Druckluft und Bremsen |
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Druckluft
gehörte bei der Auslieferung dieser
Triebzüge
auf jedes Fahrzeug. Dabei wurde diese längst nicht mehr nur für die
Bremsen
genutzt, sondern sie steuerte viele weitere Bereiche. Aus diesem Grund
wurde diese Luft schon seit Jahren auf dem Fahrzeug erzeugt und das war
hier auch nicht anders gelöst worden. Somit war dafür ein
Kompressor
erforderlich, der auf dem Fahrzeug seinen Platz finden musste und das war
hier besonders. Der Kompressor war als Schraubenkompressor ausgeführt wor-den. Diese Modelle hatten sich seit wenigen Jahren durchge-setzt. Insbesondere der geringere Unterhalt war dafür massge-bend. Die in diesem Bereich zum Beispiel bei der
Baureihe RABe 523
vorhandene
Redundanz
mit einem zweiten identischen
Kompres-sor
war hier jedoch nicht vorhanden. Auch wenn die Modelle gut funktionierten,
ein Defekt führte zum Ausfall des
Triebzuges. Montiert wurde der Schraubenkompressor jedoch nicht auf dem Dach, sondern im Endteil zwei unter dem Fahrzeug. Damit wur-de der dort vorhandene Platz optimal ausgenutzt. Bei anderen Fahrzeugen mit
Niederflurbereichen musste man auf dem Dach einen geeigneten Platz suchen.
Sie sehen, dass es eigentlich keine Rolle spielt, wo dieses Bauteil
montiert wurde. Einzig die Zugänglichkeit im Unterhalt sollte möglich
sein. Mit einer Schöpfleistung von 720 Litern pro Minute, war die Lei-stung beschränkt. Jedoch mussten mit der hier erzeugten Druck-luft keine langen Güterzüge gebremst werden. Mehr oder weniger beschränkten sich die
Verbraucher auf das Fahrzeug selber. Verkehrte der Zug in
Vielfachsteuerung
wurde mit dem zweiten Fahrzeug ein weiterer
Kompressor
zugeschaltet. Der Vorteil dabei war, dass bei der Baugrösse und beim
Gewicht gespart werden konnte. Durch die Verdichtung und die
anschliessende Entspannung der Luft, schied diese Feuchtigkeit aus. Dieses
Kondensat
hätte bei tiefen Temperaturen für Probleme gesorgt. Daher wurde nach dem
Kompressor
ein
Lufttrockner
eingebaut. Dieser entzog der
Druckluft
die Feuchtigkeit und schied diese anschliessend automatisch aus. Damit war
der Schrecken von Eis im System nicht mehr vorhanden, jedoch entstand ein
anderes Problem. Die trockene Luft benötigt Feuchtigkeit und die besorgt sie sich, wo diese zu finden ist. In einem geschlossenen Druckluftsystem waren das die Dichtungen. Damit diese nicht ausgetrocknet und spröde wurden, ergänzte man die Luft unmittelbar nach dem Lufttrockner im Luftöler wieder mit Feuchtigkeit. Da diese nicht auf Wasser basierte, war
optimal feuchte und frostsichere
Druckluft
vorhanden und diese konnte nun dem System zugeführt werden. Um zu verhindern, dass der Schraubenkompressor dauernd arbeiten musste, wurden im Triebzug entsprechende Volumen geschaffen. Diese bei der Eisenbahn als Haupt-luftbehälter bezeichneten Druckbehälter, waren für einen maximalen Druck von zehn bar ausgelegt worden. Sie konnten die
Druckluft
auch speichern. Damit dieser maximale Druck nicht über-schritten wurde,
beschränkte ein
Überdruckventil
den Wert im Leitungssystem. Die Hauptluftbehälter wurden mit Absperrhähnen versehen und daher konnte der Luftvorrat gespeichert werden. Dieser Vorrat wurde benötigt, damit das Fahrzeug eingeschaltet werden konnte. Fehlte dieser, oder es war kein
ausreichender Druck vorhanden, schaltete sich automatisch ein
Hilfsluftkompressor
zu. Damit war die
Handluftpumpe
auch auf die-sem
Triebzug
nicht mehr vorhanden und die
Druckluft
wurde immer in einem
Kom-pressor
erzeugt. Mit der nun bereitstehenden Druckluft konnten die Verbraucher versorgt werden. Dazu wurde an den Behältern über einen Absperrhahn eine Leitung angeschlossen. Diese Leitung wurde als Speiseleitung bezeichnet und sie hatte einen variablen Druck. Trotzdem wurden sämtliche Verbraucher hier
angeschlossen und bei Bedarf der Druck reduziert. Diese Lösung erlaubte es
auf eine zusätzliche Leitung im ganzen Zug zu verzichten. Auch nicht neu war, dass diese
Speiseleitung
zu den Enden des Fahrzeuges geführt wurde. Dort endete die Leitung bei der
automatischen Kupplung
