der Baustelle gemischt und sind daher
beim Transport harmlos. Viel mehr überraschte dabei der Sprengstoff, denn
salopp ausgedrückt, verwendete man Kunstdünger und Diesel. Bei der Sprengung zogen sich die Leute und
die Maschinen in speziell gesicherte Bereiche zurück oder verliessen sogar
den
Tunnel.
Danach musste auch jetzt der entstandene Schutt weggeräumt werden. Auch
hier wurden spezielle Maschinen verwendet. Die grösste Gefahr ging dabei
von den Maschinen aus, denn der Sprengstoff war sicher und die
Bohrarbeiten waren dank der Maschine auch gesichert worden. Diese Bauweise sollte in Sedrun und bei den
Vorarbeiten angewendet werden. Das bedeutete dass der eigentliche
Tunnel
nur in Sedrun mit Sprengstoff gebaut wurde. In Faido machte man einen
Kilometer in dieser Bauweise. Das aber nur, weil man den Platz für die
Tunnelbohrmaschine aus Bodio schaffen musste. Man verwendete daher so
wenig Sprengstoff wie möglich. So konnte man die Gefahren reduzieren. Der grösste Teil des
Tunnels
sollte jedoch nur mit einfachen Bohrmaschinen erstellt werden. Wobei das
etwas zu einfach ausgedrückt ist. Stellen Sie sich vor, bei der
Sprengtechnik werden Löcher gebohrt. Was wäre nun, wenn man den Bohrer
einfach auf die Grösse des Tunnels ausweitet? Genau, man erhält einen
gigantischen Bohrer. Nun gibt man dem Teil einen Namen und wir haben eine
Tunnelbohrmaschine TBM. So einfach das klingt ist es aber nicht. Die Tunnelbohrmaschine TBM ist eine grosse
Maschine, die den
Tunnel
baut. Das Bohrschild entfernt das Gestein und die Maschine kann
nachrücken. Nach der Maschine werden die Wände fixiert und befestigt. Nach
der Maschine haben wir dann den fertig erstellen Tunnel. Es gibt keine
Nacharbeiten mehr. Das Problem bei diesen Maschinen ist jedoch, dass sie
empfindlich auf hohen Bergdruck reagieren und kaum unterschiedliche
Gesteine bearbeiten können. Wie gigantisch diese Maschinen wirklich
waren, erkennen wir nur, wenn wir ein paar Daten betrachten. Dabei gab es
am Gotthard unter den einzelnen Maschinen geringe Abweichungen, die wir
aber vernachlässigen können. Damit es übersichtlich wird, stellte ich
diese Maschinen in einer Tabelle vor:
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Hersteller |
Herrenknecht |
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Anzahl am Gotthard |
4 |
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Hersteller Nachläufer |
Rowa Tunneling Logistics AG |
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Länge inkl. Nachläufer |
441 m |
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Gesamtgewicht |
3‘000 t |
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Durchmesser Bohrkopf |
9.58 m |
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Anzahl Rollenmeissel |
62 |
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Materialschlitze |
12 |
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Mannlöcher |
4 |
||
Antriebsmotoren für Bohrkopf |
10 |
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Leistung dieser Motoren |
3‘500 kW |
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Drehzahl Bohrschild |
6 U/min |
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Vorschubkraft |
2‘700 t |
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Kosten für eine Maschine |
30‘000‘000 Franken |
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Der Vorteil der TBM war, dass sie den Berg
weniger erschütterte, als die Sprengung. Hinzu kommt, dass diese Maschinen
eine Geschwindigkeit erreichten, die man mit der klassischen Methode nie
erreichen würde. Nur schon der Transport dieser Maschinen nach Amsteg und Bodio oder später nach Erstfeld war eine logistische Meisterleistung. Die Strassen im Kanton Uri waren entweder zu eng, oder aber die Brücken zu schwach für die schweren Teile. Daher war ein Transport auf der Strasse
nicht überall möglich. Auf der Bahn ging es auch nicht, da gewisse
Bauteile schlicht zu gross waren. Es blieb somit nur noch eine Jahrhundert
alte Transportmethode, das Schiff. Nun war man mit Ausnahme vom Bereich des Nord-portals an allen Orten mit dem Bau beschäftigt. Noch baute man aber an zwei Orten nur die Zugänge, an einem Ort wurde der vorhandene Zugang für den Bau angepasst. Nur in Bodio wurde mehr oder weniger direkt
mit dem Bau des
Tunnels
begonnen. Blicken wir deshalb auf die einzelnen Baustellen und sehen uns
den aktuellen Stand der Arbeiten an. Noch fehlt Erstfeld. Bodio: Hier erstellte man die Kaverne um die Tunnel-bohrmaschine TBM zu montieren. Da das aber kein Zugangsstollen war, sondern nur eine spezielle Bau-weise, gilt der Beginn dieser Arbeiten als Baubeginn. Gerade der Oberflächenbereich war hier mit
Problemen versehen, so dass man diese besondere Lösung gewählt hatte.
