Die Vielfachsteuerung |
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Um die
Triebwagen
auch in
Pendelzügen einsetzen zu können, mussten diese ferngesteuert werden
können. Die entsprechenden Erfahrungen mit solchen Systemen waren bereits
vorhanden, denn die Triebwagen der Schweizerischen Bundesbahnen SBB wurden
schon immer so eingesetzt. Bei diesem Triebwagen war das daher nicht
sonderlich überraschend, da auch die Reihe
Re
4/4 in solchen Zügen
eingesetzt wurde. Der Triebwagen wurde von der Steuerung her so ausgelegt, dass diese Signale auch von einem anderen Fahrzeug übermittelt werden konn-ten. Die dazu erforderlichen Leitungen wurden schliesslich zu den beiden Stossbalken geführt.
Man kann damit
durchaus sagen, dass eine elektrische Ansteuerung auf der
Lokomotive
verwendet werden musste. Die Verdrahtung bringt je-doch etwas zusätzliches
Gewicht. Mehr ist es eigentlich nicht.
Im
Stossbalken endeten die
Kabel in einer Steckdose, die unmittelbar rechts neben der
Kupplung unter
dem Stossbalken montiert worden war. Man kann daher sagen, dass der Aufbau
dieser
Vielfachsteuerung im Fahrzeug selber sehr einfach war. Einzig die
durch das Kabel und die Codierung definierte Anzahl Leitungen durfte nicht
überschritten werden. Dabei mussten bei den damaligen Systemen durchaus
Abstriche gemacht werden.
Auf dem
Triebwagen
wurde
zudem ein Fahrzeugtrennschalter eingebaut. Dieser besass drei Stellungen,
bei denen mehr oder weniger Funktionen zur Verfügung standen. Die normale
Grundstellung war jedoch jene, die mit «1» bezeichnet wurde. Der
Triebwagen hatte nun alle Funktionen und konnte eingeschaltet werden. Es
handelte sich somit um ein ganz normales
Triebfahrzeug, das an der
Vielfachsteuerung angeschlossen wurde.
Bei der Stellung «1/2»
mutierte der
Triebwagen
jedoch zu einem
Steuerwagen. Das bedeutet, dass
zwar die Steuerung, jedoch nicht der Traktionskreis funktionierten.
Speziell war, dass diese Stellung des Schalters auch bei den Steuerwagen
vorhanden war. Dort galt jedoch die Position «1/2» als die Grundstellung,
da es dort ja keine Motoren gab, die betreiben werden mussten. Das
Personal sprach daher auch von «Auf Steuerwagen schalten». Wählte man die Stellung «0», war das Fahrzeug in der Vielfachsteuerung nicht mehr vorhanden. Es funk-tionierten nur noch jene Funktionen, die auf einem Wagen zur Verfügung standen.
Eine Besonderheit erlaubte es jedoch, die
R-Bremse bei einem
geschleppten
Triebfahrzeug zu aktivieren. Dazu musste dieser Schalter auf
«1/2» gestellt und die
Verbindungen gekuppelt werden. Jetzt konnte die
R-Bremse auch angerechnet werden. Weil die Triebwagen wegen der Vielfachsteuerung nicht mehr immer durch das Personal besetzt waren, fielen die Wahrnehmungen des Lokomotivpersonals weg. In der Folge konnten am Triebfahrzeug schwere Schäden entstehen.
Aus diesem Grund wurden die
Triebwagen mit einer optimierten
Schleuderschutzeinrichtung versehen. Diese war
jedoch so aufgebaut worden, dass sie mit geringen Einschränkungen bei der
Wirkung auch als
Gleitschutz
benutzt werden konnte. Die Schleuderschutzeinrichtung arbeitete mit insge-samt vier Stufen, die wir uns ansehen müssen. Eine leicht schleudernde Triebachse wurde dabei dem Lokführer mit blinken des eingebauten Leuchtmelders angezeigt.
Das
Lokomotivpersonal konnte nun Gegenmassnahmen ergreifen, oder aber die
Schutzeinrichtung arbeiten lassen. Letzterer Punkt war oft festzustellen,
wenn eine
Achse
kurz auf einer nassen Stelle ausrutschte.
Erst die zweite Stufe legte
an der durchdrehenden
Triebachse automatisch die
Schleuderbremse an. Dabei
war jedoch nur die betroffene
Achse
gebremst. Legte der Lokführer die
Schleuderbremse an, betraf das jedoch das gesamte
Triebfahrzeug. Daher war
es oft besser in diesem Fall die Automatik arbeiten zu lassen. Wirkten
diese Gegenmassnahmen, wurde die
Bremse automatisch wieder gelöst und der
Schleuderschutz wechselte zur Stufe eins.
Bei der Stufe drei wurde dann
durch den
Schleuderschutz auf die Regelung der
Zugkraft eingegriffen und
so die Zugkraft automatisch reduziert. Die reduzierten
Fahrstufen
wurden
jedoch nicht mehr automatisch ergänzt. So konnte der Lokführer, nachdem
die Einrichtung die
Triebachsen
wieder geordnet hatte, die Zugkraft bis
zur Grenze der
Adhäsion
steigern. Es war damit Aufgabe des Lokführers, die
optimale Kraftübertragung zu finden.
