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Baujahr: | 1927 - 1934 | Leistung: | 2 300 kW / 3 120 PS | |
Gewicht: | 118 / 123 t | V. max.: | 100 km/h | |
Normallast: | 320 t bei 65 km/h | Länge: | 16 760 mm | |
Im Jahre 1902 waren elektrische
Lokomotiven in der Schweiz noch Exoten. Rund 20 Jahre
sollte sich daran eigentlich nichts ändern. Die Züge wurden mit wenigen
Ausnahmen mit Dampflokomotiven bespannt. Vereinzelt gab es auch
entsprechende
Triebwagen.
Alles in Allem, waren die Positionen klar bezogen und eigentlich rechnete
niemand mit einer Änderung, denn das System funktionierte sehr gut und
zuverlässig.
Die Geschwindigkeit war im kleinen Buchstaben zu finden. So
richtig an den Erfolg der neuen Technik wollte man schlicht noch nicht
glauben. Die elektrischen Systeme waren einfach zu kompliziert. Die ersten elektrischen Systeme mit Gleichstrom kämpften damit, dass die Spannung auf langen Abschnitten nicht gehal-ten werden konnte. Daher wurden erste Strecken mit dem von der BBC bevorzugten Drehstrom elektrifiziert.
Dort konnte man zwar die
Spannung
halten, aber dies wurde mit einer komplizierten
Fahrleitung
erkauft. Zudem konnten die
Lokomotiven nur sehr schwer geregelt werden. Damit war
diesem System kein grosser Erfolg beschieden. Da war jedoch noch die Versuchsstrecke bei Seebach. Dort verkehrten elektrische Lokomotiven, die mit einphasigem Wechselstrom betrieben wurden. Das ergab eine einfache Fahrleitung und die Maschinen konnten in bescheidenem Rahmen reguliert werden. Problem gab es auch dort, denn die Telegrafen entlang der Bahnlinien spielten anfänglich verrückt. Doch man war bei der Industrie am Ziel, benötigte nun aber Aufträge.
Als sich schliesslich um 1910 die Lötschbergbahn BLS und die
Rhätische Bahn RhB für das System mit
Wechselstrom
entschieden, war die Angelegenheit etwas in Schwung gekommen. Die einfache
Fahrleitung
und die gut regulierbaren
Lokomotiven sprachen ganz klar für dieses System. Mit
den beim Versuch gemachten Erfahrungen konnte man nun auch im Gebirge
einen Anfang wagen. 1908 begannen daher die Versuche im Raum Spiez.
Besonders die Schweizerischen Bundesbahnen SBB waren
zurück-haltend, denn man hatte das Chaos der
Privatbahnen
aufgeräumt und bestellte nun bei der Industrie neue grosse
Dampflokomotiven. Auf weitere Experimente wollte die
Staatsbahn
verzichten.
Der erste Weltkrieg und die damit verbunden die extrem hohen
Kosten für die
Kohle
führten jedoch zum Umdenken. Sie müssen wissen, dass der Brennstoff für
die Fahrt Erstfeld – Göschenen mit einem Zug doppelt so viel kostete, wie
das beschäftigte Personal in einem Jahr verdiente. So war es nicht leicht
einen wirtschaftlichen Betrieb aufzuziehen. Mit
Holz
konnte man am Gotthard im Gegensatz zum
Flachland nichts ausrichten.
Das führt im Direktorium der Schweizerischen Bundesbahnen SBB zu
einem Umdenken und nun setzten auch die
Staatsbahnen
auf elektrische
Triebfahrzeuge,
die mit einphasigem
Wechselstrom
betrieben wurden. Die Strecke am Simplon war schon mit
Drehstrom
elektrifiziert worden und wurde nun in Richtung Rhonetal ausgedehnt. Man
wollte so die dort vorhandenen
Lokomotiven etwas besser ausnutzen.