Damit wurde in Bodio noch gesprengt und daher in der klassischen Weise
gebaut.
Faido: In Faido war man damit
beschäftigt, die Anlagen auf den Bau umzurüsten. Dabei musste eine Kaverne
ausgehoben werden und der Bereich für die Ankunft der Tunnelbohrmaschine
vorbereitet werden. Man hatte daher Zeit um reagieren zu können, wenn man
in der Pioramulde doch noch auf diesen lockeren kristallinen Stein
getroffen wäre. Man war daher auf die Störzone eingerichtet und hatte im
Notfall Zeit zu reagieren.
Sedrun: Als man endlich den Zugang in
Sedrun gelegt hatte, konnten auch dort die direkten Arbeiten beginnen.
Dabei wurden alle benötigten Baustoffe, die Maschinen und der Aushub durch
diesen Schacht zu- oder abgeführt. Ein schnell laufender Aufzug übernahm
die Überwindung der Höhendifferenz von 800 Meter. Das ging genau so wie
man es im Bergbau kannte. Daher war hier eher eine Bergbauaktion im Gange,
als ein klassischer Tunnelbau. Auch das Personal, das unten arbeitete,
musste durch diesen Schacht zur Arbeit fahren. Die Transporte im Aufzug
wurden mit Personal in reduziertem Tempo durchgeführt, lagen aber immer
noch über der Geschwindigkeit eines normalen Aufzuges, wie Sie ihn aus dem
Supermarkt oder dem Büro kennen. Im Bau befand sich zudem der zweite
Schacht. Nach dessen Fertigstellung konnte die normale Arbeit geleistet
werden.
Amsteg: In Amsteg war man damit
beschäftigt, die Kaverne für die Tunnelbohrmaschine auszuheben. Ähnlich
wie in Bodio wurde hier die Maschine im Berg zusammengebaut. Das war hier
jedoch nötig, weil man diese ja nur in der Tunnelachse bauen konnte. Der
eigentliche Vortrieb hatte auch hier noch nicht begonnen, denn zuerst
musste ja die Maschine zusammengebaut werden. Das war eine zeitraubende
Arbeit. Erst, wenn die Tunnelbohrmaschine TBM
fertig montiert war, konnte man mit dem Vortrieb beginnen. Dazu mussten
also zuerst nahezu 3'000 Tonnen Stahl im Berg montiert werden, das ging
nicht von Heute auf morgen. Das bedeutet also unweigerlich, dass erst
dort, wo gesprengt wurde am
Tunnel
gearbeitet werden konnte und das waren Faido und Sedrun. In Bodio und
Amsteg baute man die Tunnelbohrmaschinen TBM. Es dauerte somit sehr lange, bis man
endlich mit den Bauarbeiten am eigentlichen
Tunnel
beginnen konnte. Dabei rechtfertigten sich die verlorenen Stunden zum Bau
der Tunnelbohrmaschine TBM. Die eigentliche Bauzeit wurde durch das hohe
Tempo der Maschine reduziert, was letztlich den Bau verkürzte. Kommt noch
hinzu, dass diese Maschinen die Arbeit viel sicherer machten und man mit
wenigen Unfällen rechnen konnte. Der Vortrieb beim sprengtechnischen
Verfahren wurde in
Schichtarbeit mit drei
Schichten durchgeführt. Jede
Schicht hatte dabei die gleichen Arbeiten auszuführen. So wurde auch in
jeder Schicht gesprengt und zwar am Ende, da nun wenig Personal im
Tunnel
war. Damit konnte man die Risiken für Unfälle auf ein Minimum reduzieren.
