Druckluft und Bremsen |
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Wir haben vorher bei der Abstützung des
Wagenkasten bereits erfahren, dass für deren Zentrierung pneumatische
Zylinder
verwendet wurden. Damit ist bereits klar, dass auf dem
Triebzug
die entsprechende
Druckluft
bereit gestellt werden musste. Wichtig war diese auch für die
Bremsen
und für weitere Verbraucher, die wir zum Teil gar noch nicht kennen
gelernt haben. Doch beginnen wir am Anfang und das ist die Erzeugung von
Druckluft.
Dabei gilt in jedem Fall, dass die gesamte
Aufbereitung in einer geschlossenen Einheit erfolgte. War eine Komponente
defekt, wurde das gesamte Modul ausgebaut. Wir hingegen werden nun für die
Betrachtung das Bauteil zerlegen. Um aus der normalen Luft eine komprimierte Version zu ma-chen, wurde ein Kompressor benötigt. Hier kam ein Schrauben-kompressor vom Typ R155 DM3 zum Einbau. Geliefert wurde dieses Modell von der Firma Wabco Westinghouse. Eine durchaus bekannte Firma. Wir können
dabei auch gleich feststellen, dass diese nicht nur die Erzeugung der
Druckluft
lie-ferte, sondern sich auch für die pneumatischen
Bremsen
ver-antwortlich zeigte. Noch sind wir nicht soweit. Die von aussen angesaugte Luft wurde in einem einfachen Luftfilter gereinigt. Anschliessend kam sie in den Kompressor, wo sie in der Schnecke verdichtet und anschliessend in eine Leitung entlassen wurde. Dabei fand jetzt noch keine weitere
Behandlung statt, denn dazu wurden die nachgeschalteten Baugruppen
verwendet. Wichtig ist, dass die
Druckluft
durch die Behandlung Wasser ausschied. Dieses Wasser wollte man nicht in den
Leitungen. Daher folgte unmittelbar nach dem
Kompressor
der
Lufttrockner.
Dieser entzog der
Druckluft
die Feuchtigkeit, sammelte diese in einem Behälter und entliess sie bei
Bedarf ins Freie. Eine Lösung, die nicht optimal für die Umwelt war, da
auch
Schmiermittel
mitgezogen wurden. Jedoch benötigte der verbaute Lufttrockner dadurch
keinen regelmässigen Unterhalt mehr.
Um das zu verhindern, war noch ein
Luftöler
vorhanden. Dieser bot der Luft die benötigte Feuchtigkeit in Form eines
speziellen
Öls
an. So wa-ren die Dichtungen sogar noch länger haltbar. Nachdem wir nun in einem Kompres-sor die Druckluft erzeugt haben, wird es Zeit, dass wird auch die beiden anderen dazu nehmen. Bisher gab es keinen Unterschied, denn die
Aufbereitung der Luft lief bei allen drei
Kompressoren
auf die gleiche
Art ab. Die von den drei Kompressoren erzeugte
Druckluft
wurde anschliessend in die
Speiseleitung
entlassen. Ein Vorratsbehälter in dieser Leitung verhinderte, dass die
Kompressoren immer arbeiten mussten. Lag der Vorrat unter einem Druck von acht
bar.
Wurden alle drei
Kompressoren
aktiviert. So sollte möglichst schnell eine ausreichende Menge
Druckluft
erzeugt werden. Diese erfolgte so lange, bis ein
Luftdruck
von neun bar erreicht wurde. Von nun an waren nur noch zwei Kompressoren
aktiv. Diese liefen so lange, bis in der als
Apparateleitung
bezeichneten
Speiseleitung
ein Luftdruck von zehn bar erreicht wurde. Ein
Überdruckventil
verhinderte höhere Drücke. Die Steuerung war so ausgelegt worden, dass
im Betrieb der
Luftdruck
zwischen acht und zehn
bar
lag. Je nach Verbrauch wurde die passende Anzahl
Kompressoren
benutzt. Es oblag auch der Steuerung darauf zu achten, dass die drei
Anlagen immer die gleiche Betriebszeit haben. Das
Lokomotivpersonal
konnte daher keinen Einfluss auf einen einzelnen Kompressor nehmen.
Solange zwei Stück liefen, blieb der Vorrat erhalten.
