Druckluft und Bremsen |
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Auch auf dieser
Lokomotive
wurde
Druckluft
benötigt. Diese wurde mit einem
Kompressor,
der im
Maschinenraum
montiert wurde, erzeugt. Dieser Kompressor war bei den Lokomotiven der
Baureihe Ae 4/4 II und bei den Maschinen mit den Nummern 166 bis 189 als
zweistufiger
Kolbenkompressor
ausgeführt worden. Dieser war vom Typ 2A 320 und wurde von der
Maschinenfabrik in Oerlikon MFO erbaut. Seine Fördermenge betrug 2 500
Liter in der Minute. Bei den zuletzt gebauten Maschinen mit den Nummern 190 bis 195 kam jedoch ein anderes Modell zur Anwendung. In diesen Lokomotiven wurde ein von Altas Copco geliefer-ter Schraubenkompressor eingebaut.
Auch dieser als GAR 59 bezeichnete
Kompressor
hatte eine Fördermenge von 2 500 Litern in der Minute und fand an der
gleichen Stelle seinen Platz. Dabei gab es bei der Fördermenge zwischen
den beiden Modellen keine Unter-schiede. Die vom Kompressor in das Leitungssystem geschöpfte Luft wurde einem Wasserabscheider zugeführt. Dieser schied das Wasser, das die verdichtete und dabei erwärmte Luft ausgeschieden hatte, in einen Behälter ab.
Dort konnte das Gemisch aus Wasser und
Öl
schliesslich abgelassen und entsorgt werden. Der Nachteil des
Wasser-abscheiders
war, dass er nur die überschüssige Feuchtig-keit entzog und die Luft nicht
trocknete. Das nach dem Wasserabscheider eingebaute Sicher-heitsventil beschränkte den Druck in der Leitung auf einen Wert von zehn bar.
Im Gegensatz zu den
Lokomotiven
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB war hier ein etwas niedrigerer Druck
eingestellt worden. Das war jedoch kein Problem, denn wir werden später
noch erfahren, dass die
Speiseleitung
mit einem veränderlichen Druck betrieben werden durfte.
Weil man mit dem
Wasserabscheider
nur das überschüssige Wasser aus der
Druckluft
nehmen kann, wurde die Luft einer Lufttrocknungsanlage zugeführt. Diese
entzog der Druckluft weiter Feuchtigkeit, so dass optimal aufbereitete
Druckluft entstand. Diese wurde über ein Rückschlagventil den
Hauptluftbehälter
zugeführt. Dank dem Rückschlagventil wurde verhindert, dass ein Defekt an
der Trocknungsanlage zu einem Ausfall der
Lokomotive
führte. Die mit den Hauptluftbehälterhahnen versehenen Behäl-ter wurden unter dem Kasten zwischen den beiden Drehgestellen montiert. Jeder der zwei Behälter konn-te eine Luftmenge von 550 Litern aufnehmen.
Das gesamte speicherbare Volumen betrug bei der
Lokomotive
jedoch 1 100 Liter. Durch die
Luftt-rocknung
sank der Druck in den Behältern leicht, so dass hier 9.5
bar
maximal zugelassen waren. Von den Hauptluftbehältern wurde die Druckluft der Apparateleitung zugeführt. An dieser Leitung wurden schliesslich alle Verbraucher angeschlossen. Sie wurde aber auch zu den Stossbalken geführt und endete dort in jeweils zwei Luftschläuchen, die mit weissen Absperrhahnen und Kupplungen versehen waren.
Diese als
Speiseleitung
bezeichnete Leitung war bei modernen Fahrzeugen vorhanden und sie arbeitet
mit
Luftdrücken
zwischen acht und zehn
bar.
Die
Absperrhahnen
und
Ventile
der pneumatischen Ausrüstung wurde an einem zentralen
Luftgerüst
angebracht. Diese Luftgerüste waren von wenigen Jahren bei
Lokomotiven
für die Schweizerischen Bundesbahnen SBB neu eingeführt worden und sie
vereinfachten die Behebung von Störungen. Im Lauf der Jahre wurden die
eingebauten Bauteile einfach der weiteren Entwicklung angepasst. Für die
Funktion der Anlage hatte das jedoch keinen Einfluss gehabt.
Wenn wir bei den Verbrauchern ein paar Bereiche erwähnen wollten,
dann fanden sich dort die üblichen Verdächtigen, wie
Scheibenwischer
oder
Lokpfeife.
Gegenüber von anderen
Lokomotiven
kamen hier jedoch auch die beiden
Zylinder
des Seilzuges zur Anwendung. Die wurden abhängig vom
Strom
an den
Fahrmotoren
mit mehr oder weniger
Druckluft
angesteuert. So wurde der
Achsdruck
in verändertem Masse eingestellt und somit optimiert.
