Die Bestellungen |
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Noch bevor ein endgültiges Konzept für die neue
Lokomotive bestand, wurde durch die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB eine erste Serie von zwölf Maschinen bestellt. Wer nun
aber meint, dass diese zwölf Lokomotiven eine etwas überdimensionierte
Reihe
Prototypen
war, irrt sich, denn die Industrie versprach überzeugend, es braucht keine
Prototypen mehr. Bei so vielen neuen Baugruppen eine sehr gewagte Aussage.
Hinzu kam, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB die neue
Lokomotive dringend benötigten. Schliesslich sollte die
Bahn 2000
im Jahr 2000 starten und dann sollten die schnellen Maschinen bereit
stehen. Eigentlich hatte man für
Prototypen
schlicht keine Zeit mehr. Was man jedoch schon hatte, war das für 200 km/h
taugliche
Signalsystem.
Dieses wurde eingeführt und wurde als Typ N bezeichnet. Daher musste die
dazu passende Lokomotive her.
Erstmals wurde bei der
Lokomotive, die bisher entweder Re 4/4 VI oder Lok 2000
genannt wurde, von der Baureihe Re 460 gesprochen. Das war die Folge eines
bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB neu eingeführten Nummernschemas.
Die Re 460 sollte die erste Lokomotive sein, die ab der ersten Maschine
die neue Bezeichnung trug. Bei den Re 450 waren die ersten Lokomotiven
noch als Re 4/4 V abgeliefert worden.
Bereits waren 44 Maschinen bestellt, obwohl noch keine Erfahrungen
mit einem
Prototypen
gemacht wurden. Die
Lokomotiven existiert ja gar noch nicht einmal. Man
kannte zwar erste Eckpunkte, aber mehr auch nicht. Die Verantwortlichen
der Industrie gaben den
Staatsbahnen
sehr deutlich zu verstehen, dass sie in der Lage seien, eine Lokomotive
ohne Prototypen zu bauen. Sie sollten diese Aussage später noch bitter
bereuen.
Damit hatte man die
Lokomotiven, die man für das Konzept
Bahn 2000
benötigte eigentlich schon bestellt. Mehr Lokomotiven dieser Baureihe
waren eigentlich gar nicht vorgesehen, denn die
Re
4/4 II konnten zusammen mit den Lokomotiven
Re 6/6 die langsameren Strecken
abdecken. Die rasende Lokomotive benötigte man wirklich nur dort, wo man
deren Geschwindigkeiten auch ausfahren konnte und das war die Magistrale
zwischen Zürich und Bern.
Um die Verlagerung des alpenquerenden
Güterverkehrs
von der Strasse auf die
Schiene
zu beschleunigen, wurde ein aufwendiges Konzept mit Zügen der
Rollenden
Landstrasse ausgearbeitet. Dafür wurden jedoch
insgesamt 75 neue
Lokomotiven benötigt. Auf Grund gesetzlicher
Änderungen in der Schweiz waren die Schweizerischen Bundesbahnen SBB nun
per Gesetz verpflichtet, die Lokomotive für dieses Konzept international
auszuschreiben.
Erstmals sollten auch ausländische Hersteller die Möglichkeit
haben, den
Staatsbahnen,
die bisher ausschliesslich in der Schweiz bestellte, Fahrzeuge liefern zu
können. Diese Abkehr von der vorhandenen Praxis sollte letztlich den Bau
von
Triebfahrzeugen
dramatisch verändern. Doch nun musste sich die Industrie mit der
ausländischen Konkurrenz messen und die war auch gut gerüstet. Nervosität
machte sich in den Chefetagen breit.
Diese Lokomotive zeichnete sich durch die optimale Leistung und eine Klimaanlage für die Führerstände aus. Zudem war die Maschine bereits erprobt worden und hatte daher gute Karten bei diesem Auftrag.
Dank den Versuchsfahrten am Lötschberg wusste man genau, wie gut
die
Lokomotive passte.
Der andere Bewerber waren die Hersteller ABB und SLM mit der Re
460, die gerade im Bau war. Die Maschine war noch nicht erprobt, wurde
erst mit den letzten Änderungen mit einer
Klimaanlage
versehen und war für
Güterzüge
zu schnell. Jedoch bot die
Lokomotive den Vorteil einer einheitlichen Serie
von Lokomotiven. Das gab Einsparungen bei den Ersatzteilen. Ein Punkt, der
bei Bestellungen immer wieder vergessen ging.
