Betriebseinsatz Teil 1 |
|||
Navigation durch das Thema | |||
Eigentlich könnte man den Betriebseinsatz
der Baureihe Ee 3/3 IV schnell beschreiben. Die Maschinen Xy wurden in
Chiasso stationiert und die
Lokomotiven Yx in Genève. Nur würde man damit etwas
gar ungenau, denn es gab immer wieder Punkte, die verändert wurden. Daher
ist es auch hier wichtig, dass wir uns mit dem Einsatz befassen, und der
begann eigentlich mit Auslieferung der ersten Lokomotive am 10. Januar
1962. Diese erste ausgelieferte Lokomotive wurde anschliessend mit den weiteren fünf folgenden Maschinen in Genève stationiert. Einerseits war so der Weg zum Hersteller kurz, andererseits wurden diese Maschinen dort dringend benötigt. Immer weniger akzeptierte die Bevölkerung
der Stadt die alten Dampflokomotiven mitten in den Quartieren. Man kann
damit be-ruhigt sagen, dass zwischen dem 10. Januar 1962 und dem 03. Mai
1962 die Cholis in Genève abgelöst wurden. Am 22. Mai 1962 bekam dann das Tessin mit der Nummer 16 557 end-lich seine erste Lokomotive dieses Typs. Sie wurde der Depotin-spektion Bellinzona zugeteilt, da Chiasso ein Nebendepot davon war. Vorerst kam die neue Maschine jedoch in
Bellinzona zum Einsatz. Der Grund war einfach, denn in Chiasso waren die
Arbeiten an der italienischen
Fahrleitung
noch nicht vollständig abgeschlossen und so konnten dort die
Dampfmaschinen
nicht abgelöst werden. Diese
Lokomotive wurde bis am 04. Juli 1963 mit drei
weiteren Lokomotiven ergänzt. Alle vier Maschinen wurden nun in Bellinzona
und neu auch Lugano eingesetzt. Zudem begann die Schulung des in Chiasso
stationierten Personals, denn lange sollte diese Zuteilung nicht bestehen
bleiben. In Chiasso neigten sich die erforderlichen Arbeiten langsam dem
Ende zu und dann würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der
Marschbefehl ausgestellt würde. Wir müssen bedenken, auch wenn die
Hauptgeleise
längst mit
Fahrleitung
versehen waren, die Anlagen besassen viele
Nebengeleise
und diese wurden anfänglich kaum mit Fahrleitung versehen. Insbesondere
galt das für die nur aus dem italienischen Netz aus erreichbaren
Abstellgruppen. Dort mussten zuerst Fahrleitung montiert werden, denn
sonst sah das neue Wunderding schnell sehr alt aus. Nur ein Choli konnte
dann noch helfen. Auf Ende 1963 wurden die vier Lokomotiven letzt-lich nach Chiasso verschoben. Dort lösten die neuen Rangiermaschinen die alten Dampflokomotiven der Baureihe C 5/6 ab. Damit konnte dort endlich wirtschaftlich
gearbeitet werden, denn die schwere Maschine für
Güterzüge
war gerade im
Personenbahnhof
nicht besonders handlich, da sie wegen dem
Tender
recht unüber-sichtlich war. Zudem war der Verbrauch bei der
Kohle
sehr hoch. Trotzdem war weder in Genève noch in Chiasso an ein Ende des Dampfbetriebes zu denken. Zwar konn-te der Einsatz der alten Modelle verringert werden, aber ganz verschwunden waren sie nicht. Somit waren die zehn Lokomotiven in der Schweiz verteilt worden und das blieb im Lauf der nächsten 30 Jahre auch so. Speziell dabei war eigentlich nur, dass die Spannung von 25 000 Volt und die Frequenz von 50 Hertz gar nie benötigt wurde. Eigentlich wurden diese Maschinen auch nur
bei den notwendigen Funktionstests kurz einmal damit ein-geschaltet. Auch
sonst, standen entweder 3000 oder 1500
Volt
Gleichstrom
auf dem Programm. Am 4. Juli 1963 wurde die letzte
Lokomotive dieser Baureihe ins Tessin geliefert. Es
