Betriebseinsatz Teil 2 |
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Am 03. Januar 2012 entgleiste der durchfahrende ETR
610 mit der Nummer 610.013 im
Bahnhof von Preglia mit dem ersten
Drehgestell
des letzten Wagens. In der Folge musste der
Triebzug evakuiert
und wieder ins
Gleis
gestellt werden. Ein Missgeschick, das jedem Zug
passieren konnte. Bei einem
Neigezug italienischer Herkunft sorgte das,
trotz dem weissen Anstrich, für sehr viel Aufsehen in der Presse.
Dabei ergaben die Unter-suchungen, dass es kein Defekt
am Zug war, son-dern dass der Zug dum-merweise über einen Schienenbruch fuhr
und durch die nicht korrekt liegenden
Schienen
ent-gleiste. Etwas, was
jedem anderen Zug auch hätte passieren können. Die Beschädigungen am
Drehgestell
sorgten jedoch dafür, dass der knappe Bestand an
Triebzügen
ETR 610 nicht verbessert wurde. Es reichte knapp für die geplanten
Verbindungen. Ebenfalls im Jahre 2012 gaben die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB bekannt, dass sie bei der Firma Alstom weitere acht
Triebzüge der Baureihe ETR 610 bestellt haben. Diese Bestellung zeigte,
dass man mit den Zügen durchaus zufrieden war und dass die Triebzüge
zuverlässig funktionierten. Die neuen Züge sollten jedoch optimiert und
als Baureihe RABe 503 nach dem Muster der Schweiz bezeichnet werden. Weiterhin durchgeführt wurden die Versuche in
Deutschland. Da lag immer noch keine
Zulassung vor, auch erwarten konnte
man diese noch nicht. Gerade hier galt es die Probleme mit den zu schwer
geratenen
Triebzügen zu lösen, denn in Zukunft sollten diese
Neigezüge auf
neue Strecken ausweichen und das waren
Verbindungen nach Deutschland. An
einen freizügig einsetzbaren Neigezug war daher immer noch nicht zu
denken. Im Gespräch war die
Verbindung zwischen Zürich und
München, die durchgehend elektrifiziert werden sollte. Um die angestrebte
Verkürzung der
Fahrzeit zu erreichen, war es mit den Ausbauten nicht
getan. Es mussten elektrische
Neigezüge verwendet werden. Die einzige
Baureihe, die auf diesen Einsatz passte, war die Reihe ETR 610. Daher auch
die Versuche, obwohl man den Zug im Einsatz hätte gebrauchen können. Am 22. Februar 2013 gab es Probleme bei der Vereinigung von zwei Zügen in Brig. Die Abklärungen ergaben, dass es kein Problem der Züge war. Das Personal hatte diese Aktion so selten gemacht, dass es schlicht nicht mehr genau wusste, wie man die Vielfachsteuerung korrekt einrichtet. In der Folge sollten die
Triebzüge wieder allein
verkehren. Zumindest, bis das Personal nachgeschult wurde und so auch
diesen Punkt korrekt ausführte. Im Spätsommer 2014 konnte schliesslich in Lugano der Zug RABe 503 012 präsentiert werden. Damit war der erste der nachbestellten Neigezüge fertig. Speziell war, dass der nagelneue Zug aus diesem Anlass auf den Namen «Ticino» getauft wurde. Doch ab nun sollten
neben ETR 610 auch RABe 503 einge-setzt werden. Besonders so lange, bis die
ETR auch zu RABe wurden und so eine einheitliche Serie entstand. Wer nun meint, dass es keine Probleme in der Schweiz
zu lösen gab, irrt sich. Mit den definierten Vorschriften im
Basistunnel
am Gotthard zeigte sich, dass diese von der Reihe ETR 610, aber auch von
den RABe 503 nicht eingehalten werden konnten. So mussten die Einheiten
angepasst werden, was beim Mangel an Einheiten nicht leicht sein konnte.
