Werbelokomotiven

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Die Idee mit den Werbelokomotiven kam erst mit den Maschinen der Baureihe Re 460 auf. Dabei blieb die Aktion offiziell auf diese Lokomotiven beschränkt. Das soll nicht bedeuten, dass man nicht auch die Baureihen Re 4/4 II und Re 4/4 III mit solchen Anstrichen versehen könnte. Dabei fand das bereits statt, bevor man sich um die Werbung auf Lokomotiven bemühte und eine Werbung war es zudem auch nicht.

Die Lokomotive der Baureihe Re 4/4 II und der Nummer 11 181 wurde dabei für ein Kunstprojekt zur Verfügung gestellt. Dabei sollte die grüne Farbe der Maschine durch den Künstler Daniel Bourret neu gestaltet werden.

So entstand in der Hauptwerkstätte Zürich ein Anstrich in vielen bunten Farben und keiner Seite der Loko-motive, die gleich aussehen sollte. Von der ursprüng-lichen Gestaltung blieben einzig die Anschriften und das Wappen erhalten.

Ab dem 07. Juli 1983 verkehrte die Lokomotive für zwei Jahre mit einem Spezialanstrich. Die kunterbunte Maschine erhielt schnell den Namen Picasso.

Man hatte sich an die grünen Lokomotiven gewöhnt und jetzt verkehrte dieser bunte Exot durch die Schweiz. Dass sich da das Personal über die Lokomotive lustig machte, ist klar. Man hatte nun den Picasso auf den Schienen der Schweiz und musste sich damit abfinden. Zumindest im Flachland war das so, denn ins Tessin kam sie so gestaltet kaum einmal.

Obwohl dieser Anstrich mit viel Spott bedacht wurde, muss klar gesagt werden, dass die Lokomotive Re 4/4 II mit der Nummer 11 181 zu vielen erstaunten Reaktionen beitrug. Die Leute drehten sich in den Bahnhöfen nach der Maschine um und ab und zu war ein oh oder ein aha zu hören. Ich möchte sogar behaupten, dass die Lokomotive zur schönsten Kunstausstellung der Schweiz mutierte, sicher das Ziel des Künstlers.

Wenn man der Maschine einen Mangel vorwerfen konnte, dann war das die Tatsache, dass man nur erahnen konnte, dass es sich um ein Kunstprojekt handelte, denn das wurde nicht erwähnt und auf der Lokomotive auch nicht angeschrieben. Die Diskussionen um die Lokomotive endeten jedoch nach zwei Jahren und es wurde daraus wieder eine normale rote Maschine der Baureihe Re 4/4 II. Jedoch erinnerte man sich daran.

Nach der Lokomotive mit dem künstlerischen Outfit, blieb es bei den Lokomotiven mit besonderen Anstrichen lange ruhig. Im Jahre 1994 überraschte jedoch die Lokomotive mit der Nummer 11 238.

Diese erschien in einem schneeweissen Anstrich. Dieser umfasste auch jetzt wieder den Bereich der ursprünglich in den Farben der Schweizerischen Bundesbahnen SBB gespritzt war. Die seitlichen An-schriften wurden zudem entfernt.

Auf der Seite prangte eine grosse Fahrkarte mit der roten Aufschrift 75 Jahre SEV. Im Bereich des Untergurtes wurde dann der komplette Name der Gewerkschaft in allen drei Landessprachen angebracht.

Auf der Front blieb das Wappen und links und rechts wurden ebenfalls 75 Jahre SEV angeschrieben. Damit hatte die Schweiz die erste Werbelokomotive, die erst noch für die Anliegen der Gewerkschaft Werbung machte.

Nicht auf der Lokomotive vermerkt wurde, dass der LPV, also der Verband für das Lokomotivpersonal, der ebenfalls zum SEV gehörte, 100 Jahre feiern konnte. Damit man nicht vergass, dass die Lokomotive zum Bestand der Schweizerischen Bundesbahnen SBB gehörte, wurde am unteren Rand der Seitenwand des Führerstandes das Signet und der Schriftzug SBB CFF FFS angebracht. Was hingegen gänzlich fehlte, waren die seitlichen Nummern.

Die Maschine wurde nach diesem Einsatz für die Gewerkschaft zu einer Lokomotive in Einheitsfarben umgespritzt, was damals rot bedeutete. Sie sollte die erste Werbelokomotive bei den Maschinen der Baureihe Re 4/4 II sein, und verlor dabei auch die bekannten seitlichen Anschriften. Damit hatte man aber bei den Lokomotiven abgeschlossen, denn als die Lokomotiven mit Werbungen kamen, blieb es der Baureihe Re 460 vorbehalten.

Wenn man eine Lokomotive der Baureihe Re 4/4 II zur Werbung nutzen wollte, dann ging das eigentlich nur noch für interne Werbungen. Die verkauften Werbungen blieben auf die Maschinen der Baureihe Re 460 beschränkt.

