Modernisierung |
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Nach einer Betriebszeit von 20 Jahren standen bei den
Lokomotiven
die ersten grossen
Hauptrevisionen
an. Diese Tatsache wurde dazu genutzt, dass sich die SLM zusammen mit der
Hauptwerkstätte
in Bellinzona Gedanken über eine umfassende Sanierung der missratenen
Maschinen machten. Einerseits kann man sich fragen, warum man so lange
wartete, andererseits eine Sanierung nach 20 Jahren ist kein gutes
Zeugnis.
Ziel der Modernisierung war, die lärmige
Lokomotive
ruhiger zu machen und die miserablen Laufeigenschaften zu verbessern. Man
kann die Idee der beteiligten Stellen durchaus als ein kompletter Umbau
bezeichnen, nur blieb die alte Hülle mit dem veralteten Rahmen erhalten.
Daher war es lediglich eine Modernisierung, die aus dem Bock, eine
funktionierende Lokomotive machen sollte. Man konnte dabei nur viel Glück
wünschen. Im Jahre 1959 wurde in Bern ein Änderungsauftrag beschlossen, der die Lokomotiven mit den Nummern 10 807 bis 10 812 betreffen sollte. Der Grund fand sich darin, dass diese Lokomotiven mieser liefen, als die älteren Modelle mit den Java-Drehgestellen.
Die älteren Maschinen sollten vorerst nicht moderni-siert werden,
da sie mit den nicht mehr benötigten Teilen saniert werden konnten. Eine
Massnahme, die nicht überall auf Zustimmung stiess. Der Kasten und der Rahmen der Lokomotive wurde einer Revision unterzogen. Dabei wurden kleinere An-passungen vorgenommen, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Da bei der Sanderei etwas gespart werden sollte und die inneren Modelle so oder nichts brachten, wurden die Anzahl Luken für die Sandbehälter reduziert.
So konnte der gigantische Verbrauch beim
Quarzsand
etwas gemildert werden. Zumal er nicht den erhofften Erfolg brachte.
Verändert wurde der
Ursprünglich nicht vorgesehen, wurde nun auch auf der Seite des
Heizers
ein
Scheibenwischer
montiert. Das einfache Modell ohne
Antrieb
konnte von Hand bewegt werden. Gefordert wurde dieser vom Personal, denn
bei einem Anwärter, der fahren durfte, sollte der Lokführer kontrollieren,
was dieser macht. Ohne freie Sicht auf die Strecke war das schlicht
unmöglich. So konnte mit der Hand die Sicht zumindest etwas verbessert
werden.
Weitere Anpassungen beim Kasten gab es jedoch nicht mehr. Die
Lokomotive
wurde, wie das bei einer
Revision
R3
üblich ist, jedoch neu gestrichen. Dabei wurden jedoch die gleichen
Farben, wie bei der Ablieferung verwendet. Neuerungen gab es daher kaum.
Einzig die Nummer des
Führerstandes
stand nun bei der
Einstiegstüre
auf einem kleinen Schildchen. Bisher wurde daher an der Lokomotive eine
normale
Hauptrevision
durchgeführt. Ein grundlegender Umbau des Fahrwerkes war schlicht unmöglich. Hier wurden die Rückstell-federn in den Drehgestellen verstärkt, so dass die Führung der vorlaufenden Triebachse verbessert werden sollte.
Der lange Radstand dieser
Lokomotiven
wurde da-her nicht verringert. Aber es sollte in den
Kurven
eine radiale Einstellung der vorlaufenden
Trieb-achse
erfolgen. Man erhoffte sich so ein besseres Verhalten in den engen Radien,
die es am Gotthard gab. Auch wenn die engen Radien ein Problem bei der Abnutzung der Schienen war, gab es viel grössere Probleme zu lösen. Die Baureihe Ae 4/6 kämpfte mit heiss gelaufenen Achslagern und gebrochenen Triebachsen.
Beide Probleme sorgten dafür, dass die Maschine in die
Hauptwerkstätte
musste. So entstanden aber auch betriebliche Probleme, weil der Zug
irgendwo liegen blieb und so die Strecke eventuell blockiert wurde.