war die einzige Lokomotive, die im Jahre 1963 ausgeliefert wurde. Dabei
kam es zwischen der zweitletzten und letzten Lokomotive zu einem
Stillstand bei der Lieferung von genau zehn Monaten, wurde doch die Nummer
16 559 bereits am 5. September 1962 übernommen. Dabei war aber bereits
klar, dass es kaum zu einer weiteren Serie kommen würde. Bedenken Sie, die letzte ausgelieferte
Maschine kam so knapp, dass damit kaum ein langer Einsatz in Bellinzona
vorgesehen werden konnte. Etwas krass ausgedrückt, brachte die letzte
ausgelieferte Maschine auch gleich den Marschbefehl mit, denn nun ging es
für alle vier
Lokomotiven im Tessin auf die Reise. Das Ziel sollte
der
Bahnhof
von Chiasso sein. Damit kamen sie erstmals an diesem
Einfahrsignal vorbei, dieses sollte kaum mehr so gesehen
werden. Sehen wir uns die Dienste der Baureihe Ee 3/3 IV etwas genauer an. Dabei wähle ich das Jahr 1970. Es hätte aber auch ein späteres sein können. Die in Genève stationierten Maschinen mit den Nummern 16 551 bis 16 556 wurden in vier Dienstplänen eingesetzt. Zwei weitere
Lokomotiven dienten zudem als Reserve für die
Ran-gierdienste,
aber auch für allfällige Noteinsätze auf der Strecke nach La Plaine. Zwei Lokomotiven verrichteten Rangierdienst im Bahnhof Cornavin. Sie waren dort damit beschäftigt Fahrzeuge zwischen den beiden Systemen zu verschieben. Die Verschiebungen der Fahrzeuge nach dem
Rangierbahnhof
La Prail-le und in die
Anschlussgleise
wurde jedoch durch den dritten Dienst dieser Baureihe gedeckt. Die vierte
verplante
Lokomotive Ee 3/3 IV in Genève leistete
Ablösungen
und übernahm Kurzleistungen. Speziell waren die beiden Reserven, die
auch zu grösseren Ausfahrten kommen konnten. Da die Strecke von Genève
nach La Plaine in der Nähe der Grenze zu Frankreich zum Streckennetz der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB gehörte, hatten diese den
Regionalverkehr
zu stellen. Das mag viele Leser überraschen, aber es war so, die Strecke
auf dem Gebiet der Schweiz gehörte klar der dortigen
Staatsbahn. Wegen den Zügen aus Frankreich war die
Fahrleitung
bis in den
Bahnhof
Cornavin für 1 500
Volt
Gleichstrom
ausgelegt worden. Das war besonders bei den
Güterzügen
nach La Praille wichtig, den wer will schon kur vor dem Ziel eine
Lokomotive wechseln. Die entsprechenden Modelle für
die Fahrt mit 15 000 Volt, kamen allesamt aus dem Netz mit
Wechselstrom.
Frankreich hätte daher noch mehr Exoten benötigt, daher passte man die
Spannung
Frankreich an. In der Regel verkehrten dort die beiden Triebwagen der Baureihe BDe 4/4 II mit einem Zwischen- und Steuer-wagen. Bei diesen Modellen handelte es sich um rein für Gleichstrom ausgelegte Exoten. Weilte einer davon in der
Revision,
und fiel der zweite
Triebwagen
wegen einem Defekt aus, war der
Regionalverkehr
nach La Plaine nicht mehr möglich. Triebwagen aus der restlichen Schweiz
passten schlicht nicht mehr zur Strecke. In diesem Fall kam eigentlich die grosse
Stunde der neuen aus einer
Diesellokomotive
umgebauten für drei Systeme ausgelegten
Lokomotive Ae 4/6 III. Das Problem bei diesem Exoten
war, dass er mehr schlecht als recht funktionierte. Daher stand er nicht
zur Verfügung, besonders dann, wenn der
Nahgüterzug
noch bespannt werden musste. In diesem Fall sollten die beiden als Reserve
vorgehaltenen Ee 3/3 IV eingesetzt werden. So formierte das findige Personal in Genève
einen Zug bestehend aus einen Güter- und zwei
Leichtstahlwagen.