So überraschte die Lokomotive mit der Nummer 11 322 mit einer Werb-ung. Diese Werbung wurde jedoch nicht verkauft, sondern man machte mit der besonderen Maschine auf ein neues Angebot aufmerksam.

Dabei warb die Maschine mit 2x150=222? für das neue eingeführte zwei-jährige Halbtaxabonnement. Dabei wurde der Rechenfehler bewusst gemacht. Mit der Rechnung 2x150 = 222? versteckte sich die eigentliche Werbebotschaft. Das neue Abonnement sollte dank der längeren Laufzeit weniger kosten und das waren genau diese 222 Franken. Eine gekonnt umgesetzte Werbebotschaft, die dem Angebot den notwenigen Aufschwung gab.

Dabei waren die Seitenwände zwischen den beiden Eckfenstern der Führerstände blau gestrichen worden. Diese wurde sogar in den Bereich des Untergurtes gezogen. Die seitlichen Anschriften der Lokomotive verschwanden zu Gunsten der Werbung. Wie schon bei der Nummer 11 238 wurden die Fenster ins Design aufgenommen und abgedeckt. Rot blieben die beiden Führerstände. Neu waren aber die beiden Stossbalken ebenfalls rot gestrichen worden.

Nach der Aktion wurde die Lokomotive wieder rot und bekam ihre normalen Anschriften zurück. Noch wusste niemand, dass die Lokomotiven der Baureihe Re 4/4 II zumindest teilweise viele Jahre später die blauen Seiten als regulären Anstrich erhalten sollten. Jedoch handelte es sich dabei um den Anstrich für die Maschinen von SBB Cargo. Wobei die Nummer 11 322 nicht lange alleine bleiben sollte.

Es dauerte nicht lange, bis die Lokomotive Re 4/4 II mit der Nummer 11 228 mit einer Werbefolie für das SBB-Reisebüro Kuoni Werbung machte.

Wie bei der Maschine mit der Nummer 11 322 wur-den die beiden Führerstände und die beiden Stoss-balken rot gestrichen.

Jedoch wurde die Seitenwand nicht mehr in einer eigenen Farbe gehalten, sondern es kamen spezielle aufgeklebte Werbefolien zur Anwendung.

Dank dieser Werbefolie konnten auch aufwendige Designs verwirklicht werden. Dazu gehörte sicher-lich der auf der Lokomotive vom SBB Reisebüro, das neu mit Kuoni zusammenarbeitete, verwirklichte Werbeanstrich. So zierte die Seite neu ein Sandstrand mit Palmen. So sollten die Betrachter der Lokomotive auf den Urlaub vorbereitet werden. Dabei sollten sie natürlich ihre Reise beim SBB Reisebüro buchen.

Auch diese Lokomotive wurde nach der Aktion wieder in den ursprünglichen Zustand zurück versetzt. Diesmal war die Lokomotive eigentlich schon rot und musste daher nicht mehr neu gespritzt werden. Ein Vorteil, der auch dank den Folien ermöglicht wurde. Die Werbungen, insbesondere bei der Baureihe Re 460 konnten so schneller verwirklicht und entfernt werden. Die Werbeaktionen auf den Maschinen der Baureihe Re 4/4 II blieben vorerst aus.

Die beiden Werbelokomotiven zeigten deutlich, dass Werbungen auf Maschinen mit Seitenfenster nicht einfach zu verwirklichen sind. Trotzdem sollte es mit diesen beiden Lokomotiven nicht enden, denn es gab auch später wieder spezielle Anstriche, die wir uns ansehen müssen. Dabei handelte es sich nicht um eigentliche Werbungen, sondern um spezielle Anstriche für spezielle Einsätze der entsprechenden Maschinen.

Einen besonderen Anstrich erhielt schliesslich auch noch die Lokomotive Re 4/4 II mit der Nummer 11 181. Die Maschine schien für solche Ab-weichungen gebucht gewesen zu sein.

Nach dem sie von Daniel Bourret vor Jahren schon „verunstaltet“ wurde, erfreute die Lokomotive die Aargauer Bevölkerung mit einem aufge-malten Kantonswappen auf der Seite und dem Schriftzug Zugkraft Aar-gau. Eine Botschaft, die schon auf anderen Lokomotiven zu lesen war.

Die Lokomotive war für den Regioexpress RX zwischen Aarau und Baden vorgesehen. Deshalb wurden die Lokomotive und die dazu gehörenden Wagen mit dem von der Baureihe Re 460 her bekannten Erscheinungsbild versehen. Im Gegensatz zur Baureihe Re 460 blieb dieser Anstrich bei der Maschine mit der Nummer 11 181 nur auf die beiden Seitenwände und nur auf den farbigen Bereich beschränkt.