Zumindest kamen nun auch die Modelle der FS wieder in die Schweiz. Der Einsatz der Reihe ETR 610 zeigte, das die
Triebzüge deutlich besser gebaut waren, als die alten Modelle. Auch wenn
es immer wieder Störungen gab, grosse Probleme gab es nicht und die
Neigezüge konnten sich positiv in Szene setzen. Wäre das Problem mit der
Zulassung in Deutschland nicht gewesen, wären wir endlich am Ziel
angelangt. Doch so war immer noch kein freizügiger Einsatz möglich. Als die Schweizerischen Bundesbahnen SBB im Jahre 2015 bekannt gaben, dass sie beim Hersteller vier weitere Einheiten der Baureihe RABe 503 bestellt haben, war vieles klar. Die durch die Teilung der Züge entstandenen Lücken mussten gefüllt werden und der Triebzug funktionier-te gut genug, dass man die Serie erweiterte. Das Problem mit
der
Zulassung als
Neigezug in Deutschland bestand immer noch und auch
sonst gab es Beschränkungen. Das Experiment mit sehr schnellen Neigezügen war gescheitert. Die Modelle der Reihe ETR 610 und RABe 503 konnten daher die technische Höchstge-schwindigkeit von 250 km/h nie ausfahren. Die Flotte
musste sich mit 200 km/h begnügen und war damit für den
Basistunnel am
Gotthard schlicht zu langsam. Doch gerade auf dieser
Achse stellte sich
immer mehr die Frage nach einem sinnvollen Einsatz von
Neigezügen. Mit dem Bau der Basistunnel am Gotthard und am Ceneri rechtfertigten sich die Neigezüge nicht mehr. Gerade gebaute Strecken benötigten keine Neigetech-nik. Aus diesem Grund sollten am Gotthard neue
Triebzüge das Zepter übernehmen. Wer die bauen sollte, war jedoch schlicht
noch nicht klar. Gebaut wurde aber auch an den Strecken und als die
Arbeiten in Thalwil den Verkehr in Richtung Zug verhinderten, musste eine
Lösung gefunden werden. Die in diesem Fall übliche Umleitung der Züge via
Heitersberg und
Südbahn konnte nicht umgesetzt werden. Daher wurden die
Züge in Richtung Zug und Gotthard über das Sihltal umgeleitet. Der auf
dieser
Nebenstrecke verkehrende
Neigezug wirkte vermutlich auf die
Autofahrer der nahen Strasse so beängstigend, dass sie genug Abstand
eingehalten haben. Auf jeden Fall ist diese Umleitung so speziell, dass
auch ein Lokführer gefunden werden musste. Im Mai 2015 tauchte wieder ein Triebzug der Baureihe RABe 503 in Deutschland auf. Dort sollten Versuche mit der PZB angestellt werden. Auch die Funktion von ZUB 262 für das bogenschnelle fahren wurde geprüft. Der Grund war, dass die
Zugsicherung
Integra-Signum so geändert
wurde, dass sie im DB-Modus nicht aktiv war, denn das war eine noch nicht
er-füllte Forderung der Behörden, die sich immer noch quer stellten. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB schickten die Triebzüge der Baureihe ETR 610 bereits in die erste Revision. Dort wurden sie den neueren RABe 503 angepasst und der Brandschutz verbessert. So
entsprachen die
Triebzüge den aktuellen Vor-schriften und ein Einsatz im
Basistunnel Gotthard war daher kein Problem mehr. Spannend ist dabei
eigentlich nur, dass diese Arbeiten auch von der FS an ihren ETR 610
vorgenommen wurden. Der Grund war simpel, denn die ETR 610 der FS sollten wieder in die Schweiz verkehren. Dabei war vorgesehen, dass für einen stabilen Verkehr der aus Italien kommende Triebzug ab Lugano verstärkt wird. In der Folge sollten gemischte Züge zu beobachten sein. Wir hier
können die Einheiten aber anhand der Bezeichnung unterscheiden. Die ETR
610 waren im Besitz der FS, die RABe 503 jedoch in der Hand der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Auch der Betrieb stabilisierte sich nun wieder. Es
waren genug Einheiten vorhanden und die
Neigezüge waren wirklich technisch
gelungen. Störungen gab es, aber selten solche, die zu einem Ausfall des
Zuges führten. Störend für die Reisenden war nur, wenn im ganzen Zug ein
funktionierende WC gesucht werden musste. Nervig dann, wenn dieses ganz am
anderen Ende war. Dringend durfte das Geschäft dann nicht sein.