Reichten diese Massnahmen
nicht aus, konnte sich die
Achse
immer schneller drehen. Damit das nicht
zu Schäden an den
Fahrmotoren führen konnte, kam die vierte Stufe, die als
Überdrehzahlschutz verwirklicht wurde, zum Einsatz. Diese öffnete den
Hauptschalter, wenn die an einer
Triebachse gemessene Geschwindigkeit höher als
137.5 km/h (125 km/h + 10%) war. So war der
Triebwagen auch am Schluss des
Zuges vor durchdrehenden Achsen geschützt.
Kamen die
Achsen
jedoch ins
gleiten, wirkte die Einrichtung ebenfalls. Dabei wurden jedoch nur noch
die Stufen eins und drei aktiviert. Bei einer blockierten
Triebachse macht
es bekanntlich wenig Sinn, wenn noch gebremst wird. So konnte verhindert
werden, dass eine Achse blockierte. Jedoch reagierte die Einrichtung
nicht, wenn sämtliche Achsen blockierten. Der Grund ist simpel, denn die
Einrichtung nahm nun den Stillstand an.
Dabei funktionierte die
Einrichtung mit dem Vergleich der Drehzahlen an den
Triebachsen
und war
daher sehr genau. Bei Störungen konnte jedoch auf die Überwachung der
Fahrmotorströme umgestellt werden. Der
Schleuderschutz überwachte nun die
Ströme
an den einzelnen
Fahrmotoren und reagierte auf die gleiche Weise.
Jedoch durfte das Fahrzeug jetzt nicht mehr ferngesteuert werden. Der
Grund lag beim fehlenden
Überdrehzahlschutz. Auf ausdrücklichen Wunsch der Schweizerischen Bundesbahnen SBB wurde auch beim hier vorgestellten Fahrzeug der Kabeltyp III verwendet. Mitgeführt wurde dieses Kabel auf dem Fahrzeug.
Vor der Einrichtung musste es daher zuerst im dafür vorgesehenen
Schrank bei der
Plattform auf der Seite des
Führerstandes zwei entnommen
werden. Im Gegensatz zu den älteren Systemen genügte hier jedoch für die
Vielfach-steuerung ein Kabel. Um die Vielfachsteuerung einzurichten, mussten die betroffenen Triebfahr-zeuge ausgeschaltet sein. Dabei durfte einfach die Steuerung nicht aktiviert sein. Der Grund lag bei den Steckdosen.
Dort musste zur
Sicherung der Stecker verdreht werden.
Durch diese Ver-schiebung wurden im Kabel jedoch die Kontakte anders
verbunden. Bei aktiver Steuerung hätte das zu Schäden am Fahrzeug führen
können, daher musste es deaktiviert sein. Neben diesem Kabel mussten bei der Einrichtung der Vielfachsteuerung die Kupplung und die Luftleitungen verbunden werden. Dabei war besonders beim Betrieb mit Steuerwagen die Speiseleitung wichtig.
Nur so konnte vom Wagen aus
die
Bremsen bedient werden. Für die
Vielfach-steuerung bildete der
Personenübergang
keine verbindliche Einrichtung. Es hätte auch ohne diesen
auf die gleiche Weise funktioniert.
Im Kabel waren von den 42
verfügbaren Leitungen die Adern für die Ansteuer-ung der
Beleuchtung, die
Türsteuerung und die
Lautsprecher fest definiert worden. Das waren
Funktionen, die auch auf den eingereihten Zwischenwagen benötigt wurden.
Gerade diese wollte man jedoch bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB
frei wählen können. Dabei waren die
Einheitswagen noch klar, aber es gab
noch die etwas älteren
Leichtstahlwagen. Die restlichen Leitungen im Kabel waren jedoch anders belegt worden, so dass eine Kombination mit der Lokomotive Re 4/4 und den Triebwagen BDe 4/4 nicht möglich war. Wir müssen bedenken, dass mittlerweile bereits vier Triebfahrzeuge der Schweiz-erischen Bundesbahnen SBB dieses Kabel benutzten.
Eine Kombination
der
Triebfahrzeuge war jedoch nie ein Thema gewesen. Aus diesem Grund
wurde die hier verwendete Variante als Typ
IIId bezeichnet. Ausgelegt wurde diese Vielfachsteuerung so, dass maximal zwölf Triebachsen betrieben werden durften. Das bedeu-tete, dass drei Triebwagen miteinander verbunden werden durften.
Diese konnten jedoch wiederum von ein-em
Steuerwagen aus
ferngesteuert wer-den. Für das System gab es jedoch keinen Unterschied, ob
das Fahrzeug von einem Steuerwagen, oder von einem an-deren
Triebfahrzeug
aus ferngesteuert wurde.
Jedoch war keine Kombination
mit ande-ren Baureihen und
Steuerwagen vorgesehen. Der verwendete
Steuerwagen musste zum
Triebfahrzeug passen, ansonsten musste es auf
«Zwischenwagen» gestellt werden. Schliesslich musste dieser Wagen die für
das
Triebfahrzeug passenden Signale liefern. Sehr einfach ging das, wenn
dort die identischen Bedienelemente vorhanden waren. Daher wurden zu den
Triebwagen passende Steuerwagen beschafft.