Die Sicherheit beim Tunnelbau wurde dabei gross geschrieben. Von diesem geplanten
Ablauf
konnte man abweichen, wenn zum Beispiel wegen hohen Bergdruckes
umfangreiche Sicherungen ausgeführt werden mussten. Der Abraum wurde in
jeden Fall erst weggeräumt, wenn die Sicherungsarbeiten abgeschlossen
waren. So konnte das Unfallrisiko durch herunterfallende Felsstücke massiv
reduziert werden. Trotzdem sollte es immer wieder zu Ausbrüchen am
fertigen
Tunnel
kommen. Am 7. November 2002 erfolgte auch der Start
beim Vortrieb mittels Tunnelbohrmaschinen TBM. Beim Bau mit einer
Tunnelbohrmaschine hat man den Vorteil, dass die Sicherungsmassnahmen in
einem geschützten Bereich durchgeführt werden können und das Personal
nicht gefährdet wird. Nach der Maschine ist der
Tunnel
dann im Rohbau bereits so weit fertig gestellt, dass man mit gewissen
Ausbauarbeiten beginnen kann. Einfach gesagt, es entsteht eine runde
Tunnelröhre, die fertig ist, nur benötigt man dann noch einen Boden. Auch an der Tunnelbohrmaschine wurde in
drei
Schichten gearbeitet. Die ersten beiden Schichten arbeiteten mit der
Maschine im Vortrieb, wobei hier mehrere Meter per Schicht zurückgelegt
werden konnten. Die einzelnen Schritte der Maschine betrugen immer 1.5
oder 2 Meter. Diese konnten sich aber innerhalb einer Schicht mehrmals
wiederholen. Wichtig war aber, dass nur zwei Schichten im Vortrieb tätig
waren und dass nicht immer gearbeitet wurde. Nach diesen beiden
Arbeitsschichten
erfolgte eine
Schicht zur
Revision
der Maschine. Dabei wurden abgenutzte Meissel gewechselt und
Reinigungsarbeiten ausgeführt. Diese Arbeiten waren nötig, da gerade die
Meissel schnell abgenutzt wurden. Daher baute man diese Ruhezeit ein, um
die Maschine wieder für die nächsten 16 Stunden zu rüsten und so die
eigentliche Arbeit zu sichern. Besonders auf Sicherheit war man beim Bau
immer bedacht. Man verwendete für den Bau des
Tunnels
vier Tunnelbohrmaschinen TBM. Zwei davon starteten in Bodio und hatten die
Namen SISSI I und SISSI II bekommen. Sie bewegten sich in Richtung Faido,
wo man deren Ankunft vorbereitete. Die beiden Maschinen in Amsteg hörten
auf die Namen GABI I und GABI II. Sie arbeiteten sich gegen Sedrun vor.