Der Anfang sollte der grösste Verbraucher bei den
Kohlen
machen und das war der Gotthard. Dort sollte die erste
Fahrleitung
für
Wechselstrom
montiert werden. So leicht, wie man meinen könnte war das jedoch nicht. Es
mussten
Kraftwerke
erstellt werden, Leitungen wurden benötigt um diese mit der Fahrleitung zu
verbinden. Umfangreiche Arbeiten und eigentlich hatte man nicht einmal
dazu die benötigte Zeit.
Der Gotthard war nun sogar in der Lage deutlich mehr Verkehr
aufzunehmen. Die Lasten benötigten weniger
Lokomotiven. Damit konnte man endlich auf die
um-ständlichen
Vorspanndienste verzichtet werden.
Wegen der kurzen Entwicklung für die
Lokomotiven der Schweizerischen Bun-desbahnen SBB
verwendete man dort noch die von den Dampflokomotiven her be-kannten
Triebstangen.
Diese funktionier-ten und kamen daher zum Einbau. Auch die BLS und die RhB
setzten auf diese
Antriebe. Die damit verbundenen Probleme, waren
vielfältig, aber nur bei der BLS so umfangreich, dass eine Änderung
vorgenommen werden musste.
Damit war ein wichtiger Schritt zur modernen Eisenbahn getan. Die
ersten
Lokomotiven zeigten jedoch auch Mängel. Der bei den
schnellen Dampflokomotiven optimal abgestimmte
Stangenantrieb
mit vier
Triebwerken
und einem festen Versatz, funktionierte bei den elektrischen Lokomotiven
nicht so gut. Die mit
Drehgestellen
ausgerüsteten
Gelenklokomotiven
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB waren davon besonders betroffen.
Besonders bei höheren Geschwindigkeiten kam es zu starken
Vibrationen. Diese wurden von den unausgeglichenen Massen erzeugt und
nahmen immer stärker zu. Die müssen bedenken, dass sich die Position der
Triebwerke
zwischen den
Drehgestellen
immer verschieben konnte. So bewegte sich eine Seite plötzlich nach unten,
während die andere Seite nach oben gezogen wurde. Bei den Kräften, die nun
auftraten, schüttelte es die ganze
Lokomotive.
Am Gotthard waren daher zugkräftige Maschinen im Einsatz, die sich
wegen dem
Stangenantrieb
und der verfügbaren
Leistung
notgedrungen mit einer überraschend geringen
Höchstgeschwindigkeit
begnügen mussten. Als Erinnerung sei hier erwähnt, dass die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB nahezu 200
Lokomotiven der Baureihe
A 3/5
hatten, die mit 100 Km/h durch das Land fuhren. Keine elektrische
Lokomotive fuhr damals aber schneller als 75 km/h.
Damit waren hier erstmals bei
Lokomotiven die schweren
Triebstangen
verschwunden. Diesen Erfolg musste man sich aber mit einer dritten
Laufachse
erkaufen. Keine Ausnahme war die sehr ruhig arbeitende Lokomotive der Baureihe Be 4/7. Sie war nicht viel schneller und konnte problemlos mit 80 km/h verkehren. Nur lag man auch damit unter der Schnellzugslokomotive der Baureihe A 3/5.
Die elektrischen
Lokomotiven mussten einfach schneller werden. Ohne
Abstriche bei der
Zugkraft
ging das nur, wenn die
Leistung
gesteigert wurde. Doch auch die
Antriebe mussten diese be-herrschen können. Mit einer etwas längeren Entwicklung, hätte es möglicherweise diese Baureihen gar nicht mehr gegeben. Nur es funktionierte und daher war eigentlich kein Grund zu Verbesserungen vor-handen.
In der Eile, kam niemand auf die Idee nach neuen Lösungen zu
suchen. Unbeteiligt waren dabei die Schweizerischen Bundesbahnen SBB mit
auferlegten Druck. Es musste schnell gehen und da nutze man einfach den
Weg des geringsten
Widerstandes.
Was mit der Elektrifizierung der Gotthardstrecke 1920 begann,
wurde von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB in den nachfolgenden Jahren
immer weiter vorangetrieben. Nun wurden auch Strecken im
Flachland mit einer
Fahrleitung
versehen und neu entwickelte Maschinen beschafft. Jetzt hatte man jedoch
etwas mehr Zeit. Die Rohstoffe waren günstiger geworden und der grösste
Verbraucher von
Kohle
war weg.
