Versuchsträger Ee 933 |
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Nachdem sich die Baureihe Ee 3/3 IV
zusammen mit dem
Triebzug
RAe TEE II international
einen Platz verdient hatten, wurde es in vielen Ländern wieder ruhiger um
Triebfahrzeuge
für mehrere Systeme. Das Problem bei diesen Lösungen lag dabei meistens
beim Gewicht. Entweder wurde das Fahrzeug zu schwer, oder aber die
Leistung
zu gering. Ein Punkt, der sich erst mit der aufkommenden
Umrichtertechnik
besserte. Trotzdem blieb das Problem beim Gewicht weiter-hin bestehen. Lokomotiven mit mehreren Systemen wurden einfach immer noch zu schwer. Als Bei-spiel eine moderne Lokomotive wie die Re 475 der BLS AG. Diese fast 90 Tonnen schwere vierachsige
Loko-motive
sollte bei gleicher
Leistung
für einen frei-zügigen Einsatz um bis zu zehn Tonnen leichter werden. Das
ging jedoch mit der aktuellen Technik nicht so leicht. Viel Gewicht konnte jedoch eingespart
werden, wenn der
Transformator
leichter wurde. Wollte man dabei die
Leistung
nicht reduzieren, musste anders abgespeckt werden und das ging nur, wenn
das Eisen im Transformator reduziert werden konnte. Um bei einer solchen
Reduktion einen gleichen magnetischen Fluss zu ermöglichen musste die
Frequenz
erhöht werden. Nur konnten die vielen Anlagen mit 16,7
Hertz
schlicht nicht umgestellt werden. Hätte man die
Frequenz
jedoch nur auf 50
Hertz
erhöht, wäre der Effekt immer noch zu schwach gewesen, damit eine grosse
Ersparnis beim Gewicht des
Transformators
erzielt werden konnte. Um diese Idee wirklich wirksam umsetzen zu können,
mussten die Frequenzen in den Bereich von Kilohertz erhöht werden. Dabei
sollen aber auch die hohen
Leistungen
möglich sein. Ein Ansatz der bisher kaum verwirklicht werden konnte. Die Schweizer Industrie suchte
diesbezüglich nach Lösungen, die anfänglich in den Laboren erprobt wurden.
Um eine Reife für eine Serie zu erreichen, musste man einmal das Labor
verlassen und zur praktischen Erprobung übergeben. Dazu wurde jedoch ein
Versuchsträger
benötigt. Eine von der
Leistung
her passende
Lokomotive
sollte es sein und so gelangte man mit dem entsprechenden Anliegen an die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Dieser Schritt mag in Anbetracht der immer
international operierender Konzerne überraschen. Jedoch hatte die Firma
ihre Labore in der Schweiz und da will man beim Feldversuch nicht um die
halbe Welt reisen. Man wollte die Sache vor der eigenen Haustüre erproben
und da war die
Staatsbahn
der Schweiz sicherlich der richtige Ansprechpartner. Man sollte sich bei
der Industrie auch nicht irren, denn in Bern war man für diese Idee
aufgeschlossen. Ende 2010 wurde die Lokomotive Ee 934 mit der Nummer 934 560-4 aus dem regulären Betrieb genommen. Man konnte auf die Loko-motive verzichten, weil neue Modelle mit Dieselmotor beschafft wur-den. Diese besassen wirksame
Partikelfilter
und konnten daher auch im Be-reich der
Bahnhöfe
verwendet werden. Trotzdem Einsätze für die Reihe Ee 934 gab es immer
noch, so dass damit nicht die
Ausrangier-ung
eingeleitet wurde. Die für den Versuch durch die Industrie vorgesehene Maschine wurde anschliessend im Industriewerk Biel entsprechend vorbereitet und dabei auch neu gespritzt. Biel hatte die Maschinen im Unterhalt, da sie mit der Reihe Em 3/3 verwandt war. Dabei kamen nun auch grosse weisse Flächen
zur Anwendung. Damit sollte in erster Linie der
Versuchsträger
deutlich erkennbar sein. So sollten Verwechslungen mit den weiterhin
verkehrenden Maschinen reduziert werden. Auch die neue Typenbezeichnung Ee 933 des
Versuchsträgers
wurde dabei bereits angebracht. Damit war eigentlich anhand der
Bezeichnung schon zu erkennen, dass nicht alle Systeme angeboten werden
sollten. Mit der Nummer konnte die noch nicht funktionsfähige Maschine
jedoch geschleppt nach Genève überführt werden. Dort verschwand sie im
entsprechenden Werk der Industrie um die elektrische Ausrüstung zu
komplettieren. Sehen wir uns diesen Umbau kurz an. Dabei
blicken wir den Monteuren bei der Arbeit über die Schultern. Doch vorher
sollten wir uns ein paar Gedanken zu den Ideen der Ingenieure machen, denn
diese waren auch nicht so schlecht. Kerngedanke war, dass das Gewicht von
Transformatoren
deutlich gesenkt werden sollte. Die Vorteile sah man bei der Industrie an
mehreren Punkten. Jedoch war sicherlich das hohe Gewicht der herkömmlichen
Modelle ein sehr wichtiger Punkt. Bisherige Lokomotiven und Triebwagen für Wechselstrom hatten immer einen schweren Transformator bekommen. Dieses grosse Bauteil bestimmte neben der Bauform des Fahrzeuges auch dessen Gewichtsverteilung und beschränk-te früher sogar die Leistung des Triebfahrzeuges. Wir wollen uns dabei an die ersten
elektrischen
Lokomo-tiven
der Schweiz erinnern, die meist um den
Transfor-mator
