Entwicklung und Beschaffung |
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Die Entwicklung einer
Lokomotive ist ein Vorgang in
mehreren Schritten. Zuerst wird abgeklärt, was benötigt wird und dann was
die dazu erforderlichen technischen Voraussetzungen sind. Das war hier
jedoch nicht der Fall, denn eigentlich ging es nur darum eine erfolgreiche
Baureihe so zu optimieren, dass diese nach den neusten Ideen aufgebaut
wird. Ob das von Erfolg gekrönt sein würde, wusste man erst nach der
Auslieferung. Es sollte eine neue Lokomotive entstehen, die für den Einsatz auf Hauptstrecken bestimmt war. Da hier die notwendige Infrastruktur vorhanden war, entschied man sich für eine Maschine mit einer definierten Fahrrichtung. Für die Bereiche, wo nicht so gearbeitet
werden konnte, wurde hingegen die Baureihe
Eb 3/5 ent-wickelt, die mit der
hier vorgestellten Maschine viele Gemeinsamkeiten aufweisen sollte. Sie
sehen, man suchte nach Vereinfachungen. Wie bei der Baureihe
Eb 3/5, wurde auch der
ge-wünschte Einsatz definiert. Dabei sollten mit der neuen
Lokomotive
Reisezüge, aber auch leichte
Güterzüge bespannt werden. Es sollte also
eine universell einsetzbare Maschine entstehen. Solche Modelle waren bei
Dampflokomotiven nicht so selten. Trotzdem blieben sie immer hinter den
grossen
Schnellzugslokomotiven und den schweren Maschinen für den
Güterverkehr zurück. Um zu verstehen, was damit gemeint war, müssen wir
etwas genauer hinsehen. So war bei den
Reisezügen eher der
Regionalverkehr
gemeint. Züge, die oft einen Stopp einlegen und danach wieder beschleunigt
werden mussten. Das bedeutete, dass eine hohe
Zugkraft nützlich war. Wegen
dem Aufbau der
Dampfmaschinen war die Folge davon, dass die
Geschwindigkeit verringert werden musste. Hier sah man daher 75 km/h vor. Es war aber auch keine
Lokomotive für schwere
Güterzüge. Diese besassen sehr hohe
Zugkräfte, konnten jedoch nicht so
schnell fahren. Die hier eingesetzten Maschinen erreichten maximal 65
km/h. Dieser Wert musste auch hier gehalten werden, was bei einer
universellen Baureihe automatisch dazu führt, dass nur leichtere Züge
geführt werden konnten. Erst die gigantischen
Leistungen der elektrischen
Modelle, sollte diesen Grundsatz widerlegen.
Im Bestand der Schweizerischen Bundesbahnen SBB gab
es diese
Lokomotive bereits. Um 1887 entwickelte die damalige
Suisse-Occidentale et Simplon eine Baureihe nach der
Bauart Mogul. Diese
bewährte sich jedoch nur bedingt, so dass mit der Nummer 231 eine
verbesserte Version mit drei
Dampfmaschinen im
Verbund gebaut wurde. Hier
waren bei der Verstaatlichung die ersten Modelle bereits im Einsatz und
weitere sollten folgen. Als jedoch die
Jura-Simplon Bahn in die
Staatsbahn
integriert wurde, kamen diese Modelle als Mitgift mit. Durchaus moderne
Lokomotiven, die in grosser Stückzahl vorhanden waren. Als die
Gesellschaft aufgelöst wurde, waren bereits 68 Stück vorhanden. Zusammen
mit dem Muster der Nummerngruppe 200 ergab das nahezu 100 Lokomotiven. Es
stellt sich uns deshalb die Frage, warum nicht mit diesem Typen gearbeitet
wurde. Warum machte man sich bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB den Luxus einer neuen Entwicklung? Der Grund dafür ist
simpel, denn um 1900 herum, wurde bei der Dampftechnik viel gearbeitet.
Insbesondere die erfolgreiche Umwandlung des aus dem
Kessel genommenen
Dampf in trockenen
Heissdampf erlaubte die Steigerung bei der
Leistung.