und sie wurde automatisch verbunden, wenn die
Kupplung
verwendet wurde. Bei einem Defekt an der Kupplung konnte die Leitung in
der Nische jedoch mit einem
Absperrhahn
unterbrochen werden. Damit war die Versorgung auf dem Fahrzeug auch in
diesem Fall gesichert. An der
Speiseleitung
wurde eine Vielzahl an Verbrauchern angeschlossen. Hier eine Aufzählung zu
machen, wäre müssig. Sie können sich jedoch merken, dass dazu neben
Bauteilen der elektrischen Ausrüstung, auch die Türen und die
Luftfederung
angeschlossen wurden. Jedoch hatten alle diese Baugruppen das gleiche
Problem und das waren Defekte. Meistens war ein Notbetrieb möglich, aber
der Luftverlust musste unterbrochen werden. Deshalb war für jeden Verbraucher ein
Absperrhahn
vorhanden. Diese Hähne waren nach Möglichkeit an einem zentralen
Luftgerüst
angeordnet worden. So konnte das
Lokomotivpersonal
Störungen schnell eindämmen. Wobei es aber Absperrhähne gab, die bewusst
nicht hier angeordnet wurden. Das war zum Beispiel bei den Türen der Fall,
da die Behebung dieser Störung vor Ort erfolgte und daher die Absperrung
auch dort vollzogen wurde. Damit war das Druckluftsystem auf dem neusten Stand
und es wurde von der Firma Oerlikon-Knorr-Eisenbahntechnik geliefert.
Spezielle Bauteile wurden dabei jedoch von anderen Herstellern eingekauft.
Damit haben wir aber auch gleich den Schritt zum wichtigsten Verbraucher
der
Druckluft
gemacht, denn das waren auch bei diesem Fahrzeug die
vorhandenen
Druckluftbremsen. Gerade für diese war der Hersteller
allgemein bekannt. Wie bei allen anderen modernen Trieb-zügen war hier nicht mehr eine reine klassische Bremsausrüstung vorhan-den. Bekannte Lösungen wie die Schleuder-bremse waren zwar noch vorhanden, sie konnten jedoch zum Teil vom Lokomotivpersonal nicht mehr direkt beeinflusst werden. Es
lohnt sich, dass wir auch hier etwas genauer auf die
Bremssysteme des
Triebzuges eingehen. Dabei werden jedoch nicht so viele Überraschungen
auftauchen. Die direkt wirkende
Mit dieser direkten
EP-Bremse konnten mit
Unterstützung der elektrischen
Bremse des Zuges Verzögerungen von 1.3 bis
1.9 m/s2 erreicht werden. Das waren durchaus bei solchen Zügen
übliche Werte, jedoch konnten diese nicht zur Bestimmung der erlaubten
Geschwindigkeit genutzt werden. Für diese wichtige Festlegung des
Bremsvermögens war eine
Bremsrechnung erforderlich und diese wurde nicht
mit dieser
Bremse ausgeführt. Sie haben es richtig gelesen, die direkte
EP-Bremse
konnte, wie die
Dieses zweite Bremssystem, war die indirekt wirkende automatische Brem-se. Diese arbeitete mit einer als Hauptleitung bezeichneten Leitung, die mit einem Druck von fünf bar ge-füllt wurde. Sie wurde zu den automatischen Kupp-lungen geführt und konnte daher über diese mit anderen Fahrzeugen ver-bunden werden. Genau dieser Grund ist dafür
verant-wortlich, dass dieses zweite
Brems-system auf dem
Triebzug verbaut
wur-de. Musste der Triebzug nach einem De-fekt abgeschleppt werden, musste nicht nach einem passenden Trieb-fahrzeug gesucht werden. Die
Hilfslokomotive wurde mit einer
Hilfskupplung verbunden. Dadurch
wurden auch die beiden Luftleitungen angeschlossen. Damit war es nun
möglich, die
Hauptleitung ganz normal zu Füllen. Somit konnte in diesem
Fall der
Triebzug ausschliesslich über diese Hauptleitung gebremst werden. Der Aufbau der
automatischen Bremse machte es
erforderlich, dass ein
Steuerventil eingebaut wurde. Dieses Steuerventil
stammte von der Firma Oerlikon Bremsen, es war mehrlösig und verfügte
zudem über eine Bremskrafterhöhung in Form einer
R-Bremse. Damit haben wir
für das ganze System konventionelle Bauteile erhalten. Doch noch fehlt uns
ein kurzer Blick in die geltenden Vorschriften, denn für diese waren die
Bremse ausgelegt worden. Massgebend für das anrechenbare
Bremsgewicht waren
die Werte der
automatischen Bremse. Damit diese berechnet werden konnte,
musste das entsprechende Gewicht aufgeführt werden. Dieses befand sich zum
Beispiel im Bereich der technischen Anschriften. Die dort vorhandene
Anschrift O-R zeigte, dass keine lastabhängige Abbremsung erfolgen konnte.
