Vergleich Re 4/4 II -> Ae 4/4 II |
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In der ganzen Geschichte
dieser
Lokomotive wurde immer wieder erwähnt, dass es eine grosse Gegnerin
gab. Die Kontroversen, die bei der Bestellung und der Beschaffung dieser
beiden Maschinen entstand waren, verleiteten mich zu diesem Vergleich.
Natürlich kann man auch heute noch geteilter Meinung sein und es ist nie
leicht bei so einem Thema objektiv genug zu sen. Trotzdem wollen wir die
Sache sachlich angehen. Vergleiche von Lokomotiven sind nie leicht anzustellen. So sind unterschiedliche Zeitepochen vorhanden, die automatisch ein verfälschtes Bild von sich geben. Bei diesen beiden Lokomotiven gibt es dieses Problem jedoch nicht, denn sie wurden zur gleichen Zeit bestellt und gebaut.
Die Ablieferungen der ersten
Lokomotiven erfolgten sogar nur innerhalb weniger Monate. Daher
entsprachen diese beiden Bau-reihen vom Zeitraum her einander. Selbst bei der Höchstgeschwindigkeit können wir bei diesen beiden Lokomotiven keine Unterschiede feststellen. Beide erreichten letztlich die geforderten 140 km/h und waren somit gleich schnell unterwegs.
Damit haben sich die für
diese beiden Modelle die Vergleichs-möglichkeiten bereits ergeben, denn die
Anforderungen an die
Lokomotiven waren unterschiedlich und das ist ein
Punkt, der später wichtig werden wird.
Die BLS benötigte eine
Lokomotive, die in den Steigungen der
Bergstrecke hohe
Zugkräfte
aufbringen konnte. Die hohe Geschwindigkeit war nur nebensächlich, denn
mit 140 km/h fuhr man auf dem Netz der BLS zu dieser Zeit noch nirgends.
Diese wurde nur für die Strecke Thun – Bern benötigt. So wurde die
Lokomotive auf Zugkraft getrimmt. Wie unwichtig die Geschwindigkeit war,
zeigt sich, dass man die Maschinen gleich als Ae 4/4 II bezeichnete.
Soweit zur
Lokomotive der
BLS, die in Fachkreisen oft als Berglokomotive bezeichnet wurde. Ein
Umstand, der deutlich zeigte, wie diese Maschine der BLS ausgelegt war.
Man wollte schwere Züge am Berg und nebenbei auch schnell fahren. Jedoch
wird es nun auch Zeit, wenn wir uns auch der Lokomotive der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB zuwenden und so die Baureihe
Re 4/4 II
kennen lernen. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB benötigten hinge-gen eine schnelle Lokomotive für die Strecken im Mittel-land. Die Zugkraft musste bis in hohe Geschwindigkeiten erbracht werden.
Hohe
Anfahrzugkräfte waren dabei nicht erforderlich. Die
Lokomotive musste schnell kommen und sie musste schnell fahren. Bei der
provisorischen Bezeichnung wählte man Bo’Bo‘, weil man klar eine Re 4/4
erwartete. Hier stand daher eher die Geschwindigkeit von 140 km/h im Vordergrund. Die Strecken waren mittlerweile an vielen Orten für diese Geschwindigkeit ausgelegt worden.
Nun benötigte man die passende
Lokomotive und diese musste klar nach
Zugreihe R verkehren, denn nur damit waren diese Geschwindigkeiten
überhaupt möglich. Es wäre ein Prestigeverlust gewesen, hätte man diese
140 km/h nicht erreichen können. Als letztlich auch im Gebirge mit vierachsigen Lokomo-tiven gearbeitet wurde, erhöhte man bei der Baureihe einfach die Zugkraft indem man die Höchstgeschwindig-keit reduzierte.
