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Es ist schwer, die
Reihe Ae 3/5 in ein paar wenigen Worten zusammenzufassen. Die
Lokomotive
hatte einen denkbar schlechten Start und musste sich schon früh gegen
überlegene Konkurrenz erwehren. Insbesondere die sehr gut gebaute Reihe Ae
3/6 I brach ihr das Genick. Das Modell aus Münchenstein war schneller und
das war bei den
Schnellzügen
wichtig. So wurde sie früh in den Westen verdrängt und landete
schliesslich in Bern. Dabei hatte die Lokomotive eigentlich nur im mech-anischen Teil mit grossen Problemen zu kämpfen. Die elektrische Ausrüstung der SAAS funktionierte gut, bis sehr gut, dass zeigte sich gegen den Schluss deutlich.
Es soll daher zum
Schluss noch einmal die Technik be-leuchtet werden, jetzt jedoch aus einer
anderen Sicht und mit dem Wissen, was der Betriebseinsatz für die Maschine
bereitgehalten hatte. Die Reihe Ae 3/5 hatten, wie alle Lokomotiven der Sécheron den Ruf rassiger Maschinen. Wobei hier ge-wisse Zweifel sicher angebracht sind. Die zur Konkurrenz stehenden Baureihen hatten mehr Leistung erhalten und besassen daher in diesem Punkt das bessere Rüstzeug.
Das schlug sich auch in
den Datenblättern nieder. Je-doch hatte die Baureihe Ae 3/5 zwei besondere
Eigen-schaften, die sie objektiv rassiger erscheinen liessen. Eine davon war sicherlich die Hüpfersteuerung, die allgemein als eine sehr schnelle Steuerung bekannt ist. Die unvermittelt und ohne spürbare Verzögerung rea-gierende Regelung der Fahrstufen, erlaubte einen Blitzstart.
Der Lokführer musste
besonders bei einem leichten Zug nicht auf die Geschwindigkeit des
Stufenschalters
achten. Er drehte einfach das
Handrad
hoch, die
Lokomotive
legte dabei natürlich einen Blitzstart an den Tag.
Der andere Faktor waren
die
Fahrmotoren,
die im Vergleich recht schnell drehten. Die
Zahnräder
verursachten dann je nach Abnützung einen unverkennbaren Sound, der den
Eindruck vermittelte, die
Lokomotive
zische richtig los. Die schnelle
Hüpfersteuerung
mit dem passenden Sound, lässt schnell vermuten, dass es richtig zur Sache
ging. Nur wenn dann die
Leistung
gefragt war, holten die anderen bei der
Grösstes Problem der Reihe Ae 3/5 waren die schlech-ten Laufeigenschaften. Kaum eine andere Lokomotive weigerte sich so beharrlich um eine Kurve zu fahren, dass sie versuchte diese gerade zu richten.
Diesen Titel sicherte
sich die kleine Maschine aus Mey-rin. Nur, warum waren sie so schlecht,
denn mech-anisch waren kaum Neuerung vorhanden. Es musste etwas mächtig
schief gegangen sein. Hier eine Analyse zu erstellen, wo das Problem
letztlich lag, ist schwer. Die Konstruktion war sehr wohl durchdacht und hatte zu anderen Lokomotiven keinen grossen Unterschied. Selbst Fachleute scheiterten daran, so dass ich kaum etwas beisteuern könnte.
Drei starr gelagerte
Triebachsen
hatten auch die anderen
Lokomotiven
dieser Zeit und dort traten die Probleme nicht auf. Klar, war die
Federung
der Baureihe Ae 3/5 härter, aber das war nicht alleine der Grund. Die
Laufachsen
waren nicht neu und kaum der Grund.
Oder vielleicht doch?
Es ist bekannt, dass stark belastete
Laufachsen
nicht immer gut für das
Laufwerk
sind. Durch die hohe
Achslast
erhöhen sich die Kräfte in den
Schienen.
