Die Lokomotiven für die Gotthardbahn |
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Nachdem wir uns bisher eher mit der
Problematik des Projektes befasst haben, kommen wir nun zu den
Lokomotiven und zu den Bedingungen, die diese mit den
vorhandenen Strecken erfüllen mussten. Dabei war eines der Probleme die
lange Strecke. Mit Dampflokomotiven war diese kaum in einem Stück zu
befahren. Dazu kamen dann noch die unterschiedlichen Anforderungen an die
Triebfahrzeuge
der neuen Gesellschaft. Seit den Anfängen der Eisenbahn haben sich die Lokomotiven ver-ändert, aber das Problem, das alle Modelle hatten, war der notwendige Transport der Vorräte. Diese hatten ein Gewicht und das musste bei der Anhängelast wieder abgezogen werden. Aus diesem Grund wurden die Vorräte so knapp,
wie nur möglich berechnet und damit auch in Kauf genommen, dass die
Triebfahr-zeuge
in regelmässigen Abständen ausgewechselt werden muss-ten. Da man noch nicht mit den Erfahrungen des Betriebes arbeiten konnte, musste nach anderen ähnlichen Bahnen gesehen werden. Diese zeigten klar, dass es auf den steilen Abschnitten nicht sehr schnell vorwärts ging. Oft wurde nicht mehr als 20 km/h erreicht.
Dazu beigetragen hatte, dass die Maschinen oft auf hohe
Zugkraft
getrimmt wurden und so in den flachen Abschnitten zu langsam unterwegs
waren. Die schnell fahrende und mit hoher Zugkraft glänzende Dampflokomotive war schlicht nicht zu bekommen. Auch wenn man das notwendige Geld zu Verfügung gehabt hätte, die dazu benötigte Leistung war vor 1882 schlicht nicht möglich. Sie müssen bedenken, die noch junge Technik mit Dampfmaschinen war so weit, dass man zwei Stück einbauen konnte. Die Lösungen mit mehreren Maschinen hätten aber zum Gotthard gepasst. Aus diesen Gründen musste die neue Strecke in
mehrere Abschnitte aufgeteilt werden. Dazu waren die entsprechenden
Anlagen in Altdorf, Biasca, Bellinzona und Chiasso geplant. Der schwerer
Unterhalt sollte in einer eigenen
Hauptwerkstätte
in Altdorf ausgeführt werden. Das es nicht dazu kam, war letztlich auch
der Geldgier der Vertreter von Altdorf zu verdanken. Die Werkstätte kam in
der Folge an den anderen passenden Ort und damit nach Bellinzona. Nicht so leicht war hingegen das Depot. Dieses musste so nahe wie möglich, aber nicht unmittelbar vor der grossen Steig-ung gebaut werden. Alternativen waren nur noch die Orte Flüelen, da zu weit im Norden war, und Erstfeld. Mit dem Standort Erstfeld musste in Kauf
genommen werden, dass die Züge direkt nach dem
Bahnhof
die Steigung erklim-men mussten. Viel Schwung konnte daher nicht mehr
geholt werden. Wer leere Kassen hat, kann nicht aus-suchen, wo er bauen will. Jedoch fällt auf, dass beim nördlichen Abschluss kein Standort gebaut wurde. Der Grund dafür war simpel, denn in Luzern sollte das dortige Depot mitbenutzt werden. Auch in Zürich wäre das möglich ge-wesen.