Umgekehrt musste weniger
Kohle verbrannt werden, wenn man die Leistung
nicht veränderte. Sehen wir uns die Reihe
A3t kurz an. Die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB sollten mit den neuen Bezeichnungen
arbeiten und so wurde daraus die Baureihe B 3/4. Das Modell wurde von den
Modellen mit den Nummern 201 bis 222 abgeleitet und es wurde bei der
JS
mit den Nummern 301 bis 375 geführt. Wegen dem damals noch vorhandenen
Nassdampfes wurde bei der letzten Baureihe der JS eine dritte
Dampfmaschine verbaut. Es muss erwähnt werden, dass trotz der Entwick-lung der hier vorgestellten Baureihe, von diesem Modell weitere Exemplare beschafft wurden. Die Lieferung endete im Jahre 1907 mit der neuen SBB-Nummer 1747. Damit waren davon nicht weniger als 147
Loko-motiven
vorhanden. Eine grosse Serie, die sogar der Baureihe
A 3/5 die Stange
halten konnte. Die Auslieferung endete hier, als die nun entwickelte Reihe
in Serie gehen konnte. Auch wenn es sich beim Muster um eine gute gebaute Lokomotive handelte, hatte sie kleinere Mängel. So war die Baureihe mit ihren drei Dampf-maschinen nicht besonders wirtschaftlich unter-wegs. Die
Vorräte wurden zudem auf einem relativ klein-en
Tender mitgeführt. Das
führte dazu, dass der
Lokomotive schnell die
Kohlen ausgehen konnten.
Regelmässige Besuche in einem
Depot zum Abholen von Kohlen waren daher
unumgänglich. Bei den an die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
gelieferten Modellen wurde daher der
Tender verändert. Dieser wurde
deutlich vergrössert, so dass die Reichweite der
Lokomotive leicht
gesteigert werden konnte. Um die
Achslasten einzuhalten musste eine
zusätzliche
Achse vorgesehen werden. Wegen der grösseren Ladung und der
dritten Achse stieg auch das Gewicht, was sich auf die mögliche
Anhängelast der Lokomotive negativ auswirkte. Die drei
Dampfmaschinen, die im
Verbund aufgebaut
wurden, entsprachen vom Aufbau her den
Prototypen der Baureihe
A3t der
Gotthardbahn. Jedoch wurde hier nur im Verbund gefahren und die
Umschaltung mit Wechselventil entfiel. Da hier die Dampfmaschinen mit
Nassdampf betrieben wurden, lag die
Leistung etwas unter den Modellen der
Gotthardbahn, wo man einen Dampftrockner verwendet hatte und genau hier
fand sich der Grund für die neue Baureihe. Auch wenn man es nicht glauben kann, die Schwei-zerischen Bundesbahnen SBB sahen sich vor der Aus-arbeitung des Pflichtenheft-es auch im Ausland um. Dort wurden die ersten Mo-delle
ausgeliefert, die über eine Einrichtung verfügten, die als
Überhitzer
bezeich-net wurde. Damit konnte durch den so entstehenden
Heissdampf von
bis zu 350°C deutlich mehr
Leistung aus den
Dampfmaschinen abgerufen
werden. Das wirkte sich auf den Verbrauch aus. Eine vergleichbare Maschine nach den neusten
Erkenntnissen hatte Einsparungen bei den Betriebsstoffen von 20 bis 25%
zur Folge. Das waren grosse Einsparungen, die halfen die im Betrieb
entstehenden Kosten zu senken. Ein Punkt, der nicht nur heute verfolgt
wird. Auch zu Zeiten der Dampflokomotiven suche man immer wieder nach
Möglichkeiten, die Kosten zu senken. Es ist ein Unterschied, ob sie 100
Tonnen, oder nur 80 Tonnen
Kohle kaufen müssen. Herzstück war dabei der von Wilhelm Schmidt
entwickelte
Überhitzer. Wilhelm Schmidt wurde am 18. Februar 1858 in
Wegeleben geboren. Sein Schaffen führte zur Einführung des
Heissdampfes.
Der Ingenieur entwickelte in Wilhelmshöhe bei Kassel den Überhitzer. Dabei
ist die Gemeinde nicht nach Herrn Schmidt benennt worden, vielmehr
handelte es sich um einen Zufall. Trotzdem war auch Schmidt eine sehr
bekannte Persönlichkeit. Schmidt verstarb am 16. Februar 1924 bei Bielefeld
und er hinterliess die Bauteile, die letztlich zu den grossen
Dampflokomotiven auf der ganzen Welt beigetragen hatten. Dabei fanden die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB durchaus Gefallen an diesem
Überhitzer.
