Das Telefon |
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Der
Telegraf zeigte auf, dass man Signale elektrisch übermitteln
kann. Sollte es gelingen Sprache in elektrische Signale umzuwandeln, hätte
man eine elektrische
Verbindung von Sprache.
Auf diese Art hätte man auf einen grossen Teil der schriftlichen Arbeit
verzichten können. Die Lösung sollte kommen, wenn man den Fernschreiber
(Telegraf) zu einem Fernsprecher (Telefon) umwandeln konnte. Daher war man
nach
Morse mit der Weiterentwicklung beschäftigt. Nachdem Morse den Fernschreiber zu einem Gebrauchsgegenstand gemacht hatte, wollte man mit der Übermittlung von Sprache beginnen. Besser ausgedrückt übermittelte man damit Töne, so dass man diese Geräte als Telefone bezeichnete.
Die ersten brauchbaren Telefone wurden in den USA, genauer in
Boston, vertrieben und sie wandelten Töne in elektrische Signale um. Der
Start zu einem weltweiten Erfolg war erfolgt. Als Alexander Graham Bell 1876 damit begann die ersten neuartigen Telefonapparate zu vertreiben, waren die Eisenbahnen weltweit darüber äusserst erfreut.
Bell wurde am 3. März 1847 in Edinburgh Schottland geboren und
wandere in die USA aus, wo er 1876 die Telefonie erfand. Letztlich
verstarb Bell am 1. August 1922 im kanadischen Baddeck. Hinterlassen hat
er uns wohl eine der grössten Erfindungen. Das Telefon erleichterte die Arbeit bei den Bahnen gewaltig, denn die codierten Meldungen mit dem Morseapparat waren immer wieder mit Fehler versehen. Die Bahnen begannen deshalb damit ein eigenes Netz von Telefonen aufzubauen.
Oft war der
Bahnhof
bereits mit einem Telefon versehen, obwohl es in der ganzen Gemeinde noch
keinen solchen Apparat gegeben hat. Doch gerade diese Telefone veränderten
den Bahnbetrieb deutlich.
Sehen wir uns deshalb einige der bei der Eisenbahn verwendeten
Telefone genauer an. Dabei lassen wir die Telefone, die in den
Bahnhöfen
montiert wurden weg. Diese funktionierten genauso, wie das Telefon bei
Ihnen zu Hause. Ach, Sie sind jünger und kennen die klassischen Telefone
mit Kabel gar nicht mehr? Dann empfehle ich Ihnen einmal den Besuch in
einem Museum, denn ohne Bell gäbe es heute keine Handys. Doch nun zu den
besonderen Telefonen der Bahnen.
Der
Wechselsprecher:
Der Wechselsprecher ist eine Einrichtung, die in den
Bahnhöfen
montiert wurde. Dabei funktionieren die Wechselsprecher, fast so wie
Telegrafen, denn es ist immer nur eine
Verbindung in
einer Richtung möglich. Der Unterschied besteht eigentlich nur in der
Tatsache, dass nun Sprache und keine codierten Schriften übermittelt
werden. Man spricht wechselweise, was letztlich zum Namen Wechselsprecher
führte.
Aufgestellt
wurden diese Wechselsprecher oft an Stellen, wo Informationen zwischen der
Lokomotive
und dem
Bahnhof
erfolgen müssen. Zwischen den beiden Stellen konnte so schnell und einfach
eine Sprechverbindung aufgebaut werden, denn der Wechselsprecher hatte
keine Wählscheibe um eine Telefonnummer einzustellen. Man drückte eine
Taste und hatte die gewünschte
Verbindung. Einfacher
ging es nicht mehr.
Die Wechselsprecher wurden an bestimmten Stellen im
Gleisfeld
oder in Gebäuden montiert. Sie wurden aber auch an langen Stangen
montiert, so dass diese von der
Lokomotive
aus bedient werden konnten. Der Benutzer im Gleisfeld drückte eine Taste
und wartete, bis der andere Teilnehmer Antwort gab. Danach konnte das
Gespräch geführt werden. Beendet wurde die
Verbindung letztlich
durch einen der Mitarbeiter.
Gerade bei der Kommunikation im
Gleisfeld
waren die Wechselsprecher eine willkommene Einrichtung. Mit schnellen und
einfachen
Verbindungen
konnten
die kurzen Mitteilungen abgesetzt werden. Das führte jedoch dazu, dass an
bestimmten Stellen im
Bahnhof
ständig die gleichen
Meldungen abgesetzt wurden. Zwar unterschied sich der
Wortlaut, aber begrifflich gesehen, waren es stets die gleichen Meldungen.
Man vereinfachte daher die Wechselsprecher.
