Ölwehr |
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Wie in der Einleitung erwähnt, hatte man sich zu Beginn der Transporte von gefährlichen Gütern wenig bis gar keine Gedanken gemacht. So gesehen überrascht es eigentlich nicht, dass man auch bei Unfällen nicht speziell auf diese Stoffe achtete. Erst mit den Jahren kamen die Erfahrungen und damit das Verständnis, dass diese Stoffe schädlich für die Umwelt sind. So achtete man sich etwas besser, wenn ein Wagen mit Benzin angeschrieben war. Mit der Ölwehr hatte man von Seiten der Bahnen begonnen, diese gefährlichen Stoffe doch etwas spezieller zu behandeln. Der Name wählte man aus der Tatsache heraus, dass man der Meinung war, nur mit Erdölprodukten zu tun zu haben. Um weitere Stoffe wie Säuren oder Gifte, machte man sich keine Gedanken, diese gab es zwar schon, aber Säure wurde in speziellen Töpfen transportiert. Wenn so einer einmal brach, lief die Säure aus. Anfänglich war der Name damit gar nicht so falsch. Denn die Stoffe die im grossen Stil transportiert wurden, waren damals noch Mineralöle. Die Wagen, die diese Stoffe transportierten waren jedoch noch nicht speziell gekennzeichnet. Wen nein Wagen mit Benzin angeschrieben war, muss wohl dieser Stoff darin verladen sein. Die Ölwehr musste deshalb mit allerlei Ölen zu Recht kommen. An andere Produkte dachte niemand. Auch später gehörten diese Stoffe zu den meisten transportierten gefährlichen Gütern in der Schweiz. Daher erschien der Name so als korrekt und niemand störte sich daran. Auch Jahre nach Einführung spezieller Regeln für den Transport von gefährlichen Gütern, sprach man bei den Eisenbahnen von der Ölwehr. Damit war aber einmal Schluss und es entstand daraus die Chemiewehr. Am Grundkonzept änderte das aber wenig. Geschieht mit einem Zug ein chemischer Unfall, muss das gefährliche Gut eventuell wieder abgeführt werden. Ein defekter Kesselwagen muss entleert werden, wenn man nicht will, dass die Flüssigkeit darin weiter ausläuft oder gar bei der Bergung anfängt zu brennen. Zudem sind voll beladene Wagen schwer und können gar nicht geborgen werden. Die Flüssigkeit musste umgeladen werden. Nur, war das nicht so einfach, denn wie transportiert man diese Stoffe ab, wenn der Ort von der Strasse her nicht zugänglich ist? Am einfachsten geht das, wenn man die Stoffe in einen anderen Bahnwagen umladen könnte. Nur, dazu muss ein passender Wagen bereits in der Nähe sein. Wenn die Flüssigkeiten auslaufen, kann man nicht in halb Europa nach einem passenden Wagen Ausschau halten und diesen dann in Berlin oder sonst wo finden. Der Wagen muss schon näher zu finden und leer sein. Denn nur so geht das und spezielles Material benötigt man dazu auch noch, denn wie sonst gelangt die Flüssigkeit in den neuen Wagen. Genau daraus heraus entstanden die ersten Fahrzeuge der Ölwehr. Man benötigte einen Wagen als Ersatzfahrzeug und einen Wagen als Materialwagen. Nur, passende Fahrzeuge gab es nicht und man wollte, wie könnte es auch anders sein, für die Ölwehr nicht mehr Geld investieren, als unbedingt nötig. Die Ölwehr wird ja nie gebraucht und da lohnt es sich nicht, viel Geld in neue Fahrzeuge zu investieren. Die Ölwehr bestand daher anfänglich aus alten Wagen, die speziell für diesen Zweck abgestellt wurden. Diese konnte man schliesslich überall abstellen und so schnell mit dem Fahrzeug heran fahren. Die Wahl fiel auf alte Wagen, das man diese Fahrzeuge selten benötigte und so nicht neue Modelle an einen Standort binden wollte. Ähnlich ging man ja schon bei den Hilfswagen vor, so dass hier kaum ein Unterschied zu erkennen war. Anfänglich bestand die Ölwehr somit aus zwei Fahrzeugen. Die einerseits für den abzuführenden Stoff und andererseits für das Material bestimmt waren. So hatte man zwei Fahrzeuge, die unabhängig voneinander eingesetzt werden konnten. Die Lösung machte die Ölwehr sehr flexibel, denn war mehr Flüssigkeit vorhanden, arbeitete man mit einem zweiten Wagen für die Flüssigkeiten. Dieser konnte zugeführt werden, während man den ersten füllte. Der Wagen zur Aufnahme der Flüssigkeiten bestand aus einem zweiachsigen Kesselwagen, der von den bestehenden Fahrzeugen der Bauart Z abgezogen wurde. Diese Wagen waren schon für den Transport von solchen Stoffen ausgelegt worden und mussten nicht speziell angepasst werden. Meistens waren es Öltransportwagen, die aus dem regulären Betrieb herausgelöst wurden, weil