Der einen deutlich höheren Wirkungsgrad als die Dampftrockner hatten. Auch
im Hinblick auf die anderen damals entwickelten Baureihen, war das eine
gute Erfindung. Der Vorteil des Überhitzers fand sich bei der damit erreichten höheren Temperatur. Beim Dampftrockner der Baureihe A3t der Gotthardbahn wurde in den durch den Kessel gezogenen Rohren nur das im Dampf enthaltene Wasser verdampft. Eine massive Steigerung der Temperatur
fand jedoch nicht statt. Beim Dampftrockner lag diese noch an der unteren
Grenze zum
Heissdampf. Beim
Überhitzer jedoch am oberen Ende. Damit hatten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB die Lösung. Es wurde daher ein Pflichtenheft ausgearbeitet. Dieses basierte auf der oben erwähnten Baureihe und daher können wir uns den gewünschten Anpassungen zuwenden. Das führte jedoch dazu, dass die hier vorgestellte
Lokomotive lediglich bei der Bauweise als Mogul mit dem Muster
ver-gleichbar war. Der Grund war der hier verwendete
Überhitzer nach
Bauart
Schmidt. Durch die Anwendung des
Heissdampfes wurde die
Leistung der
Dampfmaschinen so gesteigert, dass mit der Lösung des Musters
Werte erreicht worden wären, die durchaus den damaligen
Schnellzugslokomotiven entsprachen. Eine solche Leistung war jedoch bei
einer Maschine für
Regionalzüge und leichte
Güterzüge nicht unbedingt
zweckmässig. Viel der Leistung wäre daher nutzlos verpufft, was die
Einsparungen nutzlos machte. Wenn wir schon bei diesen Maschinen für
Schnellzüge
sind, kann hier erwähnt werden, dass dank dem
Überhitzer bei der Baureihe
A 3/5 600 die
Leistung so gesteigert werden konnte, dass die Werte der
A3t
der
Gotthardbahn auch mit 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit erreicht werden
konnte. Bei der hier vorgesehenen Maschine wählte man jedoch einen anderen
Weg und reduzierte die Anzahl der verbauten
Zylinder. Dank der höheren Leistung sollte die Dampfmaschine auf einen Zwilling beschränkt werden. So konnte der Ver-brauch bei den Betriebsstoffen ohne Verluste bei der Leistung nahezu vollständig umgesetzt werden. Es sollte eine sparsame Maschine entstehen, die bei der
Leistung mit dem Muster vergleichbar war. Das war letzt-lich auch der
Grund, warum diese als B 3/4 geführte Ma-schine überhaupt entwickelt und
gebaut wurde. Im Gegensatz zu den ersten Modellen dieser Bauweise, die noch an die SOS geliefert wurde, nutzte man den Dampf in den beiden Maschinen nicht im Verbund. Durch die direkte Ansteuerung der Dampfmaschinen konnte der Aufbau er-leichtert werden. Zudem wurde die
Lokomotive etwas flotter, da sofort alle
Zylinder mit der vollen
Leistung
arbeiten konnten. Ein Vor-teil, der die schlechtere Ausnutzung des Dampfes
ausglich. Im Direktorium war man sich jedoch auch bewusst, dass man damit Nachteile in Kauf nehmen musste. Gerade die Reduktion auf zwei Dampfzylinder hatte Auswirkungen auf das Fahrverhalten. So neigten diese
Lokomotiven teilweise zu unruhigem Lauf. Das bemerkten die Reisenden durch
Zuckungen im Zug. Jedoch führte dieser Effekt auch zu einer höheren
Abnützung der
Lager. Das Muster der
JS
kannte diese Probleme jedoch nicht. Es kann klar gesagt werden, dass die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB von den Einsparungen geblendet waren. Die vorher
erwähnten Effekte waren damals bereits bekannt und das führte auch dazu,
dass man bei den
Schnellzügen die Anzahl der Maschinen erhöhte. Der ruhige
Lauf besorgte dort eine angenehme Fahrt. Ein schöner Nebeneffekt war, dass
die
Gleitlager der
Triebachsen nicht zu stark belastet wurden und daher
