Inbetriebsetzung |
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Wenn wir nun mit der
Inbetriebsetzung
beginnen, dann wird sich eine grosse Frage aufdrängen. Welche von den drei
Nummerngruppen wurde denn so richtig auf Herz und Nieren geprüft. Keine
leichte Sache, da von den damaligen Versuch nur sehr wenig zu erfahren
war. Gerade die
Gotthardbahn war in diesem Punkt etwas eigen in der Niederschrift.
Der Grund, auf der chronisch überlasteten Strecke ging es gleich in den
Betrieb.
Dieser kam jedoch so kurz vor der ersten
Serie, dass man die Erfahrungen nicht einbringen konnte. Der Grund war,
dass auch hier die Zeit drängte, denn egal welche Bahn, die Reihe C 4/5
wurde schnell im Betrieb benötigt und das zeigt sich nun. Nachdem die Bauteile beim Hersteller zu
einer
Lokomotive
verbunden worden waren, begannen dort erste Abklärungen. Noch bevor der
Kessel
ein erstes Mal in Betrieb genommen wurde, fand eine erste optische
Kontrolle statt. Waren alle Nieten gesetzt worden und befand sich an allen
vorgesehen Stellen auch genug Farbe. Diese Endkontrolle wurde immer
ausgeführt, denn nun konnte es gefährlich werden. Die Prüfung des
Kessels
war vor der Auslieferung ein wichtiger Punkt. Dieser musste den
Anforderung entsprechen und vom
Kesselinspektor
abgenommen werden. Diese Abnahme erfolgte jedoch nur, wenn der Kessel
beheizt wurde. Es hiess dann einheizen und warten. Bei dieser Prüfung
werden genaue Messgeräte eingesetzt, so dass der Druck genau zu erkennen
war. Der Grund dafür war simpel, denn der spätere Wert wurde
überschritten. Bei der Kesselabnahme waren die
Sicherheitsventile
noch nicht korrekt eingestellt worden. Der Arbeiter hat diese einfach
montiert und sich nicht um deren Funktion gekümmert. Dadurch konnte ein
Wert erreicht werden, der etwa um 10% höher lag, als das übliche Mass.
Diesen Wert musste der
Kessel
aushalten, denn es war die Marge für die Sicherheit. Genau genommen wäre
mehr Druck erforderlich gewesen, aber dann gab es Probleme.
Erst wenn der erhöhte Druck ohne Problem
gehalten werden konnte, wurden die
Sicherheitsventile
aktiviert und dann auf den in der Regel vorhandenen Kesseldruck
eingestellt. Nicht so leicht, wenn heisser
Nassdampf
austritt. Bei der Anbringung der Plomben an den Sicherheitsventilen, galt die Abnahme des Kessel als erfolgreich abgeschlossen. Diese Prüfung betraf jedoch nicht nur die Prototypen. Jeder neue Kessel musste geprüft und von den Behörden abgenommen werden. Ausnahmen von dieser Regel gab es nicht und
auch die erforderliche Plombe war nicht vorhanden. Ein Betrieb war nur mit
dieser Abnahme möglich und das war gut. Ob es bei der Abnahme von den Kesseln Probleme gab, ist nicht überliefert worden. Gerade die Hersteller lassen sich oft nicht gerne in die Karten blicken. Die Angst vor den anderen Firmen und auch vor deren Spionen. Jedoch kann angenommen werden, dass nicht
jeder
Kessel
die Abnahme auf anhieb schaffte. Kleine Fehler bei der Produktion waren
nicht auszuschliessen und dann wurde es gefährlich, daher ist diese
Abnahme wichtig. Nach der Abnahme des
Kessels
konnten die weiteren Funktionen geprüft werden. Kurze Fahrstrecken auf dem
Werksgelände inbegriffen. Auch jetzt ging es mehr um das auffinden von
Fehlern, als um eigentliche
Versuchsfahrten.
Diese mussten vom Besitzer durchgeführt werden und daher wurde die
nagelneue
Lokomotive
in Winterthur den Schweizerischen Bundesbahnen SBB übergeben. Die Zeit der
Reihe C 4/5 sollte beginnen.