Dabei haben wir die Kastenzentrierung
bereits kennen gelernt. Weiter wurden aber auch die
Spurkranzschmierung,
einige Bauteile der elektrischen Ausrüst-ung und die akustischen
Signalmittel des
Triebzuges
hier angeschlossen. Gerade die akustischen Signalmittel waren speziell, denn bei diesem Triebzug gab es zwei unterschiedliche Lösungen. So war die klassische Pfeife vorhan-den, die bei geringen Geschwindigkeiten aktiviert wurde. Wurde schneller gefahren, konnte das Horn
angesteuert werden. Dieses besass eine grössere Lautstärke. Wo und wann
welches Bauteil aktiviert wurde, war aber auch vom befahrenen Land und den
dortigen Vorschriften abhängig. Bei den Bauteilen der elektrischen Ausrüstung sehen wir uns die Strom-abnehmer an. Diese konnten nur mit Druckluft gehoben werden. Jedoch war auch deren Erzeugung erst dann möglich. Um den Bügel auch bei zu geringem Vorrat zu
heben, war bei jedem
Strom-abnehmer
ein
Hilfsluftkompressor
verbaut worden. Dieser wurde ab der
Batterie
betrieben und erlaubte es den Bügel zu heben und so die drei grossen
Kompressoren
zu aktivieren. Im
Triebzug
waren daher nicht weniger als sieben einzelne
Kompressoren
vorhanden. Jeder davon konnte auch bei fehlendem Vorrat dafür sorgen, dass
dieser ergänzt wurde. So hatte der völlig entleerte Triebzug seinen
Schrecken verloren und er konnte mit
Hilfsluftkompressor
eingeschaltet werden. Dann waren die normalen Modelle aktiv. Eine Lösung,
diese
Apparateleitung
von aussen zu füllen, war jedoch nicht vorhanden.
Diese wurden je nach Aufbau direkt, oder über ein Ventil an der Speiseleit-ung angeschlossen. Wobei der direkte Anschluss nur einem Bereich diente. Dieser wurde jedoch durch die
Druck-luftbremse
aktiviert. Mehr dazu er-fahren wir bei der Betrachtung der verbauten
mechanischen
Bremsen. Die sonst üblichen zwei Bremssysteme waren nicht mehr vorhanden. An deren Stelle trat, ein Bremsrechner. Mit Hilfe dieses Bremsrechners wurde eine Leitung mit Druckluft versorgt. Dabei handelte es sich um die klassische
Hauptleitung
der
automa-tischen Bremse.
Auch wenn hier der Hersteller
Westinghouse
als Lieferant gewählt wurde, mit der alten Version hatte die hier verbaute
Bremse
nur noch diese Hauptleitung gemeinsam. Die
Hauptleitung
wurde zudem in die Nische mit den Zug- und
Stossvorrichtungen
geführt. Ein
Absperrhahn
sorgte dafür dass der Druck nicht ungewollt entweichen konnte. Der bei
diesem Hahn angeschlossene Schlauch erlaubte die
Verbindung
mit der
Hilfslokomotive.
Das hatte zur Folge, dass diese indirekt wirkende
automatischen Bremse
auch von dort geregelt werden konnte. Der
Triebzug
verfügte auch in diesem Fall über die volle Bremswirkung. Selbst der
Triebzug
nutzte diese
Hauptleitung
für die
Bremsungen.
Während im oben beschriebenen Fall ein
Steuerventil
aktiviert wurde, gab es auf dem Zug auch die Möglichkeit die Ansteuerung
der
Bremszylinder
mit elektrischen Signalen zu veranlassen. In diesem Fall sprach man auch
von einer indirekten
EP-Bremse,
die gut funktionierte. Mir anderen Worten, der Zug konnte auf zwei Arten
die
Zylinder
aktivieren.
In jedem Fall war die Anlage jedoch so geregelt, dass die Entleerung der Hauptleitung zu einer Bremsung führte. So lange dort nicht wieder der Regeldruck
vorhanden war, konnte auch die
EP-Bremse
kein Lösen veranlassen. Wichtig war diese spezielle Regel, wenn diese
Bremsung
durch ein
Sicherungssystem
ausgelöst wurde. Wenn wir nun zu den mechanischen
Bremsen
des
Triebzuges
kommen, müssen wir uns zuerst mit einem speziellen Punkt befassen.
Neigezüge
befahren dank ihrer Technik auf konventionellen Strecken schneller, als
das aufgrund der
Bremswege
berücksichtigt wurde. Da es an den Anlagen keine Anpassungen gab, musste
auf einen guten Aufbau der mechanischen Bremsen geachtet werden. Dabei gab
es nur eine brauchbare Lösung. Jede
Achse
wurde mit
Wellenbremsscheiben
und damit mit einer
Scheibenbremse
ausgerüstet. Unterschiede gab es nur in der Anzahl, die montiert wurde.