Die Tage der RABe 503 und der ETR 610 auf der
Achse
über den Gotthard waren gezählt. Neue mit maximal 250 km/h verkehrende
Triebzüge sollten von der Firma Stadler Rail geliefert werden. Doch noch
waren sie nicht in Betrieb und so blieben die
Dienstpläne in den nun
folgenden Jahren sehr stabil. Die Züge verkehrten auf beiden Strecken
durch die Alpen. Ob dabei ein ETR 610, oder ein RABe 503 benutzt wurde,
war nahezu Zufall. So kam es, dass einer der schweren Vorfälle einen ETR
610 betreffen sollte. Dieser war am 22. März 2017 mit dem EC 158 unterwegs
und verkehrte über den
Bahnhof von Luzern. Nach dem dort erforderlichen
Richtungswechsel sollte die Reise ans Ziel weitergehen. Im Weichenbereich
des Bahnhofes wurde diese jedoch beendet, weil der
Triebzug entgleiste.
Ein ETR 610 neben den
Schienen sorgte für sehr viel Aufsehen. Schnell kamen Stimmen auf, die dem Zug die Schuld für
den Vorfall gaben, denn so richtig einem Produkt aus Italien wollte man
nicht vertrauen. Die offizielle Untersuchung ergab dann jedoch, dass der
Neigezug eine fehlerhafte
Weiche befuhr und dadurch aus den
Schienen
geworfen wurde. Es zeigte sich damit das Problem bei der
Ausfahrt aus dem
Bahnhof Luzern, die mit 40 km/h befahren, doch etwas eng ist. 2017 war so oder so ein sehr bewegtes Jahr. Am 02.
Juli fiel in Genève ein RABDe 500 aus. Als Ersatz wurden zwei
Triebzüge der
Baureihe RABe 503 genommen. Diese fuhren daher ausnahmsweise via
Jurasüdfuss nach Zürich, wo dann wieder ein
ICN gestellt werden konnte.
Die beiden Züge wurden anschliessend gleich für Versuche an den Gotthard
geschickt. Diese standen immer noch an, da der
Basistunnel am Gotthard die
Züge forderte. Im Herbst überraschte die Deutsche Bahn DB. Diese prä-sentierten die Idee eines neuen Eurocity-Express. Diese neuen ECE sollten dabei den Betrieb zwischen dem Bahnhof Frankfurt am Main und Milano aufnehmen. Ein Zug, der drei Länder befahren sollte. Das Problem
dabei war, es gab dazu eigentlich nur ein Modell das passte und das waren
die
Neigezüge RABe 503 der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Diese hatten immer noch keine vollwertige Zulassung in Deutschland. Doch kam da endlich etwas Schwung in die Geschichte. Die Neigezüge zeigten in zwei Ländern, dass sie auch mit der hohen Achslast zuverlässig verkehrten. Das führte letztlich dazu, dass schon fast in
einer Nacht und Nebel Aktion die
Zulassung erteilt wurde. Auch
bogen-schnell gefahren werden durfte mit den
Triebzügen. Das Ziel war
endlich erreicht. Ab dem Fahrplanwechsel wurde die neue Verbindung des ECE in den Fahrplan aufgenommen. Die Ehre kam dem Zug mit der Nummer 503 022 zu. Speziell deswegen wurde er mit einem speziellen Anstrich
versehen, der Motive der Städte zeigte und auf die
Verbind-ung durch drei
Länder hinwies. Ein Anstrich, der längere Zeit am Fahrzeug bleiben sollte
und der so zu einem weiteren Farbtupfer bei den
Neigezügen führte. Da die neuen
Triebzüge der Baureihe RABe
501 als
«Giruno» bezeichnet wurden, vergaben die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
ihren
Neigezügen RABe 503 auch einen Namen. Sie sollten als «Astoro»
bezeichnet werden. Der Begriff stand dabei für das italienische Wort für
den Habicht. Ein weiterer Greifvogel verkehrte somit auf den Strecken in
der Schweiz und es zeichnete sich immer mehr ab, dass die Neigezüge nach