Sie hatte erneut einen
Antrieb mit
Triebstangen
bekommen. Es wurde dabei einfach eine einfachere Konstruktion angewendet.
So richtig fehlte möglicherweise auch den Konstrukteuren der Mut bei hohen
Zugkräften.
Bei den
Reisezügen
sah es jedoch anders aus, denn dort sollte nun die Geschwindigkeit der
letzten für
Schnellzüge
gebauten Dampflokomotiven erreicht werden. Das waren 100 km/h und das ging
elektrisch mit
Triebstangen
nicht mehr so leicht. Gerade in den flacheren Gebieten konnten diese
Geschwindigkeiten über längere Zeit ausgefahren werden. Das Aaretal zeigte
deutlich, wie langsam die elektrischen
Lokomotiven waren.
Es wurden von den drei Herstellern in der Schweiz drei
unterschiedliche Lösungen präsentiert. Die Maschinenfabrik Oerlikon MFO
setzte dabei weiter auf den bewährten
Stangenantrieb
und lieferte die Baureihe Ae 3/6 II aus. Bei der Firma SAAS glaubte man
immer noch fest an die grossen Vorteile des
Westinghouseantriebes
und entwickelte die Reihe
Ae 3/5 und die Ae 3/6 III.
Beide Modelle konnten dabei nicht sonderlich gut überzeugen.
Beide Hersteller mussten sich jedoch nur mit einer bescheidenen
Lieferung begnügen. Gerade die Probleme der Reihe
Ae 3/5 waren gross
und der Hersteller suchte nach Lösungen. Die Maschinen aus Oerlikon
funktionierten besser, jedoch nabelte sich der
Stangenantrieb
ab, wenn mit dem Modell die
Höchstgeschwindigkeit
gefahren wurde. Natürlich schüttelte es in diesem Fall mächtig auf der
Lokomotive, so dass er zum «Oerlikoner Heuwender» wurde.
Geboren war die Baureihe Ae 3/6 I. Sie wurde schliesslich von den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB in grosser Stückzahl beschafft und
brachte dem
Antrieb auf einzelnen
Achsen
den Durchbruch. Sowohl die MFO, als auch die SAAS mussten sich geschlagen
geben.
Diese
Lokomotiven mit drei
Triebachsen
waren im
Flachland anzutreffen. Auf der Strecke zum Gotthard endete
ihre Fahrt in der Regel spätestens in Erstfeld. Das Problem war die
geringe
Zugkraft
der schnellen Lokomotiven. Man merkte die gegenüber der Baureihen für den
Gotthard die fehlende Triebachse. Doch lassen wir den Gotthard mit seinen
steilen
Rampen
einmal in Ruhe und sehen uns das Flachland der Schweiz genauer an.
Die
Zugkraft
der für
Reisezüge
gebauten Maschinen reichte sicherlich für viele Strecken, die Neigungen
bis 12 ‰ aufweisen. Nur gab es in der Schweiz auch viele Abschnitte, die
steiler waren und von den
Lokomotiven mit drei
Triebachsen
nicht mehr mit allen Zügen bewältigt werden konnten. Die Folge war auch
hier die Stellung von
Vorspannlokomotiven.
Eine unbefriedigende Lösung, wenn es nach den Leuten in Bern ging.
Nur zeigte sich schnell, dass diese Lösung, die am Gotthard
tagtäglich erfolgreich verwendet wurde, auf das
Flachland nicht umgesetzt werden konnte. Die Züge hatten
oft lange Abschnitt ohne Halt zurückzulegen und nur ein Teil davon war für
die
Lokomotive zu steil. Die
Vorspannlokomotive
musste also auf vielen Abschnitten nutzlos mitlaufen. Das war
unwirtschaftlich und benötigte viele Lokomotiven und somit auch Personal.