Aus dem bestehenden Bestand
der Fahrzeuge mit passendem Kabel gab es kein kompatibles Modell. Daher
wurden bei der Beschaffung der sechs
Prototypen auch die
Steuerwagen DZt
50 85 91–33 910-9 bis 50 85 91–33 915-7 in Auftrag gegeben. Diese
entsprachen dem damals ausgelieferten
Einheitswagen, waren jedoch sowohl
mit einem Gepäck- als auch mit einem Postabteil versehen worden. Sie
sollten bei den
Städteschnellzügen verwendet werden.
Die
Höchstgeschwindigkeit
dieser
Steuerwagen war unterschiedlich. Gezogen, also als normaler Wagen
konnten sie mit bis zu 140 km/h verkehren. Sie entsprachen somit den
üblichen
Einheitswagen. Wurde der Wagen jedoch an der Spitze eingesetzt
und erteilte die Signale an den
Triebwagen, galt eine Geschwindigkeit von
125 km/h. Damit sollte verhindert werden, dass die maximale
Geschwindigkeit des Triebwagens überschritten wurde. Als die Steuerwagen zu den in Serie gebauten Triebwagen jedoch bestellt wurden, waren bereits die neueren Einheitswagen II in der Auslieferung.
Daher wurden die
Steuerwagen
DZt 50 85 91–33 920-7 bis 50 85 91–33 959-5 nach dem Muster dieser
Einheitswagen II erstellt. Auch hier verfügten die
Steuerwagen über das
Post- und das
Gepäckabteil. Der Einsatz war daher ebenfalls im
Fernverkehr
vorgesehen, denn nur dort wurden grosse Abteile benötigt.
Diese 25.7 Meter langen
Steuerwagen jedoch sollten sowohl für die
Triebwagen RBe 4/4, als auch für
die neue
Lokomotive der Baureihe Re 4/4
II genutzt werden. Solche
Kombinationen gab es schon bei den Systemen IIIa und IIIb. Dort musste der
Steuerwagen jedoch umgeschaltet werden. Beim hier verwendeten System
IIId
sollte jedoch keine Umschaltung mehr vorgenommen werden müssen. Damit
durften sie auch geschoben mit 140 km/h verkehren.
Durch die Möglichkeit den
Steuerwagen bei zwei Baureihen zu verwenden, ergab sich die Möglichkeit,
die beiden
Triebfahrzeuge miteinander zu verbinden. Dabei war die
Kombination
Triebwagen RBe 4/4 und
Lokomotive
Re 4/4
II problemlos
möglich. Grund dafür, war schlicht die gleiche Ansteuerung des
Stufenwählers. Es waren identische Signal notwendig und daher reagierten
die
Stufenschalter auf beiden Fahrzeugen auf die Befehle.
Es gab bei dieser Kombination
jedoch eine Beschränkung. Da die
Lokomotive deutlich höhere
Zugkräfte
aufbauen konnte, waren deren
Ströme höher angesetzt worden. Bei der
Kombination der beiden Baureihen bewirkte das jedoch, dass es bei der
Anzeige des Differenzstromes zu fehlerhaften Anzeigen gekommen ist. Auf
den Betrieb hatte dies jedoch keinen Einfluss, denn es gab dadurch keine
Störungen zu beachten.
Störungen traten natürlich
auch an
Triebfahrzeugen auf, die ferngesteuert wurden. Diese Probleme
wurden durch die aktive Steuerung des Fahrzeuges erkannt und entsprechend
die passende Handlung auf dem Fahrzeug ausgeführt. Diese Reaktionen
bestanden aus den Meldungen mit den Lampen für die
Ventilation und für den
Stufenwähler. Zudem wurde bei schweren Schäden der
Hauptschalter und
somit das Triebfahrzeug ausgeschaltet.
Bei einem
Steuerwagen
bemerkte der Lokführer diese Situation umgehend, da die
Zugkraft nicht
mehr zur Verfügung stand und die Anzeigen teilweise fehlten. Bei einer
Vielfachsteuerung zweier
Triebwagen war das nur möglich, weil die beiden
vorhin erwähnten Meldungen, wie der Ausschaltbefehl des
Hauptschalters
auch über die Vielfachsteuerung geführt wurden. Daher schalteten beide
Triebfahrzeuge wegen einen Defekt auf einem davon aus.
Die Suche nach dem
betroffenen Bauteil war jedoch deutlich umfangreicher. Der Grund ist
simpel, denn das
Lokomotivpersonal erkannte zwar die Störung, musste diese aber
auf jedem angeschlossenen
Triebfahrzeug suchen und auf dem betroffenen
Exemplar die Reparatur ausführen. Bei drei
Triebwagen, die im Zug verteilt
waren, hiess das, dass eventuell ein langer Marsch durch den Zug nötig
werden konnte. Die Zeit, bis der Zug wieder fuhr, war daher deutlich
länger.
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