Wegen den Sparmassnahmen er-reichten aber die Züge der
Gotthardbahn
diesen Ort nicht mehr auf direktem Weg. Daher war hier der Abschluss noch
nicht klar. Leicht war die Wahl der passenden Ma-schinen jedoch nicht. Ein Zitat von Fach-leuten aus jener Zeit, verdeutlicht das Problem der Gotthardbahngesellschaft sehr gut: „Bei heutigem Stand der Lokomotivbautechnik
ist es weniger schwierig, eine Maschine für ein bestimmtes Bedürfnis zu
erstellen, als dieses Bedürfnis bei einer neuen Linie zum voraus und mit
Sicherheit zu bestimmen.“ Niemand wusste, was mit der Eröffnung los sein
sollte. So unbedarft waren die Leute im Direktorium
der
Gotthardbahn
gar nicht, denn der vorgezogene Bau der Tessiner Talbahnen, erlaubte es
dort die zukünftigen Modelle zu erproben. Eine Tabelle soll die Vielfalt
der dort verwendeten Maschinen kurz aufzeigen. Nicht alle Modelle sollten
sich so gut bewähren, dass sie auch nach dem Abschluss der Bauarbeiten
geeignet waren. So viel zum berechneten Verkehr auf einer neuen Strecke. |
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Bezeichnung |
SBB Typ |
Nummer |
Baujahr |
Strecke |
|
I |
Ed 2/2 |
1 – 6 |
1874 |
Tessiner
Talbahn/Rangier |
|
II |
C 2/3 |
18 – 24 |
1874 |
Tessiner
Talbahn |
|
III |
D 3/3 |
41 – 46 | 1874 |
Tessiner
Talbahn / GB |
|
Sie erkennen, dass von den drei Typen
eigentlich nur die Modelle mit einem
Tender
wirklich für den Einsatz auf den Strecken vorgesehen waren. Die Maschine
vom Typ I verkehrte jedoch mit
Reisezügen zwischen Biasca und Locarno. Die grosse
Reihe III sollte den
Güterverkehr
übernehmen. Dabei zeigte gerade diese, dass die Bahnen noch nicht mit der
Bergstrecke
verglichen werden konnten, denn wir müssen auch die Bauzeit beachten. Eine Dampflokomotive, die im Jahre 1874 gebaut wurde, war nach rund acht Jahren veraltet. Die Entwicklung von neuen Maschinen war daher nicht zu umgehen. Zwar konnte man die auf den beiden Tessiner
Tal-bahnen verkehrenden Baureihen übernehmen, was half Geld zu sparen,
denn diese mussten ja nicht neu beschafft werden. Doch mit der Wahl der
Standorte, mussten die
Lokomotiven
anders geplant werden. Beschafft werden sollten die Lokomotiven für die Abschnitte zwischen den vorher erwähnten Stand-orten. Dort sollten die Kohlen wieder ergänzt wer-den können. Das führte dazu, dass man Modelle für das
Flachland und Maschinen für die
Bergstrecke
benötigte. Hinzu kam, dass die Verteilung der Standorte nicht gleichmässig
erfolgte. Mit anderen Worten, es musste eine grössere Anzahl Modelle
beschafft werden. Anhand der Reisezüge werden wir nun den
Bedarf ansehen. Die Güterzüge und deren Anforderungen erfolgt im
Anschluss. Auch bei der Gotthardbahn sollten die
Reisezüge mit angemessenen Geschwindigkeiten
verkehren. Besonders in den flachen Abschnitten konnten damals durchaus
die üblichen
Höchstgeschwindigkeiten
von bis zu 80 km/h gefahren werden. Wegen der verfügbaren
Zugkraft,
war damit aber die Steigung nicht zu schaffen. Flache Abschnitte gab es zwischen den
Bahnhöfen
Rotkreuz und Erstfeld, sowie zwischen Biasca und Bellinzona. Dafür musste