Bei den Laufachsen
wurden drei Stück verbaut. Diese verteilten sich seitlich und in der
Mitte. Bei den
Triebachsen
fand sich jedoch in der Mitte keinen Platz mehr, da sich dort das
Getriebe
befand. Aus diesem Grund konnten nur zwei
Bremsscheiben
montiert werden. Auch wenn mit der
Scheibenbremse
eine gute
Bremse
vorhanden war und diese durchaus für die kurzen
Bremswege
ausreichte, gab es noch ein Problem. Die maximale
Bremskraft
war vom Zustand der
Schienen
abhängig. War die
Adhäsion
zu schlecht, konnte mit der Scheibenbremse nicht genug Kraft erzeugt
werden. Das hätte zu längeren Bremswegen geführt. Bei einem
Neigezug
war das natürlich nicht gut.
Dabei musste aber auch eine
Bremse
verbaut werden, die völlig von der
Adhäsion
unabhängig war und in jedem Fall wirkte. Mit der
Magnetschienenbremse
war so eine Einrichtung seit vielen Jahren vorhanden und sie wurde auch
hier zahlreich verbaut. Jeder Wagen des Zuges erhielt an einem
Drehgestell
zwei
Magnetschienenbremsen,
die am Rahmen des Drehgestells aufgehängt wurden. Wurde diese
Bremse
aktiviert, drücken zwei von der
Speiseleitung
versorgte
Zylinder
mit grosser Kraft das Bauteil auf die
Schienen,
wodurch mechanische Reibung entstand. Gleichzeitig wurden die elektrischen
Magnete aktiviert. Das führte dazu, dass mit dieser Bremse eine sehr gute
Bremswirkung erreicht wurde. Die
Scheibenbremsen
reichten zusammen mit den
Magnetschienenbremsen
aus, um den
Triebzug
sicher zum stehen zu bringen. In der Schweiz wurde dazu die neue
Zugreihe N
eingeführt. Diese erlaubte höhere
Bremsgewichte
und auch die Anrechnung der Magnetschienenbremse in der
Bremsrechnung.
Lediglich geschleppt durften daher nur die Scheibenbremsen angerechnet
werden, aber dann wurde auch nicht bogenschnell gefahren. Bei Anwendung der Zugreihe N wurden die höchsten Bremsreihen erreicht. Der Zug konnte daher mit dem Bremsverhältnis von 180% verkehren. Dazu reichten die Bremsscheiben, da bei den reinen Laufdrehgestellen davon sechs Stück vorhanden waren. Im Betrieb wurden die Magnetschienenbremsen nur aktiviert, wenn eine Schnellbremse wirksam war. Beide vorgestellten mechanischen
Bremsen,
hatten jedoch einen Nachteil. Bei der pneumatischen Bremse konnten die
Bremszylinder
entlüftet werden. Zudem konnte ohne
Druckluft
die
Magnetschienenbremse nicht abgesenkt werden. Das führte dazu,
dass der Zug nicht mehr gebremst wurde. Es musste daher noch eine Bremse
eingebaut werden, die von der Druckluft unabhängig arbeitete und so den
Zug auch sichern konnte.
Dabei irritiert diese Tatsache etwas, denn
auch in diesen
Drehgestellen
hätten, mit Ausnahme der beiden führenden Modellen, ohne Probleme
Magnetschienenbremsen montiert werden können. Deren Wirkung war
so gut, dass das nicht benötigt wurde. Zur Sicherung des Triebzuges war in jedem Wagen eine nor-male Handbremse vorhanden, die mit dem bei Reisezugwagen üblichen Handrad angezogen werden konnte. Wurde diese Handbremse angezogen, bewegten die die in den Bremszangen montierten Bremssohlen der Scheibenbremsen so, dass diese an der Drehung gehindert wurden. Eine Lösung, die jedoch nicht die volle
Kraft der vorhandenen
Bremsscheiben
nutzen konnte, denn die Kurbel war nicht für Kraft ausgelegt. Die mit den neun vorhandenen
Handbremsen
erzeugte
Brems-kraft
reichte jedoch aus, um den
Triebzug
auch auf steileren Abschnitten ausreichend zu sichern. Wie viele der
vorhandenen Handbremsen angezogen werden mussten, konnte anhand einer
Tabelle berechnet werden. Für die Schweiz waren wegen den
starken Gefällen
zudem noch
Hemmschuhe
aufgelegt worden. Diese konnten natürlich auch für die
Sicherung
des
Neigezuges
genutzt werden. Wichtig war, dass es hier auch in
hektischen Situationen nicht zu einer fehlerhaften Bedienung kam. Mit der
Lösung der normalen
Reisezugwagen
war das kein Problem. Mit der
Handbremse
können wir den mechanischen Teil auch gleich abschliessen. Noch fehlen uns
aber die Fenster und die
Einstiegstüren.
Diese waren natürlich auch wichtig, denn mit dem
Neigezug
sollten auch Reisende befördert werden, und die mussten rein kommen.
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