Jedoch gehörten auch hier die pneumatischen
Bremsen
der
Lokomotive
zu den grössten Verbrauchern. Wie alle Lokomotiven hatte diese auch
mehrere
Bremssysteme
erhalten. Diese arbeiteten auf gemeinsame
Bremszylinder
und wurden mit Rückschlagventilen voneinander getrennt. Dabei wurde für
jede
Triebachse
ein eigener Bremszylinder vorgesehen, der mit
Druckluft
ausgestossen wurde. Doch beginnen wir mit den Bremssystemen.
Beginnen werden wir dabei mit dem einfachsten
Bremssystem
der
Lokomotive.
Dieses Bremssystem war eine Schleuderbremse, die mit einem vorgegebenen
Druck auf den
Bremszylinder
wirkte. Eine Regulierung der
Bremse
war hingegen nicht möglich, so dass sie entweder fest oder lose war.
Speziell war, dass die Steuerung jede
Achse
unabhängig ansteuerte, während der Lokführer alle Achsen gleichzeitig
betätigte. Zum zweiten System gehörte die auf der Lokomotive eingebaute Rangier-bremse. Diese konnte über ein Brems-ventil, das die Druckluft von der Apparateleitung über einen Druckreg-ler, ansteuern. Dabei bewirkte diese einfache direkte Bremse eine direkte Ansteuerung des Bremszylinders. Der Druck im Brems-zylinder konnte dabei jedoch auf einen beliebigen Wert angesteuert werden.
So waren damit einfache und genau regulierbare Bremsungen im
Rangier-dienst
kein Problem.
Bei den mit einer
Vielfachsteuerung
versehenen
Lokomotiven
ab der Num-mer 263 musste die
Rangierbremse
auch bei den ferngesteuerten Lokomo-tiven wirken. Die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB benutzten dazu bei den Lokomotiven
Re 4/4 II die
Regulierleitung
der
Regulierbremse.
Bei der Baureihe Re 4/4 der BLS kam eine Lösung mit elektrischen Signalen
zur Anwendung. Daher wurde in diesem Zusammenhang von einer
EP-Bremse
gesprochen.
Kommen wir zum dritten pneumatischen
Bremssystem
der
Lokomotive.
Dieses war die Hauptbremse der Lokomotive und wurde daher optimiert
ausgeführt. Dabei handelte es sich um die indirekt wirkende
automatische Bremse.
Kernstück dieser
Bremse
war die mit einem regulären Druck von fünf
bar
arbeitende
Hauptleitung.
Diese wurde zu den
Stossbalken
geführt und dort in jeweils zwei
Luftschläuche
aufgeteilt.
Die
Absperrhähne
der
Hauptleitung
wurden rot gestrichen. Speziell waren die
Kupplungen,
denn diese waren gleich ausgeführt worden, wie jene der
Speiseleitung.
Damit es keine Verwechslungen geben konnte, wurden die Kupplungen jedoch
spiegelverkehrt montiert. Zudem wurden auch sie in roter Farbe gehalten.
Damit haben wir aber auch schon alle pneumatischen Leitungen am
Stossbalken
kennen gelernt. Um eine Bremsung zu erreichen, wurde an der Hauptleitung ein Steuer-ventil angeschlossen. Dieses Steuerventil hatte dabei die Aufgabe bei einem Druckabfall in der Hauptleitung einen entsprechenden Druck in der Leitung zum Bremszy-linder zu erzeugen.
Wurde der Druck in der
Hauptleitung
wieder erhöht, löste sich die
Bremse
wieder. Dabei konnte die Bremse dank dem mehrlösigen Steuerventil auch
stufenweise gelöst werden.
Mit einem
Bremsumschalter
konnte bei der
Lokomotive
die
Bremse
umgestellt werden. Dabei standen der Maschine drei unterschiedliche
Bremsen zur Verfügung, wobei nicht alle Bremsen am Umschalter eingestellt
werden konnten. Die nicht einstellbare Stellung war jedoch vorhanden und
wirkte immer. Das heisst, wurde die Lokomotive geschleppt, war die
P-Bremse
aktiviert und die anderen Stellungen konnten nicht verwendet werden.
Im Normalfall wurde mit der Stellung R am Umschalter gefahren.
Dabei war die Hochleistungsbremse in Form einer
R-Bremse
aktiviert. Diese arbeitete zusammen mit der
Personenzugsbremse
und wurde bei einer Geschwindigkeit von mehr als 85 km/h aktiviert. Unter
50 km/h wurde die R-Bremse jedoch deaktiviert, so dass nur noch die
reguläre
P-Bremse
der Maschine aktiv war. So wurde verhindert, dass bei tiefen
Geschwindigkeiten zu hohe Bremskräfte entstehen konnten.