Lange war offen, wer diese
Lokomotiven liefern konnte. Beide Lokomotiven am
Start waren in mehreren Punkten vergleichbar, einzig beim Preis waren die
Modelle aus Deutschland etwas billiger. Jedoch hätten sich daraus auch
wieder Nachteile bei den zusätzlichen Ersatzteilen ergeben. Der Wettstreit
war eröffnet und die Schweizerischen Bundesbahnen SBB hatten eine Wahl zu
treffen. Sehr gut gestartet war dabei die BR 120.
Der Preis sprach klar für die
Lokomotive aus Deutschland. Die
Staatsbahn
musste sparen und da waren billige Lokomotiven willkommen. Jedoch sah
diese Entwicklung der Eigner, also der Staat nicht so gerne, denn man
hätte eigentlich erwartet, dass der einheimische Markt berücksichtigt
würde. Nur sah man das bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB etwas
anders und es zeichneten sich immer mehr BR 120 in der Schweiz ab.
Erstmals stand ein Hersteller aus Deutschland sehr gut da.
Dieser Entscheid wurde von der Regierung des Landes damit
unterstützt, dass die
Staatsbahnen
statt die Beiträge an die Pensions-kasse zu entrichten, das Geld in neue
Lokomotiven aus der Schweiz investiert werden
konnte. Somit wurden die 75 Maschinen für den
Güterverkehr
mit der Pension der Angestellten beschafft.
Die Bestellung wurde daher um weitere 75 Maschinen erweitert.
Bereits waren 119
Lokomotiven der neuen Baureihe bestellt. Die
erste Maschine war dabei gerade Mal im Bau. 119 Maschinen einer Baureihe,
die noch nicht erprobt war, war etwas ganz neues, und sollte nicht nur mit
Freude belohnt werden. Das heisst, dass sämtliche Lokomotiven der Reihe Re
460 bereits bestellt waren, als die erste Maschine dieser Baureihe fertig
gebaut war. Das Nachsehen hatte die BR 120.
War es bisher noch leicht, die
Lokomotive einem Unternehmen zuzuordnen, wurde
das bei dieser Maschine sehr schwer. Zwar wurde die Lokomotive 2000 für
die Schweizerischen Bundesbahnen SBB entwickelt und dort als Baureihe Re
460 geführt. Dabei blieb es jedoch nicht. Die Re 460 der
Staatsbahnen
kam sowohl in anderen Ausführungen, als auch auf der halben Welt zum
Einsatz. Daher können wir die „Lok 2000“ durchaus als
Plattform
ansehen.
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BLS Re 465 |
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Baujahr: |
1996 – 1997 |
Leistung: |
7 000 kW / 9 520 PS |
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Gewicht: |
82 t |
V. Max.: |
230 km/h |
|
Normallast: |
700 t |
Länge: |
18 500 mm |
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Nachdem die Schweizerischen Bundesbahnen SBB die ersten Re 460 in Betrieb
genommen hatten, kamen andere Bestellungen. Allen voran war die
Lötschbergbahn, welche eine Weiterentwicklung der Re 460 bestellte und
diese als Reihe Re 465 einsetzten. Die Bestellung ging nicht ohne den
sarkastischen Kommentar des damaligen BLS-Direktors „Die SBB haben nun
ihre 119
Prototypen, wir bestellen nun die acht Serienmaschinen“ über die
Bühne.
Die BLS erhoffte sich mit den neu entwickelten
Varianten im An-triebsstrang eine bessere Ausnützung der
Adhäsion und so
höhere
Zug-kräfte. Dadurch wurde aus der Hochleistungslokomotive der
Schweiz-erischen Bundesbahnen SBB die an die BLS gelieferte
Grenz-leistungslokomotive.
Die vorerst bestellten acht Maschinen für die Lötschbergbahn wurden später
mit Hilfe der Schweizerischen Bundesbahnen SBB und internen Abkommen auf
Total 18 Maschinen ausgebaut. Es waren die einzigen
Lokomotiven 2000, die
im Muster der Re 465 abgeliefert wurden, die anderen Bestellungen aus dem
Ausland lauteten immer auf das Baumuster der ursprünglich an die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB abgelieferten Re 460. Mehr Unterschiede gibt es aber letztlich zur Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB nicht mehr. Diese Änderungen bei der Re 465 werden bei der Vorstellung der Lokomotive ausführlich behandelt werden. Hier belassen wir es dabei, dass die beiden Maschinen viele technische Unterschiede hatten und trotzdem sehr nahe miteinander verwandt waren. Neu dabei war nur, dass man das zwischen zwei Bahnen aufteilen konnte.