Der Untergurt und die beiden Fronten der Lokomotive blieben jedoch in den bestehenden Farben, Dabei durfte natürlich das Schweizer Wappen auf der Front nicht fehlen. Seitlich verschwanden aber sämtliche Hinweise auf die Schweizerischen Bundesbahnen SBB und die Fenster wurden ebenfalls durch die Botschaft abgedeckt. Ab 2004 trug die Maschine wieder den roten Anstrich mit den gewohnten Anschriften.

Sie sehen, dass durchaus auch Anliegen von Behörden an die Maschinen gebracht werden konnten. Die Maschine gefiel dabei nicht nur den Bewohnern des beworbenen Kantons Aargau. Auch sonst wurde die Lokomotive als gelungen angesehen. Wobei man sich natürlich gleich fragen konnte, warum man nicht gleich eine Aktion mit allen Kantonen durchgeführt hatte. Es hätte dabei vermutlich noch viele spannende Modelle gegeben.

Wie das so ist, im Jahre 2009 kam dann eine neue Farbvariante bei der Baureihe Re 4/4 II zum Einsatz. Diesmal war es die Nummer 11 320, die einen geänderten Farbanstrich erhalten hatte.

Statt dem roten Farbkleid verpasste man ihr einen orangen Farbton. Die Farbe sollte der Lokomotive schliesslich auch den Übernamen „Mandarindli“ ein-handeln. Ein passender Name für die orange Maschine.

Die Lokomotive sollte für den neu eingeführten Cargo-Sprinter eingesetzt werden. Dabei behielt die Maschine jedoch weiterhin das Schweizer Wappen an der Front und die Nummer der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Das waren aber alle Punkte, die auf den eigentlichen Besitzer der Lokomotive aufmerksam machte. Dabei hatten es die seitlichen Anschriften jedoch in sich, denn es wurde eigentlich die Konkurrenz beworben.

Es handelte sich dabei um eine spezielle Aktion, wo nicht nur eine neue Lackierung aufgetragen wurde. Speziell an dieser Lokomotive war, dass sie Werbung für RTS RailTraction machte, ein EVU das eigentlich im direkten Wettbewerb mit SBB Cargo stand. Dieses EVU war jedoch klein angeschrieben, denn es ging mehr um das Angebot InterregioCargo. Ein Projekt mit Pendelzügen im Güterverkehr. Wobei der Steuerwagen sogar einen Dieselmotor besass.

Bis ins Jahr 2015 waren das alle Farbanstriche, die an den Lokomotiven der Baureihe Re 4/4 II von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB zu sehen waren. Ich will hier aber nicht unerwähnt lassen, dass die Lokomotiven der Baureihe Re 4/4 III von Crossrail ebenfalls oft mit vollständiger Werbung versehen wurden. Nur, es sollte auch bei den Maschinen der Baureihe Re 4/4 II mit diesen Modellen nicht enden.

Grosse Ereignisse warfen ihre Schatten schon immer weit voraus. So ein riesiges Ereignis war die Eröffnung des Basistunnels am Gotthard.

Für den längsten Tunnel der Welt musste man eigentlich nicht mehr Werbung machen, aber mit speziellen Maschinen konnte man auf die entsprechenden Feier-lichkeiten aufmerksam machen.

Dabei sollten zwei Lokomotiven verwendet werden. Beide mussten dabei über ETCS Level 2 verfügen.

Daher traf es diesmal die Lokomotive mit der Nummer 420 268-5 von SBB Cargo. Diese Maschine, die bisher den plakativen Cargo Anstrich hatte, wurde dabei schneeweiss gestaltet. Sie bekam natürlich postwendend den Übernamen „Schneewittli“ verpasst. Auf den Seiten der Lokomotive prangte gross die Werbebotschaft Gottardo 2016 und Werbung für die gewonnen Sponsoren. Spannend war, dass beide Seiten italienisch gestaltet wurden.

Die Fronten und Anschriften der Lokomotive blieben eigentlich ganz normal. So wurden das Wappen mit der Nummer und die seitlichen Nummern beibehalten. Verschwunden waren die blauen und roten Flächen. Trotzdem gelang es dieser Lokomotive schnell für das Anliegen Werbung zu machen. Die ebenfalls so gestaltete Lokomotive der Baureihe Re 460 sorgte dabei für weniger Aufsehen, da man sich dort auf solche Farben eingestellt hatte.

Eine ganz spezielle Werbebotschaft trug auch die Lokomotive mit der Nummer 421 385 bis zu ihrer Ausrangierung. Dabei machte sie in eigener Sache Werbung, denn gemäss einem auf der Seite angebrachten Banner stand klar zu lesen: „Suche Mieter oder Käufer. Biete auch Lokführerausbildung.“ Wer vermutlich die angegebene Telefonnummer anrief erfuhr dann, was er für eine Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB zu bezahlen hatte.

 

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