also die schnelle
Lokomotive her, die wegen der kurzen Strecken durchaus als
Tenderlokomotive
gebaut werden konnte. Bei Fahrten auf flachen Abschnitten war der
Verbrauch bei der
Kohle
nicht so gross und so ersparte sich die
Bahngesellschaft
auf diesen Abschnitten das Gewicht eines
Kohlenwagens. Etwas Länger war die Strecke zwischen Bellinzona und Chiasso. Bei den Tessiner Talbahnen verkehrten erste Lokomotiven mit Schlepptender. Das Direktorium stellte jedoch fest, dass die Länge der Strecke durchaus aus-reichte, dass auch hier die Reisezüge mit Tenderloko-motiven bespannt werden konnten. Wegen der zukünftigen
Rampe
am Monte Ceneri mussten aber zugkräftige und damit langsame Maschinen
beschafft werden. Sie sehen, dass bisher trotz einer grossen Bahn, die Loko-motiven mit integriertem Tender definiert wurden. Das war gar nicht so falsch, denn die
Zugkraft
musste auch das Gewicht eines
Schlepptenders
befördern. Damals entsprach das durchaus ein bis zwei Wagen. Entscheidend
war die Menge an den Vorräten, die benötigt werden mussten. Das Wasser
konnte an vielen Stellen schnell ergänzt werden. Die
Kohlen
aber nur in einem
Depot. Für die
Reisezüge
besteht damit nur noch die Lücke zwischen Erstfeld und Biasca. Die langen
steilen
Rampen
verlangten zugkräftige Maschinen, die aber auch einen grösseren Verbrauch
bei den
Kohlen
hatten. Das führte nun dazu, dass für die hier verwendeten Maschinen zwar
die gleichen Bedingungen galten, wie am Monte Ceneri, aber ein
Schlepptender
mitgeführt werden musste, denn nur so war die Fahrt zu schaffen. Anhand dieser Erkenntnisse, muss angenommen
werden, dass bei der
Gotthardbahn
für einen
Reisezg
bis zu vier
Lokomotiven
benötigt wurden. Dabei waren allenfalls zu stellende
Vorspanndienste nicht eingerechnet. Ein flüssiger Betrieb war daher
nicht möglich, aber die Strecke hatte zu unterschiedliche Charakter. Wurde
in den flachen Abschnitten langsam gefahren, war der Verlust bei der
Fahrzeit deutlich grösser. Ganz anders waren die Anforderungen an den Güterverkehr. Dieser war auch auf den flachen Ab-schnitten nur gemütlich unterwegs. Die Lokomotiven für Güterzüge mussten jedoch unabhängig der befahrenen Strecke eine grosse Zugkraft erzeugen können. In den steilen Abschnitten, wurde bei diesen
Zügen mit speziellen Lösungen für die Bespannungen gearbeitet. Neben der
Vorspannlokomotive,
war auch der
Schiebedienst
möglich. Auf Grund dieser Tatsache, war sehr schnell klar, hier konnten nur Schlepptenderlokomotiven ver-wendet werden. Das erlaubte es zum Beispiel bei diesen Zügen auf einen Wechsel der Lokomotive zu verzichten. Der
Güterzug
könnte ab Rotkreuz bis Biasca und ab dort bis Chiasso mit nur zwei
Maschinen geführt werden. Der Vorteil erachtete man bei der Anzahl
Maschinen, denn
Güterzugslokomotiven
sind sehr teuer. Die Kosten entstanden, weil kräftig gebaut
werden musste, denn die Kräfte waren höher als bei
Reisezügen.
Zusätzlich mussten auch die grössten und kräftigsten Maschinen verbaut
werden. In diesem Punkt gab es kaum Unterschiede zu Modellen für
Schnellzüge.