So gab es Wechselsprecher, die gar keine Sprachmeldung mehr
zuliessen. Drückte dort der Lokführer, oder ein anderer Mitarbeiter die
Ruftaste, ging beim
Fahrdienstleiter
im
Stellwerk nur
ein Licht an. Das war für den Fahrdienstleiter die
Meldung, dass diese
Lokomotiven
oder der Zug bereit sind und darauf warten losfahren zu können. Man
benötigte keine Sprachverbindung mehr, denn die Meldung war schliesslich
klar und unmissverständlich geworden.
War die
Meldung an solchen Wechselsprecher nicht immer Pflicht,
musste man das dem Personal mitteilen. Deshalb wurden die Masten der
Wechselsprecher gelb/schwarz oder weiss/schwarz gestrichen. Je nach Farbe
war der Ruf obligatorisch oder nicht. Dabei war er bei der gelb/schwarzen
Version obligatorisch. Mit zunehmendem Alter verfärbte sich jedoch auch
der fakultative Wechselsprecher zu einem obligatorischen.
Das
Streckentelefon:
Beschränkten sich die ersten Telefone noch auf die
Stationen,
kamen später weitere Telefone entlang der Strecken hinzu. Diese Telefone
nannte man Streckentelefone. Diese waren so ausgelegt worden, dass man
davon nur einen Anruf starten konnte. Anrufe konnten jedoch nicht alle
Streckentelefone entgegennehmen. Es konnte aber auch alle Streckentelefone
gleichzeitig klingeln.
Noch durfte man diese Streckentelefone nicht mit den heute
verwendeten Systemen vergleichen. Die
Stationen
waren oft parallel zu den Streckentelefonen angeschlossen und an Stelle
eines Klingeltones gab es codierte Läutesignale, die dann für die
entsprechende Station galten. So konnte man sich die Vergabe der Rufnummer
ersparen und trotzdem eine
Meldung an einen bestimmten Empfänger absetzen.
Wollte man mit diesem System einen Anruf tätigen, musste man eine
Kurbel in der Art bewegen, wie es beim Gerät angeschrieben war. Es war
daher nicht bei allen Bahnen gleich. So galt zum Beispiel, dass die
Station
A nur angerufen werden kann, wenn 6x schnell im Uhrzeigersinn an der
Kurbel gedreht wird. Bei fünf Umdrehungen landete man bei einem
Bahnwärter
oder irgendwo im Niemandsland. Sie können sich vorstellen, dass das mühsam
war und sich eine andere Lösung aufdrängte.
Sie können sich vorstellen, dass so keine schnellen Anrufe möglich
wurden. Wer zum Telefon ging, musste sich zuerst mit der Kurbelfolge
vertraut machen. Wenn dann eine Folge von 2x im Uhrzeigersinn, 3x im
Gegenuhrzeigersinn und 4x im Uhrzeigersinn eingestellt werden mussten,
versteht sich, dass oft fehlerhafte
Verbindungen
hergestellt wurden. Man musste daher die Telefone entlang der Strecken
modernisieren.
Die Telefonie zwischen den
Stationen
und der Stellen entlang der Strecken wurde auf ein neuartiges System mit
Wählscheibe umgestellt. Einige Strecken blieben aber noch am alten Netz
und das sogar bis in die heutige Zeit. Wobei hier jedoch gesagt werden
kann, dass die schweizerischen Bundesbahnen SBB eines der modernsten
Telefonnetze in Europa besitzt. Hier gibt es keine Kurbeln mehr und jedes
Streckentelefon ist ein wollwertiges Telefon.
Das
Signaltelefon:
Das Signaltelefon wurde, wie es der Namen schon sagt, bei einem
Hauptsignal montiert. Jedoch kamen hier wiederum sehr spezielle Telefone
zum Einsatz, denn diese Telefone konnten angerufen werden, oder aber man
konnte einen Anruf tätigen. Nachdem die
Verbindung stand,
funktionierte das Telefon ganz normal und es Unterschied sich nicht von
anderen Telefonen entlang der Strecke.
Diese
Telefone waren aber nicht wie die bisherigen und bekannten Telefone
aufgebaut, denn diese Telefone besitzen meist keine Wählscheibe. Das
Fahrpersonal der Züge benutzte das Telefon in erster Linie um
nachzufragen, warum ein Signal nicht auf Fahrt geht. Dazu musste nicht
lange der richtige Empfänger gesucht werden. Man nahm den Hörer in die
Hand und beim entsprechenden Empfänger klingelte es.
