Druckluft und Bremsen |
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Auch bei dieser
Lokomotive gehörte die
Druckluft
als wichtiges Medium dazu. Sie versorgte längst nicht mehr nur die
Bremsen
der Lokomotive. Daher lohnt es sich, wenn wir bei der Erzeugung der
Druckluft beginnen. Dazu begeben wir uns bei den Lokomotiven der Baureihe
Re 6/6 in den
Maschinenraum
und dabei zum Quergang. Dort war bei den Lokomotiven der quer zur
Fahrrichtung eingebaute
Kompressor
montiert worden.
Die Schöpfleistung dieses
Kompressors
war mit 2 450 Litern in der Minute sehr hoch. Gerade bei den langen hier
erwarteten
Güterzügen
war das sicherlich ein Vorteil. Zu-dem konnte dank diesem Kompressor auch
Ersatzteile verringert werden. Dabei wurde die Luft durch den Kompressor im anschlies-senden Leitungssystem auf bis zu zwölf bar verdichtet. Dieser maximal zugelassene Druck wurde mit einen Überdruckventil überwacht.
Löste dieses aus, wurde die Luft in die Umwelt geschöpft. Der
Kompressor
wurde dabei jedoch nicht ausgeschaltet und konnte daher dauern im Einsatz
stehen. Daher war eine automatische Regelung vorhanden, die den Druck
zwischen acht und zehn
bar
regelte. Die verdichtete Luft wurde in einem Wasserabscheider von der ausgeschiedenen Feuchtigkeit befreit. Die Leist-ung dieser Einrichtung darf jedoch nicht mit den Luft-trocknern moderner Lokomotiven verglichen werden.
Im
Wasserabscheider
wurde nur die ausgeschiedene Feuchtigkeit gesammelt. Die restliche in der
Luft noch enthaltene Feuchtigkeit blieb jedoch erhalten, so dass überall
im Leistungssystem Entwässerungen eingebaut werden mussten.
Die
Druckluft
wurde vom
Kompressor
in die
Hauptluftbehälter
geschöpft und dort letztlich auch verdichtet. Wegen den Platzverhältnissen
mussten bei der
Lokomotive
im Gegensatz zu anderen Maschinen kleinere Behälter eingebaut werden.
Damit trotzdem ein Vorrat von 928 Liter Luft erreicht werden konnte,
mussten nicht weniger als vier in Reihe geschaltete Behälter eingebaut
werden. Dabei fanden diese den Platz im
Maschinenraum
und zwischen den
Drehgestellen.
Die äusseren Druckluftbehälter waren vom Boden aus zu erkennen.
Dabei gab es zwischen den
Prototypen
und der Serie eine unterschiedliche Anordnung der Behälter. So wurden
diese bei den Prototypen gespiegelt eingebaut. Das heisst, dass auf jeder
Seite nur ein Luftbehälter zu erkennen war. Die Maschinen der Serie hatten
die äusseren Luftbehälter jedoch auf der gleichen Seite der Lokomotive
eingebaut bekommen.
Zwei weitere Behälter wurden im
Maschinenraum
montiert und kamen in der unmittelbaren Umgebung des
Kompressors
zum Einbau. Dabei kam das grösste Volumen im Bereich des
Drehgestelles
eins zum Einbau. Diese Leitungen konnten wegen der nahen Montage möglichst
kurz gehalten werden. Gerade die vielen Behälter sorgten bei diesen
Lokomotiven nicht nur für Freude beim Personal, das die Lokomotive
bediente.
Wobei die Leitungen zwischen den einzelnen Behältern natürlich
nicht abgetrennt wurden. Bei ungenügendem Luftvorrat konnte daher die Luft
durch undichte Dichtungen wieder aus dem System entweichen. Da diese Absperrhähne jedoch im Betrieb zwingend geöffnet sein mussten, wurden die entsprechenden Bedienelemente mit elektrischen Kontakten versehen. So konnte die Steuerung der Lokomotive nur aktiviert werden, wenn die Hähne geöffnet waren.
Damit diese
Hauptluftbehälterhähne
leichter zu finden waren, wurden sie farblich speziell gekennzeichnet.
Daher waren diese bei allen
Lokomotiven der Schweizerischen Bundesbahnen SBB
rot. Alle nicht an einen bestimmten Montageort gebundenen Apparate und Absperrhahnen des Druckluftsystems wurden auf zwei spe-ziellen Apparate-Gerüsten im Maschinenraum zusammengefasst.