weniger Unterhalt erforderten. Dabei konnte dem Dampf mehr Leistung entlockt werden und der Verzicht auf eine Dampfmaschine reduzierte dort den Unterhalt. Mit dem etwas grösseren Aufwand bei den Lagern, blieb jedoch immer noch eine grosse Einsparung bei den Kosten für die Betriebsstoffe vorhanden. In
Anbetracht, dass in dieser Zeit viele neue Modelle beschafft wurden, waren
die Kosten ein wichtiger Punkt. Auch eine
Staatsbahn hate nicht
unbeschränkt Mittel zur Verfügung. Das führte dazu, dass das
Pflichtenheft durch den
Verwaltungsrat genehmigt wurde und so die
Lokomotive gebaut wurde. Dabei
sollte der mechanische Teil dem Muster der
JS
entsprechen. Daher wurde
auch hier die
Achsfolge Mogul beibehalten. Zudem stellte das dem Muster B
3/5 mit den Nummern 1601 bis 1747 ein gutes Zeugnis aus. Anpassungen in
diesem Bereich gab es nur, wenn diese durch den
Kessel und die
Dampfmaschine bedingt waren. Komplett verändert wurde hingegen der
Kessel. Dieser
sollte mit einem
Überhitzer ergänzt werden. Das hatte Auswirkungen auf die
Anzahl der Rohre und damit auf dessen
Leistung. Leistung, die nicht nur
von den beiden
Dampfmaschinen benötigt wurde, sondern auch andere
Funktionen zu versorgen hatte. Dazu gehörte auch die geforderte
Zugsheizung. Es war ja klar, dass man im Winter die gleichen Züge ziehen
wollte, wie im Sommer. Auch wenn damals durchaus fähige Firmen im
benachbarten Ausland vorhanden waren, die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
durfte dieses Potential nicht nutzen. Als
Staatsbahn war sie verpflichtet
worden, die
Lokomotiven im eigenen Land zu beschaffen. Daher war klar,
dass der Auftrag an die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM
in Winterthur gehen sollte. Alternativen gab es im Land keine mehr. Bevor wir uns die Beschaffung ansehen, sei hier erwähnt, dass die Gotthardbahn freier bei der Beschaffung war. Das führte da-zu, dass in dieser Zeit vom Maffay in München die Baureihe A 3/5 900 in die Schweiz geliefert wurde. Diese sollte nahezu alle Baureihen in der
Schweiz in den Schat-ten stellen und aufzeigen, was mit den neuen
Überhitzern er-reicht werden konnte. Die Mogul sollte jedoch sparen und so
konnte sie das Potential nicht nutzen. Vorerst wurden zwei
Lokomotiven als
Prototypen
bestellt. Diese sollten die Nummern 1301 bis 1302 erhalten. Damit sollte
auch bei den Nummern eine Abgrenzung zum Muster geschaffen werden. Dieses
befand sich in dieser Zeit jedoch immer noch in der Ablieferung. Noch
wusste man ja nicht, wie sich die 1905 ausgelieferten beiden Maschinen
einbringen konnten. Wie gut sie war, erfahren wir später, hier war aber
klar, es sollte zur Serie kommen. Mit der Bestellung der ersten Modelle der Serie mit
den Nummern 1303 bis 1369 wurde die Lieferung beim Muster eingestellt. Die
Baureihe B 3/4 sollte in Zukunft nur noch nach diesem Modell gebaut
werden. Da jedoch die bestellten Maschinen noch gebaut wurden, kam es zur
parallelen Lieferung der beidem Modelle mit der Bezeichnung B 3/4. Daher
war die klare Abgrenzung mit den Nummern ein wichtiger Punkt. Die Auslieferung der Serie begann im Jahr 1907 und
dauerte bis ins Jahr 1916. In diesem Jahr wurde die Auslieferung wegen dem
Krieg eingestellt. Sie sollte jedoch nicht mehr aufgenommen werden, da der
Beschluss gefällt worden war, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
mit elektrischen
Lokomotiven arbeiten sollte. Beginnen wollte man mit den
Hauptstrecken und das waren die Gebiete, wo diese Baureihe verkehrte.
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