Bei den
Achslagern
reichte der Platz schlicht nicht, dass man
Rollenlager
hätte einbauen können. Daher wurden die
Gleitlager
verbessert. An Stelle der
Lager
mit
Lagerschalen
aus
Weissmetall
wurden neue Isothermos-Gleitlager eingebaut. Diese waren in der Lage, auch
bei höheren Temperaturen eine ausreichende
Schmierung
zu ermöglichen. Man erwartete so deutlich weniger Probleme mit den
Achslagern, die nicht mehr warmlaufen sollten.
Dadurch sollte der recht intensive Unterhalt bei dieser Baureihe
verringert werden. Die so umgebauten
Lokomotiven
sollten dank den neuen Rückstellfedern bessere Laufeigenschaften haben.
Die Belastungen auf Torsion bei den
Triebachsen
sollten dadurch auch etwas gemildert werden. Zumindest war das die
Hoffnung der Konstrukteure der SLM und von den verantwortlichen Stellen
bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Aufgegeben wurde jedoch der SLM-Universalantrieb. Diese sehr lauten Antrie-be wurden ausgebaut und deren noch brauchbaren Teile für die Sanierung der anderen damit ausgerüsteten Baureihen verwendet.
Bei den umgebauten Maschinen wurde an deren Stelle ein neuer
BBC-Federantrieb
eingebaut. Dieser hatte sich bei der Baureihe
Re
4/4 sehr gut be-währt. Daher sollte er auch der
Reihe Ae 4/6 helfen, etwas ruhiger zu werden.
Die
Da die
Rollenlager
nicht abgenutzt wurden, sollten die Schlingerbewegungen im
Getriebe
wegfallen. Dadurch stimmte die Teilung und die neuen Getriebe wurde nicht
mehr so schnell abgenützt. Die Erkenntnisse, dass die gerade verzahnten Getriebe grundsätzlich zu einem singenden Geräusch neigten, bescherten den Lokomotiven neue Zahnräder. Es kamen daher schrägverzahnte Getriebe zum Einbau.
Die
Schmierung
der Zahnflanken hatte sich im Lauf der Jahre bewährt und wurde weiterhin
mit einem einfachen Ölbad ausgeführt. So sollten diese
Getriebe
deutlich ruhiger sein, als dies bisher beim
SLM-Universalantrieb
der Fall gewesen war.
Das System der
Druckluft
funktionierte klaglos, daher wurde es beibehalten. Jedoch wurden die
pneumatischen
Bremsen
leicht verändert. Das betraf jedoch nur die
Regulierbremse,
denn die
automatische Bremse
war perfekt gelungen. Neu kam eine
Rangierbremse
zum Einbau. Jedoch blieben die Leitungen der Regulierbremse und die
Speiseleitung
vorhanden, denn diese wurden weiterhin bei der
Vielfachsteuerung
benötigt. Bei der elektrischen Ausrüstung gab es im Traktionskreis nur ein Problem. Das war der bisherige Hauptschalter, der seine Macken hatte. Es wurde ein neueres Modell verwendet. Das
funktionierte besse und war zudem noch etwas leichter, denn wegen dem
neuen Kupfer im
Transformator
waren die Maschinen sehr schwer geworden. Man konnte so auch die
Vorhaltung von Ersatzteilen reduzieren, denn das Modell wurde auch bei
anderen Baureihen verwendet. Aufgegeben wurde die Anzapfung mit 800 Volt für die Zugsheizung. Diese Spannung wurde schlicht nicht mehr benötigt, da im Bestand der Schweiz-erischen Bundesbahnen SBB keine Wagen mehr vorhanden waren, die eine solche Spannung besassen.
Eine Vereinfachung, weil grundsätzlich bei Bahnen mit 15 000
Volt
in den
Fahrleitungen
eine Heizspannung von 1 000 Volt vorgeschrieben wurde. Die Anpassung
betraf daher auch andere Baureihen. Auch auf das Kabel bei den Stossbalken wurde verzichtet, da man neu Hilfs-heizkabel eingeführt hatte. Es blieb nur noch die Steckdose unter dem rechten Puffer.