Bei der
Güterzugslokomotive
waren einfach die
Räder
kleiner, so dass die
Zugkraft
am Rad extrem hoch war. Gelitten hatte damit aber das Tempo, das wirklich
gering war. Damit haben wir die Modelle definiert, aber
auch jetzt war die Entwicklung nicht so leicht. Die
Gotthardbahn
machte das, was alle anderen Bahnen schon getan haben, man schaute etwas
bei den anderen
Bahngesellschaften
nach. Das Problem war, dass es damals in der Schweiz eigentlich nur eine
Strecke gab, die annähernd passend war. Es war der Abschnitt zwischen
Sissach und Olten, wo die Steigungen gross waren. Dort verwendete die SCB die in den letzten Jahren verbesserten und beschafften Stütztenderlokomo-tiven und auf flachen Abschnitten die etwas kleineren Modelle, welche die Vorräte selber mitführten. Grosse
Schlepptenderlokomotiven
waren eher sel-ten, da sich die anderen Maschinen für die Ver-hältnisse
bei den Schweizer Bahnen sehr gut eigneten. Das soll jedoch nicht heissen,
dass es sie nicht gab. Obwohl diese Lokomotiven eine gewisse Verbreit-ung hatten, waren sie kaum für den Gotthard geeignet. Ganz gut war dabei die Reihe B (Ec 2/5),
welche nach der
Bauart
Engerth
gestaltet wurde. Eine Konstruktion, die auch am Semmering zeigte, dass sie
wirklich für Gebirgsstrecken geeignet war. Einziger Nachteil war, dass die
Gotthardbahn
eine
Triebachse
mehr benötigte und dann die
Stütztenderlokomotive
nicht mehr ging. Man konnte die Muster nur für Teilbereiche
der neuen Strecke brauchen und hatte die ideale universelle Lokomotive
noch nicht gefunden. Der Wunsch war klar, mit so einen Wunderding hätte
man die Anzahl verringern können. Etwas vorgreifend kann gesagt werden,
dass die
Gotthardbahngesellschaft
diese
Lokomotive
nie fand, denn das war erst mit den elektrischen Modellen möglich, doch
diese gab es damals schlicht noch nicht. Für die neu gebaute Strecke über den Gotthard
benötigte die arg gebeutelte
Gotthardbahngesellschaft
neue passende
Lokomotiven,
die es nicht ab Stange zu kaufen gab. Neben drei Baureihen für die
Reisezüge,
gehörte dazu auch eine schwere
Güterzugslokomotive,
die es damals noch nicht gab. Nicht vergessen dürfen wir, dass auch
Rangierlokomotiven
gefunden werden mussten, denn der stand auch an. Für jede unterschiedliche Lokomotive mussten Er-satzteile beschafft werden. Als Gesellschaft ist es sinnvoller, wenn man über einen einzigen Lokomo-tivtyp verfügen konnte. Beispiele dafür gab es über-all auf der Welt. Die Vielfalt bei den Modellen kam erst mit
dem Betrieb und damit mit dem wirtschaftlichen Erfolg. Blieb dieser aus,
gab es auch keine grosse Vielfalt bei den
Lokomotiven.
Die
Gotthardbahn
musste da-her anders denken und so mehrere Typen be-schaffen. Wenn wir zusammenfassen wollen, dann sind fünf unterschiedliche Lokomotiven definiert worden. Drei Stück für Reisezüge und je eine für die Gü-terzüge und den Rangierdienst in den grossen Bahnhöfen. So richtig dazu passen sollten auch die bei
den Tessiner Talbahnen eingesetzt Modelle. Diese waren 1972 für den
Gotthard gedacht, aber während der Bauzeit hatten sich die
Dampfmaschinen
so ver-ändert, dass sich ein Nachbau nicht lohnte. Um Geld zu sparen, beschloss das Direktorium,
dass gerade dort, wo man auf Modelle anderer Bahnen zurückgreifen konnte,
auf günstig beschaffte ge-brauchte Maschinen zu setzen ist. Diese konnten
im
Rangierdienst
eingesetzt werden und daher kamen auch so gebrauchte Maschinen zur
Gotthardbahn.
Wegen den finanziellen Problemen, gab es daher gleich zu Beginn ein wildes
Sammelsurium von
Lokomotiven,
die im Betrieb oft schnell wieder verschwanden. Fünf
Lokomotiven
stachen dabei schnell heraus und jede davon verdient es, hier genauer
vorgestellt werden. Neben den vier Modellen für die Strecke, waren auch
zwei kleine
Rangierlokomotiven
vorhanden, die aber zu so grosser Bekanntheit gelangten, dass wir sie
schlicht nicht ignorieren können. Doch nun zur Vorstellung der Baureihe
und damit zu den technischen Merkmalen, die wirklich nicht zu vergleichen
waren.
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