So war jedes Signaltelefon nur mit der Person verbunden, die
dieses Signal auch bediente. Das erlaubte eine schnelle korrekte
Verbindung, denn oft
mussten jetzt über dieses Telefon Befehle und Anweisungen übermittelt
werden. Der Lokführer stand daher am Signaltelefon und notierte dort einen
Befehl zur Vorbeifahrt an einem gestörten Signal. Bei begleiteten Zügen
übernahm das jedoch meistens der
Zugführer.
Die Kommunikation von
Bahnhof zum
Zug erfolgt mit einem normalen Klingelsignal. Dazu wurden an den Telefonen
Klingeln montiert, die recht laut klingeln. Schliesslich mussten diese
Signale auch im normalen Bahnbetrieb vom Lokführer gehört werden. Das
Signaltelefon war lange Zeit die einzige Möglichkeit, die ein Bahnhof
hatte, um einen Lokführer vor einem Signal zu erreichen und diesen über
Störungen zu informieren.
In Bereichen, wo keine lauten Klingeln montiert werden können,
werden spezielle Signale montiert. Dieses Telefonsignal leuchtet auf, wenn
das Signaltelefon klingelt. So weiss der Lokführer optisch, dass er am
Signaltelefon erwartet wird. Es kann aber auch sein, dass die
Verbindung erst
erstellt wird, wenn der Lokführer den Höher abnimmt. Wir haben daher eine
sehr einfache und gut funktionierende Telefonie erhalten.
Gerade in der Schweiz wurde das Telefonnetz der Bahnen immer
weiter entwickelt. Das war besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass
die damalige PTT das Monopol auf der Telefonie in der Schweiz hatte. Die
Eisenbahn, vor allem die schweizerischen Bundesbahnen SBB hatten aber ein
eigenes Telefonnetz. Eine
Verbindung der beiden
Telefonsysteme gab es jedoch nicht. So hatte die SBB viel kürzere Nummern,
als das in normalen Telefonnetzen möglich war.
Durch die Modernisierung der Bahntelefone änderte sich das. Die
Telefone der schweizerischen Bundesbahnen SBB wurden mit den üblichen
Telefonen kombiniert. Sie erkennen das sogar im Telefonbuch, also dem
Verzeichnis aller Anschlüsse. Suchen Sie dort die Nummer des
Bahnhofes.
Dort finden Sie dann eine Nummer, die Ihnen vertraut ist. Nur die Ziffern
sind komisch, denn Sie leben im Vorwahlbereich 041 und der Bahnhof hat
plötzlich die Vorwahl 051.
Genau genommen hat der
Bahnhof die
Vorwahl 0512, denn die Eisenbahn arbeitet mit sechsstelligen Nummern.
Rufen Sie eine solche Nummer an, dann bezahlen Sie nur den Ortstarif, denn
Sie rufen den nächsten Bahnhof an und erst dort den gewünschten Teilnehmer
bei der Eisenbahn. Die
Verbindung innerhalb
des Unternehmens erfolgt über das eigene Netz. Das bemerken Sie nicht,
denn diese Steuerung erfolgt durch die spezielle Vorwahl.
Das Handy:
Um bei den Eisenbahnen noch bessere
Verbindungen
zum
mobilen Personal zu erhalten, wurde das fahrende Personal mit
Mobiltelefonen ausgerüstet. Somit sind heute auch Informationen in
Echtzeit verfügbar und das Personal auf dem Zug kann ohne lange
nachzudenken die Nummer der entsprechenden Stelle wählen. Dazu benutzt es
die gleichen Nummern wie Sie bei Ihrem Heimanschluss.
Gerade
die Revolution der Mobiltelefone blieb vor den Eisenbahnen nicht stehen.
Jedoch genügten die im Handel erhältlichen Modelle
nicht für alle Einsatzzwecke der Eisenbahn. Man musste daher notgedrungen
zu speziellen Modellen greifen. Die teuren Anschaffungen beschränkte man
jedoch auf die betroffenen Bereiche. Die restlichen Handys entsprachen den
üblichen Modellen und sie nutzten auch die üblichen Netze.
Noch einfach zu lösen war die Kommunikation auf dem Zug. Dort
konnte man normale Telefone benutzen, die mit den speziellen zusätzlichen
Funktionen programmiert wurden. Dazu gehören spezielle SMS, die an
codierte Nummern gesendet werden und es so erlauben, über eine spezielle
Nummer erreicht zu werden. Diese spezielle Rufnummer entsprach der
Zugnummer
und einer definierten Abgabe zur Position. Man konnte sich anrufen, ohne
dass man die Nummern des anderen kannte.
Viel schwerer war jedoch die Lösung für die Mitarbeiter im
Gleisfeld.