Wir müssen bedenken, die Maschine war das
erste
Triebfahrzeug
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB, das mit vier
Triebachsen
versehen worden war. Es gab nur die
D 4/4 am Gotthard. Wie sich die Fahrten zeigten, ist nicht bekannt, jedoch kann angenommen werden, dass es keine grösseren Probleme gab, denn die Serie kam schnell und es wurden keine Anpassungen vorgenommen. Das zeigt aber auch, dass Dampflokomotiven
relativ einfach aufgebaut werden konnten. Da waren die komischen Dinger im
Raum Zürich Seebach schon etwas schwieriger. Dementsprechend bockten diese
immer wieder. Zur Bestimmung der
Zugkräfte
und der
Leistung
mussten jedoch auch noch Fahrten durchgeführt werden. Zwar konnte man
damals ohne Probleme berechnen, welche Zugkraft erzeugt wird. Nur galt
auch die Regel, dass die Bahnen in der Schweiz den Herstellern nicht
einfach vertrauten. Daher wurden die entsprechenden Prüfungen angeordnet
und das ging nur mit einem Zug, bei dem ein spezieller
Messwagen
eingereiht worden war. Die Fahrten mit dem
Dynamometerwagen
bildeten einen wichtigen Teil der Versuche. Dabei musste aber der Termin
genau geplant werden, denn der Wagen war sehr begehrt, da damals viele
neuen Baureihen ausgeliefert wurden und jede natürlich so schnell wie
möglich geprüft werden sollte. Die Fachleute in diesem Wagen waren damals
also nicht zu beneiden, denn Pausen gab es praktisch keine mehr.
Da nach den Fahrten auch immer der Verbrauch bei Kohle und Wasser bestimmt wurde, konnten auch die Verbrauchswerte der Lokomotive be-stimmt werden. Es waren oft die Abschlüsse der
Versuchsfahrten,
denn mit der Bestimmung von Tabellen war die Ar-beit abgeschlossen. Die Lokomotiven konnten also dem Betrieb über-geben werden. Die Staatsbahnen verteilten sie auf die Kreise I, II und III. Dort waren die schweren Güterzüge und gerade in der Mitte, war auch der Zulauf zum Gotthard enthalten. Eine Strecke, die den Garant für den
Güterverkehr
war. Dank der neuen
Lokomotive
konnte mehr be-fördert werden. Die
Versuchsfahrten
mit der Num-mer 2701 konnten daher abgeschlossen werden. Es wird nun Zeit, dass wir zum Gotthard kommen. Im Jahre 1905 war dort immer noch eine Privatbahn zuständig. Zwar war deren Verstaatlichung beschlossen,
aber noch nicht umgesetzt worden. Der Verkehr verlangte nach neuen
Lokomotiven
und die mussten beschafft werden, ob die Existenz endete oder nicht. Der
Auftrag ging nach München. Die Firma J. A. Maffei sollte das neuste
Wunderding der Bahn in der Schweiz bauen. Die Arbeiten des Herstellers änderten sich
nicht, nur weil dieser in München zu Hause ist. Die dort gebaute
Lokomotive
musste von den Behörden geprüft werden und das galt insbesondere für den
Kessel.
Speziell war, dass der
Kesselinspektor
aus der Schweiz anreiste. So waren die beim Besitzer erforderlichen
Plomben bereits ab Werk angebracht worden. In diesem Fall wurde auch von
einer Werksabnahme gesprochen.
Das betraf in diesem Fall auch den Zoll,
denn die neuen
Lokomotiven
wurden ja in der Schweiz eingeführt und bei über 100 Tonnen sahen die
Beamten etwas genauer hin. Auch Zöllner konnten sich daran erfreuen. Sehr speziell war die Reise eigentlich nur
von der Grenze bis in den
Bahnhof
von Rotkreuz. Die
Lokomotive
der
Gotthardbahn sah eigentlich aus, wie ein neues Modell für die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Und viele Leute fragten sich vermutlich
nach dem neuen Modell. Als dann in Rotkreuz die
Übernahme
erfolgte, war dann klar, das kurze Ding mit dem riesigen Loch zwischen
Rahmen und
Kessel
gehörte der Gotthardbahn. Die Schweiz hatte damit die erste
Lokomotive
mit
Barrenrahmen
erhalten. Diese aus Amerika stammende Lösung begann in Europa Fuss zu
fassen. Davon weniger angetan, war man bei der SLM, aber nicht bei Maffei
in München. Die Modelle der
Gotthardbahn sollten zusammen mit der Nachbauserie der Reihe
A 3/5 die einzigen Maschinen der
Schweiz sein, die einen Barrenrahmen erhalten hatten. Man könnte nun viele
Versuche erwarten. Wer nun meint, dass die
Gotthardbahn mit der grössten
Lokomotive
der Schweiz ausgedehnte Versuche unternehmen sollte, irrt sich. Die Fahrt
von München in die Schweiz verlief ohne Probleme und da konnte man
sicherlich gleich loslegen. Natürlich noch nicht in den normalen Diensten,
denn auch hier mussten die Daten für die
Leistung
und die
Zugkraft
noch bestimmt werden. Bis aber der verflixt rare
Dynamometerwagen
verfügbar war, ging es ans Werk.