Alle vier Maschinen sollten ursprünglich nach dem Bau im Berg beerdigt
werden. Wobei das immer unwahrscheinlicher war. Nachdem jetzt an mehreren Orten im direkten
Vortrieb gebaut wurde, sollten wir ein paar Worte
zum Aushub verlieren. Der erwartete Umfang lag bei
13'300'000 m3. Das entsprach
dem fünffachen Volumen der ägyptischen Pyramide Cheops. Eine solche Menge
Gestein kann man nicht so einfach deponieren. Das führte dazu, dass man
spezielle Lösungen für den Aushub suchen musste und die waren nicht an
allen Orten gleich, so dass wir uns die Orte ansehen.
Bodio: Hier wurde der Aushub von der
Tunnelbohrmaschine TBM durch einen Stollen in ein benachbartes Tal geführt
und dort deponiert. Den Platz dazu hatte man nur dort gefunden, denn im
Bereich Bodio war es schlicht zu eng. Es blieb daher nur der lange Weg ins
Bleniotal. Damit er etwas kürzer war, verlief das Förderband in einem
Stollen zur Deponie. In Bodio sollte daher, im Gegensatz zu den anderen
Baustellen kaum Aushub zu erkennen sein. Ein Teil des Materials nutzte man für den
benötigten Beton selber. Daher konnte man den Transport von Kies zur
Baustelle verhindern und reduzierte so die Grösse der Deponie etwas. Was
sicherlich auch Kosten senkte und den Bau nicht noch teurer machte. Gerade
die Menge, die benötigt wurde, hätte umfangreiche Transporte über die
Alpen erforderlich gemacht. Das Tessin verfügte schlicht nicht über die
geeigneten Kieswerke, denn dieser hätte sich nur in der Magadinoebene
gelohnt und die war geschützt.
Faido: Auch hier wurde der Aushub für
den Beton verwendet oder deponiert. Dabei hatte man einen Bereich entlang
der bestehenden Strecke gefunden. Das Material wurde mit Förderbändern
dorthin geführt und danach deponiert. Die Anlage sollte nachher begrünt
werden. Daher gab es hier keine Unterschiede zu Bodio. Einziger
Unterschied waren die beengten Platzverhältnisse bei der Baustelle vor dem
Zugangsstollen und die Deponie im gleichen Tal. Dabei wurde das Förderband an Faido vorbei
zu der südlich davon liegenden Deponie gebaut. Kurz vor der Deponie
überquerte man schliesslich die
Bergstrecke.
Zur Erhöhung der Kapazität baute man entlang der
Bahnlinie
eine Stützmauer. Aus optischen Gründen wurde die Betonmauer mit
Natursteinen verkleidet und war nach wenigen Jahren nicht von den alten,
aus der Zeit des Baus stammende, Mauern zu unterscheiden.
Sedrun: Der Aushub wurde mit den
beiden Fahrstühlen nach oben befördert und mit einer Baubahn aus dem
Stollen geführt. Das Material, das man nicht für den eigenen Beton
benötigte, wurde in einer nahen Deponie aufgeschüttet. Dabei war hier
speziell, dass man den Bereich unter der
Brücke
des eigenen
Anschlussgleises
auffüllte und diese so mehr und mehr im Boden verschwand. Nur ein geringer
Teil des Aushubs wurde mit der Bahn abtransportiert.
Amsteg: Bleibt noch Amsteg. Hier
konnte man einen ganz anderen Weg planen. Man hatte den Vorteil, dass man
einen guten Anschluss an die
Gotthardbahn hatte und diesen daher nutzen konnte. Man erstellte
daher ein Kieswerk vor dem Stollen, wo man das Material sortieren konnte.
Ein Teil davon deponierte man vor Ort, um das Material später als
Zuschlagstoff für Beton nutzen zu können. Das restliche Material musste
abtransportiert werden.