Das mit 177 Tonnen angegebene Bremsgewicht galt daher bei jeder Beladung. Bei einem Leergewicht von 105 Tonnen wurde somit bei der Bremsrechnung ein Bremsverhältnis von 169% erreicht. Bei maximaler Auslastung des Triebzuges und einem Ge-wicht von 131 Tonnen sank das Bremsverhältnis jedoch auf einen Wert von 135%. Damit konnte der
Triebzug
dank dieser indirekten
Bremse nach der Zug- und
Bremsreihe R 135%
verkehren, was der damals höchsten verwendeten normalen Bremsreihe
ent-sprach. Alle Bremssysteme wirkten auf die Bremszylinder. Dabei wurde bei jedem Rad ein solcher verbaut. Dadurch konnte man hier auf ein umfangreiches Bremsgestänge verzichten und kleinere Bremszylinder verwenden. Die Folge dieser Lösung war, dass das Gewicht der
Bremse
reduziert werden konnte. Der Grund war jedoch die ver-wendete mechanische
Bremse des
Triebzuges, denn diese konnte so einfacher ausgeführt werden. Verbaut wurde eine
Scheibenbremse. Da jedoch in den
Drehgestellen schlicht der Platz für übliche
Wellenbremsscheiben fehlte,
mussten bei der Baureihe RABe 535
Radscheibenbremsen verbaut werden. Genau
dieser Platzmangel war mitunter der Grund für die Vielzahl von
Bremszylindern. Zudem konnte so jede Einheit anders angesteuert werden.
Gerade bei schlechtem Zustand der
Schienen war das ein grosser Vorteil. Die Wirkung der
Scheibenbremse erfolgte dadurch, dass
vom
Bremszylinder über ein kurzes Gestänge die
Bremssohlen seitlich gegen
die sich drehende Scheibe gepresst wurden. Diese so eingeklemmte Scheibe
wurde an der Drehung gehindert und das Fahrzeug abgebremst. Da die
Abführung der dabei entstehenden Wärme bei dieser Lösung nicht so gut
erfolgte, wie bei den
Wellenbremsscheiben, konnten keine höheren
Bremsgewichte verwirklicht werden.
Um trotzdem bei hohen Geschwindigkeiten eine
Ver-besserung der
Bremskraft zu erreichen, wurden
Diese wurden dabei an den
Triebdrehgestellen montiert. Die
Bauweise der
Laufdrehgestelle führte dazu, dass dort im Gegensatz zu
anderen Herstellern schlicht der Platz fehlte. Trotzdem waren die vier
Magnetschienenbremsen ausreichend dimensioniert worden um den
Triebzug aus
160 km/h zu verzögern. Aktiviert wurden die
Magnetschienenbremsen jedoch
nur, wenn die
Hauptleitung entleert wurde. Zudem verhinderte der
Bremsrechner, dass diese
Bremse bis zum Stillstand wirksam war. Damit war
die Bremse nach den in der Schweiz geltenden Regeln aufgebaut worden und
sie durfte nicht zur Bestimmung der
Bremsreihe angerechnet werden. Jedoch
gab es dazu keinen Grund, da mit der
Scheibenbremse die höchste Bremsreihe
erreicht wurde. Keine der bisher vorgestellten
Bremsen war in der
Lage, den Zug so zu sichern, dass er auch unbesetzt abgestellt werden
konnte. Dazu musste eine von der
Druckluft
unabhängige Bremse verbaut
werden. Daher wurden in jedem
Triebdrehgestell Federspeicher montiert.
Diese konnten mit der
Feststellbremse angezogen werden und waren mit einer
Bremskraft von 56 kN in der Lage den
Triebzug ausreichend gegen entlaufen
zu sichern. Falls Sie sich nun gewundert haben, dass in diesen
Bereich andere Werte angegeben sind und nicht mehr von Tonnen gesprochen
wurde, ist das eine Folge davon, dass beim schreiben dieses Artikels diese
Angaben aufgeführt wurden. Damit Sie die
Bremskraft jedoch einordnen
können, kann gesagt werden, dass der
Triebzug auf dem ganzen Netz sicher
parkiert werden konnte. Nur bei voller Besatzung gäbe es Einschränkungen,
aber so wird auch kein Zug remisiert.
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