Letztlich muss jedoch hier bereits erwähnt werden, dass die gigantische
Leistung der Re 465 die erhofften Erfolge nicht brachte. Die Grenze war
nun nicht mehr die
Anfahrzugkraft, sondern die Ausnützung der
Adhäsion.
Diese physikalische Grenze lag bei vier
Triebachsen bei 6 400 kW. Diese
Erfahrung musste die Lötschbergbahn bitter bezahlen, denn die Re 465
konnte nicht mehr als die vermeintlich schwächere
Lokomotive Re 460.
Die neue
Lokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen SBB sorgte jedoch
auch im Ausland für reichlich Aufsehen. Dabei hatte man bei der Industrie
nicht daran gedacht, dass man mit dieser Lokomotive auf dem
internationalen Markt Erfolge erzielen konnte. Der Schock bei der beinahe
verlorenen Ausschreibung der Lokomotiven für die
Staatsbahnen sass tief
und hatte sich in den Köpfen der Manager festgesetzt.
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NSB EL 18 |
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Nummern: |
2241 - 2262 |
Leistung: |
6 100 kW / 8 300 PS |
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Gewicht: |
84 t |
V. Max.: |
230 km/h |
|
Normallast: |
700 t |
Länge: |
18 500 mm |
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Nachdem die Norwegischen
Staatsbahnen NSB bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB zwei Re 460 gemietet hatten, bestellten die NSB insgesamt
22
Lokomotiven der Reihe EL 18. Die beiden Re 460, genauer die 055-7 und
die 066-4 mussten beim
Lokomotivpersonal der NSB für reichlich Aufsehen gesorgt
haben, denn als eine der beiden Maschinen nach einem Schaden (Kollision
mit Elch) nicht einsetzbar war, wurde nachgefragt, warum denn die
Lokomotive nicht am Zug sei.
Die SBB-Lokführer erfreuten sich dann an
den pro-visorischen norwegischen Anschriften im
Maschin-enraum, die sie
nicht entziffern konnten. Die Kleber verschwanden dann aber mit der Zeit.
Die
Lokomotiven in Norwegen waren somit seit langer Zeit der erste Export
einer Lokomotive aus Schweizer Produktion. Für den schneereichen Norden
wurde die Lokomotive jedoch angepasst. Statt der in der Schweiz
ausreichenden Schürze mit
Bahnräumer wurden bei den Lokomotiven richtige
Schneepflüge montiert. Damit war die Maschine besser für die schneereiche
Bergenbahn geeignet. Die Re 460 war daher anpassungsfähig.
Im weiteren Verlauf dieses Artikels werden die NSB EL 18 nicht weiter
vorgestellt werden. Die
Lokomotiven entsprachen dem Baumuster der Lok 2000
und somit den Re 460 der Schweizerischen Bundesbahnen SBB und hatten
gegenüber dieser Maschine nur geringe Abweichungen. Die El 18 sollten aber
in Norwegen sehr erfolgreich arbeiten und so die Qualität der in der
Schweiz gebauten Technik jeden Tag beweisen.
Doch mit dem Export nach Norwegen war der Erfolg dieser
Lokomotive noch
lange nicht abgeschlossen. Die Lok 2000 der Schweizerischen Bundesbahnen
SBB sollte sich wirklich zu einer erfolgreichen Lokomotive entwickeln
können. Dies überrascht eigentlich, da die Maschine im internationalen
Vergleich wirklich sehr teuer war. Sie war technisch jedoch weit voraus
und das liess den Preis etwas anders erscheinen.
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VR Sr2 |
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Nummern: |
3201 - 3246 |
Leistung: |
6 100 kW / 8 300 PS |
|
Gewicht: |
84 t |
V. Max.: |
230 km/h |
|
Normallast: |
700 t |
Länge: |
18 500 mm |
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Die finnischen
Staatsbahnen bestellten 1992 ebenfalls 20
Lokomotiven der
Baureihe Re 460 und reihten sie als Sr2 in ihrem Bestand ein. Somit konnte
die Lok 2000 bereits in einen zweiten skandinavischen Staat verkauft
werden. Die Lokomotive Sr2 wurde jedoch nicht in der Schweiz gebaut,
sondern in Finnland in Lizenz gefertigt. Trotzdem war der Lokomotive die
Verwandtschaft mit den Re 460 aus der Schweiz gut anzusehen.