Nur war das Problem, dass das
Fahrwerk
auch mit anderen Laufachsen und bei der Baureihe Ae 3/6 III nicht
funktionieren wollte. Das Problem lag wohl bei der sehr präzisen Arbeit
der Leute bei der Sécheron. Deutlich zeigte dies das nagelneue
Lager,
das heisslief.
Wie gesagt, eine
verbindliche Aussage kann hier nur schwer gemacht werden, denn
Lokomotiven
sind immer wieder eine Herausforderung und gerade der mechanische Teil war
immer wieder ein grosses Thema. Es seien hier nur die Baureihen
Ae 4/6 und
Ae 6/6
erwähnt, die nie die geforderte
Höchstgeschwindigkeit
erreichten. Die Reihe Ae 3/5 schaffte zumindest diese Vorgabe, jedoch auf
Kosten der
Schienen
und
Kurven. Überzeugte das Laufwerk nicht von Beginn weg, ist es schwer, der Lokomo-tive einen guten Ruf zu verschaffen. Es ist auch hier klar, dass der erste Eindruck viel aussagt.
Die Baureihe Ae 3/5
hatte also schon sehr schnell verloren. Es überrascht da-bei nicht, dass
zusätzliche Probleme beim
Antrieb
automatisch schlechter dargestellt werden, als das in einem anderen Fall
gemacht würde. Gerade hier war sie aber nicht alleine. Der Westinghouseantrieb war bei Ablieferung der Baureihe Ae 3/5 nicht mehr ganz neu. Zudem wurde er bisher nie bei so schnell fahrenden Lokomotiven eingebaut.
Die
Federn
in den Federtöpfen wurden stark beansprucht und das Material war noch
nicht so weit, dass es diese Belastungen lange hätte aushalten können. Bei
den Schweizerischen Bundesbahnen SBB wurde das zum Problem. Die BLS sah
das anders und nahm den Aufwand in Kauf. So ergab sich der Umstand, dass man meinen konnte, dass die Version der BLS besser funktionierte. Es gab jedoch einen anderen Unterschied. So war die Reihe Be 6/8 das Flaggschiff des Unternehmens und so musste es funktio-nieren.
Dagegen hatten die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB andere Modelle, mit denen ein direkter
Vergleich möglich war. Bei der Reihe Ae 3/6 I brachen keine
Federn,
dafür andere Bauteile.
Erst moderne
Federn
brachten den Erfolg, nur kamen diese zu spät, denn die Entwicklung hatte
ganz andere
Antriebe
hervorgebracht. Mit anderen Worten, als die Probleme endlich gelöst waren,
wollte niemand mehr den
Westing-houseantrieb
eingebaut haben. So kam es, dass die «Sécherons» einen schlechten Ruf
hatten, was aber nicht auf die SAAS umgemünzt werden darf, denn die Firma
baute nur ein, was
Westinghouse
in Amerika erfunden hatte. Die SAAS selber hatte gute Arbeit geleistet. Die elektrische Aus-rüstung war zäh und kaum je von grösseren Problemen betrof-fen. Die Baureihe Ae 3/5 hatten wirklich harte Aufgaben zu über-nehmen und mit den Autozügen wurden die Lokomotiven bis ans Limit gefordert, das im hohen Alter und ohne grosse Störungen.
So beansprucht sicher
ein sehr gutes Zeugnis für die elektrische Ausrüstung der Maschine war.
Andere Reihen schnitten schlech-ter ab. Es kann gesagt werden, die Reihe Ae 3/5 war eine gute Loko-motive. Wenn sie einfach etwas besser um die Kurven gefahren wäre, und wenn die heutigen Flexicoilfedern bereits 1923 be-kannt gewesen wären.
Doch all diese kleinen
Mängel führten zu einem schlechten Ruf. Früh zum Schienenmörder
verurteilt, konnte sie nie den Durch-bruch schaffen. Freunde fürs Leben zu
finden ist mit einem solchen Ruf denkbar schwer.