Auch jetzt war der Wagen in einem Zug
eingereiht. Nun ging es aber von Rotkreuz nach Göschenen. Die Bahn wollte
wissen, was dort angestellt werden konnte. Die Fahrten in den flachen
Abschnitten, machte man eher wegen den
Staatsbahnen. Es kam nach den Berechnungen die Bestätigung. Die Gotthardbahn besass die grösste Lokomotive der Schweiz. Das galt in Bezug auf die Leistung und auch bei der Zugkraft. In beiden Fällen sollte nur noch die Reihe
C 5/6 mehr bringen. Aber da waren
noch die komischen Dinger in Raum Seebach, denn die begannen immer besser
zu werden. Mit der Reduktion der
Frequenz
blieben die
Tele-grafen
entlang der Strecke ruhig. Uns bleiben nur noch die Modelle der Nachbauserie. Diese durchliefen im Werk die bereits erwähnten Prüfungen, denn ohne diese konnte wirklich nicht gefahren werden. Bei den
Kesseln
war der Staat wirklich unerbittlich. Mit der Übernahme in Winterthur
übernahmen jedoch die Schweizerischen Bundesbahnen SBB und damit begannen
die
Versuchsfahrten.
Der neue
Überhitzer
musste nun zeigen was er konnte. Komplett das ganze Programm wurde nicht
vorgenommen. Es waren eigentlich nur Fahrten, die einen Vergleich mit den
vorhandenen Modellen erlaubten sollten. Dabei stand natürlich die
Gruppe
2700 im Vordergrund. Mit diesen konnte es das neue Fahrzeug aufnehmen.
Gegen die Wunderdinger am Gotthard war sie jedoch ohne Chance. Doch auch
jetzt stand die Fahrt mit dem
Dynamometerwagen
noch auf dem Programm.
Deutlich schlechter waren aber die
Verbrauchswerte, denn beim Wasser musste deutlich mehr berechnet wer-den,
denn die Nummer 2601 war ausgesprochen durstig. Die
Kohlen
waren nur geringfügig höher. Speziell war eigentlich nur noch die Inbetriebsetzung der Nummern 2611 und 2612. Die hatten spezielle Gleich-strom-Maschinen bekommen. Bevor die in den Betrieb kamen, mussten daher einige Gehversuche gemacht wer-den. Die dabei gemachten Erfahrungen mussten
wohl nicht besonders gut gewesen sein, denn die Lösung wurde nicht mehr
weiter verfolgt. Die weiteren Modelle dieser
Bau-reihe
kamen mit normalen Maschinen. Auch wenn die neuen Lokomotiven der Reihe C 4/5 sicher-lich beeindruckend waren. Bei der Fachpresse gerieten sie schon bei der Inbetriebsetzung in den Hintergrund. So bekam die
Gotthardbahn die grösste Dampflokomotive der Schweiz und niemand
kümmert es. 1908 war es dann klar, was passiert war, zwischen Spiez und
Frutigen fuhr ein komisches Ding, das hatte deutlich mehr
Leistung
als das Modell der Gotthardbahn. Wir können die
Inbetriebsetzung
dieser
Lokomotiven
abschliessen und dabei auch feststellen, dass die grossen Versuche nicht
durchgeführt wurden. Jedoch kann auch erwartet werden, dass die Fachpresse
dafür keine Augen hatte. Das schnucklige Teil mit den sechs
Triebachsen
in Spiez war wirklich ein Wunderding, auch wenn es nicht so richtig
wollte, Es war klar, die erste
Bergstrecke
der Schweiz mit
Fahrleitung
war Tatsache.
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