man neue Modelle beschafft hatte. Daher wurde an diesem Wagen nicht viel verändert. Der Kessel als wichtigstes Teil war für die zu transportierenden Stoffe ausgelegt worden und musste nicht angepasst werden. Man dachte nicht daran, dass dieser Wagen auch andere Stoffe, als Mineralöle, transportieren sollte. Säure konnte nicht verladen werden, denn der Wagen war nicht speziell beschichtet worden. Es war normaler Stahl, der nicht behandelt wurde. Damit man ihn als Wagen der Ölwehr erkennen konnte, bekam er eine Farbe in rotbraun. Die Anschriften, die vielleicht noch an den früheren Einsatz erinnerten, wurden so auch gleich überdeckt. Die Tafel mit den Anschriften wurden Gelb und mit Ölwehr bezeichnet. Somit gab es an diesen Wagen keine Umbauten, sondern nur ein neuer Anstrich, der Kesselwagen für die Ölwehr war fertig und man war zufrieden damit. Beim Materialwagen griff man auf Wagen der Gattung G zurück. Diese Wagen waren früher unter der Bezeichnung K2 in vielen Zügen anzutreffen und stammten noch aus der Zeit der Privatbahnen. Sie wurden allmählich durch neuere, grössere Typen im Transport von Gütern abgelöst. Die alten Wagen standen daher zur Ausmusterung an. Daher konnte man mit diesen Fahrzeugen günstige Materialwagen für die Ölwehr herstellen. Auch beim Materialwagen musste man nicht lange nach Umbauten suchen, denn die gab es nicht. Im Inneren des Wagens wurden spezielle Halterungen für das Material eingebaut. Kleiderhaken nahmen die Spezialanzüge auf. Damit konnte man die Ordnung im Wagen leichter halten. Danke dem Holzboden und den Holzwänden waren diese Halterungen leicht zu montieren. Zudem entstanden auf Holz keine Funken, so dass im explosiven Bereich damit gearbeitet werden konnte. Auch der Materialwagen erhielt einen Anstrich in rotbraun und der Schriftzug im gelben Anschriftenfeld. Damit passte der Materialwagen bestens zum Kesselwagen. Somit hatte man einen kurzen Zug für die Ölwehr erhalten und bereits formiert. Spezielle Fahrzeuge für Säuren oder Gase sucht man daher hier vergebens. Diese Aufgaben hätten mit dem vorhandenen Wagen nicht übernommen werden können. Da man jedoch im Materialwagen, die benötigten Spezialanzüge, Pumpen und Leitungen fest verladen konnte, gewann man viel Zeit, denn man musste nicht einen Wagen suchen, diesen beladen und dann losfahren. Auch waren Bindemittel im Wagen vorhanden, die ausgelaufen Flüssigkeiten binden und so deren Gefahr mindern konnten. Die Ölwehr war fertig einsatzbereit und musste nur noch zugeführt werden. Man konnte den Zug an eine Lokomotive hängen und die Fahrt konnte beginnen. Ein zeitlicher Vorteil, der zum Schutz der Umwelt sicher vorteilhaft war und auch geschätzt wurde. Dank den kurzen Fahrzeugen fand der knapp 20 Meter lange Zug immer einen Standplatz. Die Lokomotiven, die verwendet wurden, stammten meistens aus dem Park der Hilfslokomotiven oder aus Traktoren auf Stationen. Elektrische Lokomotiven waren dabei selten. Die schweizerischen Bundesbahnen SBB richteten insgesamt 40 Züge so her. Diese wurden anschliessend an wichtigen Orten überall in der Schweiz stationiert. Dabei achtete man auf Orte, die an häufig befahrenen Strecken oder in Bereich von Depots zu finden waren. Die Depotinspektionen mit den Hilfswagen hatten somit auch eine Ölwehr erhalten und abgestellt. Dazu kamen aber auch andere Standorte. Diese Orte wählte man somit nicht zufällig, so dass die Ölwehr immer dort abgestellt wurde, wo sich zum Beispiel einer der neuen Lösch- und Rettungszüge, die wir noch kennen lernen werden, befand. Damit war die Ölwehr eng mit der Betriebswehr der SBB verbunden. Aber auch entlang der Strecken, wo diese Stoffe sehr häufig transportiert wurden, gab es in den grösseren Bahnhöfen einen Wagen der Ölwehr. Mit den Jahren begann man damit, die alten Materialwagen durch neuere Modelle zu ersetzten. Damit konnte der Zug der Ölwehr, der bisher mit 80 km/h überführt werden konnte, mit etwas höherer Geschwindigkeit überführt werden. Damit war die Ölwehr noch etwas schneller zu Stelle, was ein grosser Vorteil in diesen Situationen war. Die Einrichtung modernisierte man in diesem Zeitpunkt auch. So wurden die Züge der Ölwehr auf dem aktuellen Stand gehalten. Mit dem zunehmendem Transport von anderen Stoffen, wie Säuren oder aggressiven Flüssigkeiten, zeigte sich, dass die vorhandenen Kesselwagen einfach nicht mehr ausreichten. Gerade Säuren konnten