Das galt natürlich auch für die Hähne der
Hauptluftbehälter.
Bei der Einbauposition wurden diese jedoch unterschiedlich ausgeführt. Bei
den
Prototypen
war ein Gerüst gegenüber dem
Kompressor
im Quergang montiert worden. Bei den
Lokomotiven der Serie befanden sich diese Gerüste
jedoch im längeren Seitengang.
Im Gegensatz zu den älteren
Lokomotiven der Baureihe
Re 4/4 II besass diese Maschine zwei unabhängige
Luftapparategerüste.
Der Grund dafür lag beim zur Verfügung stehenden Platz und beim Aufbau der
Bremse.
Gerade bei den Lokomotiven Re 6/6 musste der Platz im
Maschinenraum
möglichst optimal ausgenutzt werden. Das geteilte Luftgerüst zeigt klar,
wie händeringend bei dieser Maschine nach verfügbarem Platz gesucht werden
musste.
Vom Luftgerüst ausgehend verlief eine
Apparateleitung
durch die
Lokomotive. An dieser Leitung, die über einen
Druck zwischen acht und zehn
bar
verfügte, waren letztlich die einzelnen Verbraucher angeschlossen worden.
Wobei die Leitungen oft nur kurz waren, weil die
Absperrventilel
letztlich am gleichen Luftgerüst montiert wurden, wie die
Hauptluftbehälterhähne.
Jedoch wurde die Apparateleitung noch für eine weitere Funktion genutzt.
Diese Leitung war bei den
Lokomotiven mit
Vielfachsteuerung
eingeführt worden und ermöglichte so die
Verbindung
der beiden auf den Lokomotiven vorhandenen
Apparateleitungen. Über diese Speiseleitung konnte jedoch auch Druckluft auf die Lokomotive übertragen werden, wenn diese fehlte. Das war notwendig, weil der Druckvorrat zur Inbetriebnahme der Lokomotive benötigt wurde.
Im absoluten Notfall, wenn es keine andere Lösung mehr gab, musste
die benötigte
Druckluft
mit einer im
Maschinenraum
montierten
Handluftpumpe
erzeugt werden. Daher war es immer möglich, die
Lokomotive mit Hilfe der Druckluft
einzuschalten.
Von der Bremse abgesehen, waren auf den Lokomotiven die gleichen Verbraucher, wie bei anderen Serien vorhanden. Speziell waren eigentlich nur die Lokomotiven mit den Nummern 11 603 und 11 604. Bei diesen beiden Lokomotiven wurde auch die Luftfederung ab der Apparateleitung mit Druckluft versorgt.
Da diese bei den anderen Maschinen bekanntlich fehlte, war sie
dort nicht vorhanden. Jedoch kamen bei den in Serie gebauten Maschinen
noch die ausklappbaren
Rückspiegel
hinzu.
Damit kommen wir zu den pneumatischen
Bremsen
der
Lokomotive. Es wurden hier nicht weniger
als drei unabhängig wirkende
Bremssysteme
eingebaut. Dabei bot die Schleuderbremse den geringsten Komfort, denn
diese konnte nur ein- oder ausgeschaltet werden. Dabei wurde diese
Schleuderbremse sowohl durch die Steuerung der Lokomotive als auch durch
den Lokführer, oder über die
Vielfachsteuerung
aktiviert.
Dabei gab es Unterschiede bei der Ansteuerung dieser zum Abfangen
von durchdrehenden
Triebrädern gedachten
Bremse.
Die Steuerung der
Lokomotive legte die Schleuderbremse nur
an den durchdrehenden
Rädern
an. Der Lokführer konnte hingegen nur sämtliche Bremsen der Lokomotive mit
der Schleuderbremse und einem Druck von 0.8
bar
aktivieren. Das war auch der Fall, wenn der Lokführer die Schleuderbremse
auf einem
Steuerwagen
oder auf einer anderen Lokomotive betätigte.
Dieses Bremssystem war die Rangier-bremse. Der Druck im Bremszylinder wurde dabei bis maximal 3.9 bar erhöht.
Wenn der
Luftdruck
in der Zuleitung anstieg, bremste die
Lokomotive. Wie es der Name schon sagt,
war sie für den
Rangierdienst
bestimmt, konnte jedoch bis zur maximalen Geschwin-digkeit der Lokomotive
angewendet werden.