Wenn man sich den
Betriebseinsatz der
Lokomotive genau anschaut, erkennt man, dass die
Maschinen von der ersten Sekunde, bis zum letzten Zug vor
Reisezüge gespannt wurden. Die Reihe
Ae 3/5 hatten also 61 Jahre lang immer einen Reisezug in ihrem
Dienstplan.
Das haben selbst bessere
Lokomotiven,
wie die Reihe
Ae 6/6
nicht geschafft. Gerade kräftige Maschinen werden mit dem Alter oft in den
Güterverkehr
abgedrängt, was auch hier so war, aber nicht ausschliesslich.
Natürlich kann man ins
Feld werfen, dass nur die für den Autoverlad umgebauten
Lokomotiven
so alt wurden. Dann kann man entgegenhalten, dass die nicht umgebaute
Nummer 10 216 bis zuletzt mitgehalten hatte und die Maschinen nur sehr
langsam aus dem Bestand entfernt wurden. Die Baureihe Ae 3/5 hatte eine
gute und sehr lange Zeit, auch wenn der Start völlig missraten war und das
Manko beim
Westinghouseantrieb
nie ganz verschwand. Wenn wir dann die verbliebenen Maschinen ansehen, erkennen wir, dass die Ae 3/5 dazu gehört. Das zeigt auf, dass die Lokomotive doch noch recht gut funk-tionierte und man sich nicht zu sehr von den Pro-blemen blenden liess.
So unbeliebt der
Westinghouseantrieb
letztlich bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB war, so überraschender
ist, wenn man weiss, dass von allen Modellen, die mit diesem
Antrieb
abgeliefert wurden, ein Exemplar erhalten blieb.
Das Problem der Nummer
10 217, die kurz nach der Aufnahme in den historischen Bestand einen
Trans-formatorschaden erlitten hatte, ist auch nicht auf die Maschine
zurückzuführen. Solche Schäden können bei allen anderen
Lokomotiven
auch auftreten und die Schäden sind immer recht hoch. Die Maschine hatte
einfach Pech, umso mehr ist es schön, dass die Lokomotive repariert wurde.
Man hätte auch einen Schlussstrich ziehen können.
Nun, wollte ich
persönliche Momente mit der Reihe Ae 3/5 einbringen, käme ich nicht sehr
weit. Sie fuhr zwar in meiner Gegend herum und ab und zu hatten wir das
Vergnügen auf Schulreisen. Nur, in engeren Kontakt mit der
Lokomotive, oder einer anderen Sécheron kam ich nicht,
denn die Maschinen waren nicht mehr am Gotthard zu finden, als ich zur
Bahn kam. Trotzdem waren die Maschinen immer wieder ein Thema bei den
älteren Kollegen.
Besonders wenn das
Thema auf die
Autozüge
wechselte. Schliesslich erinnerten die Anlagen immer noch daran. Besonders
schlimm dabei musste wohl die
Lokomotive gewesen sein. Durch die Laufeigenschaften und
die bescheidene
Leistung
wurde alle Kraft benötigt um den Scheitelpunkt im
Tunnel
zu erreichen. Nicht immer sollte dabei auch mit 90 km/h gefahren worden
sein. Bei schweren Zügen dauert es lange, bis man in Schwung kam.
Eine nicht unbedingt
neue, aber auch nicht astreine Lösung für das Problem fand sich schnell.
Wenn die
Lokomotive plötzlich das zeitliche segnen würde, käme
etwas modernes als Ersatz. Dabei wurde mit Mitteln gearbeitet, die hier
aus Höflichkeit nicht erwähnt werden dürfen. Nur so viel sei erwähnt,
Fahrmotoren
gelten in der Regel nicht als Toilette. Die Baureihe Ae 3/5 steckte selbst
das ohne Murren weg.
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