Das restliche Material wurde nach Flüelen
transportiert und im Urnersee versenkt. Daraus einstanden schliess-lich
Badeinseln und ein Vogelschutz-gebiet. Alle Transporte führte dabei die
Bahn ab dem
Bahnhof
Erstfeld aus. Die Bauarbeiten waren nun an allen Stellen mit Ausnahme von Erstfeld in vollem Gange. Die Ausbrucharbeiten liefen daher im üblichen Rahmen ab und die Tagesleistungen lagen im erwarteten Rahmen. Wobei sich der Werte je nach Bau-weise
deutlich unterschieden. Trotz-dem war der Bau auf guten Wegen und auch die
Unfälle blieben gering und es gab selten schwere Verletzungen. Aber
gänzlich ohne Unfälle kann man keinen
Tunnel
bauen. Wenn wir uns bei den einzelnen Baustellen
umgesehen hätten, hätten wir erkannt, dass man in Amsteg und Bodio mit den
Tunnelbohrmaschinen TBM sehr hohe
Leistungen
erzielte. Wobei hier die erste Maschine in Amsteg am 27. Mai 2003
gestartet wurde. Ihre Schwester folgte am 11. August 2003, womit ab diesem
Tag alle vier Maschinen voll arbeiteten und so dem Berg zu Leibe rückten.
Der Vortrieb erreichte nun die höchsten Werte. In Sedrun und Faido, wo man mit sehr
druckhaftem Gestein zu kämpfen hatte, gab es jedoch Verzögerungen, da
umfangreiche Gewölbesicherungen notwenig wurden. Daher verwendete man hier
auch den Sprengvortrieb. Gerade Sedrun machte dabei in der Presse immer
wieder Schlagzeilen mit verbogenen Stahlträgern. Deutlicher konnte man den
Bergdruck nicht darstellen. Grösser aber nicht bildlich dargestellt, war
die Gefahr von abplatzenden Steinplatten. Mit einer Tunnelbohrmaschine des Zugriffs
Amsteg wurde mit 20 Meter der Tagesrekord im Winter 2003/2004 erreicht.
Hier drängt sich nun ein Vergleich zum bestehenden
Gotthardtunnel
auf. Dieser wurde zwischen 1872 und 1882 erbaut. Dabei kamen Bohrmaschinen
und Dynamit als Sprengstoff zur Anwendung. 1873 wurde dieser Wert
innerhalb eines Monats erreicht. Wobei der
Tunnel
danach noch lange nicht fertig ausgebrochen war. Die Tunnelbohrmaschinen
TBM waren also viel schneller.
Alptransit beschäftigte auf allen aktiven
Baustellen insgesamt 1718 Mitarbeiter. Wobei nun nicht alle Arbeiter
männlich waren. Dabei stellten die Italiener in der deutschsprachigen
Region nur eine Minderheit. Hier kamen zum grössten Teil die Arbeiter aus
Österreich. Die Probleme mit der Bevölkerung, die man 1872 noch hatte,
blieben daher aus, denn die Leute konnten die Sprache und waren sicherlich
auch besser ausgebildet. Viele hatten zudem Familie zu Hause. Schliesslich begannen 2004 auch die
Ausschreibungen beim Nordportal in Erstfeld. Hier gab es in der Folge
Verzögerungen, da die Bauvergabe mit Einsprachen lange Zeit blockiert
wurde. Diese Verzögerung sollte jedoch auf den Abschluss der Arbeiten nur
eine untergeordnete Rolle haben, denn es war bereits bekannt, dass die
geplante Eröffnung 2014 nicht mehr möglich war. Man strebte nun das Jahr
2017 definitiv an. Es zeigte sich deutlich, dass mit allen
Mitteln für den Auftrag gekämpft wurde. Der unterlegene Anbieter machte
geltend, dass die Bauzeit des Siegers nicht eingehalten werden könnte. Das
wiederum führte zu Gerichtsentscheiden, die aber an der Bauvergabe nicht
mehr viel ausrichten konnte. Der siegreiche Unternehmer konnte daher mit
den Vorarbeiten beginnen. Es wurde nun auch in Erstfeld gebaut. Somit