Im Gegensatz zu den älteren
Loko-motiven der Schweizerischen
Bundes-bahnen SBB, welche die
Schlauchkupp-lungen
der
Regulierbremse
Jahre vor diesen Lokomotiven verloren hatten, besass die Lokomotiven Re
6/6, wie auch die Maschinen der Baureihen
Re 4/4 II und
Re 4/4 III, wieder Schlauchkupplungen für die
Rangierbremse.
So konnte bei
Vielfachsteuerung
dieser Baureihen auch die ferngesteuerte Lokomotive gebremst werden.
Als Leitung für die
Rangierbremse
verwendete man wieder die
Schlauchkupplungen
der ehemaligen
Regulierbremse.
Daher wurde die Leitung zu den beiden
Stossbalken
geführt. Dort wurden diese Bremsleitungen beidseitig unter den
Puffern
montiert und endeten in den Luftschläuchen. Diese besassen in den
Kupplungen
einen Nocken, der die Leitung abschloss. Daher konnten diese Leitungen
jedoch nur bei gelöster Rangierbremse gekuppelt werden.
Kommen wir zum dritten
Bremssystem
der
Lokomotive. Dabei handelte es sich um eine
automatisch wirkende
Bremse.
Diese indirekt wirkende Bremse wurde bei den Lokomotiven als
automatische Bremse
bezeichnet und sie war im Gegensatz zu anderen Lokomotiven umfangreicher
ausgeführt worden. Daher müssen wir diese Bremse genauer ansehen und dabei
beginne ich bei der für diese Bremse benötigten
Hauptleitung.
Dort endete sie in jeweils zwei Luft-schläuchen mit Absperrhähnen. Diese Hähne und die Kupplungen war rot gestrichen worden.
Letztlich hiess das aber auch, dass die
Lokomotive an jedem
Stossbalken
nicht weniger als sechs Leitungen besass. Da die Bremse bei einer indirekt wirkenden Lösung auf den Abfall des Druckes in einer Leitung reagiert, wird ein Steuerventil benötigt.
Die
Lokomotive der Baureihe Re 6/6 wurde mit
zwei
Bremsventilen
der
Bauart
LST 1 von Oerlikon Bremsen ausgerüstet. Diese Bremsventile waren zudem
mehrlösig. Für die zweistufige Funktionsweise war zudem ein Anschluss der
Apparateleitung
nötig. So wurde dieses
Ventil
nicht nur an der
Hauptleitung
angeschlossen.
Dank den zwei
Ventilen
konnte bei der
Lokomotive im Notfall auch nur die Hälfte
der
automatischen Bremse
ausgeschaltet werden. Die zweite Hälfte blieb dabei jedoch voll
funktionsfähig. Ein Vorteil, der gerade im Störungsfall verhinderte, dass
an der Spitze des Zuges 120 Tonnen ungebremst verkehrten. Man muss aber
erwähnen, dass hier die beiden ersten
Prototypen
sicherlich dazu beigetragen haben, da dort unnötige Luftleitungen wegen
dem
Gelenk
vermieden werden konnten.
Die Steuerventile unterstützen neben der
Güterzugsbremse
auch die schneller wirkende
Personenzugsbremse.
Sowohl die
G-Bremse,
als auch die
P-Bremse
arbeiteten mit einem maximalen Druck im
Bremszylinder
von 3.9
bar.
Das ergab für die
Lokomotive bei diesen beiden
Bremsen
ein
Bremsgewicht
von 108 Tonnen für die G-Bremse. Wer aufmerksam war, erkannte auch, dass
diese Drücke der vorher vorgestellten
Rangierbremse
entsprachen.
Ergänzt wurde
P-Bremse
durch die zweite Stufe mit einer Druckerhöhung. Diese Zusatzbremse war als
R-Bremse
bezeichnet worden. Sie wurde automatisch eingeschaltet, wenn die
Lokomotive schneller als 60 km/h fuhr.
Ausgeschaltet wurde bei 50 km/h. Durch die R-Bremse stieg der Druck im
Bremszylinder
jedoch auf 6,8
bar
an. Damit wurde ein maximales
Bremsgewicht
von 150 Tonnen erreicht. Die Maschine durfte daher nach
Zugreihe
R 125 verkehren.