Auch sonst
musste die
Lokomotive an die finni-schen Normen angepasst werden. Ein
Umstand, der aber klar wegen den anderen
Kupplungen und der geänderten
Spurweite geopfert werden mussten. Das Muster war jedoch gut genug, dass
es nur bei diesen Anpassungen blieb.
Der betriebliche Erfolg der Sr2 blieb auch in Finn-land nicht aus. Die
Lokomotiven funktionierten auch im skandinavischen Norden sehr gut. So kam
es, dass die Lok 2000 auch in Finnland zum Star vor den Zügen wurde.
Schnell erkannte man beim Direktorium der VR, dass man von dieser
Lokomotive durchaus noch mehr Exemplare verwenden könnte. Ein Umstand, der
klar erkennen lässt, dass man damit zufrieden war. Später wurden noch weitere Sr2 gebaut, so dass in Finnland letztlich 46 Maschinen dieses Typs verkehrten. Damit haben wir in Europa bereits 68 Lokomotiven, die exportiert oder in Lizenz gebaut wurden. Ein Erfolg, den es bei der Schweizer Lokomotivindustrie so noch nie gegeben hatte. Dabei sollte es zumindest in Europa bleiben, doch die Rechnung kann noch nicht abgeschlossen werden, denn noch haben wir nicht alle Lok 2000 kennen gelernt.
Letztlich konnten von der Lok 2000 noch zwei Maschinen nach Hong Kong
geliefert werden. Die beiden
Lokomotiven für Hong Kong wurden als einzige
Lokomotiven dieser Serie ohne die seitlichen
Puffer ausgeliefert und
wurden ebenso als einzige ausserhalb von Europa eingesetzt. Damit haben
wir jedoch die Exporte bereits abgeschlossen und können uns nun noch ein
paar Gedanken machen, warum es kein grösserer Erfolg für die Industrie
wurde.
Aufgestellt wurde dieser
Simulator im
Ausbildungs-zentrum der SBB in Löwenberg, das in der Nähe von Murten liegt.
Es war der Preis der
Lokomotive, der viele Bahnen von einer Bestellung der
Lok 2000 abhielt. Designer, die beigezogen wurden, machten die Lokomotive
unnötig teuer. Die Baureihe Re 460 brachte es mit all ihren Nachkommen
letztendlich auf 207 Exemplare. Ein Wert, den nur noch die Lokomotive
Re
4/4 II übertroffen hatte. Eingesetzt wurden diese 207 Lokomotiven bei
insgesamt fünf
Bahngesellschaften auf zwei Kontinenten. Etwas, was bisher
noch keine Lokomotive der SBB geschafft hatte.
Soweit ist es also sehr einfach, wir haben die Re 460 der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB und die daraus abgeleiteten Exportmodelle in Norwegen,
Finnland und China. Hinzu kam dann noch die Re 465 der Lötschbergbahn,
welche jedoch nur an diese
Bahngesellschaft ausgeliefert wurde. Dabei
dürfen wir aber nicht vergessen, dass ein Teil der Re 465 an die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB geliefert wurde, was man den
Lokomotiven
aber nie angesehen hatte.
Mit der
Lokomotive Re 465 018-0 endete nach 93 Jahren der Bau von
elektrischen Lokomotiven in der Schweiz. Aus unverständlichen Gründen
haben geldgierige Manager die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreiche
Schweizer Tradition im Lokomotivbau ins Ausland verkauft. Die neuen
Besitzer hatten dann nichts Besseres zu tun, als die Erbauer in Winterthur
und Zürich Seebach zu entlassen. Das Wissen, das damals verloren gegangen
ist, fehlte auch Jahre nach diesem Entscheid, wie die
Re 482 von SBB
Cargo
klar aufzeigten.
Doch hier soll keine Firmenpolitik behandelt werden, sondern eine
Lokomotive, die in mehreren Varianten auf der ganzen Welt vorhanden war,
und die es in der Schweiz zu einer der grössten Serien geschafft hatte.
Aber auch die Tatsache, dass die Maschine auch nach 20 Jahren immer noch
als Star vor den Zügen galt, spricht für die Lokomotive, doch sehen wir
uns die Maschine im Detail an. Dabei wird die Re 465 natürlich
berücksichtigt werden.
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