Fahrgasteinrichtung |
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Um den Innenraum und die Fahrgasteinrichtungen kennen zu lernen,
müssen wir einsteigen. Dazu wurde einer der vier Einstiege zwischen den
Abteilen und den
Führerständen
genutzt. Die Treppe war so ausgelegt worden, dass der Einstieg nur ab
einem
Bahnsteig
ohne grössere Probleme möglich war. An anderen Orten, sollten bekanntlich
keine Reisenden ein- oder aussteigen. Auch dann war es ein steiler
Einstieg. Die beiden äusseren Plattformen und die Führer-stände waren jedoch dem Personal vorbehalten. Auch hier war der Einstieg ab einem unbefestigten Bereich nicht sehr leicht. Da jedoch keine Absperrung vorhanden war, konn-ten waagemutige Leute auch hier auf das Fahrzeug steigen.
Wobei das nur am Ende gemacht werden sollte, weil sonst der
Lokführer bösartig reagiert hätte. Schliesslich wollte er die Strecke
erkennen können. Auf dem Fahrzeug gab es kaum Schlösser. Wo solche vorhanden waren, wurde ein spezieller Schlüssel benötigt, der sich im Besitz des Personals befand.
Selbst die
Plattform
für die Reisenden war offen gestaltet worden. Da es keine
Sicherung
gegen Abstürze gab, war der Aufenthalt während der Fahrt verboten worden.
Die Fahrgäste mussten daher unweigerlich ein Abteil aufsuchen. Das sollten
wir daher auch tun.
Auch jetzt beginnen wir die Betrachtung wieder beim
Führerstand eins. Wer den Einstieg bewältigt hatte, stand auf
einer
Plattform,
die über zwei Wände verfügte. In beiden waren Türen vorhanden. Der
Fahrgast benutzte dabei jene, die ins Abteil führte. Zu erkennen war das
anhand von Anschriften. Jedoch war diese Türe auch in der Mitte eingebaut
worden. Wer immer noch nicht sicher war, schaute zuvor durch das Fenster.
Die Türe zum Abteil verhinderte auch, dass im Winter der Schnee in
die Abteile gelangen konnte. Zudem wurde auch die Wärme darin gehalten.
Wir öffnen sie, da wir einen Blick in das Abteil werfen wollen. Mit einem
Schritt stand der Gast auf dem mit Holzplanken aufgebauten Fussboden. Die
Wände waren hellgrau gestrichen worden und wurden mit
Holz
verkleidet. In weiss erschien die Decke, so dass ein helles Abteil
entstand. Im Abteil wurden einfache Holzbänke in vis-à-vis Anordnung eingebaut. Ge-trennt wurden diese Holzbänke mit dem dazwischen angeordneten Gang. Die Ausstattung erfolgte mit jeweils zwei Abteilen mit vier Sitzgelegenheiten.
Sie haben richtig gelesen, die Sitzbänke waren im ganzen Abteil
immer nur für zwei Personen ausgelegt worden. Für eine Abteil in der
dritten
Wagen-klasse
war das schon sehr viel Komfort. Damals wurden die Fahrgäste in den Wagen der dritten Wagenklasse deutlich enger platziert. Wagen mit fünf Personen nebeneinander waren keine Selten-heit. Hier wirkten jedoch eher die Hersteller, die mit dem neuartigen Fahr-zeug eine gewisse Steigerung vorsahen.
Die Direktoren der
Bahngesellschaften
fanden es jedoch schöner, wenn man den Käfig etwas besser stopft, denn so
konnten höhere Einnahmen erzielt werden. Beim Sitzteiler und damit bei der Beinfreiheit gab es keine Steigerung. Hier war der Abstand den anderen Wagen entsprechend ausgeführt worden. Bei einem gefüllten Abteil mussten die Leute sich mit der Position der Füsse arrangieren.
Aus diesem Grund konnte auch hier nicht von einem komfortablen
Fahrzeug gesprochen werden. Jedoch war das auch nicht verlangt worden und
in der dritten
Wagenklasse
war wirklich nicht viel vorhanden.