waren nun überall Arbeiten im Gang. Auch hier sollte mit Tunnelbohrmaschinen
TBM gearbeitet werden. Dadurch sollte der spätere Baubeginn aufgeholt
werden. Die beiden Maschinen sollten sich in der Anlieferung befinden und
vor der Tunnelbrust montiert werden. Dank Einsprachen war das aber noch
nicht der Fall. Mit diesen Maschinen wären nun alle Maschinen am Gotthard
erwähnt worden und konnten zum Teil schon grossartige Erfolge erzielen. Im Juni 2005 kam es zum ersten und einzigen
schweren Zwischenfall mit einer Tunnelbohrmaschine TBM. Die Maschine GABI
II geriet in eine geologische Störzone. Dabei wurde die Maschine durch
lockeres Gestein blockiert und konnte nicht mehr gestartet werden. Dadurch
kam es zu einem Stillstand von einem halben Jahr. Skeptiker und Gegner
freuten sich über diesen Zwischenfall, der aber zu erwarten war und kein
zu grosses Problem darstellte. Zuerst musste das lockere Gestein mit
Zement fixiert werden, dann konnte man die Maschine wieder freilegen und
erst dann erneut starten. Dazu musste aber eine Kaverne erstellt werden,
was mit schweren Maschinen nicht möglich war, da ja die blockierte
Maschine im Weg stand. Es war also mit Verzögerungen von mehreren Monaten
zu rechnen und die klassischen Mineure kamen wieder zum Zug, was
eigentlich nicht vorgesehen war. Dieser Vorfall zeigt deutlich, wie
unbekannt das Gestein in der Schweiz war. Im Vorfeld wurden daher
Äusserungen laut, die sich um die Sicherheit der Stauseen fürchteten. In
Anbetracht der Tatsache, dass man beim Bau am Lötschberg Quellen von der
Versorgung abschnitt, wurde diesem Punkt am Gotthard eine hohe Wichtigkeit
zugeschrieben. Die kritischen Bauwerke wurden daher während der ganzen
Bauzeit genauestens vermessen und überwacht.
Man befürchtete schon das gleiche Desaster,
wie beim alten
Gotthardtunnel.
Dieser wurde ebenfalls massiv teurer und brachte den Bauherren Louis Favre
massiv in Bedrängnis. Dort konnte man aber bei den Zufahrten sparen, was
hier nicht ging. Am 15. Dezember 2005 konnten die ersten
Feiern durchgeführt werden. Die
Multifunktionsstelle in Faido war mit den
beiden Tunnelröhren in diesem Bereich vollständig fertig erstellt. Hier
wartete man nun auf die aus Bodio eintreffenden Tunnelbohrmaschinen TBM.
Es kam somit zu einer Arbeitspause. Diese war jedoch geplant und nötig, da
so allfällige Verzögerungen nicht zu einem unnötigen Stopp der
Tunnelbohrmaschine TBM geführt hätten. Am 8. Juni 2006 erreichte die
Tunnelbohrmaschine GABI I von Amsteg her die Losgrenze und wurde
stillgelegt. Der Vortrieb mit dieser Maschine war nun beendet und zum Los
Sedrun waren nur noch 0.7 Kilometer Fels vorhanden. Diese restlichen
Arbeiten erfolgten im Sprengvortrieb, so dass die Maschine GABI I im
Tunnel
demontiert werden konnte. Dazu musste jedoch, um den Platz zu schaffen,
eine Kaverne ausgehoben werden. Vor dem Baubeginn plante man noch, dass
diese Maschinen auf einen Abzweigkurs geleitet würden. Die Maschinen wären
dann neben dem
Tunnel
beerdigt worden. Die hohen Kosten für diese Maschinen machte diese Lösung
aber irrsinnig, so dass die gebrauchten Maschinen demontiert wurden. Dank
den Verzögerungen bei der Vergabe, verwendete man letztlich diese
Maschinen wieder in Erstfeld, denn dort war man sich immer noch nicht
einig. |
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