nicht in normale Kesselwagen gefüllt werden. Die Wände dieser Wagen wären zerfressen worden und damit erneut ein Leck entstanden. Andere Stoffe reagierten mit dem Stahl, der dadurch zum Beispiel schnell zu rosten begann. Diese Wagen konnten daher nicht mehr alle Stoffe, die transportiert wurden, aufnehmen. Wenn Säuren umgeladen werden mussten, war der Wagen nicht mehr geeignet und es musste ein spezieller Wagen zugeführt werden. Daher musste man diesen Teil der Ölwehr nach einigen Jahren ebenfalls verbessern und so den Zug den neuen Begebenheiten anpassen. Gleichzeitig wurde aber auch das Konzept der Ölwehr neu überdacht, die speziellen Ausrüstungsteile wurden in den Lösch- und Rettungszügen oder bei Bedarf in den Hilfswagen integriert. Der Materialwagen war so leer geworden und konnte ersatzlos ausrangiert und abgebrochen werden. Es blieb daher nur noch der Kesselwagen für den Abtransport der gefährlichen Stoffe übrig. Daher liess man nun spezielle Kesselwagen bauen. Damit man wirklich einen für alle Zwecke passenden Wagen hatte, baute man neue Wagen. Diese hatten den Vorteil, dass die Wände des Kessels speziell beschichtet werden konnten. Diese vierachsigen Wagen konnten nun auch mehr Flüssigkeit aufnehmen und mehr Zeit zur Zuführung eines weiteren Wagens zur Verfügung zu stellen. Die Kessel dieser Wagen wurden aus Chromstahl, der sehr beständig gegen die meisten Stoffe ist, und der nicht rosten kann, aufgebaut. Daher war der Wagen im Grundaufbau schon für die meisten Stoffe geeignet. Dank einer zusätzlichen speziellen Beschichtung, war der Wagen auch für die aggressivsten Säuren geeignet. Damit hatte man einen neuen Wagen, der speziell für den Einsatz gebaut wurde. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass nur Flüssigkeiten mit dem Kesselwagen aufgenommen werden konnten. Die Ölwehr war also nie dazu ausgelegt worden, um feste oder gasförmige Stoffe aufnehmen zu können. Diese mussten speziell behandelt werden. Feste Stoffe konnten umgeladen werden, zudem versickerten sie nicht im Boden und konnten so das Grundwasser oder Flüsse verseuchen. Bei gasförmigen Stoffen war das Problem viel grösser, so dass die Ölwehr hier nichts ausrichten konnte, denn Gase verflüchtigen sich und vermengten sich mit der Luft. Daher konnte man bei austretenden Gasen nicht viel machen. Man musste darauf achten, dass man den Austritt stoppen konnte, aber in der Luft enthaltene Gase konnten nicht mehr eingefangen werden, die waren verflüchtigt und so stark verdünnt. In den Wagen enthaltene Gase konnten später in speziell zugeführte Wagen umgeladen werden. Das eilte auch nicht mehr. Daher beschränkte sich die Ölwehr auf die Stoffe, die schnell abgeführt werden mussten. Das waren Flüssigkeiten und für die war nun ein spezieller Wagen vorhanden, der ebenfalls in mehreren Exemplaren beschafft wurde und so die alten Ölwehren an ihren Standorten ersetzte. Auch die Dienste der SBB waren mit den gefährlichen Stoffen schnell überfordert. Hinzu kam, dass die staatlichen Organe damit begonnen hatten, spezielle Chemiewehren zur Abwehr von Unfällen mit gefährlichen Stoffen aufzubauen. Diese Chemiewehren waren mit Spezialisten versehen, die viel besser mit den gefährlichen Stoffen umzugehen wussten. Die Bahnen mussten sich nicht mehr um jeden Stoff und dessen Bekämpfung befassen. Damit wurde es aber wichtig, dass die Meldungen nach dem Unfall schnell und möglichst korrekt erfolgen. Daher wurde das Personal im Umgang mit gefährlichen Gütern geschult und mit speziellen Anzügen versehen. Damit konnten die Betriebswehren der schweizerischen Bundesbahnen bedrohte oder verletzte Personen aus dem Bereich der gefährlichen Stoffe bergen. Die Stoffe selber wurden durch die Chemiewehr behandelt. Den Lokführern der Güterzüge wurde zusätzlich mitgeteilt, wenn im Zug gefährliche Güter transportiert wurden. Zudem wurden diese Stoffe mit speziellen Symbolen gekennzeichnet. So konnten die Lokführer bei einem Vorfall gleich darauf hinweisen, dass chemische Produkte im Spiel sind. Die Chemiewehr konnte also viel schneller aufgeboten werden und wusste schon früh, um was für Stoffe es sich handelt. Die Kennzeichnungen und Hinweise, wollen wir uns jetzt auch noch ansehen, denn es kann nicht schaden, wenn auch Sie wissen, wie gefährliche Güter gekennzeichnet werden und wie Sie diese Symbole deuten können.
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