So entstand eine
Lokomotive für die SOB, bei der 120 km/h
schon viel zu hoch war. Letztlich entstand daraus die Lokomotive
Re 4/4 III, die gegenüber der Baureihe
Re 4/4 II nur geänderte
Getriebe bekommen
hatte. Es wird jedoch Zeit, den direkten Vergleich zu wagen.
In der nun folgenden Tabelle
sind die
Lokomotiven der BLS und der Schweizerischen Bundesbahnen SBB
aufgeführt worden. Zur Ergänzung werde ich auch die Baureihe
Re 4/4 III
aufführen. Diese ist aber nicht Bestandteil des Vergleiches, denn wir
stellen wirklich nur die Baureihen Re 4/4 (Ae 4/4 II) und
Re 4/4 II
(Bo’Bo‘) gegenüber. Damit wir objektiv bleiben sind mehrere Punkte
aufgeführt, die so noch nicht erwähnt wurden.
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Ae 4/4 II |
Re 4/4 II |
Re 4/4 III |
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Achsfolge |
Bo’Bo‘ |
Bo’Bo‘ |
Bo’Bo‘ |
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Inbetriebnahme |
1964 |
1964 |
1971 |
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Länge über
Puffer |
15 470 mm |
15 410 mm |
15 410 mm |
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Triebraddurchmesser |
1250 mm |
1 260 mm |
1 260 mm |
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Übersetzung
Getriebe |
1:3.346 |
1:2.64 |
1:3.11 |
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Motortyp |
Wellenstrom |
Wechselstrom |
Wechselstrom |
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Stundenleistung |
4 980 kW |
4 780 kW |
4 780 kW |
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Anfahrzugkraft |
314 kN |
255 kN |
300 kN |
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Stundenzugkraft |
226 kN |
167 kN |
197 kN |
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Leistungsgrenze |
77.5 km/h |
100 km/h |
85 km/h |
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Bremskraft
E-Bremse |
68 kN |
125 kN |
128 kN |
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Gewicht
mechanisch |
39,7 t |
41 t |
41 t |
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Gewicht
elektrisch |
40,3 t |
39 t |
39 t |
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Gewicht Lok |
80 t |
80 t |
80 t |
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Normallast
10‰ (Flachland) |
1 470 t |
1 100 t |
1 230 t |
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Normallast
26‰ (Bergstrecke) |
630 t |
460 t |
580 t |
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In der Tabelle erkennen wir,
dass diese
Lokomotiven nur auf den ersten Blick ähnlich waren.
Entscheidende Merkmale, wie die Bestimmung der
Leistungsgrenze sind
unterschiedlich, aber für die Bestimmung der
Zugkraft massgebend. Hier
gibt es zwischen den Lokomotiven einen Unterschied von 22.5 km/h. In der
Welt der Eisenbahn ist das zwar nicht so viel, aber entscheidend in den
Daten. Trotzdem blieb die Baureihe
Re 4/4 II immer etwas zurück.
Man kann den Entscheid der
BLS durchaus verstehen, denn sie benötigte
Zugkraft und diese musste
möglichst optimal auf die
Schienen gebracht werden. Da konnte man etwas
warten, bis es so richtig schnell zur Sache ging. Daher setzte man die
Leistungsgrenze möglichst nahe an die Geschwindigkeit der
Bergstrecke und
daher auf 77.5 km/h. So entsprechen diese 630 Tonnen der Leistungsgrenze
auf 26‰ Steigung.
Bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB konnte die Baureihe Re 4/4 II bei der
Leistungsgrenze
eine Last von 1 100 Tonnen ziehen. Der Grund dafür ist, dass man hier eine
Steigung von 10‰ angenommen hatte. Somit war diese Maschine als
schnellfahrende
Lokomotive gedacht, die im oberen Bereich noch genügend
Reserven für einen kurzen Sprint hatte. Somit eher der Charakter einer
richtigen
Schnellzugslokomotive.