Auf jedem Sitzbank waren die quer zur Fahrrichtung eingebauten
Gepäck- und Hutablagen montiert worden. Diese Lösung war damals üblich und
am Gestell waren noch Haken angebracht worden. An diesen konnten Mäntel
aufgehängt und die Kopfbedeckung auf der Ablage abgelegt werden. Bei guter
Besetzung wirkte das Abteil damit jedoch unübersichtlich. Gegenüber den
älteren Wagen daher keine Besserung. Zwischen jedem Sitzbank war das Seitenfenster einge-baut worden. Dieses hatte eine Breite von 1 200 Milli-metern erhalten. Es konnte von den Fahrgästen ge-öffnet werden. Dazu musste jedoch zuerst die Sicher-ung in Form eines Lederriemens gelöst werden.
Anschliessend konnte es mit den in der Scheibe ein-gelassenen
Griffen nach unten gezogen werden. Dabei öffnete sich das Fenster jedoch
nur zu zwei Dritteln. An der Wand unterhalb des Fenster war noch ein kleines Tischchen vorhanden. Dieses enthielt Aschen-becher. Damit war dieses Abteil den Reisenden vorbe-halten, die rauchten. Weitere Einrichtungen, wie zusätzliche Aschenbecher, oder Behälter für den Abfall waren jedoch nicht vorhanden.
Damals wurde in den Zügen selten gegessen, jedoch ge-raucht. Bei
32 Personen in diesem Abteil durchaus eine recht stickige Angelegenheit.
Wir durchqueren das Abteil auf dem mittig ange-ordneten Gang und
kommen so zur zweiten Türe. Durch diese gelangte der Fahrgast in einen
kleinen Raum. Dieser besass neben den beiden Türen zu den Abteilen an der
Aussenwand ein Fenster und auf der Seite des Durchganges eine dritte Türe.
Der schlichte Raum hatte an den Wänden einfache Sitzgelegenheiten
erhalten. Es war so ein Warteraum vorhanden, der nicht oft benutzt wurde.
Der Grund dafür lag beim mit der Türe abgegrenzten Raum montierten
WC. Wer dort sein «Geschäft» zu verrichten hatte, wollte keine neugierigen
Blicke. Daher war das Fenster mit weisser Farbe gestrichen worden. Für die
Verrichtung konnte man sich setzen. Jedoch war unter der Schüssel ein
Fallrohr vorhanden, das den Blick auf die
Schienen
erlaubte. Da das WC nur während der Fahrt benutzt werden durfte, war es
oft recht zugig um das Hinterteil. Wer sich nach dem grossen, oder kleinen «Geschäft» die Hände waschen wollte, konnte das nicht tun. Der Motorwagen führte kein Wasser mit und daher war auch keine Waschmöglichkeit vorhanden.
Kurz nach 1900 nahm man das mit dem Waschen der Hände nach dem
Besuch der Toilette offenbar noch nicht so genau. Zudem war das WC so
einladend, dass man wartete, bis der Zug an einem
Bahnhof
angehalten hatte. Nicht dass die Leute dann im Motorwagen das stille Örtchen besuchten. Vielmehr konnte ausgestiegen und die Anlagen vom Bahnhof benutzt werden. Der Besuch während der Fahrt erfolgte wirklich nur im äussersten Notfall.
Auch wir wollen uns nicht mehr lange hier aufhalten und so
verlassen wir den Raum mit dem Waschbecken durch die noch nicht benutzte
Türe. Damit wurde der Weg zum zweiten Abteil frei. Dieses Personenabteil war nahezu identisch, wie der zuvor be-suchte Fahrgastraum für die Raucher aufgebaut worden. Hier befanden sich jedoch die 32 Sitzplätze für jene Reisenden, die nicht rauchten. Daher wurden hier keine Aschenbecher vorge-sehen.
Der
Motorwagen
konnte daher insgesamt 64 Fahrgästen einen Sitzplatz anbieten. Das war im
Vergleich zu den damals ein-gesetzten
Reisezugwagen
eher wenig. Der Grund fand sich nicht nur bei den Sitzbänken.