Auf der
Lokomotive
wurde jedoch kein
Hilfsheizkabel
mitgeführt. Diese waren überall im Netz vorrätig, so dass im Fall, dass
ein solches Kabel benötigt wurde, ein Exemplar schnell zur Stelle war.
Notfalls konnte der Zug zudem ein paar Kilometer ohne
Zugsheizung
fahren.
Bei den
Hilfsbetrieben
gab es nur eine kleine Veränderung, die mit ihnen eigentlich nichts zu tun
hatte. Der
Gleichrichter
zur
Batterieladung
wurde aufgegeben, da er schlicht ungenügend war. Neu kam eine
Umformergruppe
zum Einbau. Diese wurde weiterhin von den Hilfsbetrieben versorgt. Nun war
aber ein Motor mit etwas höherer
Leistung
vorhanden, so dass natürlich auch die Absicherung des
Umformers
leicht verbessert werden musste. Somit gab es auch Anpassungen bei der Steuerung. Diese hingen jedoch nicht mit deren Funktion zusammen, denn diese funk-tionierte ebenfalls sehr gut. Daher war hier keine Anpassung erfolgt, wenn man davon absieht, dass die Beleuchtung nun in jeden Führerstand eingestellt werden musste.
Jedoch wurde eine Veränderung der
Sicherheitssteuerung
nötig, da die Bedienung der
Lokomotive
verändert wurde, war sie nicht mehr ausreichend. Neu verwendete man Bauteile der später abgelieferten Baureihen Ae 6/6 und Re 4/4. Man konnte so auf deren Ersatzteile zurück-greifen. Daher war nun auch eine neue Wachsamkeitskontrolle vorhanden.
Diese sprach erst nach einer längeren
Fahrzeit
an und erzeugte einen anderen Ton. Die Rückstellung konnte dabei jedoch
nicht nur mit dem
Pedal
erfolgen, denn hier war eine Rückstellung mit dem
Steuerkontroller
und den pneumatischen
Bremsen
ebenfalls mög-lich. Verändert wurde auch die Zugsicherung. Diese wurde nun mit einem Summer ergänzt und die Empfänger und Sender verschob man in die Mitte der Lokomotive. Man konnte so auf ein paar Bauteile verzichten.
Jedoch war auch weiterhin keine
Haltauswertung
vorhanden. Das war jedoch kein Problem, da diese zur Zeit der
Modernisierung auch bei den Signalen schlicht noch nicht vorhanden war.
Daher war die Funktion bei der Baureihe Ae 4/6 unverändert geblieben. Nicht funktioniert hatte die Vielfachsteuerung der Lokomotive. Die ungenügenden Kabel und Steckdosen wurden daher im Laufe der Jahre bei immer mehr Maschinen ausgebaut.
Was nicht vorhanden war, konnte man nicht nutzen. Bei der
Modernisierung der Baureihe sollte diese Einrichtung jedoch wieder
eingebaut werden. Der damit verbundene Umbau war wirklich sehr umfangreich
ausgefallen, denn das neue Kabel hatte weniger Adern zur Verfügung.
Die Anzahl der Leitungen wurden reduziert. Dadurch waren einige
Spielereien zwar nicht mehr möglich, aber die Fehlerquellen wurden
reduziert, da nur noch ein Kabel verwendet werden musste. Diese
Spielereien betrafen selbst Rückmeldungen von der ferngesteuerten
Maschine. Die Reihe
Re
4/4 hatte gezeigt, dass man darauf durchaus
verzichten konnte, ohne dass es bei der Bedienung der Maschine zu
grösseren Problemen gekommen wäre. Am Stossbalken montierte man nur noch eine Steck-dose. Diese war für das Kabel vom Typ III ausgelegt worden und befand sich links der Kupplung. Diese Steckdosen waren besser vor eindringendem Wasser geschützt und sie wurde bei den Lokomoti-ven Re 4/4 und bei den Triebwagen BDe 4/4 erfolgreich verwendet.