Man warf 1964 den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB wenig Mut vor. Die Wahl einer
konventionellen Technik wirkte veraltet und mit dem Entscheid der BLS
überholt. Nur, bei der
Staatsbahn kamen andere Punkte hinzu, die nicht so
schnell ersichtlich sind. Dazu gehörte, dass die neue
Lokomotiven schon
längst fahren sollten, als sie bestellt wurden. Daher konnte man es sich
schlicht nicht leisten Experimente zu machen. Das Teil musste
funktionieren.
Bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB forderte man ganz klar eine elektrische
Nutzstrombremse.
Diese hatte bei den
Lokomotiven der Baureihe
Ae 6/6 gezeigt, dass sie
durchaus sehr hohe
Leistungen erbringen können. Diese gute Wirkung wollte
man bei den
Staatsbahnen nutzen und so musste eine verschleisslose
Bremse
her, die etwas leisten konnte und das ging nur mit der Nutzstrombremse,
die
Widerstandsbremsen hatten schlicht verloren.
1964 arbeitete man mit
Dioden
um den Wellenstrom zu erzeugen. Diese liessen keinen Stromfluss in die
andere Richtung zu. Daher war es schlicht nicht möglich, der
Lokomotive
für die BLS eine
Nutzstrombremse zu verpassen. Der BLS war das egal, denn
sie konnte solche
Bremsen so oder so nicht anwenden. Daher konnte man es
sich in Spiez leisten Experimente zu machen. Die Lokomotive zeigte
schliesslich was möglich war.
Das es letztlich aber nur der
Baureihe
Re 4/4 II gelang, sich auch bei anderen Bahnen durchzusetzen, lag
gerade an deren Technik. Die konventionelle Technik war für kleine
Werkstätten besser verständlich. Kommt dazu, dass diese Technik billiger
zu haben war, als die neuen
Dioden. Zusammenfassend gilt daher, die
Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB war einfacher aufgebaut
und erst noch billiger.
Diese Punkte bewogen die
Südostbahn SOB eine leicht angepasste Maschine des SBB Typen zu bestellen.
Damit das schnell ging, wurde sogar beschlossen, dass die
Lokomotive mit
der Nummer 11156 der
Staatsbahn zur Lokomotive Nummer 41 der SOB wurde.
Mit einem geänderten
Getriebe versehen, passte diese Maschine ideal zur
Bahnlinie. Insbesondere war das Einzelstück auf dem Markt billiger zu
haben, als die Lokomotive der BLS.
So gab es letztlich die
Baureihe
Re 4/4 III, die sich dann bei Vergleichen in Szene setzte. Es war
gerade die EBT, die bei direkten Vergleichen die Vor- und Nachteile
aufzeigten. Bei
Lokomotiven waren gut und konnten die Anforderungen mit
mehr oder weniger Mühe erfüllen. Jedoch sprach nur ein Punkt entscheidend
für die Baureihe
Re 4/4 III, denn sie war billiger und für das gleiche
Geld, gab es eine Maschine mehr.
Schon haben wir einen Erfolg
für eine
Lokomotive, die bei der Bestellung als veraltet galt. Die
Maschine der BLS war innovativ und fortschrittlich, für kleinere Bahnen
schlicht zu teuer und für die grossen Schweizerischen Bundesbahnen SBB
schlicht unpassend. Als es schliesslich gelang, mit
Wellenstrommotoren
auch
Nutzstrombremsen zu verwirklichen, kam die Technik auch zu den
Staatsbahnen. Nur, war man mit diesem Schritt bereits einen Schritt von
den
Drehstrommotoren entfernt.
Letztlich können wir
zusammenfassen und sagen, dass beide
Lokomotiven gelungene Konstruktionen
waren, die bei beiden
Bahngesellschaften zur erfolgreichsten Lokomotive
wurde. Während die Maschine der BLS nach 45 Jahren langsam in den
Güterverkehr verdrängt wurde, leisteten die ebenso alten Lokomotiven der
Baureihe
Re 4/4 II immer noch tägliche Einsätze vor schnellen
Reisezügen.
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