München verkehren sollten. Im Jahr 2018 kam es dann zu einer grösseren Krise. Die Verfügbarkeit der Neigezüge RABe 503 sank dramatisch. Die Abklärungen ergaben jedoch, dass es keine durch das System erzeugten Störungen waren. Diese waren zu breit gefächert, dass man den
Triebzug ein schlechtes
Zeugnis ausstellen konnte. Solche Krisen kannte man aber schon von anderen
Baureihen, die teilweise zur Stilllegung führten. Um mit den Triebzügen den Halt für den Systemwechsel in St. Margrethen zu streichen, mussten die Triebzüge mit einem neuen Sy-stem für ETCS versehen werden. Der Auftrag für den Umbau der RABe 503
auf
ETCS Baseline 3 wurde von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB an
Alstom vergeben. Diese sollten daher die neue Ausrüstung einbauen und die
Zulassungen dafür auf den Strecken erwirken. Nachdem das Jahr 2019 ruhig verlief, tauchte der Triebzug mit der Nummer 503 018 im Frühjahr 2020 in Chiasso auf. Damit begannen die Versuche mit dem ersten auf Baseline 3 umgebauten Triebzug. Noch war man zuversichtlich, dass das Ziel bis im Dezember des gleichen
Jahres erreicht werden sollte. Jedoch machten ein Virus und die von den
Regierungen erlassenen Massnahmen dieses Ziel schlicht und einfach
unmöglich. Der
Fahrplan ab Dezember 2020 sah vor, dass der
Verkehr am Gotthard durch die Baureihe RABe
501 übernommen werden sollte.
So konnten
Triebzüge RABe 503 für den Einsatz nach München freigestellt
werden. Dabei blieben aber einzelne
Leistungen auf dieser Strecke weiterhin
in der Hand der
Neigezüge. Diese nutzte man auch um die Züge der Baureihe
RABe 503 dem regelmässigen Unterhalt zuführen zu können. Bei den Verbindungen auf der Achse über den Simplon gab es jedoch keine Änderungen. Dort waren die Neigezüge wegen der kurvenreichen Strecke südlich vom Simplontunnel immer noch wichtig. Zudem
war auch klar, dass dort die neuen Modelle nicht eingesetzt werden
sollten. Die mit bis zu 250 km/h verkehrenden RABe
501 sollten am Gotthard
verkehren und dort im
Basistunnel dieses Tempo auch fahren. Für den neuen Einsatz nach München wurden Arbeiten an den Strecken ausgeführt. So war es nun auch möglich bogenschnell bis zur Grenze in St. Margrethen zu fahren. Dort musste aber wegen den erwähnten
Probleme mit den Versuchen der Baseline 3 immer noch angehalten werden.
Trotzdem sollte die
Fahrzeit dank der neuen
Fahrleitung und
Neigezügen auf
vier Stunden gedrückt werden. Der Zug konnte mit den Reisebussen
mithalten. Der Start mit den RABe 503 nach München verlief
jedoch nicht wunschgemäss. Nachdem der erste von München kommende
Triebzug
Zürich ohne Probleme erreichte, endete die Fahrt mit der Rückleistung als
EC 97 im
Bahnhof von Hergatz. Der
Triebzug blieb dort mit einem defekten
Stromabnehmer stehen und konnte die Reise nicht mehr aus eigener Kraft
fortsetzen. Die Ursache war hingegen schnell geklärt. Der mit der neuen
Fahrleitung und den elektrischen
Zügen noch nicht vertraute
Fahrdienstleiter leitete den
Neigezug schlicht
in ein
Geleise, das keine Fahrleitung hatte. Als der Lokführer
im
Führerstand das
feststellen konnte, reichte die Zeit nicht mehr um den Bügel zu senken. In
der Folge verfing sich dieser und wurde dabei so stark beschädigt, dass
eine Fahrt mit dem Ersatz nicht möglich war. Zumal der Zug nun ohne
Fahrleitung dastand.
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