Zwar gab es hier Modelle, die dem harten Einsatz gewachsen waren, sie
sollten aber eine zusätzliche Funktion bekommen. Das immer mehr alleine im
Gleisbereich arbeitende Personal sollte besser überwacht werden können.
Dabei war die Überwachung mit dem Handy jedoch aus gesundheitlicher Sicht
vorgesehen und nicht als Kontrolle.
Fällt der Mitarbeiter hin und steht nach einer gewissen Zeit nicht
mehr auf, senden diese speziellen Handy einen Alarm. Dieser Alarm fordert
die Meldestelle auf, das Gerät anzurufen und sich nach dem Zustand des
Mitarbeiters zu erkundigen. Wird der Anruf nicht angenommen, geht man von
einem medizinischen Notfall aus. So erreicht man einen möglichst optimalen
Schutz für alleine arbeitendes Personal im
Gleisfeld.
Mobiltelefone arbeiten mit so genannten GSM Netzen. Diese Netze
ermöglichen es, dass Ihr in Deutschland gekauftes Gerät auch in der
Schweiz funktioniert. Die Handys der Bahnangestellten arbeiten ebenfalls
auf diesen Netzen und haben zum Teil ganz normale Nummern. Sie können es
nicht an der Nummer erkennen. Das war aber nicht mehr ausreichend, denn
die Bahnen erkannten den Vorteil der drahtlosen Kommunikation. Es wurde
daher ein eigener GSM Standard definiert, der jedoch eigentlich für
Funk
genutzt wird.
Das Zugstelefon:
Bevor die Handys ihren Siegeszug angetreten haben, gab es bei den Bahnen
schon ein Telefon auf den Zügen. Man könnte hier natürlich von einem
mobilen Telefon sprechen, auch wenn das nicht stimmen würde. Dieses diente
der zuginternen Kommunikation zwischen
Zugführer
und Lokführer. Es handelt sich dabei um ein Telefon, das nur wenige
Teilnehmer zulässt. Rufnummern gibt es bei dieser Art der Telefonie auch
nicht.
Nicht bei allen Zügen ist die Zugstelefonie überhaupt möglich. Bei
einigen Zügen macht sie sicherlich auch keinen Sinn, denn wer soll die
Zugstelefonie bei einem
Güterzug
schon nutzen können? Gerade hier begehen wir aber bereits den ersten
Fehler, denn auch hier gibt es Züge, die über eine Zugstelefonie verfügen.
Bei
Reisezügen
ist die Zugstelefonie mittlerweile schon bald wieder überholt, wird aber
immer noch genutzt.
Für die Zugstelefonie muss die
UIC-Leitung verbunden sein. Diese Leitung ist ein Kabel mit mindestens
13Polen. Es ist durch die
UIC
genormt worden und kann somit mit allen Wagen aller beteiligten Bahnen
genutzt werden. So ist zum Beispiel gesichert, dass die Zugstelefonie auch
funktioniert, wenn im Zug ein Wagen der DB eingereiht ist. Dabei ist
jedoch die Zugstelefonie nur ein Teil der Informationen, die auf dem Kabel
übermittelt werden.
Die Zugstelefonie funktioniert eigentlich nur in eine Richtung.
Das heisst, das
Zugpersonal oder im
Fall des
Güterzuges
die Fahrgäste, können den Lokführer auf der ersten angeschlossenen
Lokomotive
erreichen. So können sie diesen nach Begebenheiten fragen, oder ihm
Unregelmässigkeiten am Zug melden. Umgekehrt funktioniert die
Zugstelefonie eigentlich auch, nur sind die entsprechenden Stellen im Zug
nicht dauernd besetzt.
Muss der Lokführer Kontakt mit dem
Zugführer
aufnehmen, dann macht er eine Durchsage im Zug. Vielleicht haben Sie die
Meldung „Zugführer bitte Lokführer anrufen“ schon einmal gehört.
So weiss der Zugführer, dass er eine Sprechstelle aufsuchen muss und den
Lokführer anrufen soll. So kann der Lokführer den Zugführer zum Beispiel
über Fahrgäste informieren, die lieber aussen am Zug, als im Wagen,
reisen.
Ist die
Lokomotive
zudem mit einem
Funkgerät ausgerüstet, können über das Zugstelefon auch
Verbindungen
mit der
Leitstelle
aufgebaut werden. Umgekehrt ist es der Leitstelle aber auch möglich,
Durchsagen in den Zug zu schalten. Damit verlassen wir nun aber das Gebiet
der eigentlichen Telefonie und kommen zu der Kommunikation mit
Funk. Eine
Lösung, die bei den Bahnen mit wenigen Ausnahmen, lange Zeit
vernachlässigt wurde.
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