Reisende stellen bekanntlich auch ein Gewicht dar. Dieses
be-rechnet sich nach dem Körpergewicht und dem mitgeführten Gepäck. Da
jedoch nicht jeder Reisende vor der Fahrt gewogen wurde, berechnete man
einen Durchschnitt. Bei 64 Personen konnte so schon ein ansehnliches
Gewicht entstehen. Bei der Einhaltung der
Achslasten
musste dieser Punkt daher auch berücksichtigt werden. Weniger Plätze ergab
mehr Raum für die Technik.
Der Einbau, oder die Herrichtung des
Motorwagens
für die zweite
Wagenklasse,
war nicht vorgesehen. Die erste Wagenklasse kam schon gar nicht in die
Kränze, da sich niemand diese
Fahrscheine
leistete. Die Bevölkerung konnte sich, wenn überhaupt, nur ein Fahrschein
in der dritten Wagenklasse leisten. Die drei Motorwagen waren daher
lediglich für den
Regionalverkehr
auf der Strecke zwischen Spiez und Frutigen gebaut worden.
Ein
Gepäckabteil
war bei diesen
Motorwagen
nicht vorhanden. Dieses wurde in einem
Güterwagen
transportiert. Kleinere Sendungen, wurden entweder von den Fahrgästen
mitgeführt, oder einfach auf einer der beiden
Plattformen
abgelegt. Bei guter Auslastung wurde es daher auf den drei Motorwagen
ausgesprochen eng. Besonders dann, wenn die Bauern mit den Produkten zum
Wochenmarkt reisten um sie zu verkaufen.
Mit dem Verlassen dieses Abteils befinden wir uns auf der zweiten
Plattform.
Wir haben damit den Durchgang abgeschlossen. Bevor wir jedoch das Fahrzeug
wieder verlassen, müssen wir uns noch nach den Komforteinrichtungen
umsehen. Diese waren vorhanden, denn niemand fühlte sich in der Dunkelheit
des Hondrichtunnels wohl. Aus diesem Grund wurden die Abteile und der
Zwischenraum mit dem WC beleuchtet.
Dazu montierten die Hersteller einfache Halterungen für
Glühbirnen.
So entstand etwas Licht, das natürlich kaum dazu ausreichte um eine
Zeitung zu lesen. Es gab in den Abteilen dunkle Ecken und die beiden
Plattformen
blieben dunkel. Man sollte sich dort bekanntlich nur in einem
Bahnhof
aufhalten und da gab es Licht von den Anlagen. Im Vergleich zu den damals
verbauten
Gasbeleuchtungen
gab es keinen grossen Vorteil. Bereits von den Wagen wusste man, dass es in den Abteilen im Sommer sehr heiss werden konnte. Damit diese Wärme abgeführt werden konnte, waren auf dem Dach zwei Dachlüfter vorhanden.
Die bewirkten, dass durch den Fahrtwind die Luft unter der Decke
aus dem Fahrzeug entweichen konnte. Über die nicht ganz dichten Fenster
und die Türen gelangte kühlere Aussenluft in das Abteil. Jedoch waren dann
oft auch die Fenster geöffnet. Nicht geöffnet werden konnten die Fenster im Zwischenraum. Beim Vor-raum war das nicht so schlimm, da er von den Abteilen belüftet wurde. Wenn sich jedoch ein Fahrgast im WC erleichterte, konnte das durchaus auch unangenehme Gerüche verursachen.
Diese verteilten sich dann im Vorraum und gelangten bis in die
Abteile. Der Grund dafür lag in der Tatsache, dass das hier verbaute
Fenster keine
Lüftung
bekommen hatte.
Während der kalten Jahreszeit wurden die Abteile geheizt. Dazu
waren unter den Sitzbänken einfache Heizkörper montiert worden. Diese
gaben die Wärme ab. Durch die thermischen Effekte verteilte sich die
erwärmte Luft im Abteil und es entstand so ein erwärmter Raum. Die dabei
erzeugte Wärme konnte nur minimal reguliert werden. Daher konnte in diesem
Zusammenhang nicht von einem optimal geheizten Raum sprechen.
Der grösster Unterschied bei der
Heizung
bestand darin, dass dazu nicht mehr Dampf genutzt wurde. Die
Motorwagen
hatten keine
Dampfheizung
und daher mussten in den Heizkörpern
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