herum aufgebaut wurden. Als Beispiel kann hier sicherlich die Baureihe Ce 6/8 II aufgeführt werden. Der Kasten dieser Lokomotiven enthielt neben den beiden schmalen Führerständen und den zwei Stufenschalter lediglich den grossen und nahezu den gesam-ten Bereich des Kastens einnehmenden Transformator. Alle anderen wichtigen Bauteile wurden in
die kleinen und schmalen
Vorbauten
verschoben. So deutlich aufgezeigt, welches Teil wirklich gross und schwer
war, hatte kaum ein Fahrzeug. Hinzu kommt, dass wegen der niederen
Frequenz
von 16.7
Hertz
sehr viel Eisen im eigentlichen Kern verwendet werden musste. Dieses Eisen
wurde benötigt um die magnetischen Felder zur erforderlichen Induktion zu
bekommen. Dadurch wurden galvanisch getrennte
Trenntransformatoren
möglich. Jedoch blieb das Bauteil sehr schwer. Hier soll an die Reihe
Re 6/6 erinnert werden, die
zwei
Transformatoren
bekommen hatte, um das Gewicht besser zu verteilen. Mit höherer
Frequenz
könnte man diesen Anteil Metall zusätzlich reduzieren und so Gewicht
sparen. Je höher diese Frequenz angesetzt wurde, desto geringer war das
Gewicht. Mit Hilfe der modernen Technik sollte daher die Frequenz der
Fahrleitung
deutlich erhöht werden. Erst anschliessend sollte die
Spannung
reduziert und so an die Motoren angepasst werden. Ein einfacher
Wechselrichter
könnte so jede gewünschte Spannung erzeugen. Dadurch wäre es bei Triebzügen möglich, viel höhere Leistungen einzu-bauen und dabei erst noch deutlich leichtere Züge zu bauen. Bei
Lokomotiven
wäre der Nutzen geringer, da man dort bereits an der Grenzleistung
angekommen war. Aber grosse Vorteile mit höheren
Frequenzen
im
Transformator
sah man bei
Triebwagen.
Besonders Interessant war die Idee bei hohen Geschwindigkeiten, da dort
nur reduzierte
Achslasten
zugelassen waren. Die ABB führte daher auf der so
vorbereiteten Maschine einen Versuch mit einem neuartigen «Power
elektronic traction transformator» durch. Dieser kurz als PETT bezeichnete
Transformator
arbeitete mit viel höherer
Frequenz
und erlaubte so die gewünschte massive Reduktion des Gewichtes. Durch den
elektronischen Aufbau dieses Transformators wandelte er, neben der
Reduktion der
Spannung,
auch den
Wechselstrom
in
Gleichstrom
um. Dieser
Gleichstrom
wurde bei der
Lokomotive
Ee 933 direkt den
Fahrmotoren
zugeführt. Bei moderneren Lokomotiven, oder
Triebwagen
sollte der PETT direkt den
Wechselrichter
speisen. Das ergäbe eine zusätzliche Reduktion, da auch auf die bisher
benötigten Vierquadratensteller und auf den
Zwischenkreis
verzichtet werden könnte. Man wollte daher gleich an mehreren Stellen an
das Problem herantreten und so eine leichte Lösung finden. Die Folgen wären klar, denn das Fahrzeug
könnte so viel leichter gebaut werden, was die Erhöhung der
Leistung
bei gleichbleibendem Gewicht erlauben würde. Die
Lokomotive
mit Grenzleistung wäre auch in der Lage schwache
Oberbauten
zu befahren und
Triebzüge
würden bei der Leistung diesen Lokomotiven in nichts nachstehen. Das
geringere Gewicht hatte auch den Vorteil, dass auch etwas mehr
Anhängelast
mitgeführt werden könnte. Dies muss ich etwas näher erklären. Eine Lokomotive befördert ihr Gewicht und jenes der Anhängelast. Dabei setzen wir für das Triebfahrzeug 90 Tonnen ein und die Last des Zuges bei 990 Tonnen. Würde die Maschine nun zehn Tonnen leichter, würde bei gleicher Leistung eine Anhängelast von 1000 Tonnen mög-lich. Nicht viel, aber das konnte bereits
aus-reichen um auf eine zweie
Lokomotive
zu verzichten und so Kosten zu sparen. Beim Versuchsträger, also der ehema-ligen Ee 934 560-4 verzichtete man je-doch aus Kostengründen auf die Her-richtung des PETT für eine Spannung von 25 000 Volt und 50 Hertz. Technisch wäre das jedoch auch möglich
gewesen. Jedoch wurden die
Lokomo-tiven
dieser Baureihe gar nicht mit die-sem System verwendet, denn dort waren
neue Lokomotiven mit zwei
Frequenzen
im Einsatz. Auswirkungen hatte das auch auf die Bezeichnung, daher Ee 933. Daher verlor diese
Lokomotive
das fran-zösische
Stromsystem
von 25000
Volt
und 50
Hertz.
Klar mag das mit den damaligen Lösungen als logisch erscheinen, jedoch war
längst vorgesehen, die Strecke, welche aus Frankreich nach Genève kommt,
gerade mit diesem System zu versehen. Es war daher mehr oder weniger klar,
dass der
Versuchsträger
nach Abschluss der Versuche nicht mehr in den regulären Betrieb kommen
sollte. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass der
Versuchsträger
mit der neuen Nummer nach den Normen der
TSI
bezeichnet wurde. Daher lautete die korrekte Nummer 97 85 1 933 001-0
CH-SBB. Einen langfristigen
Betriebseinsatz sollte es jedoch nicht geben, da die Versuche beendet
werden konnten und es daher absehbar war, dass die alt gewordene
Lokomotive
ausgemustert werden würde. Doch genau deswegen war die ehemalige Ee 3/3 IV
ideal dafür.
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