Die
Be 4/7
oder
Be 4/6 schafften deshalb
gerade einmal 75 km/h. Das war auf den flachen Abschnitten zu gering, denn
schon die Baureihe A 3/5 der
Gotthardbahn
konnte diese Strecken mit bis zu 90 km/h befahren. Im Flachland waren die Lokomotiven zwar schnell, aber die Zugkraft war bescheiden ausgefallen. Das zeigt nur schon eine Tatsache, denn die Baureihe Ae 3/6 I wurde später sogar mit 110 km/h eingesetzt.
Das erreichte die Maschine böse ausgedrückt nur, wenn es bergab
ging und Rückenwind vorhanden war. Auf jeden Fall reichte die vorhandene
Restzugkraft nur für sehr leichte Züge. Die wurden im Mittelland jedoch
auch immer seltener. Das grösste Sorgenkind der Schweizerischen Bundes-bahnen SBB war jedoch der Simplontunnel mit seinen beiden Zufahrten. Dort sollte die Fahrleitung für Dreh-strom endlich verschwinden und durch eine für Wech-selstrom ersetzt werden.
Damit wurden auch dort
Lokomotiven für einphasigen
Wechselstrom
benötigt. Diese sollten zudem optimal auf die Strecke ausgerichtet werden
und das war wirklich nicht sehr leicht.
Im Rhonetal hätten dazu auch die vorhandenen Maschinen mit drei
Triebachsen
ausgereicht. Dort waren die Steigungen gering und die Strecke gerade,
daher konnte auf langen Abschnitt mit 100 km/h gefahren werden. Die
Dampflokomotiven machten das vor. Besonders die Reihe
A 3/5 war ein Renner, der kaum eine
Konkurrentin zu fürchten hatte. Gut, die Reihe Ae 3/6 I beeindruckte das
nicht und einer
A 3/5 vermochte sie paroli zu
bieten.
Mit den vorhandenen Modellen hätte man in Brig die
Lokomotive wechseln müssen. Der Zug wäre da-nach
mit 75 km/h durch den 20 Kilometer langen Simplon gerumpelt. Das nur, weil
es von Domo-dossola bis Iselle 27‰ steil war. Das war natürlich nicht optimal, denn eigentlich hätte man den Simplontunnel auch mit 100 km/h befahren wollen. Nur der Wechsel in Iselle war natürlich keinesfalls eine Option.
Daher wurde eine schnelle und zugkräftige
Loko-motive benötigt. Diese hatte die BLS
geordert, aber mit den sechs
Triebachsen,
war das Teil wirklich zu gross geworden. Eigentlich war es einfach, denn
eine Lokomotive der Reihe
Be 4/7,
die 100 km/h er-reicht. Im Gegensatz zu den anderen Strecken war der Druck im Rhonetal nicht sehr hoch. Zwar wollte man sich vom Drehstrom verabschieden und die Südrampe mit einem Fahrdraht überspannen. Dazu
wollte man die
Lokomotiven ausgiebig planen und anschliessend
eine Erprobung durchführen. Zudem sollte die neue Maschine auch auf
anderen steilen Strecken verwendet werden. Der Bedarf war daher vorhanden,
auch wenn immer noch neue Lokomotiven ausgeliefert wurden.
Damit ging es an die Entwicklung der dritten Generation von
Lokomotiven. Dabei wollte man es bei den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB etwas ruhiger angehen. Es galt die Suche
nach einer neuen Baureihe, die für die Schweiz ideal geeignet war und die
auch vor allen Zügen verkehren konnte. Einfach gesagt, eine Baureihe
sollte alle Züge der Schweiz abdecken können. Bisher gab es bei den
Staatsbahnen
keine solchen Lokomotiven.
Bevor wir aber zur Entwicklung gehen, schaffen wir eine
Lokomotive lediglich anhand der bekannten
Angaben. Die schnelle Lokomotive war die Baureihe Ae 3/6 I und die
zugkräftige ruhige Maschine die Reihe
Be 4/7.
Würde ich diese beiden Lokomotiven kombinieren, in einem Mixer werfen und
die Teile neu sortieren, bekäme ich eine Lokomotive, die mit der Baureihe
Ae 4/7 bezeichnet werden müsste. Doch war es so einfach?
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