Daher sollte es auch auf der Baureihe Ae 4/6 damit keine Probleme
geben. So hätte zumindest ein Punkt im
Pflichtenheft
genutzt werden können. Da nur noch ein Kabel benötigt wurde, konnten die Störungen und Beeinflussungen durch Magnetfelder eliminiert werden. Die Vielfachsteuerung sollte so endlich funktio-nieren, denn schliesslich funktionierten die Re 4/4 mit einer ähnlichen Einrichtung.
Eine Kombination der Reihe Ae 4/6 mit anderen Modellen war jedoch
immer noch nicht vorgesehen, denn dazu hätte auch die Steuerung des
Stufen-schalters
verändert werden müssen. Gänzlich verändert wurde die Bedienung. Dabei kam neu ein Führerpult mit geneigter Oberfläche zum Einbau. Das ermöglichte auf der Lokomotive eine sitzende Bedienung.
Dazu wurde ein einfacher Sitz eingebaut, der es dem
Lokomotivpersonal
ermöglichte die Maschine sitzend, aber auch stehend zu bedienen. Da nun
aber kein Durchgang mehr möglich war, wurde die Türe verschlossen, was
jedoch auch bei anderen Baureihen der Fall war.
Die
elektrische
Bremse wurde nun mit dem
Für die Rangierbremse baute man ein entsprechendes Ventil ein. Auch die Bedienung der automatischen Bremse wurde verändert. Das Führerbremsventil Knorr C wurde durch ein Modell der Firma Oerlikon ersetzt.
Das
Bremsventil
vom Typ
FV4a
war etwas bedienerfreundlicher und war bei den neuen
Lokomotiven
bereits eingebaut worden. Zudem waren die gemachten Erfahrungen damit sehr
gut und es war eine Vereinheitlichung der Bedienung möglich. Als erste Lokomotive wurde die Nummer 10 812 umgebaut. Doch bereits bei der Probefahrt musste man konsterniert feststellen, dass der höllische Lärm zwar gänzlich eliminiert wurde, aber die Triebachsen immer noch heiss liefen.
Die neuen
Gleitlager
verhinderten zwar schlimmeres, aber der er-hoffte Erfolg war damit nicht
vorhanden. Noch nicht erkannt hatte man, dass die
Achsen
weiterhin auf Torsion beansprucht wurden. Erst mit der zweiten umgebauten Lokomotive konnte die neue Vielfachsteuerung getestet werden. Diese funktionierte zwar, nur hatte man länger damit zu kämpfen.
Auch in Zukunft sollte daher die
Vielfachsteuerung
ein Sorgenkind bleiben. Im Gegenteil, es wurde noch schlimmer, denn nun
musste man zusehen, dass die Maschinen richtig standen und dass das
richtige Kabel verwendet wurde. Wer das nicht beherzigte, hatte verloren.
Auf einen weiteren Umbau der restlichen
Lokomotiven
wurde verzichtet. Es blieb daher bei diesen sechs Maschinen. Da nun die
Auslieferung weiterer Lokomotiven der Baureihe
Ae 6/6
eingesetzt hatte, wurden die älteren Maschinen und so auch die Reihe Ae
4/6 aus dem hochwertigen Verkehr verdrängt. Das
Lokomotivpersonal
konnte mit Glück eine ruhige Lokomotive erhalten und mit Pech auf ein
altes Modell mit dem höllischen Lärm geraten.
Die
Hauptwerkstätte
Bellinzona versuchte in den noch verbliebenen Jahren, die
Getriebe
der nicht umgebauten Maschinen so gut im Schuss zu halten, dass der Lärm
erträglich war. Von einem angenehmen Arbeitsplatz war das
Lokomotivpersonal
jedoch weit entfernt. Die Behinderungen aus der Zeit des Baus, konnten
somit auch mit der Modernisierung nicht eliminiert werden. Die Baureihe Ae
4/6 verkam so zu einem regelrechten
Versuchsträger.
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