Wobei einer davon auch noch ein Abteil der ersten
Wagenklasse
führte. An beiden Enden wurde wegen der Anlage in La Plaine eine
Lokomotive der Reihe Ee 3/3 IV gespannt und fertig
war der Ersatz für den
Triebwagen
BDe 4/4 der in Ruhe repariert werden konnte. Das erfolgte im
Depot,
welches jedoch eine
Fahrleitung
mit
Wechselstrom
hatte. Möglich war dieser Einsatz nur, weil die
Strecke bis La Plaine und somit bis zur Grenze zu Frankreich mit einer
Fahrleitung
nach Normen der Schweizerischen Bundesbahnen SBB ausgerüstet wurde. Dabei
stimmte das Zickzack und der erlaubte Anpressdruck mit jenen Fahrleitungen
im Rest der Schweiz überein. Speziell war daher nur die Einspeisung mit
Gleichstrom.
Die Ee 3/3 IV konnte deshalb auf der Strecke mit ihrem
Stromabnehmer
verkehren. Dabei war wohl kaum von einem rationellen Regio-nalverkehr zu sprechen, rumpelte die Lokomotive doch mit 60 km/h in der Welt herum. Ja, man musste sie sogar mit einer weiteren Maschine mit Lokführer ergänzen, da kein Pendelzug gebildet werden konnte. Die
Lokomotive war daher nicht in der Lage die
vorgegebenen
Fahrzeiten
der
Triebwagen
einzuhal-ten. Daher versuchte man in Genève nach Möglich-keit
Diesellokomotiven
der Baureihe
Bm 4/4 zu ver-wenden. Da weder die Lokomotive der Reihe Ee 3/3 IV, noch die Diesellokomotiven der Schweizerischen Bundes-bahnen SBB mit einer Zugsammelschiene ausge-rüstet wurden, konnten die Wagen bei diesen Not-fallzügen auch nicht geheizt werden. Zudem waren die verwendeten
Reisezugwagen
auch nicht in der Lage eine
Spannung
von 1500
Volt
zu vertragen. Selbst der eingereihte
Güterwagen
besass keine
Heizleitung,
da diese Modelle anderweitig besser eingesetzt werden konnten. Was in den warmen Monaten problemlos
möglich war, wurde im Winter zu einer Herausforderung für die Fahrgäste,
die den Mantel anbehalten konnten und immer noch nicht warm hatten. Sie
müssen bedenken, dass die Kleider der Leute so ausgelegt waren, wenn man
sich zu Fuss bewegte und dabei der Körper selbst etwas Wärme erzeugte.