Gerade der Druck von 6,8
bar
konnte mit der
Hauptleitung
gar nicht erzeugt werden, da dort nur fünf bar vorhanden waren. Daher
wurde der Anschluss der
Apparateleitung
beim Steuerventil benötigt. Wurde die
Lokomotive ausgeschaltet einem Zug
mitgegeben, stand die Apparateleitung jedoch nicht zur Verfügung. Daher
durfte in einer solchen Situation die
R-Bremse
nicht mehr berücksichtigt werden.
Für jede
Achse
wurde ein mit
Druckluft
betriebener
Bremszylinder
eingebaut. Er wurde von sämtlichen pneumatischen
Bremsen
beeinflusst und stiess seinen
Kolben
aus, wenn Druckluft in den
Zylinder
strömte. Eine im Bremszylinder eingebaute Rückholfeder sorgte dafür, dass
die Bremse auch gelöst wurde, wenn die Druckluft aus dem Bremszylinder
entwich. Es war zudem möglich die Zuleitung zu jeden Bremszylindern
einzeln abzutrennen.
Dabei wurden nun alle drei pneumatischen
Bremsen
für diese
Achse
ausgeschaltet. Bei einer Störung der
automatischen Bremse
standen die Schleuderbremse und die
Rangierbremse
jedoch immer noch zu Verfügung. Daher war Lokomotive wirklich nur
ungebremst, wenn bei allen Achsen dieser
Absperrhahn
geschlossen wurde. Eine Situation, die eigentlich nie eintreten sollte.
Daher war immer eine pneumatische Bremse aktiv.
Am
Kolben
des
Bremszylinders
war schliesslich das
Bremsgestänge
angeschlossen worden. Dieses Bremsgestänge übertrug die Bewegung des
Kolbens letztlich auf die
Bremssohlen der eingebauten
Klotzbremse
und presste diese gegen die
Lauffläche
des
Rades.
Ein automatisch wirkender
Gestängesteller
korrigierte je nach Abnützung der Bremssohlen das Bremsgestänge, so dass
eine immer gleich bleibende Bremswirkung vorhanden war.
Auf die ganze
Lokomotive hochgerechnet, ergab das 72
Bremssohlen. Ein Wert, der benötigt wurde, um die Reibung
so hoch zu halten, dass die oben erwähnten
Bremsgewichte
erreicht wurden. Auch bei den Bremssohlen wurde darauf geachtet, dass nicht spezielle Modelle benötigt wurden. Somit hatten auch die Baureihen Re 4/4 II, Re 4/4 III und Ae 6/6 diese Bremssohlen erhalten.
Befestigt wurden diese
Bremssohlen mit einem flachen Stab. Dieser wurde durch die
Ösen bei den Sohlen und beim Halter geschoben. Eine Sicherung
verhinderte, dass dieser Stab herausrutschen konnte. So war auch
gesichert, dass sich die einzelnen Bremssohlen unabhängig bewegen konnten. Nur so konnte bei drei Bremssohlen pro Sohlenhalter gesichert werden, dass sich die Bremssohlen gleichmässig abnützten und auch immer optimal auf die Lauffläche der Räder gepresst wurden.
Ein an den Sohlen angebrachter Absatz kennzeichnete zudem, wie
weit diese
Bremsklötze
abgenutzt werden durften. Somit war auch hier eine optische Kontrolle
ausreichend und es musste nicht nachgemessen werden. Ein Punkt der den
Unterhalt vereinfachte. Zum Sichern der stillstehenden Lokomotive war in jedem Führerstand eine mechanisch wirkende Handbremse vorhanden. Diese wirkte jeweils auf das Bremsgestänge die benachbarte Triebachse.
Für die
Handbremsen
der
Lokomotive wurde daher lediglich ein
Bremsgewicht
von je 18 Tonnen angegeben. In steilen Anschnitten reichte daher eine
Handbremse nicht, um die Lokomotive zu sichern. Daher mussten dort beide
Handbremsen benutzt werden.
Es kam eine einfache Spindelbremse zur Anwendung, welche
mechanisch und von der Luft unabhängig arbeitete. Jedoch war die
Spindelbremse so nicht geeignet um die
Lokomotive zu sichern. Die Kraft hätte
durchaus dazu führen können, dass die Spindel gelöst wurde. Damit das
nicht passieren konnte, wurde die Kurbel mit einer Scheibe versehen, die
mit einer Falle die Spindel blockierte und so ein Lösen der
Handbremse
verhinderte.
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