Die für die
Bremsrechnung
anrechenbaren
Bremsgewichte
wurden bei der
Lokomotive
mit 68 Tonnen für die
P-Bremse
angegeben. Da diese Stellung jedoch nicht eingestellt werden konnte, war
der Wert mit (P 68) angeschrieben worden. Bei Anwendung der
R-Bremse
konnten jedoch 100 Tonnen angerechnet werden. Das führte dazu, dass die
Lokomotiven Ae 4/4 II nach
Zugreihe
A 115% verkehren konnten. Die Re 4/4 hatten hingegen R 125% erhalten.
Durch die Umstellung des Steuerventils wurde die
Güterzugsbremse
aktiviert. Diese arbeitete mit verzögerten Werten, so dass in den langen
Güterzügen
weniger Zerrungen entstehen sollten. Das nun anrechenbare Bremsgewicht
betrug 68 Tonnen. Damit lag es auf dem gleichen Wert, wie die
Personenzugsbremse.
Hingegen konnte die
Lokomotive
somit auch vor den schweren und langen Güterzügen verwendet werden.
Damit haben wir den pneumatischen Teil der
Bremse
abgeschlossen. Es kann gesagt werden, dass die hier aufgeführten Angaben
auch bei der neuen
Lokomotive
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB angewendet wurde. Somit hatte die
Maschine der BLS eine normale Bremsausrüstung erhalten. Nur, wissen wir
noch nicht, ob das auch für den mechanischen Teil der Bremsen galt. Bisher
lernten wir nur den
Bremszylinder
kennen.
Die
Bremszylinder
der
Lokomotive
wurden mit
Druckluft
betrieben. Dabei wurde der
Kolben
mit Druckluft ausgestossen und damit das daran angeschlossene
Bremsgestänge
bewegt. In der Folge wurden die
Bremssohlen gegen die
Laufflächen
der
Räder
gepresst und so die Reibung erhöht. Wurde die Luft wieder abgelassen,
sorgte eine Rückholfeder dafür, dass die Bremssohlen vom Rad gelöst wurden
und so nicht darauf liegen blieben und sich so unnötig erwärmten. Abgebremst wurde die Lokomotive daher mit einer normalen Klotzbremse. Diese wirkte von beiden Seiten auf jedes Rad. Die Bremssohlen wurden dabei immer zu zweit in einem speziellen Sohlenhalter montiert.
Somit besass jedes
Rad
vier
Bremssohlen. Diese Bremssohlen entsprachen im Aufbau den
Modellen, wie sie bei den
Lokomotiven
Ae 4/4 verwendet wurden. So
konnte bei der BLS die Anzahl unterschiedlicher Bremssohlen verringert
werden. Diese Bremssohlen waren normaler Bauart und wurden aus Grauguss hergestellt. Dabei wurden die Bremssohlen durch die Reibung verschlissen und die Lauffläche des Rades etwas aufgerissen.
Jedoch war der Grauguss weicher als die
Lauffläche,
so dass der Verschleiss an den
Bremssohlen erfolgte. Man hatte den erwünschten
Effekt erhalten und schuf sich damit ein Problem, das bei dieser
Bauart
einer
Bremse
vorhanden war. Durch den Abrieb wurden die Bremssohlen sehr stark abgenutzt. So verlängerte sich der Weg, der das Gestänge zurücklegen musste, nach jeder Bremsung. Nach einiger Zeit würde die Bremse daher ausfallen.
Damit das nicht passieren konnte, wurde im
Bremsgestänge
ein automatischer
Gestänge-steller
der Marke „Stopex“ montiert. So blieb die
Bremskraft der Lokomotive
unabhängig dem Verschleiss an den
Bremssohlen erhalten. Um die mechanischen Bremsen der Lokomotive abzuschliessen, muss noch die Handbremse erwähnt werden. Diese Handbremse bestand aus einer Spindel mit Arretierung im Führerstand.
Damit konnte das
Bremsgestänge
der nächsten
Triebachse
so beeinflusst werden, dass die
Bremse
angezogen wurde. Da diese in jedem
Führerstand
vorhanden war, wurden zwei
Achsen
mit zwei
Handbremsen
beeinflusst.
Damit war jedoch immer noch genug
Bremskraft vorhanden um die
Lokomotive
auf dem Netz der BLS-Gruppe
sicher abstellen zu können. Damit haben wir deren Funktion als
Stillhaltebremse. Die
Handbremse
konnte jedoch auch auf der Fahrt mit veränderlicher Bremskraft bedient
werden. Somit war die Handbremse auch eine rein mechanische
Bremse
für Notfälle, wenn die
Druckluftbremsen
nicht mehr funktionierten.
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