Sass man jedoch im Zug kroch die Kälte in die Kleider und das grosse
Schlottern ging los. Als man sich bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB endlich von der ungeliebten und störungsanfälligen
Lokomotive Ae 4/6 III verabschieden konnte, konnte
man auch bei diesem Notfallzug die Wagen im Winter beheizen. Dazu wurde
die Ausrüstung für
Gleichstrom
im
Leichtstahlwagen
mit der Nummer 50 85 27-30 500 – 9 eingebaut. Damit konnte mit diesem
Wagen für die zweite
Wagenklasse
der Zug mit einer
Spannung
von 1 500
Volt
geheizt werden. Damit wurde es im Zug warm, jedoch konnte dieser Wagen nur mit einem weiteren Leichtstahlwagen für die zweite Wagenklasse verwendet werden. Es handelte sich um die einzigen beiden für 1 500 Volt Heizspannung ausgelegten Leichtstahlwagen im Bestand der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Geblieben waren jedoch die langsamen
Lokomoti-ven, denn Mangelware waren die
Diesellokomotiven
und nicht die Reihe Ee 3/3 IV. Anders sah die Situation in Chiasso aus. Dort hatte man mit den Nummern 16 557 bis 16 560 die rest-lichen vier vorhandenen Maschinen dieser Baureihe. Mehr sollte es nicht mehr geben, denn bereits 1972 wurde beschlossen, dass mit Ausnahme der schwe-ren Verschubmaschinen keine neuen elektrischen Rangierlokomotiven mehr beschafft werden sollten. Damit war man in Chiasso gar nicht so
glücklich, denn dort war der Bestand knapp. Chiasso bildete drei
Rangierdienste
für den
Personenbahnhof
Viaggiatore. Zwei davon wurden im südlichen Teil eingesetzt und sie wurden
mit Umstellen von Wagen und ganzen Zügen verwendet. Dabei war immer eine
im Personenbahnhof und eine in der C-Gruppe
für die dortigen Rangieraufgaben. Diese Maschine verkehrte daher auch
längere Zeit ausschliesslich unter
Gleichstrom.
Da aber immer wieder getauscht wurde, kam auch der
Wechselstrom
zum Einsatz. Die dritte Maschine im festen Rangierplan
wurde auf der Nordseite eingesetzt. Sie hatte die Aufgabe im
Personenbahnhof
die
Lokomotiven der FS, welche mit Schwung eingefahren
waren, vom Zug wegzuziehen und anschliessend wieder in den mit
Gleichstrom
versehenen Teil des
Bahnhöfes
zu befördern. Daher kam auch diese Maschine regelmässig unter Gleichstrom
zum Einsatz. Oft standen alle drei Ee 3/3 IV im Süden. Mit der vierten Lokomotive in Chiasso wurde schliesslich noch ein weiterer Dienst gedeckt. Dieser wurde als «Sussi-dario» bezeichnet und war als Unterstützung der anderen drei Maschinen im Personenbahnhof geplant. Das war oft der Fall, wenn nördlich zwei
Lokomotiven weg-gestellt werden mussten. Damit
fehlte hier jedoch die Re-serve und daher musste oft eine
Diesellokomotive
der Baureihe Em 3/3 aushelfen. Somit begann nun der Einsatz in den beiden Grenzbahnhö-fen. Dabei sorgte das geschulte Fahrpersonal oft dafür, dass die Lokomotive ausfiel und nach Yverdon überführt werden musste. Besonders die Lokführer in Genève waren da
benachteiligt, denn wurde die
Lokomotive in Stellung
Gleichstrom
unter
Wechselstrom
eingesetzt, gab es einen Knall. Die Überreste durften danach geschleppt
nach Yverdon in die
Hauptwerkstätte
überführt werden. Das soll aber nicht bedeuten, dass die
Lokführer in Chiasso besser waren. So kam es, dass die
Lokomotiven in der
Hauptwerkstätte
oft gesehene Gäste waren. Die Leute in Yverdon kannten die Macken der
Lokomotive und die Probleme des Personals schnell. Die Ausrüstung der
Schutzstrecken
mit den entsprechenden Magneten wurde daher forciert. So hoffte man, dass
das Personal beim ausschalten des
Hauptschalters
richtig reagiert. Ein weiteres Problem waren die
Gleichrichter
und die rotierenden
Umformer,
welche sehr störungsanfällig waren und gar nicht gut reagierten, wenn die
Lokomotive das System nicht korrekt wechselte. Sah
man aber von diesen Problemen ab, war der Betrieb über diese Maschinen
fröhlich gesinnt, denn es gab kaum Probleme. So konnte 1970 noch eine
Verfügbarkeit von 79 – 80 % angegeben werden, was wegen der kleinen Serie
nicht so schlecht war.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2020 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |