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Bei
Lokomotiven für den Einsatz auf Strecken erwartet
man ausführliche
Testfahrten,
aber bei
Rangierlokomotiven?
Hier sind doch keine grossen Anforderungen vorhanden und damit erübrigen
sich solche Fahrten. Dieser allgemeinen Meinung kann ich in keinem Punkt
zustimmen. Auch wenn solche Maschinen nicht die grossen Sprinter sind,
haben sie Bedingungen zu erfüllen und diese müssen nach der Ablieferung
geprüft werden.
Dazu wurden Züge des
Güterverkehrs
benutzt und daher wurde die
Lokomotive wohl von nicht vielen Leuten
wahrgenommen. Es war eine
Rangierlokomotive
und die beachtet man nicht. Dass bis zu diesem Tag bereits erste Tests stattgefunden haben, weiss auch niemand. Die Einleitung der Kräfte in den Kasten und andere mechanische Punkte mussten vor der Überführung kontrolliert wer-den. Nur so lohnte es sich, wenn der Elektriker
mit seiner Arbeit begann. Ein Punkt, der immer wieder vergessen wird und
der leider nur im Stillstand und in den Hallen des Herstellers
staatfindet. Daher sieht man diese Tests schlicht nicht. Bei der hier vorgestellten
Lokomotive konnte man hier bereits auf ausführliche
Kontrollen verzichten. Viele der vorhandenen mechanischen Merkmale
stammten von der
Diesellokomotive
Em 3/3. So wusste man, dass dieser
Teil funktionieren musste und der berühmte Ball wurde damit sehr schnell
dem Elektriker zugeworfen. Dieser befand sich jedoch am anderen Ende des
Landes und so konnte die neue Maschine auf der
Überführung
erkannt werden. Sie müssen wissen, dass diese
Überführungen
meistens unmittelbar hinter der
Zuglokomotive
eingereiht wurden und dass sie nicht sonderlich getarnt waren. War der
Kasten mit dem Dach verschlossen, wurde nicht mal eine Abdeckung
vorgesehen. Was jedoch bei
Lokomotiven mit
Drehgestellen
oft der Fall war, dass diese noch nicht montiert wurden. Hier war jedoch
das
Laufwerk
fertig montiert und die
Achsen
drehten leer mit.
Auch der Elektriker machte vor der
Auslieferung einige Tests. Schliesslich will man wissen, dass die Technik
grundsätzlich funktioniert. Das Problem da-bei war jedoch, dass im Werk
des Herstellers nicht alle möglichen
Spannungen
verfügbar waren. Daher konnte man auch in Fachkreisen sicherlich gespannt
auf die anstehenden Fahrten zur
Inbetriebsetzung
warten. Nur wann das sein würde, lag in der Hand des Herstellers. Am 10. Januar 1962 wurde schliesslich mit
der Ee 3/3 IV Nummer 16 551 die erste Maschine dieser Serie abgeliefert.
Auf den Betrachter mochte die neue
Lokomotive nicht so beeindruckend wirken, denn die
Technik, welche aus dieser Maschine eine Sensation machte, war unter dem
Kasten verborgen. Nur wer genau hinsah, erkannte, dass auf dem riesigen
Dach zwei
Hauptschalter
montiert wurden. Doch das war es auch schon. Nur kurz nach der Auslieferung ging es
damit auf die ersten
Probefahrten.
Diese wurden im Raum Genève ausgeführt, so dass man schnell wieder beim
Hersteller vorfahren konnte, sollte etwas nicht funktionieren. Ein Punkt,
der eigentlich immer so ausgeführt wurde, jedoch im Lauf der Zeit wurden
immer grössere Ausflüge gemacht. Bei der hier vorgestellten Baureihe waren
diese jedoch beschränkt, da es sich ja um eine
Rangierlokomotive
handelte. Lange sollte der Betrachter nicht auf das erste Wun-der warten. Nach den ersten Gehversuchen unter Wechselstrom mit 15 000 Volt und 16 2/3 Hertz ging es im Bahnhof Genève gleich auf die andere Seite der Systemschutzstrecke. Dort kam dann für die Techniker die Stunde
der Wahrheit. Während man in der
Lokomotive bei Fahrt-beginn die Gewissheit hatte,
stellten die Betrachter fest, dass damit unter zwei Systemen gefahren
wer-den konnte. Natürlich war eine Rangierlokomotive für zwei Stromsysteme in der Schweiz keine besondere Neu-heit, denn in Basel verkehrten bekanntlich bereits die Ee 3/3 II und zeigten gute Ergebnisse. Daher war es eigentlich nicht besonders,
dass auch eine Variante für
Gleichstrom
gebaut wurde. Nur wer die Typenbezeichnung sah, fragte sich, für was wohl
dieser Zusatz IV sein soll, denn bisher wurden damit auch einzelne
Baureihen unterschieden. Die
Spannungen
von 15 000
Volt
und 16 2/3
Hertz,
sowie
Gleichstrom
mit 1 500 Volt waren die wichtigsten Tests. So ging es beim heimischen
System um die
Leistung
der
Lokomotive. Sie musste sich daher mit den
vorhandenen Baureihen messen und so zeigen, was sie konnte. Unter
Gleichspannung
war die Konkurrenz noch mit Dampf betrieben und da waren so oder so
unterschiedlich lange Spiesse vorhanden. Aber auch hier sollten gute
Ergebnisse erzielt werden. Man durfte schlicht behaupten, die neue
Rangierlokomotive
funktionierte von der ersten Stunde an ohne grosse Probleme. Klar waren
kleinere Blessuren zu behandeln, aber es wurde nicht vermerkt, dass ein
totaler Ausfall verzeichnet werden konnte. Für eine so komplizierte
Technik war das ein gutes Zeugnis für den Hersteller. Jedoch waren längst
noch nicht alle Systeme geprüft und eine
Viersystemlokomotive
muss mehr als zwei Systeme beherrschen. Mit etwas mehr Mut und Selbstvertrauen, wagten ich die Fachleute auch an längere Ausflüge. Noch blieb man in der erweiterten Umgeb-ung, denn das Ziel der Fahrt war der Bahnhof von Vallorbe. Auch wenn das für uns keine weite Reise
ist, für eine Maschine im
Rangierdienst
war das schon die grosse weite Welt und auch hier er-wartete niemand
umfangreiche Fahrten auf der Strecke. Jedoch musste der Weg sein. Das in Vallorbe durchgeführte Prüfprogramm der Lokomotive um-fasste in erster Linie den Wechsel vom einheimischen System auf den französischen Wechselstrom von 25 000 Volt und 50 Hertz. Erst jetzt konnte der
Transformator
seine volle
Leistung
bringen, wobei hier die Konstrukteure darauf geachtet haben, dass die
Fahr-motoren
die Leistung bestimmen. Daher wurden auch mit diesem System die gleichen
Lasten befördert. Für den Betrachter mussten die Fahrten wohl die Augen geöffnet haben. Die dank der an eine Phasenanschnittsteuerung von heute erinnernde Beschleunigung war gigantisch. Dann kam die Schutzstrecke und weiter ging die Reise. Auch jetzt konnte die Lokomotive zeigen, was sie in der Lage war zu leisten. Ab all der Bewunderung, merkten auch die Tester nicht, wie oft das Stromsystem gewechselt wurde. Da nun auch mehr Maschinen dieser Baureihe
ausgeliefert wurden, kamen diese in den Einsatz, während immer noch
Versuche durchgeführt wurden. Versuche, die jedoch schnell weitestgehend
abgeschlossen werden konnten. So zeigten die ersten Modelle täglich, wie
von Wechsel- und
Gleichstrom
und von Gleich- auf
Wechselstrom
umgeschaltet wurde. Nur, es war keine
Lokomotive für drei Systeme und daher konnten die
Arbeiten nicht abgeschlossen werden. Eigentlich fehlte nur noch ein
Stromsystem.
Doch die Erprobung des Systems von 3000
Volt
Gleichstrom
war schlicht noch nicht möglich, da in Chiasso die
Fahrleitung
von Italien
noch fehlte, nach Luino gab es nicht mal eine solche im eigenen Land und
in Domodossola sah es auch nicht viel besser aus. Also musste hier
zugewartet werden. Anhand der ersten Erfahrungen konnte aber davon
ausgegangen werden, dass die
Lokomotive auch damit funktionierte. Wenn wir uns an den Aufbau erinnern, dann wissen wir, dass der Unterschied zwischen 3 000 und 1 500 Volt nur darin lag, dass die Schaltung der Baugrup-pen verändert wurde. Eine einfache Umschalteinrichtung, die
diese aus-führte oder nicht. Der Rest, wie die Steuerung der
Schütze
und die
Anfahrwiderstände
waren jedoch genau gleich belastet. Daher konnte man hier sicher-lich
etwas zuwarten und auch auf Tests verzichten. Die Erbauer mussten hier wirklich sehr gute Arbeit gleistet haben. Bis auf wenige Hinweise zu den Orten, wo die Systeme geprüft wurden, gab es kaum Hinweise. Jedoch kann gesagt werden, dass die
Versuche mit dem mechanischen Teil natürlich schon bei der Bau-reihe
Em 3/3 gemacht wurden und so hier
nicht voll-umfänglich zu wiederholen waren. Das führte auch zu einer
überraschend kurzen
Inbetriebsetzung
der neuen Baureihe. So gelangten die ersten Lokomotiven dieser Reihe in Genève in den Rangierdienst und man wartete auf die bereitstehende Fahrleitung im fernen Chiasso. Erst als dort auch unter
Gleichstrom
gefahren wer-den konnte, verschob sich die erste Maschine in die
Südschweiz. Dort konnten nun auch die ersten Gehversuche unter einer
Spannung von 3 000
Volt
Gleichstrom gemacht werden. Wie erwartet ohne grössere Probleme. Die so ihre ersten Gehversuche machende
Lokomotive mit vier unterschiedlichen
Stromsystemen
war eine Sensation, die in der Fachpresse doch für reichlich Aufsehen
sorgte. Doch wie so oft blieb die neue
Rangierlokomotive
auch hier im Schatten der grossen Züge und mit dem
RAe TEE II kam nur kurze
Zeit später die zweite Baureihe für vier Stromsysteme. Wer dann von den
Fachleuten beachtet wurde, war klar und die Rangierlokomotive machte nur
ihre Arbeit. Einem Einsatz der neuen
Lokomotive stand daher nichts mehr im Weg. Von den
zehn bestellten Maschinen sollten deren sechs in Genève und die restlichen
vier in Chiasso eingesetzt werden. Für den Unterhalt wurde die
Hauptwerkstätte
in Yverdon beauftragt. Den mechanischen Teil konnte jedoch auch in der
Hauptwerkstätte von Biel ausgeführt werden, denn die neue elektrische
Lokomotive konnte nicht verleugnen, dass sie nahe verwandt mit der Reihe
Em 3/3 war.
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